Damengambit

Frau kann Schach!


Der Schachboom nach dem Netflix-Hit ist weiter ungebrochen. Am 20. Mai gibt’s jetzt mit „Damengambit“ einen Tag Schach vom Feinsten – nicht nur für Frauen. Mit dabei: „Frau Schach“, ein Schachklub exklusiv für Frauen in Wien und der einzige seiner Art in Österreich, ­womöglich sogar in ganz Europa.
Text: Dagmar Jenner / Fotos: SK Ottakring / Gerhard Peyrer, Netflix


Die Geschichte der Elizabeth „Beth“ Harmon, die in den Fifties als Waise beim Hausmeister das Schachspielen lernt und nach einigen drogenbedingten Rückfällen erste Weltmeisterin wird, begeisterte nicht nur die Netflix-Gemeinde. Anya Taylor-Joy wurde mit dieser Rolle zum Weltstar und zur Grammy-Gewinnerin. Das Geheimnis dieser US-Produktion: Nicht zuletzt durch das stylische Bühnenbild und die wunderbaren Kostüme von Anya Taylor-Joy war Schach plötzlich Lifestyle und mondän. Und obwohl Schach heute vor allem im Netz gespielt wird, waren Schachbretter weltweit ausverkauft. Interessant dabei ist aber auch, dass die in der Serie gezeigten Schachpartien allesamt echt sind – als Berater diente niemand Geringerer als der ehemalige Weltmeister Garri Kasparow. Die Produktion nahm Schach einfach ernst und entfachte einen Trend, der noch immer anhält. Am 20. Mai können Schachfans ihrer Leidenschaft fröhnen – und zwar ab 14 Uhr im „Dom“ zwischen Burgtheater und Café Landtmann, wo es ein moderiertes Programm bis in den Abend geben wird (siehe Kasten).

Frau schach
Mit dabei sein wird die von Karoline Spalt gegründete Gruppe „Frau Schach“. Die ambitionierte Hobby- und mittlerweile auch Turnierspielerin fand bereits 2013, dass es zu wenige Angebote für schachspielende Frauen gibt. Anfangs war die Herbergssuche für den Frauenschach­abend schwierig, aber mittlerweile haben die Schachdamen im Café Schopenhauer im 18. Bezirk in Wien eine wunderbare Heimat gefunden. Es gilt das Damensaunaprinzip: Die Schachfrauen haben nichts gegen Männer (und spielen außerhalb unserer Klubabende oft mit ihnen), aber diese Abende gehören allein den Frauen. So banal es auch klingen mag: Wo Frauen sind, gesellen sich Frauen gerne dazu. Das erklärt vielleicht teilweise, warum Schachvereine bis heute überwiegend männlich sind.

Ein Frauenschachabend im Café Schopenhauer mit zwei ehemaligen ­Staatsmeisterinnen: Maria Horvath (links vorne) und Veronika Exler (dahinter).

Entspannt und freundlich
Gespielt wird in entspannter Atmosphäre, wobei Frauen jedes Spielniveaus willkommen sind, von der Anfängerin bis zur starken Turnierspielerin. ­Mitspielzwang besteht keiner, auch zuschauen ist erlaubt. „Frau Schach“ ist nicht als Verein organisiert, sondern als lose Interessengemeinschaft. Deshalb gibt es keinen Mitgliedsbeitrag und eine Anmeldung zum Frauenschachabend ist auch nicht notwendig. Zu den Abenden kommen regelmäßig rund 15 Teilnehmerinnen, wobei insgesamt um die 50 Frauen auf dem Verteiler stehen. Darüber hinaus ist „Frau Schach“ multikulti und altersmäßig bunt gemischt, von der Studentin bis hin zur alles andere als ruhenden Pensionistin. Für die entsprechende Außenwirkung sorgt eine ansprechende Webseite, gestaltet von Schachfrau Kineke Mulder: www.frau-schach.at. Darüber hinaus gibt es eine eigene Facebook-Seite, die regelmäßig zum Austausch verwendet wird.
Ohne falsche Bescheidenheit lässt sich sagen: „Frau Schach“ funktioniert und ist gekommen, um zu bleiben. Besonders schön wäre es für Karoline Spalt, wenn das Konzept auch in anderen Bundesländern umgesetzt würde. Mittlerweile weiß „Frau Schach“, was bei Schachfrauen besonders gut ankommt: An erster Stelle steht ein ansprechender Rahmen mit schönem Ambiente. Deshalb sind Zusatzveranstaltungen, die Schach mit Kunst und Kultur verbinden, besonders beliebt. Etwa eine Simultanpartie gegen Veronika Exler im Rahmen der „Man Ray“-Ausstellung im Kunstforum Wien auf der Freyung. Diese Veranstaltung war nicht exklusiv für Frauen konzipiert und dennoch haben sich sechs Frauen und vier Männer getraut, gegen Veronika anzutreten – ein durchaus rekordverdächtiger Frauenanteil. 


