Wie ein jüdisches Arbeiterkind die Nazi-Zeit in Wien überlebte – „Glockengasse 29“ von Vilma Neuwirth

„Dieses Buch habe ich gelesen wie einen Krimi“ schreibt Elfriede Jelinek im Vorwort. Dabei bleibt die 2016 verstorbene Autorin ihrem fast heiterem – wienerischen – Ton bis zum Schluss treu. Aber es geht in dieser Lebensgeschichte aus der Leopoldstadt tatsächlich oft um Leben oder Tod. Denn die kleine Vilma ist ein aufmüpfiges Kind: „Wir waren acht richtige Gfraster“, heißt es gleich zu Beginn über ihre Geschwister und Spielkameraden. Und als sich nach dem Anschluss so gut wie alles in Österreich änderte, war jede Ordnungswidrigkeit gefährlich, denn Vilma war nach Nazijargon „Halbjüdin“. Ihre christliche Mutter aus Niederösterreich war mit einem jüdischen Friseur, der nach dem Tod seiner Frau mit drei Kindern dastand, eine Zweckehe eingegangen, da sie selbst eine uneheliche Tochter hatte. Vilma kam 1928 zur Welt, als die Nazis kamen, war sie 11 und konnte nicht begreifen, warum die Nachbarn in der Glockengasse 29 plötzlich ihre Mutter als „Judenhur“ beschimpften und ihre Spielkameraden nicht mehr mit ihr spielen wollten. Bis zum Anschluss war sie in deren Wohnungen aus und ein gegangen, man hatte das Wenige, was man hatte, geteilt. Für einen Nachbarn hatte man im Austrofaschismus sogar einen Koffer aufbewahrt – nicht ahnend, dass darin die damals illegale SA-Uniform versteckt war. In ebendieser Uniform wollte dieser dann Vilmas Vater zum berüchtigten Gehsteigputzen mit der Zahnbürste zwingen. Doch Vilmas Mutter wusste das mit ihrem energischen Auftreten zu verhindert. Ihr Mut sollte die Familie noch oft retten, zwei von Vilmas Brüdern gelang die Flucht.

Vilmas ungebrochener Übermut brachte die Familie aber oft in Gefahr. Sie ging etwa auch ins Kino oder auf den Eislaufplatz, was für Juden natürlich strengstens verboten war. Auch den Arbeitsdienst überstand Vilma trotz ihrer Unfähigkeit mit Maschinen umzugehen, denn es gab – sehr wenige allerdings – auch anständige Zeitgenossen, die Juden halfen.

Vilma Neuwirths Lebenserinnerungen aus der NS-Zeit sind ein einzigartiges zeitgeschichtliches Dokument, das sich auch dringend als Schullektüre empfiehlt. Da Vilma niemals eine ordentliche Schulbildung erlangen konnte, ist ihr Bericht frei von künstlerischen Ambitionen. Aber gerade das macht es zu einer „literarischen Kostbarkeit“ wie der Autor Erich Hackl in einer ersten Rezension anmerkte. Der Milena Verlag bringt das erstmals 2008 erschienene Buch jetzt mit vielen SW-Familienbildern und mit dem Vorwort der Nobelpreisträgerin neu heraus. Ein wichtiges Buch, das daran erinnert, wie schnell politische Umbrüche Menschen zu Unmenschen machen können.

Vilma Neuwirth: Glockengasse 29. Eine jüdische Arbeiterfamilie in Wien. Milena Verlag, 140 Seiten, € 24,95

Endspurt beim Vormagazin-Kurzkrimi-Wettbewerb zur Kriminacht

Das vormagazin bittet um Kurzkrimis zum heurigen Jahresregenten Johann Strauss. Zur Kriminacht am 23. Oktober 2025 werden die besten Storys als Buch erscheinen! Einsendeschluss ist der 22. August.

