Eine kollektive Reise zu Klimagerechtigkeit: gemeinsam lernen, gemeinsam handeln. Die SOHO in Ottakring-Jahresausstellung 2024.
In der Ausstellung werden komplexe Beziehungen von historischen, sozialen und wirtschaftlichen Ursachen der gewachsenen Ungerechtigkeiten, die eng mit ökologischen Entwicklungen in Zusammenhang stehen, mittels zeitgenössischer künstlerischer Praktiken sichtbar und be/greifbar.
Themen wie Kritik an der hierarchischen Beziehung zwischen Menschen und Natur; feministische* Aspekte und anhaltende koloniale Ausbeutung von Menschen, Pflanzen, Tieren und anderen planetaren Wesen werden ebenso einfließen wie indigenes Wissen aus Gemeinschaften von „Abya Yala“ (vorkolonialer Name für Amerika). Zeit steht hier in Relation mit den Zyklen der Natur und mit dem Erbe der Vorfahren, bricht mit der Linearität unseres Zeitverständnisses.
Angesichts der Größe des Themenfeldes, welches sich weltumspannend manifestiert und zugleich im Österreichischen hier und jetzt spürbar und erfahrbar ist, werden Methoden angewendet, die sich auf den Transfer und Austausch von Wissen im Sinne eines kollektiven Lernens mit allen Sinnen konzentrieren und so einen Zusammenhang zwischen dem Verlust an Biodiversität und sozialen Ungerechtigkeiten herstellen.
Zum Beispiel rückt Susana Ojedas Projekt „Kollektive Freude im Widerstand“ die Kultur des Widerstands sowie feministische Aspekte ins Zentrum, indem die mitwirkenden Künstlerinnen mit ihrer jeweiligen Expertise spezifische Aspekte des Widerstandes beleuchten.
SOHO STUDIOS im Sandleitenhof, Liebknechtgasse 32, 1160 Wien www.sohostudios.at
https://wienlive.at/wp-content/uploads/2024/10/SOHOiO_Banner_Ausstellung20246_.jpg7142000wienlive Redaktionhttps://wienlive.at/wp-content/uploads/2021/03/Bildschirmfoto-2020-04-15-um-14.31.27-1-300x138.pngwienlive Redaktion2024-10-25 07:00:002024-10-15 07:55:54Gemeinsam lernen, gemeinsam handeln – SOHO in Ottakring
Leopold Strobl ist derzeit auf der Biennale im Österreich-Pavillion zu sehen – ein großer Erfolg für die galerie gugging. Hier ein Gespräch mit der Leiterin Nina Katschnig.
„Wir sind noch immer im Überraschungsstadium“, sagt Galeristin Mag. Nina Katschnig über die Tatsache, dass mit Leopold Strobl ein Künstler ihrer galerie gugging (galeriegugging.com) bei der Biennale Venedig vertreten ist. Am 20. April wurde die diesjährige Biennale eröffnet, zu sehen sind Strobls Werke bis 24. November (und abseits davon in der galerie gugging). Im Interview spricht Nina Katschnig, die 2016 auf Strobl aufmerksam wurde, über dessen Werk und seinen rasanten Aufstieg: Strobls Werke wurden u. a. bereits vom Museum of Modern Art, New York, angekauft.
wienlive: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Leopold Strobl?
Nina Katschnig: Leopold Strobl hat immer wieder im Atelier bei uns gearbeitet, über viele Jahre. 2016 zeigte mir eine Atelierbetreuerin eine Mappe mit seinen Arbeiten. Er wollte sie nicht selbst bringen, Leopold Strobl ist eher scheu. Ich war von seinen Arbeiten fasziniert. Diese Werke waren anders als alles, was ich bis dato gesehen hatte: übermalte Zeitungsfotos … so klein, so schön, so besonders, das hat mich begeistert. Ich habe die Magie gespürt, die diesen Werken innewohnt. Mir war klar: Das ist jemand, der seinen Stil gefunden hat.
Kurz danach haben Sie Leopold Strobls Werken bereits eine Ausstellung gewidmet. Wie erkennen Sie, ob ein Künstler sich am internationalen Kunstmarkt behaupten kann – was macht sein Werk besonders?
