Geschichten vom Ende der USA – Zach Williams „Es werden schöne Tage kommen“

Auch der Büroalltag kann zum Horror werden. Ein kleiner Schneesturm und der Erzähler ist plötzlich mit dem Sicherheitsmenschen und einem etwas kauzigen Kollegen im Büro allein. Der hat gerade eine Scheidung am Hals, seine Frau hat aufgenommen, dass er sie umzubringen gedroht hat und der Sicherheitsmensch hat seltsame Ideen zur Geschichte der Rassentrennung. Doch auch der Erzähler ist seltsam und am Ende bleibt ein beklemmendes Gefühl übrig. Was ist hier los?

Das ist die erste Geschichte der 10 Stories, die der junge amerikanische Erzähler, der noch nicht einmal einen Wikipedia-Artikel hat, obwohl er global schon ziemlich gehypt wird. In „Es werden schöne Tage kommen“ schafft er eine Art postzivilisatorische Welt, in der unser Alltag schon ziemlich kaputt geworden ist. Der Horror im Alltag ist vielleicht unser schlimmster Horror.

Wir erleben, wie eine Mutter beobachtet, wie ihrem Baby ein sechster Zeh wächst, wie  zwei ungleiche Brüder in der Provinz Jugendliche beim sinnlosen Feiern beobachten, wie ein Park-Ranger eine Ausflugscrew in Zaum zu halten versucht oder wie ein trauernder Witwer in eine antikapitalistische Verschwörungsgesellschaft gerät. Könnte doch allen passieren, oder?

Zach Williams: Es werden schöne Tage kommen, Stories. Aus dem Englischen von Bettina Abarbanell und Clemens J. Setz, dtv, 272 Seiten, € 25,50

Christian Ludwig Attersee: Sonnendieb – Bilddichtungen 2023–2025 in der Galerie Hilger

Ab Freitag, 9. Mai, ist bis 2. Juli die Ausstellung mit neuesten Werken Atteresees anlässlich seines 85. Geburtstag in der Galerie Hilger zu sehen. 

Christian Ludwig Attersee zählt zu den international bekanntesten österreichischen Malern und ist Mitbegründer der „Neuen Österreichischen Malerei“. Vor seiner Ausbildung zum Bildenden Künstler feierte Attersee als Segelsportler große Erfolge (Staatsmeister). Neben seinen Tätigkeiten als Maler, Bühnenbildner, Designer, Schriftsteller, Musiker und Filmemacher lehrte Attersee als Professor in Wien und Salzburg. Im Laufe seiner Karriere wurde Attersee vielfach ausgezeichnet, unter anderem 2005 mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse. 

Die Kunst von Christian Ludwig Attersee ist durch seinen figural-symbolischen Stil, leuchtende Farben und dynamischen Pinselstrich gekennzeichnet. Seine Werke sind voller vielschichtiger Assoziationen und Phantasien, die mit lyrischen Textelementen unterstrichen sind. 1984 vertrat er Österreich bei der Biennale in Venedig. Neben der Malerei widmet sich Attersee auch der Gestaltung des öffentlichen Raums. So entstand 1986 die Gestaltung von Wiens erstem Champagnerball im Konzerthaus und 1987 ein Schiffsschaukel für André Hellers „Luna-Luna-Rummelplatz“. Mit der von ihm gestalteten Fassade des 1996 eröffneten Attersee-Hauses auf der Wiener Mariahilfer Straße, eines Geschäftshauses einer internationalen Textilkette, entwarf er das 210 Quadratmeter große Mosaik „Wetterhändler“, das größte Glasmosaik Europas, umgesetzt vom Mosaikbildner Elio Macoritto. 2006 hüllte er für sechs Wochen den Wiener Ringturm in Folie. 2007 wurde das 220 Quadratmeter große Innenraummosaik „Reichtum Erde“ in der Geologischen Bundesanstalt in Wien fertiggestellt. (Bild oben: Sonnendieb, 2023/24, Acryl auf grundierter Leinwand)

Galerie Ernst Hilger
Dorotheergasse 5/ 1. floor
1010 Vienna, Austria

P +43-1-512 53 15
gallery@hilger.at, www.hilger.at

Öffnungszeiten / Opening Hours
Di-Fr 11-18 Uhr / Tue-Fri 11-18
Saturday on appointment

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Rund um die Burg am 9. und 10. Mai an 3 Locations

Wo wäre der Neandertaler heute?