Damengambit
Eine Schachveranstaltung im Zeichen der Damen in einer sensationellen Location in einem Wald im Zelt neben dem Burgtheater:
Freies Schach / Simultan-Schach mit Regina Theissl-Pokorna / Blitzschachturniere / Simultan-Schach mit der aktuellen Staatsmeisterin Veronika Exler, mit der vorgegebenen Eröffnung „Damengambit“. Mit dabei auch Herausgeberin Uschi Pöttler-Fellner.

  1. Mai, 14:00–22:00 Uhr
    Live gestreamt! Nähere Infos folgen unter
    www.vormagazin.at

TV-Premiere

Pelinka mit Hirn – Dr. Peter Stippl


Anlässlich des 100. Geburtstags von Psychotherapeut Erwin Ringel befassen sich die Philosophin Lisz Hirn und der Journalist Peter Pelinka mit der österreichischen Seele. Die Corona-Pandemie hat 2020 die größte gesundheits-, wirtschafts- und gesellschaftspolitische Krise seit 1945 hervorgerufen. Das ganze psychosoziale Leben ist von der Krise betroffen. Nun gilt es zu klären, wie wir Österreich zukunftsfit machen können.


„Die Emotionen der Menschen reichen von Verzweiflung bis Hoffnung. Wir wollen breit denken, durch alle gesellschaftlichen Bereiche hindurch Lehren ziehen und an optimistische Perspektiven für ‚danach‘ denken. Viele psychosoziale und wirtschaftliche Folgen werden erst jetzt verstärkt zum Tragen kommen“, betont Peter Pelinka, Historiker, Journalist und Politikwissenschaftler. In der neuen Talk-Reihe „Pelinka mit Hirn“ diskutiert er zusammen mit Philosophin und Autorin Lisz Hirn, sowie ausgewählten Gästen, im Sigmund Freud Museum über aktuelle psychosoziale Themen wie Gesundheitsversorgung, psychische Erkrankungen und Auswirkungen der Coronakrise.

„Die Dauerbelastung durch die Corona-Krise lässt die psychischen Auswirkungen auf die ‚Österreichische Seele‘ alarmierend steigen. Und vergrößert die Gefahr eines Zerbrechens jenes Minimalkonsenses, welcher unerlässlich ist für die Bewältigung der künftigen Aufgaben, die ‚nach‘ der Krise noch größer sein werden als sie es schon vor 2020/2021 waren“, erklärt Peter Pelinka.

In Gedenken an den „Psychiater der Nation“ Erwin Ringel
Zum Sendungsstart am 27. April 2021 wird Dr. Peter Stippl, Präsident des Österreichischen Bundesverbands für Psychotherapie, zu Gast sein. „Der 100. Geburtstag von Erwin Ringl ist als Datum unserer Erstausstrahlung bewusst gewählt. Denn für mich sind die zentral zu klärenden Fragen, rund um die Probleme der Corona-Pandemie, wie können wir die unangenehmen Folgen abfedern? Und wie kommen wir möglichst schnell wieder zu einer guten Lebensqualität zurück?“, erläutert Lisz Hirn.

Professor Erwin Ringel, der „Psychiater der Nation“, war ein mitreißender Redner und ein enthusiastischer Menschenfreund. Wenn er über die Bedeutung eines wertschätzenden Umgangs mit Kindern sprach, füllte er Säle und Auditorien – auch seine Medienauftritte waren Quotengaranten. Am 27. April 2021 wäre der Autor des Bestsellers „Die österreichische Seele“, 100 Jahre alt geworden. Als Zeichen der Wertschätzung wird das 30-minütige Format „Pelinka mit Hirn“ Dienstagabend um 20.00 Uhr auf W24 und w24.at erstausgestrahlt. „Wir werden mit Fachleuten und ExpertInnen darüber sprechen, was die Pandemie mit der Psyche der Menschen macht und wie wir der wachsenden Verzweiflung, aber auch der Aggression, entgegen wirken können“, kündigt Peter Pelinka für seine neue Talk-Reihe an.

