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T. C. Boyle in Wien – ein Interview mit dem Bestsellerautor aus Santa Barbara.

„Ich tue alles, um mein Publikum zu unterhalten“ – T. C. Boyle

T. C. Boyle in Wien – ein Interview mit dem Bestsellerautor aus Santa Barbara.

T. C. Boyles neuer Roman „Blue Skies“ wird weltweit bejubelt. Niemand sonst versteht es, die Auswirkungen der Klimakatastrophe ebenso drastisch wie unterhaltsam anhand einer gewöhnlichen Familie in den USA darzustellen. Sein Auftritt bei „Theater im Park“ im Schwarzenbergpark am Montag vor hunderten Fans wurde heftig akklamiert – sein Schriftstellerkollege Michael Köhlmeier las Stellen aus dem Roman auf Deutsch, T. C. Boyle diskutierte mit Ö1-Redakteurin Renata Schmidtkunz über Leben und Werk.

In „Blue Skies“ ist die Klimakatastrophe längst Alltag – in Kalifornien regnet es nie und Waldbrände fressen sich auch durch die Siedlungen, während in Florida sich Hurrikane täglich abwechseln und Häuser vom Meer verschluckt werden.

Wienlive konnte mit dem Autor, der 2013 mit seinem Roman „América“ Gast bei unserer Gratisbuchaktion „EineSTADT.EinBUCH.“ war, bei einem Mittagessen in der „Hollerei“– T. C. Boyle lebt weitgehend vegetarisch – sprechen.

Von Helmut Schneider

Nach den Klimabüchern „Ein Freund der Erde“ 2000 und jetzt „Blue Skies“ – fühlen Sie sich nicht ein bisschen wie Kassandra?

Ja, absolut – aber ich schreibe meine Romane nicht, um Menschen zum Handeln zu bewegen – das ist nicht mein Job als Künstler. Ich bin nur sehr beunruhigt. Wir alle begreifen inzwischen, dass es bei der Umweltkatastrophe keine Beschränkungen gibt – wir sind längst über der Grenze. Was uns Menschen erwartet, ist purer Horror. Ich habe keine Lösung für das Problem, ich kann nichts dagegen tun – außer Menschen bewusst machen, was ihnen bevorsteht. Romane können Menschen nicht von schädlichem Handeln abhalten.

Wir müssen uns also nicht vor Ihrem nächsten Roman fürchten?

Ich hoffe nicht, aber ich weiß noch nicht, worüber ich schreiben werde – aber es wird sicher wieder etwas ganz Anderes sein.

Nebenbei bemerkt – Kassandra ereilte ja ein schlimmes Schicksal…

Ja, das ist wahr. Aber irgendwie erwartet uns das ja alle…

Alle Ihre Bücher sind unterhaltsam, aber „Blue Skies“ finde ich ihr bisher witzigstes. War das so geplant?

Jede meiner Geschichten hat einen anderen Sound, eine andere Stimmung. Ich habe gestern mit Vergnügen gehört, wie die deutsche Fassung von „Blue Skies“ aufgenommen wurde. Aber ich plane keine Witze in die Geschichte ein, sondern diese entwickeln sich daraus.

Ist Humor nicht inzwischen die einzige Option, der Situation unserer Welt zu begegnen?

Ja, ob es nun die Klimaerwärmung ist, oder einfach die Tatsache, dass wir in einem sinnlosen Universum leben und irgendwann sterben werden – klar braucht man dabei Humor.

Es heißt ja auch, nur böse Witze sind gute Witze…

Das ist wahr. Meine Rezensenten waren sehr glücklich mit dem Buch, meinten aber, es wäre sehr schwarzhumorig. Mir war das aber gar nicht bewusst. Das liegt einfach in meiner Mentalität und es ist der Weg, den die Geschichte eingeschlagen hat. Aber bei Gesprächen mit dem Publikum merkte ich schon, dass viele einen Guru erwarten oder Lösungen und zumindest etwas Hoffnung. Damit kann ich allerdings nicht dienen.

In vielen Ihrer Bücher kommen Tiere in entscheidenden Rollen vor – Schimpansen, Löwen, Ratten, Vögel – nun eben Insekten und Schlangen. Es sind gar nicht mehr so viele Tiere übrig für Ihre nächsten Bücher, vielleicht noch ein Nilpferd?

Ja, Pablo Escobars Nilpferde sind ja berühmt und würden eine gute Story ergeben – obwohl das schon sehr bekannt ist. Aber ich bin einfach von der Natur und Biologie fasziniert. Wahrscheinlich wäre ich auch als Biologe glücklich. Aber es ist lustig – vielleicht gehen mir ja als Autor tatsächlich einmal die Tiere aus. Aber ich glaube fest daran, dass die Insekten, die in den letzten Jahren sehr reduziert wurden, wieder zurückkommen.

Sie bewegen sich sehr gerne – wie oft beschrieben – in der Natur. Aber warum sind Sie meistens allein unterwegs?

Das ist mein Weg, den Puls der Erde zu fühlen, wenn dabei dein Blut durch deine Venen strömt – ohne Ablenkung. Als junger Mann liebte ich es auch, mit Freunden durch die Gegend zu wandern, oft zugedröhnt und dann ins Wasser zu springen – das war auch toll. Aber unter meinen jetzigen Lebensumständen und vielleicht auch meinem Alter geschuldet bin ich bei meinen Wanderungen am liebsten unbegleitet. Ich will alles auf meine Weise sehen – ein bisschen so wie als Kind.

