Das Jüdische Museum Wien, ein Museum der Wien Holding, zeigt bis 29. September die Ausstellung „Die letzten Tage der Demokratie“ mit Werken von Deborah Sengl und Texten von Lydia Haider.

Bis zum Wahltermin: Das Jüdische Museum zeigt „Die letzten Tage der Demokratie“

Bild: ©Mischa Nawrata

Das Jüdische Museum Wien, ein Museum der Wien Holding, zeigt bis 29. September die Ausstellung „Die letzten Tage der Demokratie“ mit Werken von Deborah Sengl und Texten von Lydia Haider. Die Ausstellung ist nicht nur eine Hommage an den großen Schriftsteller und Satiriker Karl Kraus, der heuer 150 Jahre alt geworden wäre, sondern auch ein eindringlicher Appell an die Gesellschaft: Wenn wir jetzt nicht die Demokratie verteidigen und für unsere liberalen und humanistischen Werte kämpfen, könnte es bald zu spät sein.

Politischer Kontext und Verantwortung

In Zeiten, in denen in ganz Europa Parteien erstarken, die Grundrechte in Frage stellen, mit Hass Politik machen und die Gesellschaft weiter spalten, trägt das Jüdische Museum Wien eine besondere Verantwortung. Es verwahrt das Erbe der ehemals drittgrößten jüdischen Gemeinde Europas, einer Gemeinde, die in der Schoa fast ausgelöscht wurde. Die Objekte seiner Sammlung sind Zeugnisse davon, wohin eine Politik des Hasses geführt hat – und auch in Zukunft führen kann.

„Vor den österreichischen Nationalratswahlen Ende September wollen wir mit der Ausstellung ‚Die letzten Tage der Demokratie‘ darauf aufmerksam machen, was passiert, wenn Demagogen und Populisten regieren. Wir wollen ein politisches Zeichen setzen und uns für eine gelebte Demokratie, die unsere Grundwerte als höchstes Gut achtet, stark machen“, so Barbara Staudinger, Direktorin Jüdisches Museum Wien.

Künstlerische Umsetzung

Die Ausstellung „Die letzten Tage der Demokratie“ übersetzt die Essenz des Werkes von Karl Kraus ins Heute. 16 Szenen aus der 2014 von Deborah Sengl gestalteten Ausstellung „Die letzten Tage der Menschheit“ stellen den Weg zum Ende der Demokratie dar. Die künstlerisch inszenierten Ratten stehen dabei sowohl stellvertretend für jeden Menschen als auch für die Menschheit als Gesamtes. Die lyrischen Texte Lydia Haiders kommentieren die einzelnen Stationen in ihrer kraftvollen, oft auch wütenden Sprache. Zusammen schaffen sie ein zeitaktuelles Kunstwerk, eine Ausstellung über unsere Zeit und eine Mahnung an die Gegenwart. Oder, um es mit den Worten Lydia Haiders zu sagen: „Viel Freude mit der Zukunft.“

Das Jüdisches Museum Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Freitag 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Weitere Informationen unter www.jmw.at

Frauenbilder einst und jetzt - Rollenzuschreibungen und Erwartungshaltungen von 1914 bis in die Gegenwart 

Alsergrunder Kultursommer: Frauenbilder einst und jetzt – Rollenzuschreibungen und Erwartungshaltungen von 1914 bis in die Gegenwart 

Gabriele Kögl im Gespräch. – Foto: ©Stefan Burghart

Bei den Open-Air-Autor:innenlesungen mit Musik am 1. Juli werden Gabriele Kögl und Christian Klinger aus ihren aktuellen Romanen „Brief vom Vater“ und „Die Geister von Triest“ lesen. Anna Anderluh wird selbst Komponiertes singen und sich auf der Autoharp begleiten. Moderator der Veranstaltung des Alsergrunder Kultursommers ist Gerhard Danner. 