„Seinerzeit landete der verstorbene Psychiater mit den österreichischen ‚Abgründen‘ einen Bestseller. Doch hat sich was geändert? Wie ‚gesund‘ ist Österreich? Nach zwanzig Seiten wird klar, wie wenig das Buch an Aktualität eingebüßt hat. Österreich tickt anders. Ringels Diagnose sitzt: ‚Aber gerade aus Liebe zu diesem Land müssen wir uns der Wirklichkeit stellen.‘ Mit dieser Sendung versuchen wir einen Teil dazu beizutragen“,  erklärt Lisz Hirn.

„Die Pandemie hat uns alle getroffen. Auch im Fernsehen erzählen wir seit über einem Jahr andere Geschichten als noch davor. Mit diesem neuen Format können wir nicht nur wie bisher individuelle Schicksale, sondern auch strukturelle Möglichkeiten und Chancen für die Zukunft der WienerInnen aufzeigen“, so W24-Geschäftsführer Marcin Kotlowski über die neue Talk-Reihe.

„Wir brauchen das offene und tabulose Gespräch über psychische Gesundheit, damit wir das Stigma rund um psychosoziale Probleme und die dafür benötigte Versorgung aufbrechen. Nur so können wir zukunftsgerichtet eine übergreifende und multiprofessionelle Versorgung für alle sicherstellen“, betont Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien.

„Ob psychische Belastung oder psychische Erkrankung – durch die Coronakrise ist das Thema in aller Munde. Doch was genau steckt dahinter, was können wir für unsere eigene Gesundheit tun und was brauchen wir als Gesellschaft, um die Krise gut zu bewältigen? All diese Fragen müssen vielseitig diskutiert werden. Deshalb ist ein solches Format im Fernsehen nur zu begr üßen“, so Georg Psota, Chefarzt der Psychosozialen Dienste in Wien.


Parsifal

Gefangen im eigenen Ich


Das Streben nach Freiheit. Die multimediale Neuproduktion von Parsifal an der Wiener Staatsoper mit Jonas Kaufmann und Elīna Garanča hat in herausfordernden Zeiten wie diesen besondere Symbolkraft.
Text: Ursula Scheidl / Fotos: Wiener Staatsoper – Michael Pöhn


Nach diesem Parsifal habe ich Mühe einzuschlafen, zu viele Bilder schwirren mir im Kopf herum. Da ist vor allem dieser Albino, der frappant an Blade Runner erinnert, und dem der junge Parsifal mit einer Rasierklinge im Duschraum die Gurgel durchschneidet. Der Schwan ist also tot, aber später in der Oper tauchen diese Szenen wieder auf, genau so wie schwarz-weiß Videos parallel zum Bühnengeschehen mit offenbar russischen Gefangenen mit wilden Tätowierungen, die mit der mystischen Parsifal-Symbolik zu tun haben: mit dem Kelch, dem Speer, dem Kreuz, alles in Großaufnahme auf der riesigen Videowall. Der Schauspieler Nikolay Sidorenko wandert als junger Parsifal stumm bei Eiseskälte durch Wälder und eine Beton-Ruine. Jonas Kaufmann verleiht ihm als gereifte Version auf der Bühne die Stimme. Beide stehen Aug’ in Auge dem andern, fremd gewordenen oder plötzlich wieder ganz nah rückenden Ich gegenüber. Das Filmmaterial entstand im letzten Dezember rund um Moskau: Das Sonnenlicht fiel „durch die Löcher in den zerstörten Wänden herein. Ein in seiner Schönheit magischer und irrealer Moment,“ so Starregisseur Kirill Serebrennikov, der erstmals an der Wiener Staatsoper inszeniert.

Als Parsifal ist Jonas Kaufmann zu erleben, an seiner Seite die stimmgewaltige Elīna Garanča, die als Kundry ihr lange erwartetes internationales Rollendebüt gibt, sensibel und voller Leidenschaft.