Wenn mir die Werke eines Künstlers gefallen, heißt das noch lange nicht, dass er am Kunstmarkt in der Welt reüssieren kann. Es gibt also eine subjektive und eine objektive Sicht. Bei Leopold Strobls Werk passt beides. Ich schätze seine Werke sehr und er kann den Kunstmarkt begeistern.
Er hat eine einzigartige, ganz spezielle Formensprache, einen eigenen Ausdruck. Ich war tief berührt von seinen Arbeiten, von dieser fast Zen-artigen, meditativen Ruhe, die sie ausstrahlen. Leopold Strobl überzeichnet Zeitungsfotos, jeden Tag in der Früh, Bilder mit Landschaften, Menschen und/oder Gebäuden. Alles, was ihn stört, wird überzeichnet, er gibt dem Störenden eine neue Form, ob Dingen oder Menschen. Er übermalt das ihn Irritierende schwarz, es wird daraus eine Art Hinkelstein oder ein hybrides Wesen, man weiß nicht genau, was es ist …
Durch diese Übermalung des ihn Störenden entstehen ganz eigene Formen, damit bringt er Ruhe in das Werk und schafft etwas ganz Neues. Ich habe noch nie zuvor gesehen, dass jemand in dieser Kleinheit einen solchen Ausdruck kreiert. Auf der einen Seite sind seine Werke so fein und filigran, auf der anderen Seite so stark und so massiv. Durch den Rand, den er seinen Arbeiten gibt, hat der Betrachter zusätzlich eine Schlüssellochperspektive.
Auch die Farben, die Leopold Strobl einsetzt, sind speziell. Er liebt Grün …
Mich fasziniert auch, wie er die Dinge sieht, dieser grüne Himmel zum Beispiel … er hat völlig Recht, denn wenn ich an einem Sommerabend durch Niederösterreich fahre, ist der Himmel tatsächlich grün. Dann denke ich immer: der Strobl-Himmel …
https://wienlive.at/wp-content/uploads/2024/08/StroblBB.png11001800wienlive Redaktionhttps://wienlive.at/wp-content/uploads/2021/03/Bildschirmfoto-2020-04-15-um-14.31.27-1-300x138.pngwienlive Redaktion2024-08-07 07:40:402024-08-07 07:40:42Leopold Strobl ist derzeit auf der Biennale im Österreich-Pavillion zu sehen
Das Jüdische Museum Wien, ein Museum der Wien Holding, zeigt bis 29. September die Ausstellung „Die letzten Tage der Demokratie“ mit Werken von Deborah Sengl und Texten von Lydia Haider. Die Ausstellung ist nicht nur eine Hommage an den großen Schriftsteller und Satiriker Karl Kraus, der heuer 150 Jahre alt geworden wäre, sondern auch ein eindringlicher Appell an die Gesellschaft: Wenn wir jetzt nicht die Demokratie verteidigen und für unsere liberalen und humanistischen Werte kämpfen, könnte es bald zu spät sein.
Politischer Kontext und Verantwortung
In Zeiten, in denen in ganz Europa Parteien erstarken, die Grundrechte in Frage stellen, mit Hass Politik machen und die Gesellschaft weiter spalten, trägt das Jüdische Museum Wien eine besondere Verantwortung. Es verwahrt das Erbe der ehemals drittgrößten jüdischen Gemeinde Europas, einer Gemeinde, die in der Schoa fast ausgelöscht wurde. Die Objekte seiner Sammlung sind Zeugnisse davon, wohin eine Politik des Hasses geführt hat – und auch in Zukunft führen kann.
„Vor den österreichischen Nationalratswahlen Ende September wollen wir mit der Ausstellung ‚Die letzten Tage der Demokratie‘ darauf aufmerksam machen, was passiert, wenn Demagogen und Populisten regieren. Wir wollen ein politisches Zeichen setzen und uns für eine gelebte Demokratie, die unsere Grundwerte als höchstes Gut achtet, stark machen“, so Barbara Staudinger, Direktorin Jüdisches Museum Wien.