Rashel Kushner ungewöhnlicher Spionageroman „See der Schöpfung“

Vom Genre her ist der neue Roman der seit „Flammenwerfer“ (2015) zurecht viel gelobten US-Autorin ein Spionagethriller und er hat auch dementsprechend seinen Höhepunkt am Schluss. Doch wie man das bei der in LA lebenden Rachel Kushner erwarten kann, ist es natürlich so viel mehr. Wir erfahren Interessantes über die Natur der ersten Menschen und der Neandertaler, über ein Dorf mitten in einem vergessenen Winkel Frankreichs und über die gruppendynamischen Prozesse in einer Öko-Aussteigertruppe. Vor allem aber haben wir eine ebenso faszinierende starke wie doch eher unsympathische Heldin. Sadie ist Ex-CIA-Spionin und arbeitet jetzt als Agent Provokateur für einen ihr unbekannten reichen Auftraggeber, der eine Aktivistengruppe zerstören möchte, die ein landwirtschaftliches Großprojekt sabotiert haben soll. Ein Megabassin soll gebaut werden, um die Dürre aus den Folgen des Klimawandels abzuwenden – mit Auswirkungen für das fragile Wassersystem der Region. Sadie schleicht sich geschickt und aufwändig in die Gruppe ein, indem sie mit dem ihr völlig abstoßend erscheinenden Jugendfreund des Anführers eine Beziehung eingeht. Sie soll ein Buch der Bewegung ins Englische übersetzen. Während ihres Jobs fängt sie die Mails des Gurus der Bewegung ab, der schon seit Jahren in den Höhlen der Umgebung lebt. Bruno, den Sadie niemals persönlich kennenlernt, ist sozusagen ihr Gegenpol, der sie zunehmend fasziniert. Seine klugen, aber nicht uneitlen Überlegungen zum Schicksal der Menschheit machen einen nicht unerheblichen Teil des Romans aus. Wäre etwa der Neandertaler das bessre Menschenmodell gewesen? Und was sieht man, wenn man Tage in der Dunkelheit lebt? Kushner gelingt es, ihre Heldin als zerrissene Persönlichkeit glaubhaft darzustellen. Mit ihren multiplen Betrügereien – sie verlockt schließlich Menschen zu Straftaten, die diese für Jahre ins Gefängnis bringen – ist sie zweifelsohne ein Monster, aber eben ein interessantes. Gegen Ende fragt sich Sadie, die ja andauernd jemand anderen spielt, wer sie nun eigentlich wirklich ist. Der originelle Ausgang der Geschichte sei hier aber natürlich nicht verraten.

Rachel Kushner: See der Schöpfung. aus dem Englischen von Bettina Abarbanell, Rowohlt Verlag, 480 Seiten, 27,50 Euro

Brutale Machtspiele – „Gefährliche Liebschaften“ an der Burg als szenische Lesung

Der Briefroman „Gefährliche Liebschaften“ des französische Offiziers Pierre-Ambroise-François Choderlos de Laclos ist einer der härtesten literarischen Texte aller Zeiten. Der Geist der Aufklärung ließ quasi ein Ungeheuer auf die Welt los. Ausgerechnet die Liebe wird dabei nämlich zum Hilfsmittel kältester Macht. Im Spiel um den Sieg in einer Wette sterben jegliche Gefühle. Die Singularität dieses Textes erwirkte auch zahlreiche Adaptionen, etwa das Theaterstück „Quartett“ 1980 von Heiner Müller oder die Verfilmung von Stephen Frears mit John Malkovich und Glenn Close 1988. „Gefährliche Liebschaften“ wird wohl in jeder Zeit eine Entsprechung finden.