Projekt mit Hindernissen
Dieser Parsifal war ein Projekt, das über mehrere Jahre unter schwersten Bedingungen verwirklicht werden musste. Kirill Serebrennikov verantwortet nicht nur die Inszenierung, sondern gestaltete auch das Bühnenbild und die Kostüme. Da er nach seiner Verurteilung das Land noch immer nicht verlassen darf, leitete er die Proben live per Videoschaltung von seiner Moskauer Wohnung aus. Dazu musste das Ensemble täglich Corona-Tests absolvieren und Masken tragen. Dennoch waren alle Beteiligten froh, dass die Produktion verwirklicht werden konnte, wenn auch ohne Publikum, nur für die Kameras. So kommen wir in den Genuss, eines der größten Werke der Opernliteratur mit einer Hundertschaft an Sängern und dem größten Orchesterapparat genießen zu dürfen.

Elīna Garanča als Kundry.

Erinnerungsraum mit Widersprüchen
Die neue Eigenproduktion des in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstandenen Bühnenweihfestspiel ist in vielerlei Hinsicht irritierend, spektakulär und einfach zugleich, wenn man sich darauf einlässt. Sie bringt uns zum Nachdenken über unser eigenes Leben, gerade in Corona-Zeiten. Gleich zu Beginn während des Vorspiels blickt uns ein übergroßes Foto von Jonas Kaufmann als Parsifal an, Stück für Stück wird näher hineingezoomt, bis nur noch die Augen zu sehen sind. Wenn sich der Vorhang hebt sehen wir in ein trostloses Gefängnis, die Haftanstalt Monsalvat, in der Mitte ein Platz, wo die Gralsritter raufen, Hantel heben und sich ihr Essen holen. Sie haben sich in ihrer Welt der Rituale selbst eingesperrt. Die Geschichte wird als Rückschau erzählt, in den ersten beiden Akten wird Jonas Kaufmann als geläuterter Parsifal mit seinem früheren Ich, verkörpert durch einen stummen Schauspieler, konfrontiert. Er entdeckt Verdrängtes und versucht seine Erinnerung zu steuern, und  bestimmte Erfahrungen zu beschönigen. Kundry, großartig und sinnlich interpretiert von Elīna Garanča, kommt als Journalistin im beigen Trenchcoat ins Gefängnis, um eine Reportage zu machen. Im 2.Akt tummeln sich im Redaktionsbüro, das von Klingsor als schmieriger Medienmogul geleitet wird (sehr überzeugend dargestellt von Wolfgang Koch), Selfie-verliebte Blumenmädchen. Elīna Garanča verführt als gefühlskalte Business-Frau, die an Anna Wintour erinnert, den unschuldigen Toren. Sie meistert ihr Rollendebut nicht nur stimmlich, sondern auch schauspielerisch herausragend. Die zerfahrene Bettlerin, jeglicher Illusionen beraubt, im letzten Akt rührt zu Tränen. „Kundry ist voller Widersprüche, magisch und nicht einfach zu verstehen. Sie fühlt, dass sie schlechte Dinge getan hat und versucht, alles wiedergutzumachen“, so Elīna Garanča über ihre Rolle.

Jonas Kaufmann in der Titelrolle hat stimmlich keine Mühe, mitunter wirkt er etwas verloren auf der ihm zugedachten Position abseits der Hauptbühne, die ersten zwei Aktesingt singt er meist an der Rampe. Georg Zeppenfeld als Gurnemanz ist der Anführer der Häftlingsbruderschaft, der ihnen mit seinem wortdeutlichen, klangschönen Bass, mit viel Gefühl von Amfortas’ Schicksal berichtet.

Der französische Bariton Ludovic Tézier überzeugt zu 100 Prozent in seinem Rollendebut als Amfortas, auf das er sich unendlich gefreut hat:“Es ist wie ein schöner Traum und war eine unglaubliche Erfahrung.“ Berührend und stimmig die Szene, in der er versucht, sich die Pulsadern aufzuschneiden, um seinem Leiden ein Ende zu setzen.

Chefdirigent Philippe Jordan geleitet den Chor zu vokalen Höchstleistungen und erzeugt mit dem Staatsopernorchester sowohl die gewünschte Dramatik als auch die feinen Zwischentöne.

Fazit: Die Bilderflut entfacht wuchtige Emotionen, aber nach einiger Zeit lenken die vielen Bilder auch ab, von der sängerischen, und auch von der schauspielerischen Leistung der exzellenten Besetzung. Trotzdem die Bilderwelten und der feinfühlige und gleichzeitig dramatische Klang des Orchesters lassen mich nicht mehr los.