In Kögls Roman „Brief vom Vater“ geht es um eine Frau in einer Kleinstadt – die Friseurin Rosa, die den gesellschaftlichen Aufstieg versucht. Rosas erster Ehemann, Sigi, ist der Schützenkönig im Ort. Mit ihm hat sie einen Sohn und lebt einfach und zufrieden. Nach ein paar Jahren wird ihr das Leben mit ihm allerdings langweilig – sie verlässt ihn und heiratet den wohlhabenden Klaus, der stolzer Besitzer einer Drogerie ist. Rosas Sohn vermisst den Vater und läuft vergebens dessen Liebe hinterher. Sigi beginnt ein neues Leben mit neuer Frau und neuer Familie, verwindet jedoch nicht, dass auch seine zweite Ehe in die Brüche geht, und verübt Selbstmord. Ein neu gebautes Shoppingcenter leitet unterdessen den wirtschaftlichen Niedergang zahlreicher Geschäfte im Ort ein. Rosa und Klaus verlieren alles. Und Rosa muss miterleben, wie auch ihr Sohn sich viele Jahre nach dem Freitod des Vaters das Leben nimmt. 

In Klingers „Die Geister von Triest“ wird im Triest des Ersten Weltkriegs eine schrullige alte Frau, die von allen nur „die Hexe“ genannt wird, bestialisch ermordet in ihrem Häuschen aufgefunden. Der leidenschaftliche Rennradfahrer Gaetano Lamprecht, Ispettore der Triestiner Polizei, begibt sich auf die Spur des zunächst noch sehr rätselhaften Mörders. Dabei taucht er tief ein in die Geschichte Triests und in die Verstrickungen des Kunsthandels. Er muss sich mit halbseidenen Ganoven und generationenübergreifenden Flüchen herumschlagen. Dabei an seiner Seite: seine kluge Schwester Adina, seine Sekretärin Clara und die schöne Witwe Alessia – die Gaetanos Leben gehörig auf den Kopf stellt … 
  

Montag, dem 1.7.2024 um 19 Uhr am Spittelauer Platz 4, 1090 Wien
Der Eintritt ist frei. 

Heuer findet das beliebte Wiener Kinderlesefest wieder am ersten Samstag in den Schulferien, am 29. Juni, im Donaupark von 14 bis 19 im Umfeld der Eröffnung des Wiener Ferienspiels statt. 

Spiel & Spaß beim Wiener Kinderlesefest

Am 29. Juni geht das 13. Wiener Kinderlesefest über die Bühne – ­diesmal im Donaupark. Es gibt Bücher geschenkt und Preise zu gewinnen. – ©Sandra Oblak

Heuer findet das beliebte Wiener Kinderlesefest wieder am ersten Samstag in den Schulferien, am 29. Juni, im Donaupark von 14 bis 19 im Umfeld der Eröffnung des Wiener Ferienspiels statt. 

Leseförderung

Das Wiener Kinderlesefest wurde vor 12 Jahren ins Leben gerufen und ist eine Initiative zur Leseförderung der Vor- und Volksschüler*innen Wiens. Ziel ist es, das Lesen barrierefrei als positives Erlebnis zu vermitteln. In den vergangenen Jahren fand die Veranstaltung an verschiedenen Locations statt und wurde von zehntausenden Kindern sowie erwachsenen Besuchern frequentiert.

Das Grundprinzip der Aktion ist dabei immer gleich geblieben: Volksschüler*innen bekommen zum Sommerferienbeginn ein Buch geschenkt, das sie sich selbst aussuchen können. Heuer werden Autor*innen außerdem aus ihren Büchern vorlesen und um 18 Uhr gibt es ein Kinderfahrrad von woom zu gewinnen.

Programm

14.30 Uhr
Kristina Sprenger liest aus ihrem Vorlese- und Erstlesebuch „Komm mit mir nach Tausendblum“. stimmungsvoll illustriert von Niki Osl. Kristina Sprenger und Niki Osl verlosen nach der Lesung, unter den Besucherinnen und Besuchern, „Blumen-Kranz-Preise“.