Im Burgtheater gibt man jetzt den 1782 erschienenen Briefroman als Koproduktion mit dem Hamburger Theater Festival Mai 2024 in der Regie von Jan Bosse als szenische Lesung. Die beiden Ausnahmeschauspieler Caroline Peters und Martin Wuttke spielen freilich mehr als sie lesen,  kostümiert durch Tabea Braun in – ironisch gemeinten – opulenten Roben ihrer Zeit. Auf der Bühne liegen übereinander eine Menge Matratzen, schließlich geht es vordergründig um Bettgeschichten. Das Publikum lauscht fasziniert den Intrigen und Gemeinheiten fast zwei Stunden bis zum bitteren Schluss. Schade nur, dass dieser Abend nur noch einmal – am 29. Mai – zu sehen sein wird.

Infos & Karten: burgtheater.at

„Café Creativ“ mit dem Informatiker & Physiker Werner Gruber

In der vierten Ausgabe der beliebten Diskussionsreihe der Wirtschaftskammer Wien – Sektion Werbung und Marktkommunikation – und Wienlive sprach der Physiker und Informatiker Werner Gruber über Möglichkeiten von KI und die Auswirkungen auf die Geopolitik. Gruber, bekannt aus diversen TV-Sendungen („Science Busters“, „Experimentalküche“) sowie populärwissenschaftlichen Bestsellern verblüffte das Publikum im vollen Café Landtmann mit Beispielen, was die KI schon heute zu leisten imstande ist. In der Moderation durch Helmut Schneider, Chefredakteur von Wienlive, erzählte Gruber wie er schon in den 90er-Jahren an der Uni Wien daran arbeitete, ein menschliches Gehirn zu simulieren, um etwa ein Phänomen wie das Stottern zu verstehen. Heute gelingt es KI-Programmen, innerhalb kürzester Zeit wissenschaftliche Arbeiten zu erstellen, die fast fehlerfrei sind. Nach seinen Ausführungen diskutierte Gruber dann noch sehr lange mit interessierten Gästen des Café Creativ über selbstfahrende Autos, die revolutionären Erfolge von KI in der Medizin, die globale Chipproduktion oder ein bedingungsloses Grundeinkommen als Folge der kommenden Automatisierung.

„Café Creativ“ verbindet die legendäre Wiener Kaffeehauskultur mit aktuellen Themen aus Werbung, Marktkommunikation und Medien. Die neue Veranstaltungsreihe bietet eine exklusive Plattform für Impulsvorträge, spannende Diskussionen und wertvolles Networking. In der Tradition der großen Wiener Denker und Praktiker aus der Welt der Marktforschung und Kommunikation – wie Ernst Dichter, Paul Lazarsfeld und Maria Jahoda – lädt das „Café Creativ“ zu einem Dialog, der nicht nur intellektuell anregend, sondern auch gesellig und inspirierend ist. Gäste erwartet eine einzigartige Atmosphäre, die den Austausch von Ideen und Perspektiven fördert – begleitet von Wiener Schmäh und einer Auswahl an exquisiten Kaffeehaus-Schmankerln.

In der nächsten Folge wird am 13. Mai die Philosophin Lisz Hirn über Philosophie als Hilfe für Wirtschaft und Management sprechen (Café Landtmann, 18 Uhr).

Was wäre wenn… Wajdi Mouawads „Die Wurzel aus sein“ im Akademietheater

Foto: ©Tommy Hetzel

Schriftsteller, zumal Romanciers, müssen quasi aus Berufsgründen vom Schicksal besessen sein. Ihr Job ist es ja, sich Lebensentwürfe auszudenken. So schrieb der im Vorjahr verstorbene Paul Auster mit „4321“ einen 1000-Seiten-Roman, in dem er vier verschiedene Schicksale eines 1947 geborenen Jungen ausbreitet. Im Akademietheater sehen wir jetzt etwas Ähnliches auf der Bühne. Der libanesische Autor Wajdi Mouawad beschreibt in „Die Wurzel aus sein“ fünf Versionen des Lebens von Talyani Waqar Malik, dessen Eltern vor der Frage standen, ob und wohin sie vor dem Krieg im Libanon fliehen sollen. Einmal bleibt Malik in Beirut, einmal wird er Neurochirurg in Rom, einmal ein Künstler in Quebec, einmal Taxifahrer in Paris und einmal ist er ein Mörder, der in einer Todeszelle in Texas auf seine Hinrichtung wartet. Das Ganze hat einen persönlichen Hintergrund, denn Wajdi Mouawads Vater schickte den Bruder zum Flughafen, um die nächste Maschine nach Rom oder Paris zu buchen, um die Familie in Sicherheit zu bringen. Es wurde Paris, aber es hätte auch anders kommen können…