Künstlerische Umsetzung
Die Ausstellung „Die letzten Tage der Demokratie“ übersetzt die Essenz des Werkes von Karl Kraus ins Heute. 16 Szenen aus der 2014 von Deborah Sengl gestalteten Ausstellung „Die letzten Tage der Menschheit“ stellen den Weg zum Ende der Demokratie dar. Die künstlerisch inszenierten Ratten stehen dabei sowohl stellvertretend für jeden Menschen als auch für die Menschheit als Gesamtes. Die lyrischen Texte Lydia Haiders kommentieren die einzelnen Stationen in ihrer kraftvollen, oft auch wütenden Sprache. Zusammen schaffen sie ein zeitaktuelles Kunstwerk, eine Ausstellung über unsere Zeit und eine Mahnung an die Gegenwart. Oder, um es mit den Worten Lydia Haiders zu sagen: „Viel Freude mit der Zukunft.“
Das Jüdisches Museum Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Freitag 10 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter www.jmw.at
https://wienlive.at/wp-content/uploads/2024/07/LetzteTageBB.png11001800wienlive Redaktionhttps://wienlive.at/wp-content/uploads/2021/03/Bildschirmfoto-2020-04-15-um-14.31.27-1-300x138.pngwienlive Redaktion2024-07-05 07:00:002024-07-05 10:32:07Bis zum Wahltermin: Das Jüdische Museum zeigt „Die letzten Tage der Demokratie“
In Kooperation mit designaustria vergibt das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft am 16. Mai den 50. Staatspreis Design im MuseumsQuartier.
Dieses Mal neu am Staatspreis Design 2024 ist die Bewertung durch eine ausschließlich internationale Jury, sowie die verstärkte Dokumentation in digitaler Form. Zusätzlich zu den drei Staatspreisen werden in der Jubiläumsausgabe auch wieder die Sonderpreise „Spaces & Environment“ und „DesignImpact-Concepts“ verliehen. Die Einreichungen der Gewinner*innen sind ab 16. Mai im designforum Wien zu sehen.
Kategorien
Vergeben werden drei Staatspreise in folgenden Kategorien:
Daneben gibt es den Sonderpreise „Spaces & Environment“, zu dem Produkte aus den Bereichen Urban Design, öffentlicher Raum & Stadtmöblierung, Leitsysteme, Informations Design & Ausstellungsgestaltung eingereicht werden können. Außerdem werden mit dem Sonderpreis „DesignImpact-Concepts“ drei innovative Designkonzepte – noch nicht umgesetzte Diplomarbeiten, Konzepte, Prototypen, unveröffentlichte Projekte mit hoher Marktrelevanz und geeignetem Umsetzungspotenzial von Studierenden und jungen Absolvent*innen, gewürdigt. Der Preis ist mit jeweils 2.000 Euro dotiert und wird von der Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) zur Verfügung gestellt.
218 Projekte von 157 Produktdesigner*innen und Unternehmen wurden dieses Jahr eingereicht. Die Vielzahl und Vielfalt der Einreichungen bot der Jury einen Einblick in das breite Spektrum des österreichischen Designschaffens. Am 16. Mai werden die Preise verliehen und gleichzeitig die Austellung „Staatspreis Design 2024“ im designforum eröffnet.
Im Gartenpalais Liechtenstein ist bei freiem Eintritt die Schau HERKULES DER KÜNSTE zu sehen, in dessen Mittelpunkt ein Fürst steht, dem Wien viel zu verdanken hat. Ein Interview mit dem neuen Direktor der Sammlung, Stephan Koja.
Mit 1. April 2023 löste der Wiener Kunsthistoriker Stephan Koja Johann Kräftner an der Spitze der Fürstlichen Sammlungen Liechtenstein ab. Kräftner hatte zwei Jahrzehnte das Bild der berühmten Sammlung geprägt.
Der 1962 geborene Stephan Koja konnte bislang schon viele internationale Erfahrungen sammeln und wurde für seine Verantwortung bei der Renovierung der Dresdner Sempergalerie am Zwinger viel gelobt. Begonnen hat er seine Karriere an der Spitze der Sammlungen des 19. Jahrhunderts und der klassischen Moderne im Belvedere. Und natürlich hat er auch für das Gartenpalais und das Stadtpalais Liechtenstein neue Ideen. Er möchte etwa die Rolle der Liechtenstein’schen Fürsten bei der Entwicklung Wiens stärker betonen. Denn durch den Bau des Gartenpalais in der damaligen Vorstadt wurde das Viertel Lichtental nachhaltig auch wirtschaftlich entwickelt. Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein baute nicht nur die Schulden seines Vaters ab, sondern machte aus seinen Besitzungen funktionierende und florierende Musterbetriebe.