15.00 Uhr
Ferdinand Auhser liest aus einem aktuellen Bakabu-Buch. Viele Bakabu-Bücher werden an die Besucherinnen und Besucher kostenlos verteilt.

15.30 Uhr
Reinhard (Wieny) MUT liest aus seinem soeben erschienenen Buch „Oh du lieber Augustin“, aus der Buchreihe „WIENY-Mitmachtouren-durchs Alte Wien“. Nach der Lesung gibt es ein WIENY-Gewinnspiel.

18.00 Uhr
Verlosung eines woom-Fahrrades unter allen Anwesenden.

29. 6. 24
Arbeiterstrandbadstraße 122, 1220 Wien
kinderlesefest.at

Das Donauinselfest lässt Herzen höherschlagen

©Matthias Lechner

Von 21. bis 23. Juni wird auf 14 Bühnen ein buntes Musik- und Freizeitprogramm geboten – wie immer bei freiem Eintritt.

Unter dem diesjährigen Motto #meinherzschlägtinsel lädt das größte Freiluftfestival Europas bei freiem Eintritt zu einem großen gemeinsamen Fest im Zeichen der Solidarität und des Zusammenhalts. Mehr als 1.000 musikalische Acts aus dem In- und Ausland, 14 Bühnen, 17 Themeninseln sowie ein auf dem gesamten Gelände verteiltes Rahmenprogramm bieten große Unterhaltung für alle Generationen und Geschmäcker.

Highlights

Den Auftakt macht heuer ein Inklusionskonzert mit The BossHoss unplugged Duo feat. Sascha und Alec, moderiert von Paralympic-Schwimmer und ORF-Moderator Andreas Onea. Alle Menschen mit sonderpädagogischer Förderung, ihre Pädagog*innen, Betreuer*innen, Familien und Freund*innen sind herzlich dazu eingeladen. Zu den vielen Höhepunkten zählt das Konzert von Wolfgang Ambros, der heuer bereits seinen zehnten Auftritt am Donauinselfest feiert. Ebenfalls dabei sind Christina Stürmer, Juju, Ronan Keating, Provinz, Alice Merton und Wanda. Das Festbühnen-Publikum kommt zudem in den Genuss der drei Gewinner*innen des Rock The Island Contest 2024 NNOA, Jacob Elias und The Most Company sowie der allerersten „Rock The Island Contest 4 Kids“-Gewinnerin Stella Maria Barghouty – letztere tritt im Rahmen des Kinderprogramms auf.

21. bis 23. 6. 24
donauinselfest.at

DER MÖRDER UND ANDERE LEUT' IN WIEN – Georg Biron (Texte) & Steve Gander (Songs) im „Tschocherl“

DER MÖRDER UND ANDERE LEUT‘ IN WIEN – Georg Biron (Texte) & Steve Gander (Songs) im „Tschocherl“

Georg Biron (Texte) & Steve Gander (Songs) im „Tschocherl“.

Gemeinsam mit dem britischen Singer/Songwriter Steve Gander serviert der Wiener Schriftsteller Georg Biron ein atmosphärisch dunkles Programm mit Fantasie-Filmen für das eigene Kopfkino. Soeben ist der dritte Band von Georg Birons Autobiografie „Vogelkopf“ bei Wieser erschienen.

Vor mehr als zwanzig Jahren begann der aus London stammende Steve Gander zunächst Solo und dann mit verschiedenen Musikerkollegen aufzutreten, die unter dem Namen Steve Gander & the Dangers of… bekannt wurden und bis heute zusammenhalten. Besonders geschätzt werden seine Leonard-Cohen-Interpretationen.


Donnerstag 27. Juni 2024 um 19.30 // 1150, Wurmsergasse 42

„Tschocherl“-Tickets kosten im Vorverkauf 25€, an der Abendkassa 28€.
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Unter der Leitung von Joji Hattori präsentiert sich der Wiener Opernsommer im Schlosspark Belvedere als neues kulturelles Highlight.