Am Schani kommt man heuer im Jubiläumsjahr nicht vorbei – auch nicht bei der Kriminacht. Denn sein 200. Geburtstag jährt sich tatsächlich nur zwei Tage nach der Kriminacht am 23. Oktober. Deshalb bitten das vormagazin und die Kriminacht heuer um spannende Kurzkrimis, in denen ein paar Takte Johann Strauss erklingen, egal in welcher Form (aus dem Radio, im Auto oder in der Oper usw.). Aber vielleicht lässt sich der Schani sogar als Person in eine Krimihandlung einbauen – Ihrer Fantasie sind ­keine Grenzen gesetzt.

Allerdings gibt es eine Grenze bei der Länge der Beiträge. Wir benötigen ein Word-Dokument mit maximal 15 Seiten bei 1.500 Zeichen pro Seite – also insgesamt 22.500 Zeichen. Die besten Texte werden im echomedia buchverlag in ­einem eigenen Buch veröffentlicht, das im Rahmen der diesjährigen Kriminacht präsentiert wird. Bei dieser Gelegenheit werden fünf Autor*innen auch zu einer ­Lesung eingeladen. Einsendeschluss ist der 22. August. Im September wird eine Jury die Siegertexte auswählen. Als Jurorin dabei ist diesmal die Grande Dame der Wiener Krimiszene Edith Kneifl.

Der vormagazin Kurzkrimi-Wettbewerb ist die Gelegenheit, sich im Vergleich mit Profis zu messen. Bei früheren Wettbewerben erstaunte die Jury die Qualität der Beiträge. Wir wünschen gutes Gelingen!


Teilnahme & Bedingungen
Bitte lesen Sie sich vor Ihrer Teilnahme die untenstehenden Teilnahmebedingungen sorgfältig durch.
Word-Dokument, max. 15 Seiten bei 1.500 Zeichen pro Seite
Einsendungen bis 22. August 2025 an: redaktion@vormagazin.at

Einsendung: Der Text ist als Word-Dokument an redaktion@vormagazin.at zu senden. Einsendeschluss ist der 22. August 2025 um 23:59 Uhr. Moralisch bedenkliche, anstößige, diskriminierende, rassistische, Gewalt verherrlichende oder pornografische Texte werden von der Redaktion nicht angenommen und gelöscht. Durch die Nichtannahme von Texten entstehen keinerlei Ansprüche, welcher Art auch immer, des Einsenders.

Datenschutz: Voraussetzung für eine Teilnahme ist, dass der Autor mit der Einsendung des Textes auch seine persönlichen Daten (vollständiger Name, Geburtsdatum, Adresse) bekannt gibt und diesen Teilnahmebedingungen zustimmt. Sämtliche Teilnehmerdaten werden vertraulich behandelt und nicht an Dritte (Unternehmen des Echo Medienhauses s. http://www.echo.at/about-2/ gelten nicht als Dritte) weitergegeben. Der Teilnehmer stimmt zu, dass sein vollständiger Name im Zusammenhang mit dem Kurzkrimiwettbewerb „Tatort Grätzl“ veröffentlicht wird.

Urheberrecht und Nutzungsrechte: Der Teilnehmer sichert zu, dass er an dem eingesandten Text sämtliche Immaterialgüterrechte, insbesondere Urheberrechte und sich daraus ergebende Nutzungs- und Verwertungsrechte, hat und durch seinen Text keinerlei Rechte Dritter verletzt werden. Der Teilnehmer räumt den derzeitigen und künftigen Unternehmen des Echo Medienhauses (abrufbar unter http://www.echo.at/about-2/) an seinem Text für den Kurzkrimiwettbewerb „Tatort Grätzl“ räumlich uneingeschränkt für die Dauer des gesetzlichen Urheberrechtes das nicht ausschließliche Recht ein, den Text oder Auszüge desselben auf jede erdenkliche Weise, zum Zeitpunkt der Erklärung bekannt oder unbekannt, ohne Vergütungsanspruch zu verwerten und zu nutzen.