Sie hatten ja schon sehr viele Lesungen in den USA und Europa – unterscheidet sich da ihr Publikum sehr?

Eigentlich nicht. Aber in Deutschland und Österreich ist das literarische Publikum besser. Ich habe natürlich auch Hardcore-Fans in den USA, aber das normale Publikum scheint sich nicht so viel aus Literatur zu machen. Die Menschen, die zu meinen Lesungen kommen, sind ähnlich – sie lieben Literatur und ich versorge sie mit meiner, und ich habe das Glück, dass sie das lieben, was ich ihnen liefere. Vielleicht bestehen in Deutschland und Österreich bisweilen höhere formale Erwartungen, aber ich versuche das herauszunehmen, denn ich finde, Literatur wie eben auch Musik und generell Kunst soll für alle erfahrbar sein. Man muss nicht immer einen akademischen Schirm über alles halten – das kann auch spannend sein, aber ich liebe es, wenn Menschen Literatur einfach als Unterhaltung genießen. Literatur ist eine Geschichte, die dich emotional bewegt. Wer meine tiefgreifenden Gedanken haben will, soll meine Bücher lesen. Und wer sich unterhalten will, soll zu meinen Lesungen kommen, denn ich werde alles tun, um mein Publikum zu unterhalten. Das ist genau das, was meine Mutter getan hat, als sie mir als Kind Geschichten vorgelesen hat. Es ist eine Show, es ist Spaß. Ich denke, wir vergessen das nur zu oft.

Interessant, sie wuchsen ja in einer schwierigen Familie auf, aber Ihre Mutter hat Ihnen immer vorgelesen?

Meine Mutter hat mir tatsächlich das Lesen beigebracht – obwohl ich ein hyperaktives Kind war und anfangs auch gar nicht gut in der Schule. Deshalb hat sie begonnen, mir vorzulesen. Ich höre noch immer ihre Stimme, wenn ich lese, sogar auf der Bühne. Daneben gab es auch noch einen Lehrer, der Amateurschauspieler war. Wenn wir brav waren, hat er uns am Freitag eine Geschichte vorgelesen, eigentlich als Schauspieler aufgeführt. Das war pures Vergnügen, ich bin zitternd da rausgegangen. Als ich vor vielen Jahren in meinem Job angefangen habe, wusste ich von Beginn an, dass das eine Show sein musste. Einigen Hochschulprofessoren gefällt das nicht so, sie meinen, man sollte sich ernsthaft mit Literatur auseinandersetzen. Da stimme ich auch zu, aber jeder kann sich meine Arbeit auf seine Weise aneignen. Denn Kunst ist Freude – das ist das Einzige, was uns von den Tieren unterscheidet.  


T. C. Boyle: Blue Skies. Aus dem Englischen von Dirk van Gunsteren
Hanser, 400 Seiten, € 28,80

Aufwachsen im Schatten Kaliforniens – „Avalon“, Nell Zinks berührendes Porträt eines Mädchens

Aufwachsen im Schatten Kaliforniens – „Avalon“, Nell Zinks berührendes Porträt eines Mädchens

Die Mutter verzieht sich in ein buddhistisches Kloster, der Vater ist längst ohne Adresse zu hinterlassen nach Australien ausgewandert. Und so wachsen Bran – Abkürzung von Brandy – und ihr Halbbruder auf einer Pflanzenfarm bei der Familie des letzten Freundes ihrer Mutter im Hinterland von Los Angeles auf. Die Familie gehört einer Motorradgang an und betreibt nebenbei recht krumme Geschäfte – sogar das Land, auf dem sie die Pflanzen für reiche Abnehmer und Firmen züchten, scheint nicht wirklich ihr Besitz zu sein. Doch Bran ist klug und schafft mühelos die Highschool, was ihr in den USA allerdings ohne weitere Collegeausbildung nur Jobs mit geringster Bezahlung ermöglicht. Zudem hat sie keine Papiere und auch keinen Führerschein, was sie allerdings nicht daran hindert, sich einen billigen Gebrauchtwagen zu besorgen und damit in die Unabhängigkeit zu starten, denn auf der schmutzigen Farm wird sie bloß als billige Arbeitskraft ausgenützt.

Nell Zink stammt aus Kalifornien, lebt aber schon seit Jahren südlich von Berlin. Dass sie erzählen kann, hat sie bereits mit Romanen wie „Nikotin“ und „Vrginia“ bewiesen. In „Avalon“ zeichnet sie ein anderes Bild ihrer Heimat an der Westküste. Eines der großen Gegensätze, denn Brans Freunde sind, wenn schon nicht reich, so zumindest guter Mittelstand. Etwa der schwule Jay, der trotz mangelnden Talents und ausgerechnet bei einer blinden Lehrerin Flamenco lernen und tanzen will und später die Filmhochschule besucht. Bran kann gut Geschichten schreiben – soll sie eine unwahrscheinliche Karriere als Drehbuchautorin wagen?

