KAFKAS FRANZ – Das Stück zum Kafka-Jahr nur einmal im Rabenhof „The Reunion“, 34 Jahre später am 19. Mai

©Stefan Diesner

34 Jahre nach der legendären Aufführung der Trash-Komödie „Kafkas Franz“ durch Kurt Palms „Sparverein Die Unzertrennlichen“ treffen die DarstellerInnen der Originalbesetzung wieder zusammen, um Szenen aus dem Stück zu lesen, ein bisschen zu tanzen und darüber zu plaudern, was in den letzten 34 Jahren so alles passiert ist.
Die Inszenierung von Kurt Palm sorgte dereinst für Furore und wurde auch zu einem internationalen Theaterfestival in den Ruhrpott eingeladen, wo man sich wunderte, was an Wiener Bühnen alles möglich ist.

Die Komödie stammt vom Engländer Alan Bennett und heißt im Original etwas eindeutiger „Kafka’s Dick“. Darin kommt Kafka aus dem Totenreich zurück, sieht seine von ihm der Verbrennung verfügten Werke in der Bibliothek und trifft einen Fan und dessen frustrierte Frau.

Die Jubiläumsshow zur legendären Kultkomödie. Mit Max Goldt, Amina Handke, Elisabeth Kny, Fritz Ostermayer, Tex Rubinowitz, Christoph Winder und Kurt Palm

Karten & Infos: rabenhoftheater.com

Pichlmaiers zum Herkner mit nachhaltigem Frühlingsmenu

©Pichlmaiers

Im Mai und an den Feiertagen präsentiert Küchenchef Roman Artner seine neuesten Frühjahrs-Kreationen.

Auf der neuen Karte finden die Gäste exquisite Gourmet-Speisen, wie zum Beispiel das vegetarische Highlight: ein Gebrannter Fenchel mit Orangen-Püree & Majoran-Vinaigrette sowie mediterran angehauchte Kreationen wie die Calamari, gefüllt mit Kalbskopf, Artischocke & geräucherter Chipotle-Sauce.

Auf die Klassiker wird natürlich nicht verzichtet. Traditionelle Spargelgerichte werden ebenso serviert, wie auch der bei Gästen beliebte Bio-Maibock aus Österreich mit Mönchsbart, Mairübe & Holunder-Jus.


Pichlmaiers zum Herkner
Dornbacher Straße 123; 1170, Wien
pichlmaiers@zumherkner.at
+43 1 480 1228
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Pichlmaiers zum Herkner
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Öffnungszeiten:
Mo: 18:00–24:00
Di & Mi: Ruhetag
Do & Fr: 18:00–24:00
Sa & So: 12:00–24:00

Öffnungszeiten während der Feiertage im Mai:
Mo 20.05. Pfingstmontag geöffnet: 12:00–24:00
Do 30.05 Fronleichnam geöffnet: 12:00–24:00

Zwischen Berlin und Nicaragua – Jörg Magenaus 80er-Jahre-Roman „Liebe und Revolution“

An der Uni in Berlin wird noch fleißig Karl Marx diskutiert und in einem Lesekreis treffen einander Studenten, um gemeinsam Peter Weiss‘ „Ästhetik des Widerstands“ zu lesen und zu deuten. Wir sind im linken Milieu von Westberlin.

Jörg Magenau, den man auch als Redakteur des deutschen Feuilletons kennt, führt in seinem ersten Roman „Liebe und Revolution“ zwei Erzählstränge zusammen. In dem einen fällt gerade die Berliner Mauer und Tausende „Ossis“ feiern ihre erste Nacht im Westen. Im anderen ist der Protagonist Paul – im Rückblick – gerade in Nicaragua, um den Sandinisten im Kampf gegen die von den USA unterstützen Contras zu helfen. Er trifft sogar den regierenden Revolutionär Daniel Ortega. Paul ist aber nicht bei der kämpfenden Truppe –  seine Aufgabe ist es, mit einfachsten Mitteln ein Fabriksgebäude für die Näherinnen eines Dorfes zu bauen. Paul ist kein richtig Überzeugter, er wirkt eher wie ein Getriebener des Zeitgeistes, was sich auch in seinem Liebesleben widerspiegelt. In Berlin war er mit Beate zusammen, die er beim historischen Mauerfall zufällig wieder trifft. In Nicaragua schwärmte er für die unnahbare Sigrid, die er freilich bei einem gefährlichen Überfall in Stich lässt – sie wird verschleppt. Zurück in Berlin arbeitet er bei einer Nachrichtenagentur, während Beate schon einen Job im Feuilleton hat.