Sonderausstellung
Das Palais Liechtenstein ist seit einigen Jahren nur gegen Voranmeldung und mit Führung zu besichtigen. Allerdings gibt es jährliche Sonderausstellungen bei freiem Eintritt.
Ab sofort lockt die Schau „HERKULES DER KÜNSTE – Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein und das Wien um 1700“.
Was war die Idee zur Ausstellung?
Stephan Koja: In „Herkules der Künste“ geht es um die zentrale Fürstengestalt, der man zum einen – auf politischer Ebene – verdankt, dass die Liechtensteins Reichsfürsten werden, zum anderen, dass die Kunstsammlung eine ganz neue Bedeutung gewinnt und der Hauptsitz der Fürsten nach Wien verlegt wird. Die großen Besitzungen der Fürsten liegen ja in Böhmen und Mähren, wo sie wunderbare Schlösser besessen haben.
Johann Adam Andreas schafft in Wien repräsentative Bauten und kauft die besten Kunstwerke, die er in Europa bekommen kann. Und da er der Meinung ist, dass italienische Architekten die besten sind, lässt er sich in Lichtental ein Palais im italienischen Stil bauen.
Damals waren rundherum ja noch Felder, oder?
Stephan Koja: Genau, Johann Adam Andreas I. macht aus dem Gebiet eine Mustersiedlung – mit einer Brauerei, Mühlen und einer von ihm gestifteten Kirche. Er gewährt Steuererleichterungen, damit sich Menschen – vor allem Handwerker – hier ansiedeln. Um 1700 boomt Wien gerade, die Türkenbelagerung ist überstanden, und es geht wirtschaftlich steil bergauf.
Der Fürst denkt viel darüber nach, wie seine Betriebe noch effizienter arbeiten könnten und ist sehr erfolgreich. Seine Besitzungen sind weitgehend autark – mit Landwirtschaft und deren Weiterverarbeitung, Handwerk und Brauhäusern. Der damit erwirtschaftete Wohlstand erlaubt die Sammeltätigkeit und eine imposante Bautätigkeit. Denn die Großzügigkeit des neuen Gartenpalais ist wirklich sensationell. So etwas wie die Sala Terrena oder den Herkulessaal – das hat es in diesen Dimensionen zu dieser Zeit in Wien nicht gegeben. Das wird dann bis in den süddeutschen Raum zum Vorbild – auch für das Belvedere – Prinz Eugen beschäftigt zum Teil sogar die gleichen Handwerker.
Was sind nun die Highlights der Ausstellung?
Stephan Koja: Das überwältigende Deckenfresko im Festsaal von Andrea Pozzo zeigt die Taten und die Apotheose des antiken Helden Herkules in einer beeindruckenden Scheinarchitektur und ist deshalb Namensgeber der Schau. Dann die riesigen Ausstattungsbilder von Marcantonio Franceschini. Und schließlich sind natürlich die Gemälde von Peter Paul Rubens und Anthonis van Dyck in der Sammlung von überragender Qualität. Das Porträt der Clara Serena Rubens gehört zu den berührendsten Kinderporträts der europäischen Kunstgeschichte.
Das gesamte Interview können Sie in der kommenden Ausgabe von Wienlive lesen.
HERKULES DER KÜNSTE Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein und das Wien um 1700
16. Februar – 1. April GARTENPALAIS Liechtenstein Fürstengasse 1, 1090 Wien Montag bis Sonntag 10–18 Uhr | Freier Eintritt | Keine Anmeldung erforderlich. palaisliechtenstein.com
https://wienlive.at/wp-content/uploads/2024/02/LiechtensteinBB2.png11001800Helmut Schneiderhttps://wienlive.at/wp-content/uploads/2021/03/Bildschirmfoto-2020-04-15-um-14.31.27-1-300x138.pngHelmut Schneider2024-02-15 09:24:522024-02-15 09:24:54Herkules der Künste – Interview mit Stephan Koja
Die von einem Mutter-Tochter-Gespann geführte Galerie · bei der Albertina ·Zetter feiert ihr 50-jähriges Bestehen mit drei besonderen Ausstellungen und hat sich in den vergangenen Jahrzehnten als eine der weltweit ersten Adressen für Wiener Jugendstil und Kunst der Wiener Werkstätte profiliert.
