Süsses Gold
Europameisterin. Mit nur 23 Jahren wurde Anna Saurer bei der Berufseuropameisterschaft EuroSkills im polnischen Danzig von einer internationalen Jury zur besten Patissière Europas gekürt. – ©Elisabeth Lechner
Text: Ursula Scheidl
Anna Saurer, Jung-Konditorin im Wiener Café Central, holte sich bei der Berufseuropameisterschaft EuroSkills den sensationellen ersten Platz.
Wir treffen die gebürtige Tirolerin während ihres Dienstes. Mit einem strahlenden Lächeln kommt die 23-Jährige direkt aus der Backstube, wohin sie gleich nach dem Interview zurückeilt, um frische Croissants zu machen. Der Beruf ist ziemlich fordernd, aber die Zusammenarbeit im 15-köpfigen Team „klappt sehr gut. Wenn wir nicht harmonieren würden, wäre es schwierig“, plaudert Anna Saurer aus der Praxis.
Früh übt sich
Im Außerfern aufgewachsen, hat sie in Innsbruck das Konditor-Handwerk gelernt. Schon als sehr kleines Kind half sie immer in der Küche.
„In meiner Familie sind zwar alle handwerklich sehr talentiert, aber ich bin die erste Konditorin. Bereits mit sechs habe ich meinen ersten Kuchen gebacken, einen Karottenkuchen. Meine Mutter kommt aus der Schweiz, und da gibt es die Rüblitorte“, erzählt Anna Saurer.
Das Wettbewerbsfieber hat sie schon während ihrer Lehrzeit gepackt.
„Mir hat es so viel Spaß gemacht mitzumachen, man sieht ganz andere Dinge, die man im Alltag nicht hat“, ist sie begeistert.
Wenn man bei Wettbewerben mitmacht, bekommt man eine Expertin/einen Experten zur Seite gestellt. Letztes Jahr pendelte Anna jede Woche zum Trainieren nach Wien zu Veronika Schmidt, der Sous Chefin Patissière des Café Central. 2022 gewann Anna dann auch eine Medaille bei den WorldSkills-Meisterschaften.
Die engagierte Trainerin Schmidt holte das Ausnahmetalent vor rund neun Monaten dann fix nach Wien.
„Ich bin sehr anpassungsfähig und flexibel. Daher hatte ich keine Schwierigkeiten mit der Wiener Umgebung“, lacht Anna.
Nach dem Sieg bei den Staatsmeisterschaften war Annas Ehrgeiz geweckt. In den letzten Monaten hat sie mit Feuereifer und Liebe zum Detail mit Veronika Schmidt trainiert. Drei Monate vor dem Wettbewerb machte sie ein Testprojekt, bei dem sie die verschiedenen Module, die vor Ort verlangt werden, simulierte. Ein Modul war zum Beispiel ein Schokoladen-Schaustück, weitere Module waren Petit Fours, Marzipanfiguren, Pralinen, eine Torte, Tellerdesserts und auch eine Mystery-Aufgabe.
„Mit dem Sieg bei den Europameisterschaften ist für mich ein süßer Traum in Erfüllung gegangen. Mein Erfolgsrezept war, handwerklich exakt und zugleich kreativ zu arbeiten“, freut sie sich offen und ehrlich.
Konditorin aus Leidenschaft
Sie könnte sich nicht vorstellen, in einem anderen Beruf zu arbeiten.
„Der kreative Teil macht mir am meisten Spaß. Ich probiere gerne neue Sachen aus, eher kleine Desserts, wo jedes Stück für sich besonders ist. Wenn ich in einem anderen Land oder einer anderen Stadt bin, koste ich mich gerne durch und hole mir Ideen, die ich dann auch nachmachen kann.“
Dass sie früh aufstehen muss, daran hat sie sich inzwischen gewöhnt. Ihr Arbeitstag beginnt um 05:30 Uhr und endet um 14:00 Uhr. Den Nachmittag hat sie frei, wo sie sich in der Natur oder beim Sport neue Kreationen überlegt oder Schaustücke plant – stets ausgerüstet mit einem Skizzenblock, in den sie mit der Hand Notizen schreibt, denn „am Computer arbeite ich nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt“, lacht sie.
Richtig misslungen ist ihr schon lange nichts: „In meiner Lehrzeit habe ich Kastanienmousse gemacht mit der doppelten Menge, die Gelatine allerdings nur in der einfachen Menge. Als die 20 Moussetorten zusammengesackt sind, war das ein schrecklicher Moment“, erinnert sie sich.
Im Café Central fühlt sie sich sehr wohl: „Oft gibt es in Konditoreien verschiedene Posten, wo jeder jeden Tag das Gleiche macht. Im Café Central ist es cool, da kann jeder alles machen, vom Anfang bis zum Ende eines Produktes. Auch aufgrund der Veranstaltungen oder Limited Editions ist es sehr abwechslungsreich. Und wir verwenden keine Convenience-Produkte.“
Der Weg in die Selbstständigkeit ist derzeit nicht geplant.
„Das Wichtigste ist dranzubleiben, besser zu werden und die Chance zu nutzen, bei Wettbewerben mitzumachen.“
Jugend im Wettbewerb
EuroSkills ist ein internationaler Berufswettbewerb, der alle zwei Jahre ausgetragen wird. Junge Fachkräfte aus aller Welt stellen hier ihr fachliches Geschick in mehr als 50 Wettbewerbsberufen auf internationalem Parkett unter Beweis. Die nächsten EuroSkills finden 2025 in Dänemark statt.