Magenau gelingt es überzeugend, die jeweiligen Stimmungen und Milieus in den zwei Ländern einzufangen, der nachdenkliche Paul wird zwar von ihm nicht in Schutz genommen, er bringt aber doch Verständnis für seine Schwächen auf. Der Roman ist sehr gut lesbar – die Engführung der zwei Erzählstränge funktioniert perfekt.


Jörg Magenau, den man auch als Redakteur des deutschen Feuilletons kennt, führt in seinem ersten Roman „Liebe und Revolution“ zwei Erzählstränge zusammen.

Jörg Magenau: Liebe und Revolution
Klett-Cotta, 304 Seiten, € 24,80

Drei Schwestern in Linz – Caro Reichls Debütroman „Was glänzt, verschwindet mit uns“

Die in Wien lebende Linzerin Caro Reichl beschreibt in ihrem Erstlingsroman „Was glänzt, verschwindet mit uns“ drei Schwestern und ihre komplizierte Verbindung zueinander.

Die erzählende Protagonistin Nola ist die jüngste, die selbstbewusste Katrin die älteste Schwester. Der Roman setzt ein, als die Mittlere, Ida, im Sterben liegt, womit Nola – obwohl als Psychotherapeutin arbeitend – überhaupt nicht umgehen kann. Just in der Sterbenacht hat sie einen One-Night-Stand, nachdem sie sich zuvor liebevoll um ihre Schwester gekümmert und sogar Idas Kater bei sich aufgenommen hat. Da kommt auch noch ausgerechnet ihre heimliche Jugendliebe zu ihr in Therapie, doch Herr Pechmann kann sich offensichtlich überhaupt nicht mehr an seine ehemalige Schulgefährtin erinnern. Ihre enge Verbindung zu Ida hatte sich in einem Phönix manifestiert, die sie sich ebenso wie ihre Schwester tätowieren ließ. In wirren Tagträumen bewegt sie sich wie der mystische Vogel durch die Lüfte. Vom Phönix wird ja berichtet, dass er sich aus der eigenen Asche wieder erheben kann. Wir dürfen also für Ida hoffen.

Dabei verliert Nola nach und nach den Boden unter ihren Füßen. Sie gefährdet ihre ziemlich lieblose Beziehung zu ihren in Salzburg arbeitenden Freund, indem sie in dessen Wohnung Idas Hinterlassenschaft lagert. Sie schwärmt weiterhin für Herrn Pechmann und mischt sich sogar gegen ihr Berufsethos in dessen Leben ein. Schließlich verschlampt sie Termine. Nicht einmal mit dem Kater kann sie eine Beziehung aufbauen. Als dieser auch noch stirbt, hat sie einen völligen Zusammenbruch.

Caro Reichl schafft es, uns trotz dieser trüben Geschichte als Leser bei der Stange zu halten. Ihre Hauptperson gewinnt mit den Seiten immer mehr Kontur und stellt sich dann ziemlich überraschend als höchst manipulativ heraus. Ein vielversprechender Erstling.


„Freitag, der Dreizehnte“ – die Hommage an Arnold Schönberg zu seinem 150. Geburtstag

Mit dem Erfinder der 12-Ton-Musik Arnold Schönberg verbindet man nicht unbedingt Spaß und gute Laune, wobei man seiner Person möglicherweise Unrecht tut, denn der Komponist war ein sehr vielfältiger Mensch, der neben Malerei und Spielkarten auch an Fahrkarten für Öffis tüftelte. Und angefangen hat er mit Musik für Kabaretts – er musste ja auch von etwas leben. Im Reaktor in Hernals, dem ehemaligen Etablissement Gschwandner, gratuliert das Theater an der Wien jetzt Schönberg mit einem sehr gemischten und auch abwechslungsreichen Abend. Das Publikum wechselt da zwischen den drei Sälen – zunehmend auch immer gespannter, was sich das Pruduktionsteam (Regisseur Johannes Erath und der leider vor Kurzem verstorbene Dirigent Michael Broder) Neues einfallen hat lassen. 16 Kompositionen von Schönberg werden angestimmt, höchst delikat gespielt vom Klagforum Wien und dem Arnold Schönberg Chor. Im Zentrum stehen die beiden Sängerinnen Anna Magdalena Hofmann und Christine Schäfer, die auch lose eine Handlung improvisieren. Am Pult: Anna Sushon. Immer wieder sehen wir den Mond in Großaufnahme, Schönbergs Wurzeln aus dem Fin de Siecle werden nicht verleugnet und manchmal wehen auch Musiken von Richard und Johann Strauss herüber.