Und dann lernt sie den Studenten Peter kennen, der an der Ostküste studiert und bereits mit einem reichen, schönen Mädchen aus einem arabischen Clan verlobt ist. Zwar wissen beide, dass nichts aus ihrer Liebe werden kann, aber die Anziehung bleibt. Für Peter und seine Freunde sind alle Reichen und Erfolgreichen Faschisten, in Wirklichkeit erliegt er aber sehr leicht den Verlockungen des Kapitalismus. „Avalon“ – übrigens eine Insel vor L.A. auf dem sich ein Vergnügungspark befindet – endet auf der Party eines berühmten Schriftstellers und es ist klar, dass sich die Liebe von Peter und Bran in Erinnerung auflösen wird. Ein interessanter Roman abseits aller Kalifornien-Klischees.


Aufwachsen im Schatten Kaliforniens – „Avalon“, Nell Zinks berührendes Porträt eines Mädchens ist Helmut Schneiders Buchtipp.

Nell Zink: Avalon
Aus dem Englischen von Thomas Überhoff
Rowohlt
272 Seiten
€ 24,70

Vor zehn Jahren übernahmen Sarah Legler und Jorghi Poll den Literaturverlag Edition Atelier.

Literaturverlag am Alsergrund – Edition Atelier

Bild: ©Stefan Diesner

Vor zehn Jahren übernahmen Sarah Legler und Jorghi Poll den Literaturverlag Edition Atelier.

Die Verlagsgeschichte geht zurück bis in die 80er-Jahre, als der legendäre Politiker Jörg Mauthe zu seinem „Wiener Journal“ einen Verlag einrichtete, der dann später von der Wiener Zeitung fortgeführt wurde.

Im Dezember 2011 machte sich die „Edition Atelier“ von der Wiener Zeitung unabhängig und übersiedelte in die Schwarzspanierstraße im 9. Wiener Gemeindebezirk. Sarah Legler als Geschäftsführerin und Jorghi Poll als Lektor wurden zu je 50 Prozent Eigentümer.

Poll: „Wir sind ein kleines Team und allesamt Allrounder. Sarah hilft auch beim Lektorat aus und ich gestalte als Grafiker und Zeichner auch unsere Bücher. Das Programm gestalten wir gemeinsam. Bernadette Lietzow macht die Pressearbeit und betreut Veranstaltungen.“
Vor anderthalb Jahren übersiedelte der Verlag in ein Gassenlokal in der Nussdorfer Straße 62, in dem neben dem Büro auch eine Buchhandlung mit kleiner Auswahl an Neuerscheinungen und natürlich dem gesamten eigenen Sortiment Platz findet. Da es in der Nachbarschaft keine alternative Buchhandlung gibt, kommen Anrainer auch gerne hierher, um Bücher zu bestellen.

Literatur & Widerentdeckungen

Was ist nun das Besondere an diesem Wiener Kleinverlag?

Sarah Legler: „Wir legen viel Wert auf den Kontakt mit unseren Autorinnen und Autoren. Viele betreuen wir ja schon seit Jahren und sie bleiben auch bei uns.“
Natürlich kommen auch sehr viele unverlangte Texte beim Verlag an. Meist kann aber schnell entschieden werden, ob ein Manuskript für eine Veröffentlichung taugt. Als bisherigen Bestseller nennen Poll und Legler den Roman „Reibungsverluste“ der in Sarajewo geborenen und längst in Wien lebenden Autorin und Übersetzerin Mascha Dabić. In dem Buch geht es um eine Dolmetscherin für Geflüchtete, die an den Leidensberichten der Menschen, die sie täglich hören muss, zu verzweifeln droht. Gerade ist eine Paperback-Ausgabe erschienen.

In der Regel werden pro Titel aber etwa 1.000 bis 1.500 Exemplare gedruckt. Die „Edition Atelier“ braucht natürlich Mittel aus der Verlagsförderung des Bundes und bei Wiener Autorinnen und Autoren kann auch bei der Stadt Wien um Unterstützung angesucht werden. Dass die Bücher des Verlages unverwechselbar sind, dafür sorgt Jorghi Poll als Grafiker und Zeichner. Gerade ist seine erste Graphic Novel erschienen. Die Wiener Fahrrad-Publizistin Petra Sturm hat ein Porträt der Radrennpionierin Cenzi Flendrovsky (1872–1900) verfasst, das durch seine Zeichnungen zu einer Bildgeschichte wurde.

Ein weiteres Standbein des Verlags sind Wiederauflagen von in Vergessenheit geratenen Autorinnen und Autoren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Heuer ist etwa der Roman „Maskerade“ von Hans Flesch-Brunningen (1895–1981) erschienen, in dem es um eine Dreiecksbeziehung in Rom vor dem Hintergrund des drohenden Weltkriegs geht.

Infos: editionatelier.at

Zwei Geschwister im Trubel nach der Wende – Susanne Gregors Roman „Wir werden fliegen“.