Sie haben den Wiener Kunsthandel wesentlich geprägt: Christa Zetter und Katharina Zetter-Karner. 1973 von der jungen Kunststudentin Christa Zetter gegründet, zählt die Galerie · bei der Albertina · Zetter heute, nach inhaltlicher und räumlicher Erweiterung auf 400 m2 auf drei Etagen, zu den wichtigsten Galerien im Wiener Kunstviertel. Das Galerieprogramm umfasst viele international bedeutende Künstler*innen wie Josef Hoffmann, Kolo Moser, Gustav Klimt, Egon Schiele, Friedensreich Hundertwasser, Kiki Kogelnik, Oskar Kokoschka, Maria Lassnig, Alfons Walde, Fritz Wotruba, Joannis Avramidis, Christian Ludwig Attersee u. v. m. Seit 2003 führt Tochter Katharina Zetter-Karner die Galerie gleichermaßen traditionsbewusst wie zukunftsorientiert fort.
wienlive:War es nicht ein großes Wagnis, damals eine Galerie zu gründen?
Christa Zetter: Nein, es war kein großes Wagnis für mich. Es war immer schon angedacht, dass ich das Geschäft meiner Eltern übernehmen sollte. Ich war bereits mit allem Geschäftlichen vertraut. Im Familienleben spielte das Geschäft eine große Rolle, jedoch die Inhalte sollten sich ändern, daher wurde der Name Galerie bei der Albertina gewählt.
Mit welchen Herausforderungen waren Sie konfrontiert?
Die inhaltliche Neuausrichtung hin zum Jugendstil war am Anfang durchaus schwierig. Der Jugendstil war damals am Kunstmarkt noch lange nicht so etabliert wie heute. Man musste erst eine Bühne für ihn schaffen.
Warum wollten Sie das kleine Antiquitätengeschäft Ihrer Mutter nicht weiterführen?
Ich interessierte mich sehr für das österreichische Kunstgeschehen des 20. Jahrhunderts und wollte diese Zeit erfassen. Um ein Konzept für die Galerie zu finden und meinem Interesse für die österreichische Moderne folgend, habe ich mich dazu entschieden, das Geschäft nicht in der bisherigen Art weiterzuführen. Das Warenlager wurde abverkauft (es bestand aus Trachtenstoffen, Stilkopien, Lustern, Appliken, Spiegeln, Rahmen; handgeschnitzt und vergoldet). 1983 folgte der erste Umbau unter der Leitung des Architekten Boris Podrecca. Die Magazinräume im ersten Stock wurden von der Galerie aus zugänglich gemacht. 1984 kam es zur ersten Ausstellung mit Katalog: „Traum der Kinder – Kinder der Träume“, die das Thema des Gesamtkunstwerks zum Inhalt hatte.
Haben Sie es jemals bereut, nicht selbst Künstlerin geworden zu sein?
Ich habe es nicht bereut. Nachdem ich mein Studium an der Universität für angewandte Kunst abgeschlossen hatte, war für mich klar, dass ich mich mit Kunst beschäftigen wollte. Durch die Gründung der Galerie konnte ich mir diesen Wunsch erfüllen.
1991 als Teenager haben Sie zusammen mit Kiki Kogelnik Kekse in Kopfform für die Gäste der Vernissage von Kiki Kogelniks erster Personale in der Galerie gebacken. Erinnern Sie sich daran?
Katharina Zetter-Karner: Ich erinnere mich sehr gut daran, Kiki Kogelnik hat mich als Künstlerin und Persönlichkeit sehr beeindruckt. Ihre Keramikmasken haben mich fasziniert und so kam ich auf die Idee, kleine Kunstwerke aus Teig für die Vernis-sage zu machen.
Ihnen wurde die Kunst gleichsam in die Wiege gelegt. War es immer klar, dass Sie die Galerie weiterführen?
Ich bin mit Kunst groß geworden und die Galerie war von Beginn an eine Möglichkeit, die für mich sehr interessant war. Je älter ich wurde und je mehr Einblick ich in das Galerieleben bekommen habe, desto klarer wurde mir, dass ich auch diesen Weg einschlagen will.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft? Was möchten Sie unbedingt noch verwirklichen?
Ich würde gerne eine Ausstellung mit Amoako Boafo in der Galerie machen und ich will auf einer der ganz großen internationalen Kunstmessen ausstellen.
Ist Wien ein guter Boden für Kunst?
Ja, weil Wien kulturell sehr viel zu bieten hat und daher kunstinteressierte Menschen aus der ganzen Welt zu Besuch kommen.
