Stallerhof

Am Rand der Gesellschaft


„Stallerhof“ führt zum Rande der Gesellschaft, wo Tabus wie Mord, Abtreibung und Pädophilie ein Teil des alltäglichen Lebens sind. Jedoch scheint im Stallerhof eine Regel besonders zu herrschen: egal welche Sünde begangen wurde, es muss ein Geheimnis bleiben.
Foto: Neue Oper Wien


Das Stück erzählt vom Leben der vermeintlich zurückgebliebenen Bauerntochter Beppi, zeigt die ihr anerzogene Geistesschwäche und ihr Erwachen aus der Sprachlosigkeit und Unselbstständigkeit. Beppi wird, wie auch der Knecht Sepp, von ihren Eltern unterdrückt und missachtet. Ihre Eltern leiden selbst sehr an ihrer eigenen Unfähigkeit, selbstbestimmt zu leben und daran, dies zu ändern. Nach einem gemeinsamen Geisterbahn-Besuch vergeht sich Sepp an Beppi, die daraufhin schwanger wird. Plötzlich verändert sich alles und Beppi ist nicht mehr nur hilfloser Spielball ihrer Umwelt.

Während es heute zur allgemeinen Erwartung geworden ist, stets seine beste Version sein zu müssen, sind die Figuren in „Stallerhof“ die schlechteste Version von sich selbst. Obwohl es allen bewusst ist, können sie nicht aus dieser Welt ausbrechen. Sie haben Angst vor der Verurteilung durch die Außenwelt. Doch diese könnte sich nicht weniger für den alltäglichen Kampf der Bewohner des Stallerhofes interessieren. Die Außenwelt schweigt und ignoriert, dass auch jene hier eine Sehnsucht nach einem besseren Leben haben.

Gerd Kühr ist einer der renommiertesten Komponisten in Österreich. Seine Werke wurden bereits mehrmals ausgezeichnet, etwa mit dem Österreichischen Kunstpreis für Musik, dem Förderpreis der Ernst von Siemens Stiftung oder dem Ernst-Krenek-Preis der Stadt Wien.

Termine 17., 19., 22., 24. & 25. Februar 2022

Ort Atelierhaus der Akademie der bildenden Künste Wien (Semperdepot), Lehargasse 8, 1060 Wien

Beginn jeweils 19:30 Uhr


Mitwirkende

Musikalische Leitung Walter Kobéra

Inszenierung Shira Szabady

Bühne & Kostüm Nikolaus Webern

Lichtdesign Norbert Chmel

Staller Franz Gürtelschmied

Stallerin Anna Hauf

Beppi Ekaterina Protsenko

Sepp Marco Di Sapia

Solistinnen des Wiener Kammerchors

amadeus ensemble-wien

Nachruf: Gerhard Roth

Nachruf: Gerhard Roth (1942 – 2022)


Text: Helmut Schneider / Foto: Christian Jobst


Der gebürtige Grazer Gerhard Roth wohnte lange Zeit auch in Wien, in der Nähe von Ingeborg Bachmanns Wohnung in Erdberg. Und Roth war nicht nur gefeierter Romancier, der ein wahrlich riesiges literarisches Werk hinterließ, er war auch ein begnadeter Essayist und Fotograf. Als solcher hat er viel zur Erforschung der Wiener Schattenseiten beigetragen. 1991 erschien seine Essaysammlung „Eine Reise in das Innere von Wien“, die ihn etwa ins ehemalige Judenviertel in der Leopoldstadt, nach Gugging, in die Katakomben oder ins verschlafene Heeresgeschichtliche Museum brachte. Aber auch ins Blindeninstitut beim Prater, wo ich ihn einmal interviewen durfte. Ich kann mich noch gut erinnern mit ihm über die richtige Auswahl von Notizbüchern gesprochen zu haben, denn er ging zeitlebens niemals ohne die Möglichkeit, seine Gedanken zu notieren, außer Haus. Gerhard Roth war ebenso dabei als wir eine Ausgabe von Wienlive den Gugginger Künstlern widmeten, denn er kannte sie alle bereits seit Jahren. Fürs Heft erlaubte er den Abdruck eines Essays über seinen ersten Besuch in Gugging.