Zwei Geschwister im Trubel nach der Wende – Susanne Gregors Roman „Wir werden fliegen“

Miša und Alan sind Geschwister und wachsen in einer slowakischen Industriestadt auf. Kurz vor dem Zusammenbruch des Ostblocks flieht der ältere Alan über dir Grenze und wird Hilfsarbeiter in Hamburg. Nach einem schlimmen Arbeitsunfall zieht er zu den Eltern, die inzwischen nach der Wende in Wien leben. Er studiert Medizin und wird Orthopäde am AKH. Aber trotzdem er wie seine Schwester Miša perfekt Deutsch spricht und im Job einer der besten ist, scheint ihm etwas zu fehlen. Nachdem er unverschuldet für eine schadhafte Prothese den Kopf hinhalten muss, dafür aber eine viel besser bezahlte Stelle in einer anderen Klinik angeboten bekommt, verschwindet er plötzlich und taucht – ziellos durch Südosteuropa fahrend – unter. Eltern, Schwester und Freundin sind besorgt.

„Wir werden fliegen“ geht dort weiter wo Gregors erster Roman „Das letzte rote Jahr“, das die Jahre vor der Wende in Žilina aufgehört hat. Schon dieses Buch war eine bemerkenswerte Talentprobe.

Susanne Gregor kennt die mentale Heimatlosigkeit ihres Geschwisterpaares aus eigenem Erleben, denn sie kam selbst als Kind aus der Slowakei nach Österreich. Die kulturellen Unterschiede zwischen Ost und West bestehen für sie auch noch mehr als 30 Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und ihrer Vasallenstaaten. Viele der einstigen Migranten sind inzwischen zwar bestens integriert, aber wer interessiert sich etwa heute bei uns, wie die Familien der Pflegerinnen aus Rumänien leben?

„Wir werden fliegen“ ist ein Roman über Familie und Identität. Einst stellten sich Miša und Alan – in einem Swimming-Pool in einem Ostblockhotel – den Westen als ein Reich ohne Grenzen und mit einem reich gedeckten Tisch für alle vor, wo immer ein Pool bereitstehen würde. Aber Freiheit ist auch bei offenen Grenzen nicht leicht zu haben. Die sensible Miša ist weit weniger geradlinig in ihren Zielen als ihr Bruder und muss gerade in ihren Beziehungen einiges einstecken. Doch dafür ist sie etwas ehrlicher zu sich selbst.

Susanne Gregor erzählt ebenso spannend wie geschickt, indem sie das Verschwinden Alans als Cliffhanger gleich an den Beginn des Romans stellt und oft auch aus der Sicht von Nebenfiguren – wie der Diplomatentochter Nora – Alans Freundin – auf die Handlung blickt.

Ein kluger Roman, der uns auch zeigt, dass das Projekt Europa in einigen wichtigen Bereichen noch ganz am Anfang steht.


Zwei Geschwister im Trubel nach der Wende – Susanne Gregors Roman „Wir werden fliegen“. Ein Buchtipp von Helmut Schneider.

Susanne Gregor: Wir werden fliegen
Frankfurter Verlagsanstalt
254 Seiten
€ 24,70

Würgeschlangen & andere Katastrophen – T. Coraghessan Boyles Endzeitroman „Blue Skies“.

In Florida endet die Hurrikansaison überhaupt nicht mehr, in Kalifornien gibt es dafür nur noch Sonne und dazu Waldbrände. Eine durchschnittliche amerikanische Familie muss im neuen Roman des US-Autors mit diesen und anderen Katastrophen umzugehen lernen. Nicht alle sind unvermeidlich. Dass sich etwa die studienabbrechende Tochter Cat in Florida eine Python zulegt, weil sie die Zeichnung der Schlangenhaut so toll findet, und sie mit der Schlange um den Hals als Influencerin durchstarten will, scheint nicht erst gefährlich, als sie Zwillingsmädchen bekommt. Und wenn ausgerechnet der mit einer Zeckenforscherin liierte Sohn Cooper zu spät seinen Zeckenbiss nach Studien im kalifornischen Valley behandeln lässt – obwohl sein Vater noch dazu Mediziner ist – schüttelt man wohl den Kopf als er dann eine Hand verliert. Aber Boyle kennt eben die Psyche seiner Figuren und damit unser aller Schwächen nur zu gut. Oft sind es ja gerade die kleinen Fehler und Unachtsamkeiten, die uns in den Abgrund blicken lassen. Am normalsten scheint noch Mutter Ottilie, die sich an der Küste auf einen geruhsamen Lebensabend mit ihrem Mann einrichtet. Cooper zuliebe steigt sie von Fleisch auf Insekten um, damit die Ökobilanz wieder stimmt. Auch Wasser setzt sie sparsam ein, obwohl sowieso längst alles vergeblich erscheint wenn ringsum Häuser durch Feuer zerstört werden.

Dem in Santa Barbara, CA, wohnenden Bestsellerautor T. C. Boyle kann man sicher nicht vorwerfen, jetzt erst auf die Ökowelle aufgesprungen zu sein. In seinen Romanen hat er die Umweltproblematik genauso oft behandelt wie seine anderen großen Themen Gewalt, Drogen, Sex oder überhaupt den American Way of Life. „Blue Skies“ ist auch keine Dystopie – denn leider sind einige der vom Autor beschriebenen Szenarien bereits eingetroffen. Warum der Roman unbedingt lesenswert ist: Boyle kann einfach verdammt gut erzählen und er hat ein wunderbares Gespür für Spannung. Wir erleben gerne die Kämpfe von „Normalos“ gegen die Auswirkungen der Klimakatastrophe und ertragen es, dass wohl manches bald auch unser Leben stark beeinträchtigen wird. Der Roman für Unerschrockene!