Hat es Sie niemals beruflich nach New York gezogen?
New York ist eine faszinierende Stadt. Mit 18 habe ich für drei Monate dort gelebt, aber mich in New York dauerhaft niederzulassen, konnte ich mir nie vorstellen.
Sie beide zeichnet ein feines Gespür aus, das Ungewöhnliche und Besondere zu entdecken. Woher kommt das?
Christa Zetter: Durch die intensive Beschäftigung mit der Kunst des 20. Jahrhunderts entwickelte sich über die Jahre ein tiefes Verständnis für diese Kunstwerke und schuf die Brücke zur Kunst des 21. Jahrhunderts. Dieses Verständnis ist enorm wichtig, denn man darf Kunst nicht nur kommerziell bewerten, sondern man sollte verstehen, was ein Kunstwerk einem sagen will. Es gibt Inhalte und es gibt technische Lösungen dafür, und es ist sehr interessant, sich hier eine eigene Meinung zu bilden.
Katharina Zetter-Karner: Ich glaube, dass die Art, wie man aufwächst, großen Einfluss auf die eigene Entwicklung hat, und ich war immer von Kunst umgeben, da entwickelt man ein Gespür dafür.
Warum legen Sie den Schwerpunkt auf Jugendstil und die Wiener Werkstätte?
Christa Zetter: Zur Gründungszeit erlebten der Wiener Jugendstil und das Kunsthandwerk der Wiener Werkstätte großes internationales Interesse. Die ganze Epoche des Jugendstils wurde nach Jahrzehnten des Schlummerns kunsthistorisch neu erforscht und aus dem Dornrös-chenschlaf geweckt. Daher bot es sich für die damals junge Galerie an, diese Strömung aufzugreifen und das Konzept des Gesamtkunstwerks, welches für den Jugendstil maßgeblich ist, umzusetzen.
Katharina Zetter-Karner: Den Schwerpunkt auf den Wiener Jugendstil wollte ich immer beibehalten, weil Wien um 1900 Zentrum der Moderne war und prägend für viele Künstlergenerationen danach. Ich war auch immer von der Idee des Gesamtkunstwerks begeistert.
Sind Sie sich immer einig, wenn es um den Ankauf von Kunstwerken oder um Ausstellungen geht?
Christa Zetter: Da ich mich bereits aus dem operativen Geschäft zurückgezogen habe, und meine Tochter mittlerweile auch über jahrelange Erfahrung verfügt, gibt es da keine Probleme.
Katharina Zetter-Karner: Auch wenn meine Mutter sich schon länger aus dem Geschäft zurückgezogen hat, frage ich sie dennoch manchmal nach ihrer Meinung. Wir sind uns meistens einig, und wenn es einmal nicht der Fall ist, diskutieren wir darüber. Das ist ein wichtiger und interessanter Austausch.
Was haben Sie von Ihrer Mutter gelernt?
Christa Zetter: Lebensweisheiten, wie zum Beispiel ,,Reden ist Silber, Schweigen ist Gold‘‘, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und Entscheidungen zu treffen.
Katharina Zetter-Karner: Dass die Qualität an erster Stelle stehen muss, vor kommerziellen Überlegungen.
Seit Generationen ist Ihre Familie sehr kunstaffin. Worüber wird beim Familientreffen gesprochen?
Christa Zetter: In erster Linie wird natürlich über Familiäres gesprochen, das aktuelle Kunstgeschehen lässt sich jedoch auch nicht ganz unterdrücken.
Katharina Zetter-Karner: Ein Großteil der Familie ist in der Kunstbranche tätig. Ich finde es sehr schön, sich innerhalb der Familie über die Geschehnisse im Galerieleben austauschen zu können, und das geschieht bei Familientreffen auch immer wieder, aber meist steht das Private im Vordergrund.
https://wienlive.at/wp-content/uploads/2023/12/Xenia-Hausner.jpg12661772wienlive Redaktionhttps://wienlive.at/wp-content/uploads/2021/03/Bildschirmfoto-2020-04-15-um-14.31.27-1-300x138.pngwienlive Redaktion2023-12-22 11:20:042023-12-22 11:20:08Frauenpower in der Kunstszene
Bis 11. Februar sind Fotos zu sehen, die von den Fotografierten nicht gewollt, von Millionen aber gesehen wurden. Paparazzi sind ebenso unbeliebt wie erfolgreich, wenngleich man ihre Namen kaum kennt. Der Begriff Paparazzi geht auf den gleichnamigen Fotografen in Federico Fellinis „La Dolce Vita“ zurück. Das Foto oben – von Ron Galella – zeigt Al Pacino vor dem Regency Hotel in New York, 1971.