Mit Gerhard Roth verlieren wir einen ungeheuer neugierigen und bis ins Alter agilen Künstler und Alltagsethnografen. In der Literatur bleibt eine Lücke, die wohl nie mehr gefüllt werden kann.


Schubert wird 225

Happy Birthday, Franz Schubert


Der wienerischste der Klassiker wurde vor 225 Jahren geboren. Klassik-Doyen Otto Brusatti würdigt ihn mit einem Buch, in dem Kulturstars Persönliches verraten.


GERADE einmal 31 Jahre alt wurde Franz Schubert, aber in zwei Jahrzehnten schuf er rund 1.000 Werke von einer Intensität, die gerade Künstlerinnen und Künstler immer wieder neu inspiriert. Der Autor, Regisseur und langjährige Ö1-Moderator Otto Brusatti hat nun zu Schuberts 225. Geburtstag am 31. Jänner ein Libellus zusammengestellt, in dem gerade Kreative zu Wort kommen. Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek schreibt etwa über die Urgewalt dieses Komponisten: „Schubert ist in der Innenwelt zu Hause wie kein anderer. Er ist sein eigenes Innen, das er aber nie exhibitionistisch nach außen stülpt und uns vor die Füße wirft, sondern er vollzieht vielleicht eher eine Art Implosion.“

LETZTES GELD FÜR SCHUBERT

Sehr persönlich sind dabei alle Texte – von Oscarpreisträger Michael Haneke (er verwendete Schuberts Musik für seinen Film „Amour“) oder dem Intendanten der Salzburger Festspiele, Markus Hinterhäuser, bis zum Philosophen Franz Schuh. Professor Konrad Paul Liessmann erinnert sich, dass er sich als Student gerade eine Stereoanlage kaufen konnte und dann nur noch Geld für eine einzige Schallplatte übrig war: „Was tun? Sollte ich auf die Idole meiner Jugend zurückgreifen, mir endlich das ‚Weiße Album‘ der Beatles gönnen? Oder meinem Flirt mit dem Jazz neue Nahrung geben und mir Dave Brubecks ‚Time Out‘ leisten? Oder doch etwas aus der neuen Richtung des Elektropop, die gerade heftig diskutiert wurde, kaufen, ‚Autobahn‘ von Kraftwerk zum Beispiel? Nichts von alledem. Ich entschied mich für eine preisgünstige Doppel-LP: Symphonien von Franz Schubert, der junge Lorin Maazel dirigierte die Berliner Philharmoniker. Ich war hingerissen, von Schubert, vom Klang, von allem, was nun zu hören war.“

ZEICHNUNGEN

Das hübsche Buch lebt auch von den Zeichnungen, die etwa der bekannte Bühnenbildner und Regisseur Achim Freyer oder die Künstlerinnen und Künstler Christian Thanhäuser, Reto Emch, Gerhard Gutruf, Katherina Mair sowie Christoph Kiefhaber beigesteuert haben. Dazu gibt es ausgewählte Texte von Franz Schubert selbst. So berichtet er etwa 1822 von einem Traum: „Lieder sang ich nun lange Jahre. Wollte ich Liebe singen, ward sie mir zum Schmerz. Und wollte ich wieder Schmerz nur singen, ward er mir zur Liebe. So zertheilte mich die Liebe und der Schmerz.“


Das Buch erscheint zum 225. Geburtstag von Franz Schubert am 31. Jänner 2022! Mehr Informationen auf: https://www.echomedia-buch.at/de/start

Vorlesetag 2022

LESEN KANN MAN ÜBERALL. VORLESEN AUCH.


Der Österreichische Vorlesetag wartet heuer mit einer schönen Überraschung auf. Schon registriert?


Wer seine Vorlesung bis zum 28.2.2022 auf der Website www.vorlesetag.eu registriert, erhält das Vorlesebuch zum Österreichischen Vorlesetag mit einem persönlichen Eindruck auf der Titelseite gratis zugesandt.

Also: schnell anmelden! Es sind analoge und digitale (via zoom) Vorlesungen möglich.

Lesen bildet. Vorlesen verbindet.

EINMALIGER GESCHICHTENERZÄHLER

„Hallo, ich bin der Erich!“ – so heißt das Buch von und über Erich Schleyer, dem einmaligen Geschichtenerzähler, der im September 2021 viel zu früh verstorben ist.