Am Montag, den 12. Juni, 20 Uhr, ist T. C. Boyle mit einer Lesung zu Gast im Theater im Park, im Schwarzenberggarten am Belvedere – Eingang Prinz-Eugen-Straße/Ecke Plößlgasse (Straßenbahnlinie D), Tickets: theaterimpark.at/programm-tickets


Würgeschlangen & andere Katastrophen – T. Coraghessan Boyles Endzeitroman „Blue Skies“. Ein Buchtipp von Helmut Schneider.

T. C. Boyle: Blue Skies
Aus dem Englischen von Dirk van Gunsteren
Hanser
400 Seiten
€ 28,80

Die Hölle ist eine Eliteschule in Wien – Tonio Schachingers Schulroman „Echtzeitalter“

Bei 600 Euro Schulgeld pro Semester bleibt man unter sich. Im Halbinternat Marianum bereiten sich die Kinder des gehobenen Wiener Bürgertums darauf vor, in die Elite einzutreten. Manche sind ja so reich, dass sie eigentlich ihr Leben lang keinem Brotberuf nötig haben. Tonio Schachinger lässt in seinem Roman den Schüler Till im Marianum, das allein aufgrund der topografischen Verortung als Theresianum leicht zu entschlüsseln ist, allerdings die Hölle autoritärer Erziehung erleben. Denn wer dort das Pech hat, den Dolinar als Klassenvorstand zu bekommen, lebt sozusagen in einer Enklave innerhalb der Schule. Beim Dolinar werden auch leichte Vergehen mit großer Härte bestraft und selbst außerhalb der Schule kann man als Schüler nie sicher sein, von ihm nicht beobachtet zu werden. Ist man bei ihm person non grata, wird man etwa gnadenlos ignoriert – nicht einmal die Mitschüler dürfen mit diesen Ausgestoßenen sprechen. Eine Isolationshaft ohne Ketten und Mauern.

Till hat freilich als Ausgleich ein großes Talent für ein bestimmtes Computerspiel und schafft es sogar international in die Top-Liga. Das ist sozusagen seine zweite Welt, in die er zeitweilig flüchtet. Er erreicht sogar eine Einladung zu einer Gameshow nach Shanghai. Aber natürlich muss er sich dieselben Fragen wie alle Pubertierenden stellen: Bin ich auch cool genug? Habe ich die richtigen Freunde? Wie komme ich bei Mädchen an? Liebt sie mich, oder doch nicht? Zwischendurch bekommen wir einen interessanten Einblick in die Welt der Wiener Reichen und Schönen. Die Schüler wissen ja nur zu gut, dass sie einmal ein Vielfaches von Dolinars Gehalt zur Verfügung haben werden. Auch Till erbt von seinem Vater reichlich.

Schachinger ist dabei ohne Zweifel ein Erzähltalent. Es gelingen ihm durchaus witzige Passagen. Die Beschreibungen von Computerspielszenen kann man ja auch überblättern, sie haben für die Dramatik des Romans keine Bedeutung. Und das ist auch die Schwäche dieses in den Feuilletons vielgelobten Romans. Man spürt als Leser nicht, worauf der Autor hinauswill. Die oft unterhaltsamen Beschreibungen ergeben kein Gesamtbild. Eine gut erzählte Lebensepisode ergibt noch keinen Roman. Warum erzählt er etwa seitenlang von einem peinlichen Schülerstreich oder dem Besuch des KZ Mauthausen? Das Lehrerekel Dolinar, der selbst immer zu spät kommt und dem die Kollegenschaft und die Schule viel zu lasch sind, wäre durchaus eine interessante Romanfigur – seine Lebensumstände werden freilich nur angedeutet. So bleibt am Ende des Menüs nur ein guter Geschmack, aber kein wohliges Sättigungsgefühl zurück.


Tonio Schachinger: Echtzeitalter
Rowohlt
368 Seiten
€ 24,70

Ein intellektueller Spaß mit einer berühmten Familie – Joshua Cohens Roman „Die Netanjahus“.

Ein intellektueller Spaß mit einer berühmten Familie – Joshua Cohens Roman „Die Netanjahus“

Schreibt ein bekannter amerikanischer Autor ein Buch mit dem Titel „Die Netanjahus“ tendiert die Erwartungshaltung in Richtung Schlüsselroman (wobei bei einem solchen natürlich keine echten Namen verwendet würden). Noch dazu, wenn der Untertitel „Oder vielmehr der Bericht über ein nebensächliches und letztlich sogar unbedeutendes Ereignis in der Geschichte einer sehr berühmten Familie“ lautet. Der in Brooklyn lebende Joshua Cohen – Liebling der Intellektuellenmedien wie Village Voice und NYT – spielt natürlich mit unserer Gier nach Klatsch und Skandalen. Das heißt aber nicht, dass er am Ende doch noch Pikantes berichten würde. Doch bevor die „Netanjahus“ tatsächlich ins Geschehen kommen, ist das halbe Buch um.

