Tango lernen, heißt gehen lernen – Der Fotograf Ferry Nielsen und sein Tango-Buch

Der bekannte Wiener Fotograf und Filmer Ferry Nielsen – man kennt etwa seine Porträts von Hermann Nitsch, Voodoo Jürgens, Vladimir Malakhov oder Lang Lang – entdeckte den Tango als neue Lebensform und schrieb eine sehr persönliche Meditation über den Tango Argentino. Sein Ausgangspunkt war dabei durchaus erstaunlich. Er stellte fest: „Tango bedeutet gehen. Auch in die Stille gehen. Gehen ist im Tango die höchste Hingabe an die Tango-Kunst. Ich habe die ersten zwei Jahre nur das Gehen, die Baldosa oder das Cuadrado geübt. Mit den besten Lehrern, die ich dafür finden konnte. Argentinische Lehrer lehren oft in den ersten drei Jahren nur das Gehen.“

Sein Buch ist auch die Beschreibung einer Selbstfindung. Lebenskrisen werden nicht nur angedeutet, denn „Tango ist ein natürliches Antidepressivum.“ Überhaupt ist in unserer westlichen Kultur das Tanzen eine der wenigen regulierten Möglichkeiten, jemanden Fremden zu berühren. Dabei kennt der Tango weder Alters- noch Klassengrenzen, denn er ist Gefühl pur. Schließlich wird heute der Tango aus als Therapieform eingesetzt.

Ferry Nielsen: Tango. Reise ans Ende der Nacht. story.one, 80 Seiten, € 19,95