Der Lions-Club Wien ARTE spendet 10 Pakete à 25 Exemplare dieses Buches an alle Wiener Volksschulen, die am ÖSTERREICHISCHEN VORLESETAG am 24. März 2022 teilnehmen und sich auf der Website www.vorlesetag.eu registrieren.

In diesem Buch sind nicht nur Geschichten zum Vorlesen und zum Lesen enthalten, mittels QR-Code kann man sie auch im Original von Erich Schleyer selbst gelesen hören.

Alle auf der Website www.vorlesetag.eu registrierten Wiener Volksschulen nehmen an der Verlosung teil.  Die Gewinnerschulen werden auf der Website des ÖSTERREICHISCHEN VORLESETAGES veröffentlicht und die Bücher werden ihnen zugestellt. (Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.)


Todestag von Franz Grillparzer

Todestag des „Österreichischen Nationaldichters“


Am 21. Jänner 2022 jährte sich der Todestag des „österreichischen Nationaldichters“ zum 150. Mal. Dabei war der Wiener Poet eine sehr widersprüchliche Persönlichkeit.
Text: Helmut Schneider


„Drum ist der Österreicher froh und frank,

trägt seinen Fehl, trägt offen seine Freuden,

beneidet nicht, lässt lieber sich beneiden!

Und was er tut, ist frohen Muts getan.

’s ist möglich, dass in Sachsen und beim Rhein

es Leute gibt, die mehr in Büchern lasen;

Allein, was not tut und was Gott gefällt,

der klare Blick, der offne, richt’ge Sinn,

da tritt der Österreicher hin vor jeden,

denkt sich sein Teil und lässt die anderen reden!“

Diese Zeilen sind aus dem historischen Drama „König Ottokars Glück und Ende“, gehalten vom Gesandten Ottokar von Hornek im 3. Akt, die Franz -Grillparzers zweifelhafte posthume Karriere als österreichischen Nationaldichter begründen. Und das obwohl im Erscheinungs-jahr 1825 Österreich sehr wohl noch eine Weltmacht war und das Drama zwei Jahre in der Zensur-behörde lag, ehe sich die Kaiserin persönlich für die Veröffentlichung einsetzte. Grillparzers „Loblied auf Österreich“ muss jedenfalls seither immer dann her-halten, wenn unsere Nation wieder einmal vom Ausland – Stichwort Waldheim-Sanktionen – „angepatzt“ oder geschmäht wird. Wobei es natürlich mehr als fraglich ist, warum man stolz darauf sein soll, weniger gebildet (es Leute gibt, die mehr in Büchern lasen) oder mundfaul (denkt sich sein Teil und lässt die anderen reden) zu sein. Aber was kann der 1791 in Wien geborene und 1872 ebendort verstorbene Dichter denn dafür? Und so wurde das Burgtheater nach der Nazi-Diktatur just mit „König Ottokars Glück und Ende“ wiedereröffnet.

Das Spannende an Grillparzer ist nämlich genau diese Widersprüchlichkeit in seinem zumal für damals sehr langen Leben. Er war zwar (Finanz)Beamter – Hofrat zuletzt – liebäugelte aber mit Ideen der Revolution. Schrieb ein Lobgedicht auf Radetzky („Glück auf, mein Feldherr, führe den Streich!“) und -bewunderte den Humanismus der Antike – 1843 reiste er nach Athen und Konstantinopel. Dazu kamen private Tragödien. Legendär ist sein Schmachten für Katharina Fröhlich, der er niemals einen Heiratsantrag machte, weil ihm angeblich der Mut dazu fehlte. Und nach dem sensationellen Erfolg seiner ersten Tragödie „Die Ahnfrau“ folgte ein Bergauf-bergab bei den nächsten Dramen. Dazu kamen Kämpfe mit der mächtigen Zensur und dem Kaiserlichen Hof. Aber das haben andere auch erlebt, die wenigsten Dichter haben ausschließlich Erfolge. Grillparzer hingegen zog sich 1848 (ausgerechnet!) quasi ins Privatdichtertum zurück, nachdem sein Lustspiel „Weh dem, der lügt“ am Burgtheater schlimm durchgefallen war. Typisch österreichisch? -Schmollen als Nationalkrankheit? Wer würde so etwas schon behaupten …