PAPARAZZI! vereint rund 120 Arbeiten von etwa 20 Bildautor:innen und spannt einen Bogen von den späten 1950er-Jahren bis in die 2000er. Ein Schwerpunkt liegt auf den 1960er- und 1970er-Jahren, als Fotografen wie Galella, Geppetti, Tazio Secchiaroli oder Elio Sorci das Metier zwischen Rom und den USA, Cinecittà und Hollywood definierten. Auf der Suche nach dem ultimativen Scoop rückten sie mit ihren Kameras Schauspieler:innen und anderen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, darunter Brigitte Bardot, Marlon Brando, Romy Schneider, Richard Burton oder Jackie Kennedy, zu Leibe – und fingen en passant den Glamour der High Society ein. Dabei kam es mitunter zu denkwürdigen Begegnungen: Anita Ekberg, Star aus La Dolce Vita, wehrte sich gegen die aufdringlichen Paparazzi mit Pfeil und Bogen, Ron Galella kostete seine hartnäckige Verfolgung von Marlon Brando mehrere Zähne.
https://wienlive.at/wp-content/uploads/2023/12/PacinoBB2.png11001800wienlive Redaktionhttps://wienlive.at/wp-content/uploads/2021/03/Bildschirmfoto-2020-04-15-um-14.31.27-1-300x138.pngwienlive Redaktion2023-12-15 12:34:002023-12-15 12:34:18Paparazzi im WestLicht – Schauplatz für Fotografie
Anlässlich seines 100. Geburtstages ist ab 8. März das Werk eines der einflussreichsten Künstler zu sehen. Roy Lichtenstein (verstorben 1997) schuf Ikonen der Pop Art im Stil von Comics oder Fotos. In der Albertina werden aber auch seine weniger bekannten Skulpturen ausgestellt.
Ausstellung
Roy Lichtenstein, der Meister der Pop Art, wird 100 Jahre alt. Die Albertina feiert den Künstler mit einer umfassenden Retrospektive, die über 90 Gemälde, Skulpturen und Grafiken versammelt. Dank der großzügigen Leihgaben von 30 Leihgebern – internationalen Museen und Privatsammlern – werden die bedeutendsten Werke seines umfangreichen Schaffens aus aller Welt nach Wien reisen, darunter das New Yorker Museum of Modern Art, das Whitney Museum, die National Gallery, Washington, die Yale University Art Gallery, New Haven, das Museum Ludwig, Köln, das Louisiana Museum, Humblebaek, das Moderna Museet, Stockholm, und das Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid.
Stil
Roy Lichtenstein ist für seine klischeehaften Blondinen, Kriegshelden und Comic-Figuren mit Sprechblasen bekannt. Mit knalligen, leuchtenden Farben, klaren Linien und den charakteristischen Ben-Day-Punkten, die die billige Drucktechnik der Comics imitierten, prägte er in den 1960er Jahren mit seiner Cartoon-Ästhetik die amerikanische Kunstszene. Die Ausstellung startet mit den Frühwerken der 1960er Jahre, darunter zwei Ikonen dieser Ära: Look Mickey und Popeye, die erstmals seit Jahrzehnten wieder gemeinsam zu sehen sein werden. Des Weiteren präsentiert die Ausstellung Lichtensteins ikonische Gemälde von Objekten der Produktwerbung in Schwarz-Weiß, sowie Landschaften in Emaille-Technik und Kunst-nach-KunstBilder nach Picasso, Dalì, Kirchner oder Pollock.
https://wienlive.at/wp-content/uploads/2023/12/RoyBB.png11001800wienlive Redaktionhttps://wienlive.at/wp-content/uploads/2021/03/Bildschirmfoto-2020-04-15-um-14.31.27-1-300x138.pngwienlive Redaktion2023-12-15 11:45:462023-12-15 11:45:49Ikonen der Pop Art: Roy Liechtenstein in der Albertina
Die Würth Collection zählt zu den größten Privatsammlungen Europas mit Werken der klassischen Moderne sowie der zeitgenössischen Kunst. Bis 10. September sind rund 200 Werke daraus im Leopold Museum zu sehen.