Die Oper kommt ins Wohnzimmer
Streaming kann niemals den Live-Charakter mit dem Publikum, mit den Menschen ersetzen. Aber virtuelle Angebote dienen dazu, dass der Kontakt mit Kultur nicht ganz verloren geht. Danke Direktor Dr. Bogdan Roščić! Bravo an das gesamte Ensemble.

Die Gesamtaufzeichnung der Premierenproduktion ist europaweit auf ARTE Concert kostenlos verfügbar und dort bis mindestens Mitte Mai abrufbar.
Zur Aufzeichnung geht es >hier<.


Teresas Projekte

Teresas Projekte


Der neue Roman„Teresa hört auf“ von Silvia Pistotnig schildert die verstörenden Beziehung einer jungen Frau zu ihrem Körper. Die Autorin ist am 21. Mai beim Festival Rund um die Burg dabei.
Foto: Stefan Diesner / Text: Helmut Schneider


Eigentlich führt die Angestellte einer Agentur für Maturareisen in Wien ein komfortables Leben. Die coole Wohnung haben ihr die Eltern geschenkt, es gibt keine materiellen Sorgen und Beziehungen sind sowieso nicht ihr Ding. Wäre da nicht ihr fehlendes Vermögen, ihren Körper als Ganzes wahrzunehmen. Teresa kann nur immer Teile von sich selbst erkennen, die sie dann – durchaus talentiert – zu zeichnen versucht. Um sich zu spüren, startet sie nacheinander einige „Projekte“. So wäscht sie sich etwa monatelang nicht, versucht nicht zu schlafen, macht die Nächte durch und probiert es – nur kurz und erfolglos – mit Sex. Mitten in ihrem „Bulimie-Projekt“ lernt sie die kugelrunde Esssüchtige Nicole kennen, die ihr wie ein Luftballon entgegenschwebt und mit der sie schon bald ihre Fressorgien abhält. Nur dass Teresa ihr Essen danach im Klo wieder auskotzt, Nicole aber nicht. Was fasziniert Teresa an dieser Nicole, die anscheinend aus einer anderen sozialen Schicht stammt, geschieden ist und bereits einen erwachsenen Sohn hat? Davon handelt der Roman „Teresa hört auf“ der in Wien lebenden geborenen Kärntnerin Silvia Pistotnig.

„Der Roman hat sich aus einer Kurzgeschichte entwickelt“, erzählt sie im Gespräch, „aber Teresa und Nicole waren schon am Beginn da.“ Mit Teresa ist ihr eine Figur gelungen, die vielleicht schon mit einem Fuß in der Psychiatrie steht, die aber anfangs noch voll integriert scheint in der Konsumwelt und im aufreibenden Job in der Agentur. Für Christian, den Chef und der einzige im Laden ohne Matura, ist sie seine wichtigste Angestellte, die, die alles checkt: „Du bist eine Geheimwaffe“, flüstert er ihr zu. Aber unter der Oberfläche der jungen Karrierefrau brodelt es bereits gewaltig – die Banalität ihrer Mitmenschen ekelt sie an, im Shop findet sie Spaß daran, laut vor der Verkäuferin zu rülpsen und stellt nur lakonisch fest: „Das schlechte Karma, das bin ich.“ Wie die Obsession mit der dicken aber weit weniger oberflächlichen als anfangs vermuteten Nicole ausgeht, sei hier nicht verraten – aber es wird noch sehr turbulent. Und am Ende liefert uns die Autorin auch noch einen fulminanten Höhepunkt.

Bei RUND UM DIE BURG wird Silvia Pistotnig am 21. Mai um 15.30 Uhr aus „Teresa hört auf“ lesen.


„Teresa hört auf“ von Silvia Pistotnig
ca. 240 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, Fadenheftung, Leseband
Preis: € 23.00
ISBN 978-3-903184-68-8

Nachhaltig Wien

Die neue Nachhaltigkeits-Plattform für Wien


Die redaktionelle Plattform Nachhaltig Wien unter der Leitung der Sozialforscherin, Autorin und Journalistin Ingrid Luttenberger zeigt unzählige Tipps, Inspirationen und Projekte, von denen wir alle profitieren.