Seine Hauptperson und Erzähler ist ein Historiker namens Ruben Blum, der das Pech hat in den 50er-Jahren, der einzige Jude in Corbindale – einer völlig unbedeutenden Universität am Rande des Staates New York – zu sein. Er ist noch dazu – eines der vielen Klischees, die Cohen genüsslich auftischt – auf Steuern spezialisiert („Eine Geschichte Amerikas in zehn Steuern“ ist eines seiner Bücher) und muss nicht nur wegen seines eindrucksvollen Barts jedes Jahr den Weihnachtsmann für das College spielen, sondern wird noch dazu bei allen Fragen betreffs Judentums um Rat gefragt, obwohl er sich längst als Amerikaner fühlt. Und da beginnt die Misere für ihn. Er soll auf Geheiß seines Rektors einen jüdischen Professor beurteilen, der sich am College beworben hat, und ihn sozusagen der Kollegenschaft präsentieren. Blum ist gar nicht begeistert, ist doch dieser Ben-Zion Netanjahu, wie er schnell herausfindet, bereits in ganz Israel verhasst. Er bekommt sogar regelrechte Warnungen vor diesem obskuren Historiker zugespielt.

Der taucht dann auch leibhaftig bei Blum auf – und zwar mitsamt seiner Mischpoche – also seiner rechthaberischen Frau und seinen drei ungezogenen Söhnen Jonathan, Benjamin und Iddo. Das bringt Chaos in das beschauliche Leben von Ruben Blum, der sehr zurückgezogen mit seiner Frau und pubertierenden Tochter in der Vorstadt lebt. Im Folgenden geht nicht nur der teure Farbfernseher zu Bruch als die Netanjahus um Geld für das Hotel zu sparen bei den Blums einziehen. Das ist zweifelsohne sehr lustig und wunderbar elegant erzählt. Schenkelklopferischen Klamauk darf man sich von diesem Roman allerdings nicht erwarten, Cohen handelt seitenweise die haarsträubenden Thesen von Ben-Zion Netanjahu über die Judenverfolgung und den Holocaust ab. „Die Netanjahus“ bleiben ein intellektueller Spaß, für

Joshua Cohen 2022 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet wurde.

Die Figur des Ruben Blum erinnert laut Experten an den Literaturwissenschaftler Harold Bloom, der Cohen kurz vor seinem Tod vom Campusbesuch „eines obskuren israelischen Historikers Ben-Zion Netanjahu“ in New Haven erzählt hatte. Das letzte Kapitel des Romans stellt die geschilderten Geschehnisse dann noch einmal auf eine andere Ebene.


UNSER WEG ZUM CLOUDKAPITALISMUS – Ein Interview mit Armin Thurnher

Foto: Irena Rosc

Ein Interview mit Armin Thurnher, der heute (19. Mai) um 18 Uhr bei dem zweitägigen Literaturfestival „Rund um die Burg“ sein Buch „Anstandslos“ vorstellen wird. In seinem neuen Buch arbeitet der Falter-Herausgeber die Ära von Sebastian Kurz auf. Im Interview geht es auch darum, warum Demokratien durch Social Media gefährdet sind.

Geboren 1949 in Bregenz, kam Armin Thurnher zum Studium nach Wien und gründete 1977 mit Walter Martin Kienreich die linksliberale Wochenzeitschrift Falter, deren Ausrichtung er maßgeblich prägte, ab 2012 als Falter-Herausgeber. Seit Beginn der Pandemie schreibt er einen täglichen Blog namens „Seuchenkolumne. Nachrichten aus der vervirten Welt“, in dem er vor allem die österreichische Innenpolitik kommentiert und in dem bis zu seinem Tod auch sein Kater regelmäßig als Ezzesgeber auftrat. Mit „Anstandslos – Demokratie, Oligarchie, österreichische Abwege“ erschien jetzt eine Abrechnung mit der unter Korruptionsverdacht stehenden Regierungen von Sebastian Kurz.

wienlive: Alle, die Politik beobachteten, konnten live erleben, wie Kurz und Sobotka die Regierung mit Kern, deren Mitglieder sie waren, sabotierten. Wieso hat da niemand Alarm geschrien?

ARMIN THURNHER: Weil die Medienlandschaft, von der es zwar immer heißt, sie stünde unter einer linken Hegemonie, die in Wirklichkeit aber fest in konservativer Hand ist, das unterstützt hat. Verschiedene entscheidende Akteure waren begeistert, dass die Schwarzen jetzt endlich einen Stimmenbringer mit einer gewissen Ausstrahlung hatten. Denn bis zu diesem Zeitpunkt waren das immer die anderen: Kreisky und Vranitzky und die Blauen mit Haider und sogar der dumpfe Strache hat noch Stimmen angezogen. Plötzlich war einer da, der die Wähler auf die schwarze Seite gezogen hat.

Halten Sie die Medien tatsächlich noch für so mächtig?

Ja, denn wenn alle geschrieben hätten, Kurz ist ein sprechblasentrainierter Maturant und seine Behauptungen über Silberstein und die Balkanroute sind falsch, wäre es anders ausgegangen.

Das gilt dann wohl international, denn Trump hätte es ohne Fox News vielleicht auch nicht gegeben, oder?