Tatsache ist, dass Grillparzers Stücke auch heute noch gespielt werden und sicher nicht nur, weil österreichische Bühnen einen Bildungsauftrag erfüllen müssen – mit dem Schielen auf den Besuch ganzer Gymnasial-klassen lässt sich schon längst kein Spielplan mehr machen. Aktuell etwa eine sehr ansprechende Inszenierung im Theater an der Josefstadt in der Regie von Elmar Goerden und mit Sandra Cervik in der Titelrolle. Modern gemacht, ohne den Grillparzerschen Text zu zerstören, und mit einem Schlussgag – plötzlich fallen alle in ein rosarotes Familienidyll. Man sieht: Das umfangreiche Werk Grillparzers kreist um Themen – bei Medea ist es etwa die Ausländerfeindlichkeit, bei Ottokar die Hybris der Regierenden –, die auch heute noch diskutiert werden müssen.

Bemerkenswert ist auch, dass dem kleinen Franz die Karriere als Dichter sicher nicht in die Wiege gelegt wurde. „Ich bin zu Wien am 15. Jänner 1791 geboren. Mein Vater war Advokat, ein streng rechtlicher, in sich gezogener Mann. Da seine Geschäfte und seine natürliche Verschlossenheit ihm nicht erlaubte, sich mit seinen Kindern viel abzugeben, er auch starb, ehe ich volle 18 Jahre alt war, und in den letzten Jahren seines Lebens Krankheit, die gräßlichen Kriegsjahre und der durch beides herbeigeführte Verfall seiner häuslichen Umstände, jene Verschlossenheit nur vermehrten, so kann ich von dem Innern seines Wesens mir und andern keine Rechenschaft geben. Sein äußres Benehmen hatte etwas Kaltes und Schroffes, er vermied jede Gesellschaft, war aber ein leidenschaftlicher Freund der Natur. Früher einen eigenen, später einen gemieteten Garten selbst zu bearbeiten und Blumen aller Art zu ziehen, machte beinahe seine einzige Erheiterung aus. Nur auf Spaziergängen, bei denen er, auf unglaubliche Entfernungen, manchmal die ganze Familie, häufig aber auch nur mich, noch als Kind, mitnahm, wurde er froh und mitteilsam“, schreibt er in seiner „Selbstbiografie“, die er für einen Almanach verfasste.

Eine nicht eben fröhliche Familie – sowohl ein jüngerer Bruder Grillparzers als auch seine Mutter nahmen sich das Leben. Legendär ist Grillparzers Besuch bei Johann Wolfgang von Goethe, dem deutschen Dichterfürsten. Bei einem Essen mit anderen war er mit am Tisch – als Goethe ihn zu einem Gespräch unter vier Augen einlud, reiste er aber – aus Angst oder Sturheit? – einfach ab.

In Wien gedenkt man Grillparzer natürlich im Burgtheater nicht nur durch die Aufführung seiner Stücke, sondern auch mit einer Büste an der Fassade. Im Volksgarten steht ein pompöses Denkmal. Die gewichtigste Erinnerung an Grillparzer stellt allerdings das Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek dar, denn das ist im sogenannten Grillparzerhaus untergebracht: Hier – im damaligen Hofkammer-Archiv – amtierte der Wiener Dramatiker bis 1856 als Direktor des Archivs. Bis heute erhalten ist das originalgetreue Arbeitszimmer, das Einblick in den Alltag des schriftstellerisch so begabten k. u. k.-Beamten gibt.

Und ganz neu: Die Wienbibliothek im Rathaus macht aus Anlass des 150. Todestages von Franz Grillparzer den gesamten umfangreichen Nachlass mit rund 3.300 Einzelstücken digital zugänglich. In der Digitalen Wienbibliothek gehen weiters 30.000 Korrespondenzstücke der Handschriftensammlung online, bis 2025 wird dieser digitale Bestand rund 210.000 Dokumente umfassen, die größtenteils auch frei zugänglich sind.