Im Stück sind wir am Tag der verheerenden Explosion eines Chemielagers im Hafen von Beirut 2020. Wajdi Mouawad hat viel zu erzählen in diesem doch sehr epischen Drama, das im Akademietheater dreieinhalb Stunden dauert, dank der geschickten Regiekunst von Stefan Bachmann und seinen beeindruckenden Schauspielern aber trotzdem sehr kurzweilig geriet.

Denn wir lernen natürlich auch die jeweiligen Familien Maliks – sehr präsent gespielt von Thiemo Strutzenberger – kennen und alle haben natürlich ihre Eigenheiten, die aufzuzählen hier den Rahmen sprengen würden. Es ist ein bisschen wie in einer sehr guten TV-Serie, man bekommt Charaktere zum Lieben und Ablehnen, manche versteht man, andere nicht. Olaf Altmann genügen als Bühne dunkelgraue Wände, die sich magisch verschieben, die Darsteller brauchen kaum mehr als bisweilen einen Tisch und einen Stuhl, wir eilen immer wieder durch Orte und Zeiten. Am Ende wollen die Hiergebliebenen die ganze Familie nach Beirut einladen, wo ein ganzes Viertel in Schutt und Asche liegt. Ein Abend der maximal unterhält.

Infos und Karten: burgtheater.at

Immer in der Fremde – Christoph Zielinskis Roman „Laurenzerberg“ über polnische Juden in Wien nach dem Krieg. Am 10. Mai bei RUND UM DIE BURG.

Immer in der Fremde – Christoph Zielinskis Roman „Laurenzerberg“ über polnische Juden in Wien nach dem Krieg. Am 10. Mai bei RUND UM DIE BURG.

Am Laurenzerberg beim Schwedenplatz befindet sich die Wohnung von Ada und Szymon, aus Polen stammende Juden, wo auch Adas Cousin Wacek und seine Frau Fela oft zu Gast sind, zumal Wacek in Szymons Unternehmen arbeitet. Wir sind im Wien der 60er-Jahre. An den Schaltstellen der Stadt arbeiten noch immer frühere Nazis, die gerne von ihren Kriegserlebnissen erzählen, während sich die ehemaligen KZ-Häftlinge ihrer tätowierten KZ-Nummer auf dem Arm schämen. Sie sind nach Wien gekommen, weil man im Ostblock mitnichten vor antisemitischen Anfeindungen geschützt ist.

Der bekannte Krebsspezialist Prof. Christoph Zielinski wollte dieser Generation mit seinem Roman eine Art Denkmal setzten. Entstanden ist aber auch das Bild eines Wien, in dem Klassenunterschiede zelebriert werden und die Vergangenheit der Opfer am besten nicht angesprochen wird. Und natürlich ist „Laurenzerberg“ auch ein Migrantenroman über Menschen, die sich nirgendwo zu Hause fühlen und sich in Wien nach Krakau sehnen – obwohl sie wissen, dass dort gerade ein Regime alle Freiheit zunichte macht.

Zielinski kann sehr gut Szenen aus dieser Welt malen – etwa den Besuch der zunächst noch armen Familie bei der schon wohlhabenderen Familie im Südbahnhotel oder die ärztliche Konsultation bei einem Professor, der seiner jüdischen Patientin gerne Anekdoten aus seiner Zeit als SS-Mann in Italien erzählt. Im Nachwort beschreibt Zielinski das Entstehen des Romans – nichts ist wirklich erfunden, aber er hat die verschiedensten Personen zu Romanfiguren zusammengesetzt.