Buchveröffentlichung: Bis zu 15 von der Fachjury ausgewählte Texte werden als Anthologie zum Wettbewerb im Buchverlag der echomedienhaus ges.m.b.h. veröffentlicht.

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Gratis-Kino auf der Baumgartner Höhe: VOLXkino erneut zu Gast am Otto Wagner Areal

Das mobile Freiluftkino macht auch 2025 wieder Station auf dem Otto Wagner Areal (OWA), das von der Wien Holding-Tochter WSE Wiener Standortentwicklung entwickelt wird.

Seit 36 Jahren bringt das VOLXkino Kino in Parks, Innenhöfe und auf Plätze – kostenlos, bei freiem Eintritt und mit einem Programm, das sich durch gesellschaftspolitisches Engagement und cineastische Vielfalt auszeichnet. Der Auftakt am Otto Wagner Areal steht 2025 ganz im Zeichen des Widerstands und der Erinnerungskultur. Im Rahmen der Reihe „Immer Widerstand“ zeigt das VOLXkino am 2. August 2025 um 20 Uhr die berührende filmische Hommage an Ceija Stojka – Künstlerin, Romni und Überlebende der NS-Konzentrationslager.

Am 3. August folgt das Drama „In Liebe, Eure Hilde“ von Andreas Dresen über Hilde Coppi und ihren mutigen Widerstand gegen das NS-Regime. Danach lädt das VOLXkino jeweils samstags und sonntags bis 24. August zu weiteren cineastischen Höhepunkten – von aktuellen internationalen Produktionen wie „Juliette im Frühling“ oder „All we Imagine as Light“ bis zu preisgekrönten Dokumentationen wie „Ein Tag ohne Frauen“.

„20.000 Arten von Bienen“ (24. August) erzählt etwa von der Identitätssuche eines Kindes, von einem Sommer im Norden Spaniens und Frauen aus drei Generationen, die zum Wohle des Kindes zusammenfinden müssen. Das Spielfilmdebüt der baskischen Regisseurin Estibaliz Urresola Solaguren ist ein sonniges, wunderbar einfühlsames Werk, getragen von Sofía Otero, die als kleines Mädchen auf der Suche nach dem richtigen Namen das erste Mal vor der Kamera steht, und Patricia López Arnaiz als problemgeplagter, liebevoller Mutter.


Programm-Highlights am Otto Wagner Areal:

2. August | 20:00 – Ceija Stojka (AT 1999, Doku, Regie: Karin Berger)

3. August | 20:30 – In Liebe, Eure Hilde (DE 2024, Regie: Andreas Dresen)

9. August | 20:30 – Juliette im Frühling (FR 2024)

10. August | 20:30 – Veni Vidi Vici (AT 2024)

16. August | 20:30 – Ein Tag ohne Frauen (US/IS 2024)

17. August | 20:30 – All we Imagine as Light (FR/IN/NL/LU 2024)

23. August | 20:30 – Rose – Eine unvergessliche Reise nach Paris (DK 2023)

24. August | 20:30 – 20.000 Arten von Bienen (ES 2023)

Das gesamte Programm finden sie hier »

Facts
Wann: VOLXkino am Otto Wagner Areal vom 2.8.2025 bis 24.8.2025, jeden Samstag und Sonntag.
Wo: Baumgartner Höhe 1, 1140 Wien
Öffentliche Anreise: Buslinie 47A oder 48A bis Haltestelle „Otto Wagner Areal“
Der Eintritt ist frei! (Foto: „20.000 Arten von Bienen“)

Österreicher, Ungar, Jude und Europäer – Paul Lendvais Lebensbeschreibung „Wer bin ich?“