Schönberg litt ja an Triskaidekaphobie, also der Angst vor Freitag, den 13. An einem solchen ist er auch 1951 in Los Angeles verstorben. Lieber schrieb er den Titel seiner Oper „Moses und Aron“ (statt Aaron) falsch, statt auf 13 Buchstaben zu kommen. Am Ende treten im Reaktor auch phantastische Figuren aus dem von ihm entworfenen Kartenspiel auf – der leicht morbide Charme des Hauses bietet dazu einen wunderbaren Rahmen.

Das Premierenpublikum spendete enorm viel Applaus – auch weil sich die großen Häuser Staats- und Volksoper um den Jubilar drücken. 

Infos und Karten: www.theater-wien.at, wird noch am 3., 5. und 7. Mai gespielt

30 Jahre Neue Oper Wien – Intendant Walter Kobéra ist auch Gast bei „Rund um die Burg“

„Begegnungen – Eine Lustfahrt durch neue Opernwelten“ heißt das prächtige Buch, das zum Jubiläum erschienen ist – ein Band mit zahlreichen Fotos aus 30 Jahren.

Die Neue Oper Wien war von Beginn an auf modernes Musiktheater spezialisiert und hat damit dem Mangel an zeitgenössischer Oper abgeholfen, der zu Beginn der 1990er Jahre in Wien und Österreich (und noch immer) herrschte. Ausschließlich Werke des 20. und 21. Jahrhunderts stehen seit 1994 auf dem Spielplan. Hauptsächlich Uraufführungen und österreichische Erstaufführungen. Ohne eigene Spielstätte und fixes Ensemble ist ihr Credo nicht nur die Erschließung neuer Klangwelten, sondern auch neuer Räume und Spielstätten. Mit dem Konzept, sich die Häuser nach den Opern auszusuchen, werden die Räume zu Mitspielern, die Bühnenbilder werden eng an die jeweiligen Räume angepasst, die Akustik wird im neuen Raum erprobt und entwickelt. Werk, Ausführende, Raum und Zuschauer verschmelzen in diesem Spannungsfeld zu einer Einheit. Das Theater findet zu einer neuen Sprache und die Musik gewinnt an emotionaler Dichte. Im Wechselspiel mit Regie, Ausstattung und Musikalischer Leitung werden Räume immer wieder neu definiert und anders bespielt. Spielstätten wie das Odeon, das Semper-Depot, die Bank Austria Halle im Gasometer, die Remise, das Jugendstiltheater oder die Alte Werft in Korneuburg wurden von der Neuen Oper Wien für das Musiktheater erschlossen. Das Buch will auch beweisen, dass „moderne Oper“ und innovative Inszenierungen kein „Schreckgespenst“ für Musikliebhaber bedeuten, sondern zur intensiven Diskussion anregen. Musiktheater als Ort der inhaltlichen und gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung!

11. 5. 25
10.00 Uhr
Restaurant Vestibül im Burgtheater
Begegnung mit Walter Kobéra und Diskussion über 30 Jahre Neue Oper Wien

Zu Tode gelacht? – „Zentralfriedhof“ als Slapstick im Burgtheater

Szenenbild aus „Zentralfriedhof“. – ©Matthias Horn

Zum „Zentral“ haben die meisten Wiener sicher ihre eigenen Erfahrungen und Erlebnisse. Und Wolfgang Ambros „Es lebe der Zentralfriedhof“ (Text Joesi Prokopetz) ist soetwas wie eine Wiener Hymne. Die Erwartungen sind also groß, wenn sich der Deutsche Herbert Fritsch, den man am Burgtheater durch eine sehr witzige und flüssige Shakespeare-Inszenierung kennt, sich diesem urwiener Thema annimmt.

In anderthalb Stunden sehen wir dann auch ein exzellent eingestimmtes Ballett aus 11 Totengräber (und innen – gibt es die inzwischen auch schon in echt?), die wie die großen Vorbilder Jaques Tati oder Charly Chaplin in den kleinen Alltagsdingen scheitern. Bewundernswert ist etwa die Choreografie aller auf schweren Fahrrädern mit Schaufeln. Da sitzt jedes Treten in die Pedale. Hinten auf der Bühne ein Würstelstand mit der Aufschrift „Weils eh schon wurst ist“.