Am 10. Mai wird Christoph Zielinski seinen Roman bei RUND UM DIE BURG vorstellen (13.30 Uhr, Restaurant Vestibül im Burgtheater, Eintritt frei)


Christoph Zielinski: Laurenzerberg
Ueberreuter, 168 Seiten, € 20,95

Ein Film über den Musiker Otto Lechner

Text: Otto Brusatti

OTTO LECHNER  – DER MUSIKANT. Ein Spielfilm („Spiel“ in des Wortes Doppelsinn) von Bernhard Pötscher (2025) umfassend vorgeführt mit dem Titelgeber, exzeptionellen Freunde-Künstlern, besonderer Musik.

Vorweg vielleicht: Das ist keine gemütliche oder vordergründig fesche Unterhaltung mit dem virtuosen und zugleich abgründigen Akkordeon inmitten. Außerdem: Man muss in den 100 Filmminuten warten können, Gelassenheit zeigen wie der Protagonist, sich mit einer Reihe von oft neuen Klangkombinationen tragen lassen. Lechner, ausschließlich im Zentrum, und das nicht nur auf Bühnen oder beim Musikerfinden, sondern auch in seiner privaten Umgebung – des kleinbürgerlichen Niederösterreich – bis in die Gegenwarten mit Partnerin (und Mutter seines Kindes) Anne Bennent, vor Fans, duettierend in Frankreich. Ja, richtig, in „Umgebung und Gegenwarten“, bei Lechner wohl vielfach andere aber faszinierend bewältigte als für die Mitmusiker, aktuell sodann für die Kino-Besucher. Der der Virtuose, Kreative, Zurückgenommene, Witzige … ist im Heranwachsen erblindet.

Man muss beim Zu-Schauen und -Hören wie gesagt Gelassenheit haben. Lechner erzählt, fährt in der Eisenbahn, singt Kafka, musiziert zurückgenommen, dann wieder ausbrechend mit formidablen Leuten, in Jazz und Wienerischem und Weltmusikalischen, manchmal auch in Wellen von 10 Minuten Dauer. 

Der Film beweist, wie so manches und nie so plärrend Propagiertes wie fast ausschließlich im lumpigen Pop-Geschäft, dass aus Österreich im Zeitalter der (digitalen) Musikmassen noch allemal Welt-Führendes kommt. Der Film (er wird bloß in viel zu wenigen Kinos gezeigt) wirbt mit dem Epitheton Elementarereignis. Über manche Strecken hin: zurecht.


In den Niederungen des Franz Antel – „006.AM.PSYCHOSEE“ im Off-Theater

Franz Antel war zweifelsohne einer der produktivsten Filmregisseure Österreichs. Nach dem Krieg lieferte er am laufenden Band Filme ab, die wesentlich zur zuckerlrosa Identität des Landes als erstes Nazi-Opfer beitrugen. Dass Antel NSDAP-Mitglied war, störte niemanden. Als dies an der Kinokasse nicht mehr so gut ging, drehte er jede Menge Sexklamotten. Im Off-Theater lädt man jetzt bei der Produktion „006.AM.PSYCHOSEE“ Zuschauer zu einem Besuch in Antels Filmstudio, bei der auch der Meister selbst auftritt. Quasi gegen die seichte Unterhaltung bürstet Regisseur Ernst Kurt Weigel seinen Abend mit der britischen Dramatikerin Sarah Kane, die in den 90er-Jahren die Bühnenwelt mit düsteren Stücken schockierte und die sich nicht einmal 30 Jahre alt das Leben nahm. Auch Kane tritt im Off-Theater als Schauspielerin am Set von Antel auf. In einer beklemmenden Szene muss sie sich vor dem von einer Frau als geifernden Greis gespielten Franz Antel ausziehen, während im Hintergrund ein Motorboot über den Wörthersee flitzen soll und ein schmieriger Filmstar auf seinen Auftritt wartet. Nicht alles an diesem Abend ist freilich so explizit. Das große Team – Yvonne Brandstetter, Kajetan Dick, Ylva Maj, Sophie Resch, Christian Kohlhofer, Christina Berzaczy, Bernhardt Jammernegg, Matthias Böhm, Rina Juniku, Leonie Wahl, Ernst Kurt Weigel – versucht das Publikum immer wieder zum Mitagieren zu bewegen. Die Franz-Antel-Welt regt eben auch zur Parodie an, zumal man sich an der Bar sogar Getränke holen kann.

Infos & Karten: off-theater.at