In der Josefstadt hat morgen ein 7-Stunden-Stück Premiere – Im Wienlive gibt es dazu ein Interview mit dem Jungschauspieler Nils Arztmann. | ©Moritz Schell

Das Jungtalent – Nils Arztmann spielt „Das Vermächtnis“ im Theater in der Josefstadt

Es geht um homosexuelle Freunde in New York von den AIDS-Jahren bis heute. In seinem mehrfach ausgezeichneten Stück „Das Vermächtnis“ (u. a. Tony-Award ) verarbeitet der Amerikaner Matthew López das Schicksal dreier Generationen schwuler Männer zu einem hochaktuellen Spiegel unserer Gesellschaft. Geschrieben in der ersten Periode der Präsidentschaft Donald Trumps entfaltet die Geschichte gerade heute eine enorme Sprengkraft. Das Theater in der Josefstadt bringt ab 15. März das mit Pausen mehr als 7 Stunden dauernde Stück erstmals in Österreich auf die Bühne. In der Inszenierung von Elmar Goerden spielen 11 Männer und nur eine Frau (Andrea Jonasson). Einer von ihnen ist der 1999 in Wien geborene Nils Arztmann, der seit 2 Saisonen fix im Ensemble der Josefstadt ist und schon in zahlreichen Produktionen zu sehen war (u. a. „Leben und sterben in Wien“, „Die Möwe“).

wienlive: Sie wollten schon als Kind zur Bühne, dabei waren die Eltern nicht am Theater, wie kam es dazu?

Nils arztmann: Ich bin zu der Kindertheatergruppe „gut gebrüllt“ von Maria Köstinger gekommen. Das war der Startschuss – obwohl es dann noch lange gedauert hat, bis ich mir eingestanden habe, dass ich das professionell machen will. Aber nach der Matura war mir klar, dass ich das zumindest probieren muss. Ich wollte dann eigentlich in einer deutschen Schauspielschule vorsprechen, bekam aber während meines Zivildienstes nur 10 Tage Urlaub – da gingen sich nur Schulen in Österreich aus und es wurde das Max Reinhardt Seminar, worüber ich nachträglich sehr froh bin.

Sie haben angesichts Ihres Alters schon sehr viel gespielt – sowohl am Theater als auch im Film, dabei war zwischendurch ja Pandemie?

Ja, irgendwie ist sich da viel ausgegangen. Vielleicht auch, weil ich sehr früh angefangen habe. Und: Ich hatte immer auch große Lust zu spielen.

 Das Theater in der Josefstadt ist ideal für Sie?

Ja, vor allem durch die Kolleginnen und Kollegen. Speziell jetzt bei den Proben zum „Vermächtnis“ – da entsteht ein Raum, in dem wir gemeinsam eine Geschichte erzählen wollen, die uns am Herzen liegt. Auch weil wir alle wissen, dass dieses Stück gerade jetzt wichtig ist. Das spürt man. Wenn man so eine lange Zeit – wir proben mehr als 4 Monate! – gemeinsam zusammen ist, fühlt man, dass man echt zusammenwächst. Also das Gegenteil von Lagerkoller, sondern so etwas wie eine metaphysische Verbindung. Dabei sind wir ja fast nur Männer – der tolle Monolog, gespielt von Andrea Jonasson, kommt erst sehr spät – nach fünfeinhalb Stunden.

Ein Stück mit fast nur Männerrollen, herrscht da eine andere Dynamik?

 Ich habe tatsächlich noch nicht darüber nachgedacht, dass wir nur Männer sind, obwohl es mir natürlich bewusst ist. Ich könnte auch nicht sagen, dass sich dadurch eine andere Dynamik ergibt – ich sehe meine Kollegen einfach nur als Menschen.

 Aber es sind doch alles schwule Männer, oder?

Die Mehrzahl schon, aber es gibt auch heterosexuelle Männer in dem Stück. Alle Schauspieler spielen außerdem mehrere Rollen. Ich spiele etwa einen jungen Mann, der Schauspieler werden möchte und in das Leben eines Pärchens – gespielt von Raphael von Bargen und Martin Niedermair – eindringt. Anfangs noch sehr naiv, wird er später auch manipulativ.

 Ist „Das Vermächtnis“ ein Konversationsstück mit wenig Handlung?

Nein, es gibt sogar sehr viel Handlung! Ich spiele auch einen Erzähler, der die Geschichte vorantreibt. Aber es wird immer wieder eingegriffen und „vorgespult“. Durch diesen dauernden Wechsel der Zeiten passiert eigentlich andauernd etwas. Man kann da zuschauen wie bei einer TV-Serie.

Matthew López hat sein Stück als Reaktion auf die erste Ära von Donald Trump geschrieben. Wie politisch ist „Das Vermächtnis“?

Das Drama ist wirklich sehr politisch und passt perfekt in die Gegenwart. Es geht ja auch konkret um den Abbau von Rechten, die über die letzten Generationen hinweg schon erkämpft worden sind. Das wird konkret thematisiert, angesprochen und behandelt. Aber das Stück ist einfach so vielfältig und umfassend – es kommen Sehnsucht, Liebe, Ängste und Politik vor. Das macht es ja so toll und so schillernd. Ich freue mich wahnsinnig darauf, das spielen zu dürfen.


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Karten und Infos: josefstadt.org