Als 95jähriger darf man schon ein Resümee über sein Leben geben, zumal wenn man so viel erlebt hat wie Paul Lendvai. Und es wäre nicht der rastlose und stets wissbegierige Journalist, wenn er das nicht mit einer Frage tut. In seinem Buch „Wer bin ich?“ untersucht der (Eigendefinition) Publizist, gebürtige Ungar, Jude, Migrant, österreichische Patriot und Europäer seine eigene Identität. Zunächst als Migrant: 1953 wurde er in seiner Heimat Ungarn als „Trotzkist“ inhaftiert und danach mit Berufsverbot belegt, 1957 gelang ihm – nach dem Ungarnaufstand – die Flucht nach Wien. Noch immer scheint er nicht fassen zu können, dass ihn die Österreicher damals nicht nach 100 Papieren gefragt haben, sondern bloß, ob er hungrig sei und einen Schlafplatz benötige. Eigentlich wollte er ja weiter in die USA, doch als sein Visum abgelehnt wurde, weil er in Ungarn Kommunist war, freute er sich. Er hatte in Wien längst seine zweite Heimat gefunden, zumal er international über das Netzt der Auslandskorrespondenten angebunden war und auch für US-Zeitschriften schreiben konnte. Zunächst veröffentlichte er unter Pseudonym, um seine zurückgebliebenen Eltern zu schützen. In Österreich fand er bald Unterstützer wie Hugo Portisch oder Kurt Vorhofer. Sogar zu Persönlichkeiten aus der Politik unterhielt er freundschaftlichen Umgang – besonders zu zwei Kontrahenten – Bruno Kreisky und Josef Taus. Die Folgen der Kanzlerschaft von Sebastian Kurz hält Lendvai allerdings für Österreich verhängnisvoll, denn diese habe zu einer langfristigen Vergiftung der heimischen Gesellschaft und Medien geführt. Ungarn bezeichnet Lendvai als „einsamstes Volk in Europa“ – und das liege nicht nur an seiner nicht-indoeuropäischen Sprache.

Und die Zukunft? Lendvais wirklich lesenswertes Buch endet mit dem Satz: „Die Zerbrechlichkeit der Freiheit ist die einfachste und zugleich tiefste Lehre aus meinem langen Leben, aus meinen vier Identitäten als Österreicher, Ungar, Jude und Europäer.“

Paul Lendvai: Wer bin ich? Zsolnay, 124 Seiten, € 24.-

Veranstaltung mit Paul Lendvai im Wien Museum

3. September 2025, 18:30–20:00

Wien Museum, 1040 Wien, Karlsplatz 8 

Anmeldung erforderlich unter: www.wienmuseum.at/event/2013

Flucht nach Tirol – Katharina Köllers Roman um häusliche Gewalt „Wild wuchern“

Die 1984 in Eisenstadt geborene Autorin Katharina Köller hat schon viele Theaterstücke geschrieben und – auch selbst – auf die Bühne gebracht. 2021 veröffentlichte sie ihren ersten Roman „Was ich im Wasser sah“ – „Wild wuchern“ ist nur ihr zweiter und er ist unbedingt lesenswert. Darin geht es um eine verheiratete Frau in Wien, die nach tausenden verbalen Beleidigungen und Schlägen endlich – und zwar buchstäblich, nämlich mit der Bleikristallvase der Oma – zurückschlägt und danach in Panik zu ihrer Cousine Johanna nach Tirol flüchtet.

Ob Peter jetzt tot ist, weiß die Ich-Erzählerin Marie aber nicht. Die Johanna hat das ideale Versteck, sie wohnt nämlich in einer kleinen Hütte in den Bergen – fernab jeder Zivilisation – und ernährt sich von dem, was die Natur hergibt bzw. von der Milch ihrer Ziegenherde. Bloß, die etwa gleichaltrige Johanna ist gar nicht begeistert von der neuen Gesellschaft…

Wie sich die beiden Frauen „zusammenraufen“ und dabei ihre jeweilige Lebensgeschichte aufarbeiten – sehr schwierig, weil Johanna eine Einsiedlerin ist und fast nichts spricht und Maria doch irgendwie noch ein Szene-Stadt-Girl – macht den Reiz dieses Romans aus, der psychologisch durchdacht ist. „Wild wuchern“ hebt sich so wohltuend von der Fülle jener Romane ab, in denen irgendeine Städterin am Land Selbstverwirklichung erleben möchte und natürlich kläglich scheitert.