Informationen

geschichtewiki.wien.gv.at/Franz_Grillparzer

digital.wienbibliothek.at

onb.ac.at/museen/literaturmuseum

Theaterkritik – Volkstheater, „Ach, Sisi – neunundneunzig Szenen“

Von ZZ Top zu Sisi Top


Das Volkstheater zeigt eine unterhaltsame, witzige Revue über die Kaiserin Elisabeth von Österreich.
Text: Helmut Schneider / Foto: Marcel Urlaub/Volkstheater


Wenn man sich so umhört, haben viele in Wien das Volkstheater gedanklich schon abgeschrieben. Nach den Persönlichkeiten Emmy Werner und Michael Schottenberg, die ihre Vorstellung auf ein Theater, das nicht für Eliten interessant sein soll, gelang es Anna Badora niemals, ein Profil zu entwickeln. Die Besucherzahlen im immer chronisch unterdotierten Theater sanken. Mit der Saison 2020/21 sollte dann der am Schauspiel Dortmund erfolgreiche Direktor Kay Voges das Haus wieder Richtung geben – allein die Pandemie verhinderte einen echten Neustart. Und das obwohl das Haus nach der dringend notwendigen Renovierung glänzt wie noch nie.

Möge 2022 also besser werden. Und nach der ersten Premiere darf man das auch wieder hoffen, denn „Ach, Sisi – neunundneunzig Szenen“ ist eine echt gelungene Auseinandersetzung mit einem Phänomen, um das man in Wien nicht herumkommt. Der Comedian und Autor Rainer Grebe hat mit dem Ensemble eine Revue gestaltet, die nicht nur viel zum Lachen, sondern auch intellektuelles Futter anbietet. Da wird etwa aus einer Loge eine ziemlich respektlose Sisi-Nacht eines Privatradiosenders moderiert – inklusive Sisi-Gewinnspiel und Erzherzogin Sophie als kaum zu bremsenden Studiogast. Als Musik wird AC/DC und ZZ Top, die zu Sisi Top werden, angeboten. Musik gibt es aber auch live, zumal die schaurigen Gedichte der Kaiserin – mit gebotenem Ernst – gesungen werden. Dazu werden Szenen aus den Sissi-Filmen nachgespielt, das Hofzeremonell zelebriert und Kaiser Franz Joseph sinniert ziemlich sinnbefreit über die Anordnung der Wiener Bezirke. Das Ensemble ist auch wirklich famos: Andreas Beck, Anna Rieser, Uwe Schmieder, Christoph Schüchner, Anke Zillich und Balázs Várnai agieren mit viel Engagement, Susanne Peterka erzählt zur Erheiterung des Publikums aus ihrem Leben, das kein Sissi-Film war. Eine Produktion und ein Live-Erlebnis, die deutlich macht, was Streaming nicht kann und warum Theater auch heute noch in Zeiten der Einschränkungen seine Berechtigung hat.


Sag’s Multi!

Aufstehen gegen Rassismus


Der vom ORF veranstaltete mehrsprachige Redewettbewerb „SAG’S MULTI! gibt jungen Menschen und das was sie bewegt in besonderer Weise Raum und Bühne.  Junge Menschen nützen SAG’S MULTI! zeigen dabei ihre Mehrsprachigkeit indem sie zwischen Deutsch und einer zweiten Sprache wechseln und sie sprechen hier auch über ihre Erfahrungen der Diskriminierung und Ausgrenzung – und Alleine die 183 Wiener Teilnehmer*innen wechseln zwischen Deutsch und insgesamt 31 Sprachen.
Foto: ORF


Eines der vorgegebenen Themen ermutigt Rassismus zu thematisieren, „BiPoC – Aufstehen gegen Rassismus!“ BiPoC steht für Black, Indigenous, People of Colour.

Der 13 jährige Jermel ist Schüler der Mittelschule Roda Roda Gasse in Floridsdorf. – ©ORF

Und in den Reden der Vorrunde haben eine Reihe von Redner*innen diese Möglichkeit genutzt. Der 13 jährige Jermel ist Schüler der Mittelschule Roda Roda Gasse in Floridsdorf. Er wechselt in seiner Rede zwischen Deutsch und Portugiesisch und setzt sich mit Rassismus auseinander:

„Ich habe schon als kleiner Junge erfahren, was es heißt, diskriminiert und ausgegrenzt zu werden. Da ich dunkelhäutig bin, wollte ein anderer Junge nicht mit mir spielen. Die Eltern verlangten sogar von meiner Mutter, dass ich vom Kindergarten abgemeldet werde. Und mir ist bewusst, dass ich nicht der einzige bin, der sowas erlebt hat oder immer noch erlebt. Racismo não só deve ser themadizado na televisão ou escola mas deve também ser themadizado em casa para que também as crianças saibam como tratar as Pessoas. Klar, meine Rede wird Rassismus nicht stoppen oder aus der Welt schaffen, aber sie soll Rassismus thematisieren und Herzen berühren. Muitos governos tem leis para combater o racismo e outra formas de preconceito Mas por que o preconceito continua existindo? Isso acontece porque essas leis só limitam as ações das Pessoas, e não os pensamentos e sentimentos delas. E o preconceito começa na mente e no coração de cada um de nós. Niemand soll wegen seiner Hautfarbe, Religion oder Soziale Schicht Angst haben, die Wohnung zu verlassen. Man soll mich als Person anerkennen. Mich, Jermel, und nicht der Schwarze. Denn alle Menschen sind gleich.“ 

Rassismus thematisiert auch die 14- jährige Angela, Schülerin im Sacre Coeur im 3. Bezirk. – ©ORF

Rassismus thematisiert auch die 14- jährige Angela, Schülerin im Sacre Coeur im 3. Bezirk. Sie wechselt dabei zwischen Deutsch und Malayalam.  „Ich möchte anmerken, dass das ein großer Schritt für mich ist, da ich die letzten paar Jahre vergeblich probiert habe die “andere” Seite von mir zu verdrängen. Ich habe es gehasst als mir Leute Fragen bezüglich meiner Herkunft gestellt haben und bis vor kurzem habe ich auch aufgehört zu Hause Malayalam zu reden. Wieso? Weil ich einfach nichts anderes als die übrigen Kinder in meiner Umgebung sein wollte. Aber das war ich immer-Ich war das braune Mädchen, die mit 29 anderen weißen Kindern in eine Klasse ging.“ Und Angela weiter: „Sinn dieser Rede ist es nicht Mitleid und Empathie für mich zu erwecken, weil es nicht nur mir, sondern tausend anderen Immigranten Kinder in Österreicher Schulen genauso geht. Und dafür möchte ich Aufmerksamkeit erwecken!“

Nun arbeiten Jermel und Angela an ihrer Rede für die Hauptrunde. Diese wird dann auch als Video einem größeren Publikum zugängig gemacht.  Infos unter orf.sagsmulti.at

Mit dieser Rede hat sich Tracy Cindy für die FInalrunde qualifiziert. – ©ORF

Im Durchgang 2020/21 war die damals 16 jährige Tracy Cindy Agbogbe eine der Preisträger*innen, sie hat in ihrer Rede zwischen Deutsch und Ewe gewechselt. In ihrer Rede für die Hauptrunde hat die Schülerin des BGBRG Albertgasse auch das Thema Rassismus aufgegriffen.

„Wegen meines Aussehens sammelte ich schon mit jungen Jahren meine ersten Erfahrungen mit Menschen, die der Ansicht sind, Vielfalt sei etwas Schlechtes. Von: „Raus aus unserem Land!“, „Wir brauchen dich nicht!“, „Keiner will dich hier!“ bis hin zu, „Deine Kinder werden hässlich sein, weil sie schwarz sind“, „Niemand will schwarze Babys!“ Habe ich alles schon gehört. Natürlich sind solche Aussagen nicht einfach an mir abgeprallt, im Gegenteil, sie haben mich wütend und auch traurig gemacht. Es tut weh! Es hört einfach nicht auf!“

Und am Ende ihrer Rede ein beeindruckender Appell:
„Lasst uns also verschieden sein, lasst uns unsere Vielfalt nutzen, um voneinander zu lernen und das wichtigste: miteinander leben und kollektiv wachsen. Denn im verschieden sein liegt die Stärke. Durch das verschieden sein Kommen wir voran, das wichtigste ist, dass jeder mit jedem zusammenlebt, sodass jeder sich zu Hause fühlt.