Nicht nur nicht ohne Fox, sondern auch nicht ohne die New York Times, denn Medien sind nun einmal begeistert von Menschen, die Aufmerksamkeit generieren. Totschweigen ist im Medienzeitalter keine reale Möglichkeit. Aber natürlich muss zuerst etwas da sein – bei Kurz etwa sein Wille zur Macht und der Wille, die ÖVP auf einen neuen Kurs zu bringen. Die ÖVP war ja bis dato immer zerrissen und hat mit zig Stimmen gesprochen. Und da gab es dann einen, der gesagt hat: Entweder ihr nehmt mich und lässt mich mit harter Hand regieren, oder ihr bleibt weiter unter 20 Prozent. Diese Drohung hat funktioniert. Bei Trump war es ganz ähnlich. Beide haben aber auch einen stark ausgeprägten opportunistischen Kern.

Kurz hat dann seine Regierung wie einen Mafia-Clan geführt mit ihm als Paten. Alle anderen waren seine Soldaten. Die Beamten hat er mit seinen Generalsekretären kaltgestellt.

Ja – alle Ministerien haben nur noch das wiedergegeben, was die Zentrale Kurz ausgegeben hat. Interessanterweise hat das alle fasziniert, statt dass das kritisiert worden wäre.

„Die Texte der Chats gehören vor dem Parlament, in Stein gemeißelt, als Mahnmal für die Demokratie aufgestellt.”

Armin Thurnher

Das scheint ein Grundbedürfnis in Österreich zu sein – man soll ja nicht streiten …

Der kultivierte Streit wird hierzulande nicht geschätzt. Dabei ist Politik ja nichts anderes – man muss immer verschiedene Konzepte und Angebote bewerten und darüber befinden, wer Recht hat mit seiner Einschätzung.

Sie schreiben „Die Lüge gehört zum politischen Geschäft wie der Pool zur Hollywoodvilla“ – was war also an den Lügen von Kurz anders?

Gar nichts, er hat seine Karriere mit der Lüge, dass er so unglaublich populärer ist als Mitterlehner, begonnen – was er dann mit den gefälschten Umfragen untermauert hat. Das war insofern wahr, als er tatsächlich populärer war – aber er hat das so übertrieben, dass es dann doch wieder eine Lüge war. Das Interessante daran ist, dass es egal gewesen wäre, wenn man das damals schon gewusst hätte. Das ist so wie bei Trump. Seine Anhänger entschließen sich, ihm alles zu glauben und wollen das gar nicht auf seinen Wahrheitsgehalt überprüfen. Denn sie sagen, es lügen sowieso alle, und da ist mir mein Lügner lieber als deiner.

Nach den bekannt gewordenen Chats von Schmidt müsste inzwischen ja alles klar sein …

Ja, nach den Chats müsste moralisch alles klar sein, und ich verstehe auch nicht, wie man sagen kann, dass das private oder intime Inhalte sind. Die wirklich intimen Inhalte wurde ja zu Recht beiseite geschoben. Aber in den bekannt gewordenen Chats geht es um öffentliche Geschäfte – etwa wie die Reichen bevorzugt werden. Das sind Texte, die gehören – in Steintafeln gemeißelt – vor dem Parlament als Mahnmal aufgestellt. Das sind öffentlich relevante Texte, die gar nichts mit Privatsphäre zu tun haben.

Was Sie im Buch natürlich noch nicht behandeln konnten – weil gerade passiert –, ist die ÖVP/ FPÖ-Koalition in Niederösterreich. Wieso kommt Mikl-Leitner damit in den Medien durch?

Sie kommt damit durch, weil sie einfach eine große Machtposition hat. Man sieht ja, wie das funktioniert. Alle Medien behandeln die sogenannten „Chaos-Tage“ der Sozialdemokraten, statt sich mit Niederösterreich zu beschäftigen, was sicher mehr die Aufgabe eines kritischen Journalismus wäre. Aber solange die Entscheidungsträger im Land das Gefühl haben, man müsse nur eine kurze Aufregung überstehen, wird nichts passieren.

Leider sind die Demokratien weltweit in Gefahr, angefangen mit dem Brexit, dann Trump, Orban und zuletzt Kurz-Freund Netanjahu. Warum eigentlich, es gibt ja keine Hungerrevolten oder ähnliches?

Es besteht eine brisante Kombination aus der neuen Social-Media-Situation und dem relativen Wohlstand, der vieles mit einem Wurstigkeits-Gefühl überzieht. So lässt man Dinge aus dem Ruder laufen. Die Social-Media-Situation schafft wiederum die idealen Voraussetzungen für einen neuen Irrationalismus. Der war zwar immer da, kommt aber heute viel leichter an die Oberfläche. Die neuen Medien generieren zudem eine neue Art von Überwachungs- oder Cloud-Kapitalismus. Fast alle nehmen an etwas teil, von dem sie gar nicht so genau wissen, was es ist.

rundumdieburg.at


Die Buchhandlung analog wird heuer auch den Büchertisch beim Literaturfestival Rund um die Burg bereitstellen.

analog – Die neue Grätzlbuchhandlung gegenüber dem Café Jelinek

Bild: ©Helmut Schneider

Zuletzt war Baruch Pomper 4 Jahre lang als Straßenbahnfahrer in Wien unterwegs – doch ein in der Pandemie leer gewordenes Geschäftslokal verschaffte ihm plötzlich die Chance, sich seinen Traum von einer eigenen Buchhandlung zu erfüllen. Zumal ihm vor Jahren schon einmal Bücher Glück gebracht hatten – denn bei der gemeinsamen Buchhändlerlehre hatte er seine Frau Alex kennengelernt. Und das Eckgeschäft in der Otto-Bauer-Gasse 6/Königsegggasse war noch dazu – mit Holztäfelung und Wendeltreppe zum Halbstock – ein wahres Juwel.
Baruch Pomper: „Unsere Buchhandlung war von Beginn an gut besucht, es hat sich angefühlt, als ob wir immer schon dagewesen wären.“
Und in einer solchen Umgebung und in einer solchen Ausstattung war der Name „analog“ nur logisch.