Wiener Opernsommer im Schlosspark Belvedere

©Anna Stöcher

Unter der Leitung von Joji Hattori präsentiert sich der Wiener Opernsommer im Schlosspark Belvedere als neues kulturelles Highlight.

Der Wiener Opernsommer im Schlosspark Belvedere feiert seine Premiere. Die innovative Veranstaltung unter dem Ehrenschutz von Bürgermeister Dr. Michael Ludwig und der künstlerischen Leitung von Intendant Joji Hattori bereichert den Wiener Festivalsommer mit zehn Open-Air Aufführungen von Mozarts „Don Giovanni“.

Opern-Fest

Die Veranstaltung geht auf eine Initiative des Vereins „Freunde des Wiener Opernsommers“ zurück, als Intendant will Joji Hattori, namhafter Musiker und Unternehmer, sowohl für Einheimische als auch für Touristen ein kulturelles Angebot schaffen, das seinesgleichen sucht.
„Mit der Vision, Wien als Kulturmetropole auch in den Sommermonaten lebendig zu halten, steht der Wiener Opernsommer für Zugänglichkeit, ohne auf künstlerische Exzellenz zu verzichten“, so Hattori, der über viele Jahre seine Erfahrungen in der Durchführung von Open-Air Oper in Kittsee gesammelt hat.
„Wir planen ein Festival, das sowohl die Herzen der Wiener als auch der internationalen Besucher erobern soll, indem wir versuchen, die genialste Oper Mozarts ohne zu viel Avantgardismus zu präsentieren.“
Das Anliegen teilt Hattori mit Regisseur und Casting Director Dominik Am Zenhoff-Söns: „Die majestätische Kulisse des Schloss Belvedere, kombiniert mit einem imposanten Bühnenbild, spektakulären Licht- und Videoeffekten sowie opulenten Kostümen, bietet eine einzigartige Kulisse, welche die Zuschauer in eine andere Welt eintauchen lässt. Eine klassische Inszenierung, die durch moderne Dialog-Elemente eine zeitgemäße Aktualisierung erfährt und darüber hinaus alle Altersgruppen anspricht, erwarten die Zuschauer an diesem geschichtsträchtigen Ort.“
Für das Bühnenbild zeichnet Manfred Waba verantwortlich, auf der Bühne glänzen um den Titelrollendarsteller Thomas Tatzl viele junge Namen der heimischen Opernszene.

Künstlerförderung

Mit dem Plan, jährlich etwa 100 Künstler zu beschäftigen, stellt der Wiener Opernsommer nicht nur eine Bereicherung für das kulturelle Angebot der Stadt dar, sondern bietet auch vielen lokalen Künstlern, die seit der Pandemie mit einem Rückgang privater Kulturveranstaltungen konfrontiert sind, wertvolle Auftrittsmöglichkeiten. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Förderung junger Gesangstalente am Anfang ihrer Karriere, was dem Festival eine dynamische Ausrichtung verleiht. Im Falle von „Don Giovanni“ wird beim Wiener Opernsommer auch ein neues Konzept verfolgt, die Oper wird mit Musik in der Originalsprache und Dialogen auf Deutsch kombiniert. Intendant Hattori über die Hintergründe: „Mein Ziel ist es, durch den Ersatz italienischer Rezitative mit unterhaltsamen, verständlichen Dialogen die Oper lebendiger zu gestalten. Das erleichtert das Verständnis und erhöht den Unterhaltungswert.“

Jugendprogramm

Ein spezielles Jugendprogramm öffnet jungen Menschen die Türen zur faszinierenden Welt der Oper. Exklusive Probenbesuche mit anschließender Backstage-Führung, bei denen die SchülerInnen und Schüler erleben können, wie eine Opernproduktion von den ersten Proben biszur finalen Aufführung entsteht. Im Anschluss an die Proben gibt es ein Meet & Greet mit den Künstlern, welche den Jugendlichen inspirierende Einblicke in die beruflichen Möglichkeiten der Opernwelt zeigen.