Ich brauche sie. Sie alle. Ich bin ein junges schwarzes, lebensfrohes, zielstrebiges und ehrgeiziges Mädchen, der immer wieder aufgrund meines Aussehens Steine in den Weg gelegt werden. Deshalb noch einmal mein Appell an sie: Ich brauche sie. Sie alle! Die mir und ganz vielen anderen Menschen helfen eine Veränderung in der Gesellschaft herbeizuführen. Also machen sie den ersten Schritt in die Richtung. Kämpfen sie mit mir für uns alle.“

Die Aktion

SAG’S MULTI! – Junge Menschen zwischen 12 und Anfang 20 beziehen in Reden Position zu Demokratie, Menschenrechte, Fragen der Identität, Klimaschutz, Rassismus uvm.

Das Besondere an „SAG’S MULTI!“ ist, dass in der Rede zwischen Deutsch und der Erstsprache oder Deutsch und einer erlernten Fremdsprache mehrmals gewechselt werden muss. 39 Sprachen sind heuer in der Kombination mit Deutsch vertreten. 375 Schüler*innen aus ganz Österreich haben sich für Hauptrunde qualifiziert. Mit 183 Schüler*innen steht Wien deutlich an der Spitze.  Sie sagen was sie bewegt, zeigen Mehrsprachigkeit und Internationalität. Der ORF bietet als Träger von SAG’S MULTI! eine Bühne für die mehrsprachigen Talente. „Wer ist Wir“ – zu diesem Leitthema und weiteren fünf Themen zB. „Hab keine Angst zu sein was du bist!“ oder „Deine Rechte, meine Rechte unsere Zukunft“ werden die Reden gehalten und ab dem Tag der Muttersprache, dem 21. Februar werden Reden für die Hauptrunde auch im Internet abrufbar sein.

Alle Informationen gibt’ auf orf.sagsmulti.at


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Museumsbesuche

Im Museum – von Wittgenstein bis zur schönen Burgenländerin


Feiertage, ein Urlaub zu Hause – mithin die ideale Gelegenheit, in die von der Pandemie gebeutelten Wiener Ausstellungshäuser zu schauen. Zumal sich niemand Sorgen machen muss, dass die momentan überfüllt sind und man auch nicht weiß, wie lange diese noch mit 2G-Nachweis besucht werden können.
Text & Foto: Helmut Schneider


In „normalen“ Zeiten hätte man etwa in der Albertina mit der großen, spektakulären Modigliani-Schau mit Glück eine halbe Million Besucher erreichen können. Bei 200.000 bis 250.000 Gästen wären zumindest die Kosten gedeckt gewesen, verkündete Direktor Klaus Albrecht Schröder. Schließlich waren es aber nicht viel mehr als 180.000 – eine Verlängerung war technisch aber nicht möglich, denn ab 18. Februar ist in der Albertina bereits Edvard Munch zu erleben. 

Bei meinem Besuch kurz nach Öffnung um 10 Uhr war die wirklich beeindruckende Modigliani-Schau ganz gut besucht, im ersten Saal staute es sich etwas, aber weiter drinnen konnte ich die Bilder ziemlich ungestört genießen. Ich will mir einen echten Massenandrang gar nicht vorstellen – die Pandemie hat einige wenige Vorteile. Zum Drüberstreuen konnte ich auch noch die interessante Schau von Michaela Ghisetti (bis 20. März) mitnehmen.

Das Leopold Museum widmet sich bis 6. März Ludwig Wittgenstein und seiner Auseinandersetzung mit der Fotografie. Präsentiert werden aktuelle Porträtkünstler sowie die wenigen Fotos, die Wittgenstein selbst zeigen sowie viele Fotos von seiner großen Familie. Eine letztendlich doch sehr dichte, abwechslungsreiche Schau, die Wittgensteins Leben zwischen Wien, Cambridge und Norwegen widerspiegelt.

Gleich daneben im mumok stellt (bis 24. April) der weltbekannte deutsche Fotograf Wolfgang Tillmans aus. Eine Wunderkammer, die umso mehr wirkt als der Künstler die Fotos ohne Erklärungen und Objektbezeichnungen aufhängen ließ. Sogar am Noteingang sind Fotos angebracht. Sehr persönlich das Ganze – das kann man sich sicher auch noch ein zweites Mal anschauen. Ganz unten im mumok hat der junge Künstler Huang Po-Chih aus Taiwan seiner in der Textilindustrie arbeitenden Mutter ein sozialkritisch aufgeladenes Denkmal gesetzt. Sehr sophisticated und doch berührend (Blue Elephant bis 27. Februar).