„Mit der neuen Nachhaltigkeits-Plattform www.nachhaltig-wien.at wollen wir animieren, inspirieren und einen zusätzlichen Beitrag für ein gutes und nachhaltiges Leben in Wien leisten“, so Ingrid Luttenberger, die die neue Plattform leitet. Ausgewählt werden die präsentierten Beiträge ausschließlich danach, ob sie Nutzen stiften: für jede und jeden Einzelnen, für unseren Umwelt und die Gemeinschaft, in der wir leben.

Das echo medienhaus engagieren sich mit dieser Plattform auch als Danke dafür, dass wir in einer Stadt wie Wien leben und arbeiten dürfen. Was wir zu sozialer, ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit beitragen können, wollen wir mit diesem Projekt gerne tun.

Einfach reinschauen, sich inspirieren lassen und erleben, wie viele Vorteile ein nachhaltiger Lebensstil bringen kann: www.nachhaltig-wien.at


Landesausstellung

Die STEIERMARK SCHAU


Eine umfassende Selbstreflexion der Steiermark kann vom 10. April bis 31. Oktober an vier Standorten besucht werden. Zu sehen in Graz und in einem mobilen Pavillon.
Fotos: steiermarkschau.at, steiermark.at/Streibl, KADADESIGN


Zu einer Auseinandersetzung mit dem „Steirischen“ lädt die STEIERMARK SCHAU heuer ins Museum für Geschichte, in das Volkskundemuseum und das Kunsthaus in Graz ein. Inhaltlich wird ein Bogen gespannt, der weit in die Vergangenheit des Landes zurück und bis in die Zukunft reicht. In der Ausstellung im Museum der Geschichte erkunden die Besucherinnen und Besucher verschiedene Regionen anhand von Beispielen wie den mittelalterlichen Höhenburgen, mittelalterlichen Klöstern oder der Residenzstadt Graz um 1600. Und unter dem Titel „wie es ist“ unternimmt das Volkskundemuseum eine Vermessung der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation und der Zukunft des Landes.

MULTIMEDIA
Die STEIERMARK SCHAU im Kunsthaus Graz dehnt sich von den Räumen des Kunsthauses ins Internet aus und verschränkt dabei den physischen mit dem virtuellen Raum. Der 800 m2 große mobile Pavillon ist noch bis zum 18. April auf dem Heldenplatz in Wien aufgestellt – der prominente Standort korrespondiert mit der steirischen Präsidentschaft im Bundesrat im ersten Halbjahr 2021. Ein physischer Besuch des ab 17 Uhr in Grün (Farbe der Steiermark) beleuchteten Pavillons ist aufgrund der aktuellen COVID-Richtlinien leider nicht möglich. Auf www.mobilerpavillon.at kann man jedoch Eindrücke der großen Konstruktion des Ausstellungspavillons der STEIERMARK SCHAU sowie der Inhalte der Ausstellung „wer wir sind“ gewinnen. Anschließend tourt der Pavillon durch die Steiermark und wird in Hartberg, Spielberg, Schladming und Bad Radkersburg bei freiem Eintritt zu besuchen sein. Eine Video-Rauminstallation wird eine Gegenwartsanalyse zur Steiermark ausschließlich in bewegten Bildern zeigen. Dabei versteht sich der Pavillon als Plädoyer für die Kunst.

Nähere Informationen zum mobilen Pavillon, zur Ausstellung sowie den weiteren Standorten finden Sie unter: www.steiermarkschau.at/ausstellungen/mobiler-pavillon

STEIERMARK SCHAU
Museum für Geschichte: was war. Historische Räume und Landschaften

Volkskundemuseum: wie es ist. Welten – Wandel – Perspektiven

Kunsthaus Graz: was sein wird. Von der Zukunft zu den Zukünften

Mobiler Pavillon: wer wir sind. Kunst – Vielfalt – Landschaft

steiermarkschau.at


Nachruf

Aufklärer & Modernisierer


Hugo Portisch ist am. 1. April im Alter von 94 Jahren verstorben. Der Journalist prägte wie kaum ein anderer das mediale Geschehen im Österreich der Nachkriegszeit und der Zweiten Republik. Als Aufklärer trug er einen wesentlichen Beitrag zur Internationalisierung und Modernisierung des Landes bei. Auch für die Schaffung einer österreichischen Identität.
Foto: Ludwig Schedl


Geboren am 1927 in Bratislava, floh er in den letzten Kriegswochen nach Österreich und begann dort seine berufliche Laufbahn als Journalist Ende der 1940er Jahre. 1954 kam er zum „Kurier“, dessen Chefredakteur er 1958 wurde. Mit zahlreichen Reportagen aus aller Welt erweiterte er den Horizont seiner Leser, Zuhörer und Zuseher. In den 1960er Jahren startete er als Chefkommentator beim ORF. Generationen wuchsen mit den von ihm gestalteten Serien „Österreich I“ und „Österreich II“ auf. Epochale Ereignisse wie die Mondlandung begleitete er ebenfalls. Dabei war Portisch immer seinen journalistischen Prinzipien verpflichtet und stets unabhängig.