1. bis 20. 7. 24
opernsommer.at

Heute Abend liest Shelly Kupferberg im Buchcafé-Bar Tiempo in der Taborstraße 17a, 1020 Wien, um 19 Uhr, aus ihrem Roman „Isidor“.

Isidor – Shelly Kupferberg liest aus ihrem Roman

Foto: ©Stefan Diesner

Heute Abend (14. 6. 24) liest Shelly Kupferberg im Buchcafé-Bar Tiempo in der Taborstraße 17a, 1020 Wien, um 19 Uhr, aus ihrem Roman „Isidor“ über das Leben ihres Großonkels, der ein Opfer Hitlers wurde. Hier können Sie unseren Artikel im Heft nach Erscheinen des Romans lesen. Wir haben 2022 Shelly Kupferberg auch vor dem Haus ihrer Vorfahren in Wien fotografiert.

Die sonntäglichen Bankette im Palais Rothschild gegenüber dem Musikverein, wo Isidor Geller standesgemäß auf zehn Zimmern wohnte, waren für seinen staunenden Neffen Walter Grab ein Blick in die mondäne Welt der Metropole. Hier saßen wichtige Männer aus der Wiener Wirtschaft, aber auch Künstlerinnen und Künstler wie die ungarische Sängerin Ilona Hajmassy – die Geliebte des Onkels –, die später in Hollywood als Ilona Massey Karriere machte und neben Stars wie Peter Lorre spielte. Denn Isidor hatte es in Wien zu etwas gebracht. In einer bettelarmen Familie in einem Schtetl bei Lemberg geboren, war er nach Wien gekommen, hatte seinen Namen von Israel auf Isidor geändert, Jus studiert und war durch sein kaufmännisches Geschick reich geworden. Er durfte sich Kommerzialrat nennen und verkehrte in besten Kreisen. Doch leider war er politisch naiv und übersah bis zuletzt die lebensbedrohende Gefahr durch die Nationalsozialisten, die ihn sofort nach dem „Anschluss“ 1938 verhafteten, seinen Besitz konfiszierten und ihn so brutal folterten, dass er kurz nach der Freilassung mit nur 52 Jahren starb. Seinem Neffen Walter, der später Historiker wurde und ihn nach dem Einmarsch zur Flucht drängte, gelang die Ausreise nach Palästina.  

„Vor einigen Jahren habe ich in Berlin eine Tagung über NS-Raubkunst moderiert. Und während der Vorträge dachte ich – ich hatte doch einen Urgroßonkel in Wien, der angeblich in einem Palais lebte und der sicher auch Kunst besessen hat. Mit diesem Funken im Kopf startete ich dann – zuerst im Österreichischen Staatsarchiv – eine Privatrecherche und wurde bald fündig“, erzählt Shelly Kupferberg, Enkelin von Walter Grab, der in Isidors Palais oft zu Gast gewesen war. Kupferberg ist Journalistin und vielbeschäftigte Moderatorin in Berlin. Durch die Spurensuche – anfangs noch ohne Absicht, daraus ein Buch zu machen – kam sie oft nach Wien. „Isidor“ beginnt auch mit einem Kapitel, in dem ihr Großvater 1956 Wien besucht, um zu erkunden, ob er hierher zurückkehren sollte. Denn er vermisste in Tel Aviv die Wiener Kultur ganz schrecklich. Als er – nach dem Besuch von Oper und Burg – in seiner ehemaligen Wohnung am Bauernfeldplatz vorbeischaut, öffnet ihm die ehemalige Hausmeisterin und schreit in die Wohnung hinein „Der Jud’ is wieda doa!“ Dann schlägt sie ihm die Tür vor der Nase zu. Da weiß Walter, dass er in dieser Stadt nicht bleiben kann.