Katharina Koller: Wild wuchern. Penguin Verlag, 206 Seiten, € 22,70

„Strauss mit Aussicht“ – 2. und 3. August Open Air „Am Himmel“

Am ersten Augustwochenende lädt Johann Strauss 2025 Wien, ein Unternehmen der Wien Holding, zum Lebensbaumkreis „Am Himmel“ in Wien-Döbling. Unter dem Titel „Strauss mit Aussicht“ stehen am 2. und 3. August 2025 genreübergreifende Auftritte, musikalische Wanderungen und ein Kulturpicknick auf dem Programm. Mit Blick über die Stadt eröffnen Künstler*innen wie EsRAP & Marino Formenti, BartolomeyBittmann, der Schmusechor, Viktor Gernot, Stippich&Uhler :: Bravour Schrammeln, Marina & The Kats u.v.a. neue Perspektiven auf das Werk von Johann Strauss.

Open-Air-Konzert am Samstag, 2. August

„Strauss mit Aussicht“ eröffnet am 2. August um 19:00 Uhr mit einem Open-Air-Konzert auf einer großen Bühne „Am Himmel“. In einem vielfältigen Programm treffen Strauss’sche Motive auf Hip-Hop, Rock, Operette und queer-feministische Choreografie. Mit dabei sind unter anderem das Duo EsRAP mit dem Pianisten Marino Formenti, das Cello-Mandola-Duo BartolomeyBittmann, der Schmusechor und das inn.wien ensemble

Tickets: 15 Euro Vorverkauf | 20 Euro Abendkassa

Ein Klangpfad und Ö1 KulturPicknick am Sonntag, 3. August

Am 3. August starten ab 09.00 Uhr im 10-Minuten-Takt bis 10:00 Uhr musikalische Spaziergänge vom Peter-Alexander-Platz in Grinzing zum Lebensbaumkreis „Am Himmel“. Entlang des Weges werden an neun Stationen Kurzstücke zeitgenössischer Komponist*innen uraufgeführt – von Wiener Lied über Jazz bis zu Elektronik. Dieser „Klangpfad“ wird von der Austrian Composers Association kuratiert. Am Ziel erwartet das Publikum eine große musikalische Improvisation auf der Bühne „Am Himmel“. Mitwirkende sind unter anderem Flora GeißelbrechtSainko Namtchylak, Jakob GruchmannMia Zabelka und weitere Künstler*innen.

Ab 13:00 Uhr lädt das Ö1 KulturPicknick bei freiem Eintritt zum entspannten Beisammensein auf den „Himmel“: Mit Kabarett, Live-Musik, Quiz, kulinarischen Angeboten und Kinderprogramm entsteht ein Tag voller Kulturgenuss für alle Generationen. Auf der Bühne wechseln sich Wiener Volksmusik, Indie-Swing, klassische Tanzmusik und satirische Beiträge ab – unter anderem mit Viktor GernotStippich&Uhler :: Bravour SchrammelnMarina & The Kats, dem RSO Livestream Ensemble und einem Ö1 Sonderquiz „gehört gewusst“.

Ö1 überträgt ab 13:10 Uhr live vom Ö1 KulturPicknick.

Zur optimalen Planung und Ressourcenschonung für das Ö1 KulturPicknick wird um Anmeldung bis spätestens 25. Juli hiergebeten.