Am meisten nach Friedhofstimmung erinnert der Mittelteil des Abends, als sich die Bestatter in schwarz und in Rüschenkleidung aus dem 19. Jahrhundert verwandeln und sich ein großes Skelett als riesiger Hampelmann bewegt. Immer wieder fallen manche in eine Grube und werden von einem Trampolin wieder nach oben geschleudert. Und aus dem Boden wachsen Köpfe, die sich nicht so leicht wieder nach unten drücken lassen. Am Ende wird ein schauriger Donauwalzer als Totentanz intoniert.

In Summe hat die Vorstellung freilich zu wenig gedankliches Fleisch, viele Gags kranken an Beliebigkeit – man hätte dergleichen auch mit dem orangen Ballett der MA48 aufführen können, da hätte man sich vielleicht weniger Hintergrundgedanken erwartet.

Die Aufführung ist die letzte Premiere in der Direktion von Martin Kušej, der was sein künstlerisches Programm betrifft sicher unter Wert geschlagen wurde. Es gab nicht wenige interessante Premieren und Überraschungen – letztlich scheiterte er an der schlechten Stimmung im Haus, was allerdings auch zu den wesentlichen Aufgaben eines erfolgreichen Leaderships gehört. 

Infos & Karten: burgtheater.at

Angst vor dem Frieden – 4 Shakespeare-Dramen in einer Fassung von Julia Jost am Volkstheater

Szenenbild aus „Rom“. – ©Marcel Urlaub

„Rom“ heißt die Produktion, die Shakespeares Tragödien „Titus Andronicus“, „Coriolanus“, „Julius Caesar“ und „Antonius und Kleopatra“ in einer 2-Stunden-Fassung plus Pause umfasst. Julia Jost, die mit ihrem vielbeachteten Roman „Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht“ auch am 10. Mai bei „Rund um die Burg“ auftreten wird (17 Uhr, Burgtheater Vestibül) hat aber auch Worte u.a. von David Bowie, Canetti, Bachmann, Lenin, Marx und Theweleit hineinverwoben.

Regie führte der belgische Regisseur Luk Perceval, der vor einem Vierteljahrhundert mit „SCHLACHTEN!“, der Zusammenstellung mehrerer Shakespeare-Königsdramen einen Mammuterfolg u.a. bei den Salzburger Festspielen feierte. Das Bühnenbild ist reduziert. Meist spielt das zehnköpfige Ensemble (Andreas Beck, Runa Schymanski, Friederike Tiefenbacher, Stefan Suske, Lavinia Nowak, Evi Kehrstephan, Claudia Sabitzer, Uwe Rohbeck, Frank Genser, Julia Riedler) vor einer hohen Wand aus hellen Quadern, die bei entsprechender Beleuchtung auch schwarz erscheinen kann und aus der manchmal Wasser quillt. Ein starkes Bild, geht es doch um Macht und wie man diese mit oder gegen das Volk erringen kann. Shakespeare hatte ja bereits in „Coriolanus“ den modernen Populismus bloßgestellt. So richtig wohl fühlen sich die Führer sowieso nur im Krieg, vor dem Frieden haben sie Angst – das kennt man ja auch heute noch.

Fast immer herrscht Finsternis, die mit elektronischen Sounds (Lila-Zoé Krauß) aufgeladen wird, die Gesichter der Darsteller werden von Taschenlampenschein zugleich erleuchtet und verzerrt. Zum Höhepunkt wird ein erotisch aufgeladener Ringkampf zwischen Kleopatra und Antonius in einem knöchelhoch mit Wasser gefüllten Becken vor der Wand.

Keine leichte Kost – ein Abend vielmehr für Menschen, die zuhören können. Die erleben spannende Minuten und gewinnen bisweilen Einblicke in die Mechanismen der Machterhaltung.

Infos & Karten: volkstheater.at

Angebot sucht Nachfrage – Ein Wegweiser durch die Welt der Wirtschaft bei Rund um die Burg

„Wirtschaft war nie so wichtig wie jetzt, trifft uns alle – und wird doch als schwierig empfunden.“ schreibt Reinhard Göweil in seinem neuen Buch „Angebot sucht Nachfrage 2.0. Und tatsächlich wird ihm in Zeiten von Inflation, einem Krieg vor der Haustür und einem nach der Pandemie noch immer stotternden Wirtschaftsmotor niemand widersprechen können. Göweil war jahrelang Wirtschaftsredakteur in diversen Medien und zuletzt Chefredakteur der „Wiener Zeitung“, aktuell gibt er die finanznachrichten.at heraus.