Kupferberg erzählt geschickt abwechselnd von Isidor und Walter und füllt Lücken mit viel Gefühl für die historischen Hintergründe literarisch auf. So gehen wir mit dem Blick ihres Großvaters durch das Wien von 1956 oder besuchen das Schtetl, in dem Isidor aufwuchs, wo sein Vater ein angesehener Talmud-Gelehrter war und nur die Frauen Geld verdienten.

„Bei meinen Recherchen stellte ich mir bald die Fragen: ,Was bleibt von einem Menschen, wenn offensichtlich gar nichts übrig bleibt?‘ Isidor hatte ja keine Kinder und ich musste ständig überlegen, ,Wo könnte er Spuren hinterlassen haben?‘ Wäre ich gescheitert, hätten die Nazis erreicht, was sie wollten – ein jüdisches Schicksal auslöschen …“, erzählt Kupferberg bei dem Gespräch in Wien.

Sehr erstaunlich war Isidors schneller Aufstieg vom Hungerleider zum Berater der österreichischen Regierung. War das Wien um den Ersten Weltkrieg trotz des herrschenden Antisemitismus durchlässiger als heutige Gesellschaften? Kupferberg: „Ich habe mich auch gewundert, wie schnell das ging. Es war vielleicht einfach die Zeit der Selfmademen und auch Selfmadewomen – auch Isidors Schwester hat sich mit einem kleinen Hutsalon auf ihre Weise in Wien selbst verwirklicht. Ich glaube, es war gerade für Juden, für ethnische Minderheiten, eine durchlässige Gesellschaft. Historiker erklären das so, dass sich der Adel nur für Pferderennen und die Jagd interessiert hat – und kaum für Kunst. Da scheint es eine Lücke gegeben zu haben für Menschen, die etwas Neues wollten. Wobei die Unverblümtheit des Antisemitismus im damaligen Wien sogar mich noch erstaunen konnte.“

Vier Jahre hat Shelly Kupferberg recherchiert und geschrieben und dabei auch alle relevanten Wiener Institute und Stellen kennengelernt. Stets wurde ihr freundlich weitergeholfen. „Immer wenn ich erzählte, es geht um eine jüdische Geschichte, waren alle sehr aufgeschlossen und hilfsbereit. In Wien habe ich als Berlinerin ja immer das Gefühl, ich wandle durch eine Filmkulisse – man spürt noch immer das Imperium. Diesen Prunk, diesen Zuckerguss finde ich total faszinierend.“


Die Festspiele Reichenau 2024 bieten ein facettenreiches Programm quer durch die österreichische Dramatik.

Festspiele Reichenau – Klassiker prominent besetzt

Foto: ©Lalo Jodlbauer

Die Festspiele Reichenau 2024 bieten ein facettenreiches Programm quer durch die österreichische Dramatik. Johann Nestroys „Lumpazivagabundus“, Arthur Schnitzlers „Anatol“, Thomas Bernhards „Der Ignorant und der Wahnsinnige“ sowie Ödön von Horváths „Der jüngste Tag“ stehen auf dem Programm. 

Maria Happel selbst wird Horvaths „Der jüngste Tag“ inszenieren. Ein Stück, das sich, wie sie meint, perfekt in die Landschaft in und um Reichenau einfügt. (Premiere 7. Juli) Mit Burgschauspieler Daniel Jesch als Stationsvorstand Thomas Hudetz ist die Hauptrolle vielversprechend besetzt. An seiner Seite spielen unter anderen Mercedes Echerer, Nicolaus Hagg, Johanna Mahaffy oder Kaspar Simonischek. 

Weiters u.a. zu sehen in Reichenau: AntoN Widauer, Claudius von Stolzmann, Stefan Jürgens, Julia Stemberger, Miriam Fussenegger, Paula Nocker, Thomas Frank, Florian Carove und viele andere.