Im Rahmen des Lesefestivals „Rund um die Burg“ las er im Vorjahr aus seiner 2015 erschienenen Autobiografie „Aufregend war es immer“:


Himmelsleiter

Billi Thanner, Himmelsleiter, 2021, Installation für den Stephansdom (außen), Aluminium, goldgelb lackiert, 36 Meter, 33 Sprossen, Foto Jenni Koller, © Bildrecht Wien, 2021

Symbol der Hoffnung


In der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag 2021 erstrahlt Billi Thanners Himmelsleiter erstmals mit 33 Sprossen neongoldleuchtend an der Spitze des Südturms des Wiener Stephansdoms als Symbol der Hoffnung.


In der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag, vor Beginn der Osternacht, erstrahlt Billi Thanners Himmelsleiter erstmals mit 33 Sprossen neongoldleuchtend an der Spitze des Südturms des Wiener Stephansdoms als Symbol der Hoffnung. In der Performance Die 33 Tugenden, die am Mittwochabend vor der Segnung der Himmelsleiter durch Dompfarrer Toni Faber im Stephansdom in Anwesenheiten der Medienöffentlichkeit stattfand, veranschaulichte die Wiener Künstlerin die Idee der Himmelsleiter.

Billi Thanner, Die 33 Tugenden, 2021, Performance im Stephansdom begleitend zur Installation Himmelsleiter, Foto Jenni Koller, © Bildrecht Wien, 2021

HIMMELSLEITER
Die Himmelsleiter, die die Wiener Künstlerin für das bevorstehende Osterfest konzipiert hat, besteht aus einer Neonleiter, die im Inneren des Stephansdoms, bei der Taufkapelle beginnt, das Gewölbe durchstößt und dann bis auf die Spitze des Südturms beginnend bei einer Höhe von 90 Meter bis auf eine Höhe von 136 Meter führt. Die Installation, die besteht aus zwei Teilen – eine im Inneren des Stephansdom – 18 Meter hoch mit 21 Sprossen –und eine weitere an der Südspitze des Südturms – 36 Meter hoch mit 33 Sprossen – . Beide Leitern sind aus Aluminium und Neon gefertigt und goldgelb lackiert. Um den Verhältnissen – Wind und Regen – standhalten zu können, denen die auf der Turmspitze montierte Leiter immer wieder ausgesetzt sein wird, hat Billi Thanner die Leiter so konstruiert, dass sich beiden Holme nach oben hin fortlaufend verjüngen. In der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag wird die Himmelsleiter vor dem Beginn der Osternachtfeier im Stephansdom (21 Uhr) feierlich zum ersten Mal erleuchtet. Erstrahlen wird die Himmelsleiter dann neongoldleuchtend in den Wiener Nächten bis 31. Mai 2021.