Baruch Pomper: „Unsere Buchhandlung war von Beginn an gut besucht, es hat sich angefühlt, als ob wir immer schon dagewesen wären.“ – ©Helmut Schneider

Vielleicht liegt es aber auch am Programm. Im „analog“ wird genau das angeboten, was die Bewohner eines Bezirks innerhalb des Gürtels so brauchen. Viel österreichische Literatur, Krimis, Philosophie, Kinder- und Musikbücher.
„Der Plan ist, auch einmal einen Plattenspieler aufzustellen und jene Musik zu spielen, die in Büchern beschrieben wird.“ Und da Tochter Maryam neben ihrer Ausbildung auch im Shop arbeitet, gibt es auch eine gute Auswahl an Mangas und Graphic Novels.

Dass die Buchhandlung gegenüber dem Kultcafé Jelinek liegt, ist auch kein Nachteil, kommen doch dadurch auch viele Kultur-Touristen vorbei und außerdem genießen im Jelinek viele Autorinnen und Autoren ihren Kaffee. Von Beginn an gab es in der Buchhandlung auch regelmäßig Lesungen. Und gemeinsam mit einem befreundeten FM4-Redakteur betreibt man auch einen Podcast.

Inzwischen sind viele Kundinnen und Kunden Freunde geworden und Baruch und Alex servieren gerne Tee und Kuchen – oder stehen draußen tratschend und rauchend mit Bekannten. Neben dem Aschenbecher befindet sich auch ein Wühlkorb mit Pixiebüchern.

Das Wappentier der Buchhandlung ist eine Krähe – Vögel sind auch an der Decke der Buchhandlung aufgemalt. Warum? „Ganz einfach: Krähen sind sehr intelligent und sozusagen die Leser unter den Tieren!“, erklärt Alex, die seit Jahren in der Innenstadt auch noch einen zweiten Laden – das Hutgeschäft „GUT BEHÜTET“– betreibt.

Die Buchhandlung analog wird heuer auch den Büchertisch beim Literaturfestival Rund um die Burg bereitstellen.

www.buchhandlunganalog.at

Nächste Woche, 19. Und 20. Mai: Das Literaturfestival RUND UM DIE BURG in Landtmanns Bel Etage.

Nächste Woche, 19. Und 20. Mai: Das Literaturfestival RUND UM DIE BURG in Landtmanns Bel Etage

Bild: Franzobel bei Rund um die Burg. – ©Stefan Joham

Bei „Rund um die Burg“ herrscht von jeher eine sehr spezielle Atmosphäre: Gelesen wird im Halb-Stunden-Takt, es gibt vorher immer als Einleitung ein kurzes Gespräch mit den Lesenden und beim Signieren kommen Gäste den Schriftstellerinnen und Schriftstellern näher.
Und: Literatur wird hier nicht zu eng gesehen, es gab schon Liedermacher-Konzerte und Talks über Philosophie oder Geschichte. Heuer wird erstmals ein Film gezeigt, nämlich das Architektenpoem „Er flog voraus – Karl Schwanzer“ des Filmers, „DesAno“-Sängers und Schriftstellers Max Gruber mit Nicholas Ofczarek in der Titelrolle. Schwanzer war einer der bedeutendsten Architekten Österreichs (Philips-Haus, BMW-Headquarter München, Österreichische Botschaft in Brasilia, 20er-Haus).

Los geht es – natürlich wie immer bei freiem Eintritt – am Freitag um 15 Uhr (ERÖFFNUNG ist um 14.45 Uhr) mit Franzobel und seinem skurrilen Roman über den Pathologen, der Einsteins Gehirn sezierte und bis zu seinem eigenen Tod bei sich aufbewahrte. Bis zum Filmabend um 20 Uhr folgen unter anderen Robert Menasse mit seinem EU-Roman „Die Erweiterung“ und Armin Thurnher mit seiner Abrechnung der Kurz-Ära „Anstandslos: Demokratie, Oligarchie, österreichische Abwege“.

Am Samstag gibt es Programm bis 13:30 Uhr – unter anderen werden da Marc Elsberg und Georg Biron, Robert Sommer, Otto Brusatti oder Anna Herzig lesen. Insgesamt stehen 19 Autorinnen und Autoren in den Startlöchern. Eingang zur Bel Etage über dem Café Landtmann ist Oppolzergasse 6. Es gibt auch einen Lift in den 1. Stock.

Die Buchhandlung analog ist vor Ort.

Alle Infos: www.rundumdieburg.at