Tickets & Informationen unter festspiele-reichenau.at

Hurra, wir lesen noch – das Alternativprogramm zur Fußball EURO ab 12. Juni

Hurra, wir lesen noch – das Alternativprogramm zur Fußball EURO ab 12. Juni

Foto: ©Katharina Schiffl

„Hurra, wir leben noch“ ist ein Bestseller des österreichischen Autors Johannes Mario Simmel aus dem Jahr 1978. Heuer wäre der 2009 verstorbene Dichter 100 Jahre alt geworden. Originellerweise nennt sich eine Veranstaltungsreihe auf der Sommerbühne des MQ „Hurra, wir lesen noch“ bei der ab 12. Juni Frauen über Bücher plaudern. Die Moderatorinnen Lilian Klebow und Teresa Vogl wollen dabei an die Tradition der Buchklubs in den USA anschließen, die bei uns nur im Roten Wien bestanden. Wahrscheinlich weil es in Europa keine riesigen Vorstadtsiedlungen mit über Tagesfreizeit verfügenden Frauen gibt. Deren Wirken sollte man auch nicht unterschätzen, Bernhard Schlink erzählte etwa, dass er den internationalen Erfolg seines Vorlesers eben jenen Buchklubs zu verdanken hat. Der Zeitpunkt für den Start des MQ-Buchklubs ist nicht zufällig gewählt, denn parallel dazu findet ja die Fußball-EURO statt. Am 12. Juni werden Lilian Klebow und Teresa Vogl ab 19 Uhr Näheres erklären. Ein Buchklub natürlich nicht nur für Frauen – der Eintritt auf der Sommerbühne ist sowieso frei.

mqw.at/programm/hurra-wir-lesen-noch

Ein neuer Wanderführer präsentiert umweltfreundliche Touren. „Auf Wandertour mit Bahn und Bus“ präsentiert abwechslungsreiche Routen, die nachhaltig und stressfrei durch das Bundesland führen.

Das Naturparadies Oberösterreich zu Fuß erkunden

„Auf Wandertour mit Bahn und Bus“ präsentiert abwechslungsreiche Routen, die nachhaltig und stressfrei durch das Bundesland führen.

40 abwechslungsreiche Touren quer durch Oberösterreich, die bequem mit Bus, Bahn oder Schiff erreichbar sind. Detaillierte Wegbeschreibungen, übersichtliche Landkarten, praktische Hinweise sowie interessante Informationen zu vielen Sehenswürdigkeiten: Im neuen Buch „Auf Wandertour mit Bahn und Bus“, erschienen im Linzer Trauner Verlag, haben die Autoren Sabine Neuweg und Alois Peham auf rund 160 Seiten eine abwechslungsreiche Auswahl an Routen zusammengestellt, die von einfachen Spaziergängen bis hin zu mittelschweren Bergtouren reichen.

Das Buch zielt darauf ab, Wanderbegeisterten die Schönheit der oberösterreichischen Landschaften näherzubringen, ohne dass ein eigenes Fahrzeug benötigt wird. Mit detaillierten Wegbeschreibungen, übersichtlichen Landkarten und praktischen Hinweisen soll den Lesern die Planung ihrer Ausflüge erleichtert werden. Zusätzlich bieten Informationen zu lokalen Sehenswürdigkeiten und Einkehrmöglichkeiten einen Mehrwert für Wanderer. Um die Orientierung auf den Wanderungen zu vereinfachen, werden neben Distanzen, Gehzeiten und Angaben zu Höhendifferenzen auch GPS-Daten zum Download angeführt. 

Der neue, praktische Wanderführer ist in enger Kooperation zwischen dem Trauner Verlag und den Oberösterreichischen Nachrichten erschienen. Die beiden Autoren Sabine Neuweg und Alois Peham schreiben seit fast 30 Jahren gemeinsam als „Tourenerkunder“ für die OÖNachrichten. 

Der neue Wanderführer ist ab sofort im Handel sowie online auf www.trauner.at erhältlich.