Veranstaltungsort
Am Himmel, 1190 Wien

Termine
Samstag, 2. August 2025, 19:00 Uhr – Konzert „Strauss mit Aussicht“
Sonntag, 3. August 2025, 9:00 Uhr – Klangpfad (Peter-Alexander-Platz, 1190 Wien)
Sonntag, 3. August 2025, 13:00 Uhr – Ö1 KulturPicknick, „Am Himmel“, Lebensbaumkreis

Foto: Cello-Mandola-Duo BartolomeyBittmann C Stephan Doleschal

Kriminacht mit Leo-Perutz-Preis

Die Kriminacht ist seit Jahren Partner des Leo-Perutz-Preises, der deshalb auch im Rahmen der Kriminacht – heuer am 23. Oktober – vergeben wird. Der Preis wird von der Stadt Wien Kultur und dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels vergeben. Die Stadt Wien Kultur stiftet dabei das Preisgeld in der Höhe von 5.000 Euro. 

Jetzt wurde die Shortlist für den Leo-Perutz-Preis für Kriminalliteratur 2025 bekanntgegeben. Folgende Titel, in alphabetischer Reihenfolge sind nominiert:

Petra Hartlieb – Freunderlwirtschaft (DuMont Buchverlag)
Gudrun Lerchbaum – Niemand hat es kommen sehen (Haymon Verlag)
Annemarie Mitterhofer – Wiener Enzianmord (Gmeiner-Verlag)
Ursula Poznanski – Teufels Tanz (Knaur Verlag)
Thomas Raab – Der Metzger gräbt um (Haymon Verlag)

Alle Nominierten werden am 23. Oktober bei der Kriminacht in verschiedenen Wiener Kaffeehäusern bei freiem Eintritt aus ihren Werken lesen. 

Die Jury
Die Jury 2025 bestand heuer aus Sylvia Fassl-Vogler (Stadt Wien Kultur), Ingrid Rehusch (ORF), Heinrich Steinfest (Leo-Perutz-Preisträger 2024) und Sascha Wittmann (Buchhandlung Bücher Wittmann).

Der Preis
Mit dem Leo-Perutz-Preis, der jährlich vergeben wird, sollen Krimis ausgezeichnet werden, deren Qualität und literarischer Anspruch an den namensgebenden österreichischen Literaten erinnern. Darüber hinaus sollen die ausgezeichneten Werke möglichst innovativen Charakter haben und einen Wien-Bezug aufweisen.

Im Vorjahr ging der Preis an Heinrich Steinfest für seinen Kriminalroman „Gemälde eines Mordes“. Leo Perutz (1882 – 1957), in Prag geborener österreichischer Schriftsteller, war ein Pionier des phantastischen Romans, am bekanntesten sind seine Werke „Der Meister des jüngsten Tages“ und „Nachts unter der steinernen Brücke“.

Die Termine der Lesungen werden nach dem Sommer auf kriminacht.at zu finden sein. (Foto von Leo Perutz: Zsolnay Verlag)

Wien-Kultur in den 60er- und 70er-Jahren – Der Kulturmanager Edek Bartz im Interviewbuch von Klaus Nüchtern

Vielleicht habe ich die falschen Leute gekannt oder war noch zu jung, aber in meiner Erinnerung waren die 70er-Jahre in Wien noch ziemlich grau und fade. Dass Wien schon vor Helmut Zilk als Kulturstadtrat (ab 1979) durchaus spannende Acts geboten sowie Lokale und Galerien besessen hat, beweist das Interviewbuch von Klaus Nüchtern mit dem Musiker (Geduldig & Thiemann) und Kulturmanager Edek Bartz. Bartz.