Grundsätzlich ist es ja mit der Wirtschaft genauso wie mit der Politik – auch Menschen, die verkünden, sie interessieren sich nicht für Politik, sind von den Auswirkungen politischen Handelns direkt betroffen. Zumal es heute ordentlich „knirscht im Gebäck“, wie Göweil schon im Prolog schreibt. Bis zur Covid-Krise herrschte etwa ein sogenannter „Käufermarkt“, da heißt das Angebot überstieg die Nachfrage und Waren wurden tendenziell immer billiger. Eines der (wenigen) positiven Effekte des Neoliberalismus. Allerding mit dem Effekt, dass Firmen ihre Produktion in immer billigere Länder transferieren mussten, damit wir das T-Shirt um 2 Euro kaufen können.

Durch Covid und die Folgen der Trump-Jahre (Hohe US-Zolle) lagen Produktionen allerdings still, die Käufer musste also Waren suchen und teurer bezahlen. Dazu die Kriege und höhere Energiekosten. Der Autor zeigt dazu in klaren Bildern wie Wirtschaft funktioniert und nebenbei was uns der EU-Beitritt gebracht hat – kurz wir wären ein sehr viel ärmeres Land. Schon die Koppelung des Schilling-Kurses an die D-Mark durch Hannes Androsch hatte einen Qualitätsschub für die heimische Industrie ausgelöst, ganz einfach dadurch, dass die Betriebe statt auf Preis auf hochwertige Ware setzen mussten.

In der Pandemie hat Österreich, nach Meinung des Autors jedenfalls gravierende Fehler gemacht, indem Geld einfach für entgangene Geschäfte ausbezahlt wurde, statt dieses an Investitionen zu binden. Wer glaubt, es werde immer so weitergehen wie 2019 noch gedacht irrt gewaltig. Die ungezügelte Globalisierung ist zu Ende, die großen Märkte schotten sich zunehmend ab und die Klimakrise tut ein Übriges. Wir leben gewiss in herausfordernden Zeiten.

Reinhard Göweil wird bei Rund um die Burg über sein Buch diskutieren:
10. 5. in der Stelldichein Meierei Volksgarten, 21 Uhr


„Maria Stuart“ frei nach Schiller im Theater DasTAG

©Anna Stöcher

Höhepunkt aller „Maria Stuart“-Fassungen ist immer die direkte Konfrontation der beiden Königinnen – der herrschenden Elisabeth und der ehemaligen schottischen Königin Maria, die seit Jahren in einem englischen Kerker dahinschmachtet. Im Theater DasTAG in der Gumpendorfer Straße ist die Szene schnell erledigt, nur zu bald beschimpfen sich die beiden und Elisabeth unterzeichnet das Todesurteil ihrer Rivalin. Denn Gernot Plass interessiert am Drama von Friedrich Schiller vor allem die Politik und die Intrige – zweifelsohne ein sehr aktuelles Thema, das sich täglich in den Nachrichten verfolgen lässt. Wobei wir das meiste ja sowieso nur vermuten und ahnen können.

Und der Intrigen gibt es auch bei Schiller mehr als genug. Am Hof von Elisabeth tummeln sich Günstlinge und Einflüsterer, Doppelspione und Karrieristen. Leicester (Markus Hamele) unterstützt heimlich Maria, opfert aber kaltblütig den jungen Mortimer (Raphael Nicholas), um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Elisabeth (Michaela Kaspar) ist im Zentrum des Ganzen, als Königin kann sie sich auch nicht die kleineste Schwäche erlauben, während Maria (Lisa Schrammel) zum Spielball der Mächte verkommt und sich mit ihrem Hochmut das eigene Grab schaufelt.

Politik wird ja von vielen als das denkbar Langweiligste angesehen. Das ist nicht nur gesellschaftlich betrachtet gefährlich, sondern auch falsch wie auch heutige Adaptionen im Unterhaltungsgeschäft – wie etwa die TV-Serie „Borgen“ – zeigen. „Maria Stuart“ im DasTAG ist tatsächlich auch spannend, gegen Ende streut Plass, der sich im Groben an Schiller hält, auch noch ein paar sprachliche Witze ein und ordnet die Besessenheit der Engländer an Ballspielen schon im Elisabethanischen Zeitalter beginnen.

Infos und Karten: dastag.at