DIE 33 TUGENDEN
Mit der Performance Die 33 Tugenden veranschaulicht Billi Thanner die Idee der Himmelsleiter. Jede der 33 Sprossen, jener Leiter, die sich an der Spitze des Südturms befindet, steht für eine der 33 Tugenden, die Billi Thanner ausgewählt hat und welche für sie den Leitfaden für unser menschliches Zusammenleben darstellen. Gemeinsam mit 32 TänzerInnen verdeutlicht Billi Thanner unter der choreografischen Leitung von Nadja Puttner, die von ihr ausgewählten Tugenden. Jede Tugend wird performativ von einer Tänzerin oder einem Tänzer gestaltet. Die Künstlerin selbst verkörpert die Tugend Freiheit. „Freiheit, ist für mich Ausdruck und Mittel der individuellen Selbstverwirklichung und das einzige jedem Menschen angeborene Recht, aus dem andere Urrechte allenfalls folgen, ohne ihr darum doch gleichgestellt zu sein. Die Performance ‚Die 33 Tugenden“ verdeutlicht was ‚Freiheit’ bedeutet und wie stark andere Tugenden wie z.B. ‚Mut’, ‚Zielstrebigkeit’, ‚Tapferkeit’, ‚Gerechtigkeit’ und ‚Respekt’ damit zusammen hängen. Wenn wir uns der ‚Freiheit’ bewusst sind, was auch voraussetzt ‚Selbstsein-Können’, auch gegenüber ‚dem anderen Selbstsein’, erkennen wir, dass nur mit „Kollektiver Standhaftigkeit“ – dem kollektiven Zusammenhalt – der Einzelne in der Gemeinschaft existieren kann und von ihr getragen wird. Es sind nicht die einzelnen Tugenden, die beliebig zu etwas führen, was unserem Begriff von Moral gerecht wird, sondern möglicherweise die Gesamtheit aller.“ Billi Thanner BILLI THANNER: ANLEITUNG ZUR PERFORMANCE Die Achtsamkeit begleitet von Anstand, getrieben von Ausdauer. Sich selbst raus-nehmen zeigt Bescheidenheit. Meine Dankbarkeit mit bringe ich mit dieser Performance zum Ausdruck. Diskretion sowie Disziplin machen es möglich. Getanzt wird heute durch alle diese Tugenden, weil viel Fleiß dahinter steckt. Und mit Ehrlichkeit, Freundlichkeit, Geduld, Gerechtigkeit, Gutherzigkeit und Großzügigkeit erleben wir die Hingabe.


Die Security

Zwei Gesichter


Die Security-Mitarbeiter in den Clubs können momentan nicht in ihrem Job arbeiten. Der Fotograf Meinrad Hofer hat sie jetzt in zwei Situationen abgelichtet – privat und im Einsatz.
Fotos: Meinrad Hofer


Die Ausstellung „in security“ von Meinrad Hofer ist im öffentlichen Bereich beim Filmquartier Wien, 5, Schönbrunner Straße 31, bis Mai zu sehen. Die Porträtstudie von Securities bringt zwei Gesichter zutage: das autoritäre, das dem Berufsbild entspricht, und ein privates, das die Person hinter der Arbeitsmaske zeigt. Sie sind Securities, oder – auf gut wienerisch: Türlsteher.

Anders als man erwarten würde, hat Meinrad Hofer jedoch die offensichtliche Ordnung umgedreht und sie gebeten, im neutralen Fotostudio ihren Beruf regelrecht zu verkörpern und dann auf der Location sozusagen privat zu posieren. Die Idee kam den 1977 in Graz geborenen Fotografen, der eine Zeitlang auch in New York lebte und schon Persönlichkeiten wie den Dalai Lama oder John Malkovic vor der Linse hatte, als er im Zuge eines Auftrags den Inhaber einer Security-Firma kennenlernte. Momentan arbeiten übrigens viele Security-Mitarbeiter in den Wiener Teststraßen.


Details
Wo: Filmquartier Wien, 5, Schönbrunner Straße 31, 1050 Wien

Wann: 8.3. – 8.5.2021

Musiktipps

Otto Brusatti empfiehlt


Ein Musiktipp von Radiomoderator Otto Brusatti. Entdecke Beethovens Symphonien in einer neuen Aufnahme, gespielt von William Steinberg mit dem Pittsburgh Symphony Orchestra.
Foto: Ludwig Schedl


Beethoven noch immer. Diesmal schon 1964–66 aufgenommen. William Steinberg vermittelt wie wenige ein Mix-up aus deutscher Tradition und amerikanischer Lässigkeit. Er, der in Prag noch als Zemlinsky-Nachfolger und in Frankfurt Opernchef gewesen, als Flüchtling das Israel Philharmonic Orchestra mitbegründet hatte, als Assistent von Toscanini arbeitete und dann mit Reiner, Klemperer oder Monteux Amerikas Classic-Musikleben prägte, bringt den Titanen sozusagen locker, gelöst, weitgehend pathosbefreit rüber. Beethoven zum Anhören und für neu zu entdeckende Details (und nicht zum Fürchten).

Das Orchester – zugegeben – spielt engagiert und flott. Sozusagen: Es ist alles da. Nach mehr als einem halben Jahrhundert muss man sagen: Spieltechnisch liegen zwischen damals und heutigen Prominenz-Produktionen doch Welten. Aber Beethovens Zweite, Sechste oder Achte mit Steinberg – durchaus auch so empfehlenswert.