1946 als Sohn eines polnischen Chemikers und einer Wienerin in einem Flüchtlingslager der Sowjetunion geboren, organisierte schon 1967 Konzerte von Frank Zappa 1967 und 1969 von Jimi Hendrix 1969 im Wiener Konzerthaus. Er hat aber auch in der Kunstwelt ordentlich mitgemischt. Mit Peter Alexander, Falco und Andre Heller arbeitete er intensiv zusammen. Und er ist in New York bis ins Atelier von Jean-Michel Basquiat vorgedrungen, als dieser noch nicht weltberühmt war und für ein paar tausend Dollar Arbeiten verkaufte.

Falter-Kulturredakteur Klaus Nüchtern hat Bartz, der nächstes Jahr seinen 80. Geburtstag feiert, in 16 Interviews zur damaligen Szene befragt und dabei neben vielen Anekdoten auch wichtige Eindrücke vom Wien der vermeintlich grauen Jahre gehoben. Natürlich dürfen auch die Schattenseiten – die vielen alkohol- und drogenabhängigen Musiker und Fans – in dieser Geschichte der Wiener Kultur nicht fehlen. Aber der Optimismus von Bartz war wahrscheinlich immer ansteckend, auch wenn es immer schwerer wurde, etwa Falco bei seiner Japan-Tournee für seinen Auftritt fit zu bekommen. Ein Buch, das alle an Wien-Kultur-Interessierte lesen müssen!  

Klaus Nüchtern: Interessant, du, faktisch… – Edek Bartz und Wiens Aufbruch in die Pop-Moderne. Residenz Verlag, 176 Seiten, € 24,-

Der Sommer ist mörderisch in Wien

Wiener Grüße aus Balkonien!

Neue Schaufensterausstellung des Jüdischen Museum Wiens, einem Museum der Wien Holding

Vom Sommer auf Reisen zum Sommer auf dem Balkon – jüdisches Familienleben im Karl-Marx-Hof.

Sommerzeit war Reisezeit – auch für die jüdische Familie Mezei aus Wien. In einem sorgfältig gestalteten Fotoalbum mit dem Titel „Gemeinsam Erlebtes, gemeinsam Erschautes“ hielten sie Eindrücke ihrer Urlaube in den 1920er- und 1930er-Jahren fest: Postkarten, Fotografien von Sehenswürdigkeiten, Hotels und gemeinsame Momente erzählen vom Reisen in einer kleinbürgerlich-urbanen Lebenswelt.

Zwischen diesen Reiseerinnerungen finden sich auch unerwartete Aufnahmen vom Balkon der Familie im Karl-Marx-Hof, ein Blick auf das, was man heute umgangssprachlich „Balkonien“ nennt: den Sommer zu Hause. In einer Zeit, in der Balkone noch als Luxus galten, wurde dieser durch den sozialen Wohnbau des Roten Wien für die Vielen zugänglich gemacht.

Das neue Schaufenster porträtiert die Familie Mezei: Moritz Mezei, geboren 1886 in Steinbrunn, war Journalist, Schriftsteller und Übersetzer; seine Frau Margarete, geborene Neufeld, arbeitete ebenfalls publizistisch und war beruflich eigenständig. Die Zwillinge Ilse und Kurt wurden 1924 geboren. 1929 zog die Familie in den Karl-Marx-Hof, eines der bekanntesten Bauprojekte des Roten Wien. Mit moderner Infrastruktur, Grünflächen und Gemeinschaftseinrichtungen wurde dort eine neue Vorstellung von Wohnen und Alltag Realität. Der „Anschluss“ 1938 änderte die Situation für „nicht-arische“ Mieter:innen aus dem kommunalen Wohnbau, so auch für die Familie Mezei.

Mehr zu ihrer Geschichte gibt es in der Dauerausstellung und im aktuellen Blogbeitrag zu lesen – inklusive einer kleinen Überraschung!

Das Schaufenster ist ab sofort in der Dorotheergasse 11 zu sehen.

Konzept: Ekaterina Bebikh & Caitlin Gura
Design: Stefan Fuhrer, Wien
Fotos: © Jüdisches Museum Wien

Weitere Informationen:
Jüdisches Museum Wien