Amazing – The Würth Collection
Das Leopold Museum präsentiert die bisher umfassendste Ausstellung zur Sammlung Würth in Österreich. Die Würth Collection zählt zu den größten Privatsammlungen Europas und zu den bedeutendsten Kunstsammlungen der Welt. Die Schau vereint Werke der klassischen Moderne sowie der zeitgenössischen Kunst und ermöglicht eine einzigartige Reise durch mehr als 100 Jahre Kunstgeschichte. Leopold Museum Direktor Hans-Peter Wipplinger erhielt seitens des Sammlers Prof. Reinhold Würth eine Carte Blanche und wählte aus den etwa 19.000 Exponaten der Sammlung rund 200 Meisterwerke aus. Die Selektion beinhaltet Werke von rund 75 Künstler*innen – von Picasso bis Christo und Jeanne-Claude, von Paula Modersohn-Becker bis Ernst Ludwig Kirchner, von Fritz Wotruba bis Maria Lassnig.
https://wienlive.at/wp-content/uploads/2023/08/BBLeopold.png4501100wienlive Redaktionhttps://wienlive.at/wp-content/uploads/2021/03/Bildschirmfoto-2020-04-15-um-14.31.27-1-300x138.pngwienlive Redaktion2023-08-04 10:08:032023-08-04 10:08:05Eine der größten Privatsammlungen Europas – The Würth Collection
Im Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek werden bis 5. November 2023 Manuskripte, Typoskripte, Bücher und Objekte aus dem Nachlass der Autorin präsentiert. Zu sehen sind Originalbriefe aus Bachmanns Briefwechseln mit Paul Celan, Max Frisch oder Ilse Aichinger ebenso wie Gedichtentwürfe und autobiografische Aufzeichnungen.
Die Ausstellung
Ingeborg Bachmann (1926–1973) zählt zu den bedeutendsten SchriftstellerInnen des 20. Jahrhunderts. Mit ihren Gedichten, Erzählungen, Romanprojekten, Hörspielen und Essays schuf sie ein einzigartiges, vielschichtiges Werk von ungebrochener Strahlkraft. Die neue Sonderausstellung im Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek versteht sich als Hommage an die Dichterin, deren Todestag sich am 17. Oktober 2023 zum 50. Mal jährt.
Präsentiert werden von 17. November 2022 bis 5. November 2023, Manuskripte, Typoskripte, Bücher und Objekte aus dem umfangreichen Nachlass der Autorin, der sich im Bestand der Österreichischen Nationalbibliothek befindet. Zu sehen sind erstmals eine Reihe von Originaldokumenten wie zum Beispiel Briefe aus Bachmanns Briefwechseln mit Paul Celan, Max Frisch oder Ilse Aichinger ebenso wie Gedichtentwürfe und autobiografische Aufzeichnungen. Die Schau dokumentiert in zehn Themenkapiteln Bachmanns Auseinandersetzung mit Krieg, Krankheit, Beziehungs- und Geschlechterverhältnissen. Sie beleuchtet das leidenschaftliche Interesse der Autorin für Musik und Philosophie, führt an zentrale Orte ihrer Schreibbiografie und gibt Einblick in die Entstehungsgeschichten von Texten und in die Schreibpraxis der Dichterin
Anhand von Filmausschnitten, Fotografien und Tonaufnahmen wird außerdem jene geheimnisvolle Aura ihrer Person nachvollziehbar, die Bachmann früh zu einer Ikone der Nachkriegsliteratur werden ließ.
Die Aktualität und anhaltende Wirkung von Bachmanns Texten belegen Arbeiten und Statements zeitgenössischer AutorInnen, FilmemacherInnen und KünstlerInnen: In der Ausstellung vertreten sind etwa Ruth Beckermann, Michael Haneke, Alexander Kluge, Karoline Riha oder Sabine Gruber. Diese haben sich auf ganz unterschiedliche Weise mit Bachmann auseinandergesetzt, etwa in Form von Keramiken der österreichischen Künstlerin Veronika Dirnhofer, Malereien von Anselm Kiefer, die Bachmann gewidmet sind oder durch den „Ingeborg Bachmann Altar“, den der Schweizer Künstler Thomas Hirschhorn in Berlin im öffentlichen Raum gestaltete.