Noch bis 31. Jänner ist im Kunstforum Wien die Ausstellung von Rebecca Horn zu sehen. Bei meinem Besuch an einem Montag gab es nicht gerade ein Gedränge – das berühmte Klavier an der Decke spielte fast für mich alleine. Die Installationen sind nach wie vor beeindruckend, ihr Hang zur Mystik scheint gerade wieder zeitgemäß.

Und in der Galerie Westlicht herrschte überraschend viel Andrang bei der Ausstellung zu 100 Jahre Burgenland (bis 20. Februar). Eine dichte Bilderflut zu Österreichs jüngstem Bundesland mit dem Titel „Grenzland im Fokus“, bei der auch die Minderheiten wie Roma und Kroaten nicht vergessen wurden und wichtige geschichtliche Ereignisse wie die Volksabstimmung und die Ungarn-Flüchtlinge ihren Platz haben. Es leben ja sicher mehr Burgenländer in Wien als in Eisenstadt, man konnte viele Menschen erleben, die andächtig auf den Fotos nach Erinnerungen suchten.


Albertina – Edvard Munch (Ab 18. 2. 2022)

Albertina – Michela Ghisetti (Bis 20. 3. 2022)

Leopold Museum – Ludwig Wittgenstein, Fotografie als analytische Praxis (Bis 6. 3. 2022)

mumok – Wolfgang Tillmans, Schall ist flüssig (Bis 24. 4. 2022)

mumok – Huang Po-Chih, Blauer Elefant (Bis 27. 2. 2022)

Kunstforum Wien – Rebecca Horn (Bis 31. 1. 2022)

Westlicht – Grenzland im Fokus. 100 Jahre Burgenland (Bis 20. 2. 2022)

Meine Stadt. Mein Buch. 2021

Die feuerrote Friederike bei „Meine Stadt. Mein Buch“


Im Rahmen der Leseförderaktion „Meine STADT. Mein BUCH.“ werden allen Kindern in Wien, die im Schuljahr 2021/2022 die 3. Klasse Volksschule besuchen, seit November ein Exemplar des Buches „Die feuerrote Friederike“ von Christine Nöstlinger geschenkt. Die Leseförderaktion wird von der Stadt Wien und der Wiener Städtischen Versicherung unterstützt. Die ersten 10.000 Exemplare sind bereits verteilt – die nächste Tranche wird aller Voraussicht nach im Jänner bzw. im Februar verteilt.
Fotos: Arman Rastegar


„Meine STADT. Mein BUCH.“ schenkt allen Drittklässlern in Wiener Volksschulen „Die feuerrote Friederike“ von Christine Nöstlinger.

Auch dieses Jahr konnte im Rahmen dieser gelungenen Partnerschaft eine Lizenz für 20.000 Bücher ausverhandelt werden. Damit haben auch heuer die Schüler*innen dieser Altersklasse die Möglichkeit, ein Weihnachtsgeschenk von uns allen zu erhalten.

Das Buch

Mit Illustrationen aus der ersten Auflage von 1970 wird den Kindern (Zielgruppe: 3. Klasse Volksschule) erzählt, was einem alles passieren kann, wenn man anders ist.

Friederike hat feuerrote Haare. Aber das ist nicht das einzig Ungewöhnliche … Friederike kommt der Annatante und der Katze Kater wie ein ganz normales Mädchen vor. Aber alle anderen Leute lachen, wenn sie Friederike sehen. Besonders die Kinder! Die rufen: »Da kommt die feuerrote Friederike! Feuer! Feuer! Auf der ihrem Kopf brennt’s! Achtung, die Rote kommt!«

So ergeht es der armen Friederike, nur weil sie rote Haare hat. Aber da es keine gewöhnlichen roten Haare sind, die sie von ihrem Vater geerbt hat, geschehen ein paar ganz ungewöhnliche Dinge…

Die Wiener Städtische Versicherung war schon 2020 bei „Meine STADT. Mein BUCH.“ (Thomas Brezina: „Dicke Freunde“) dabei und unterstütz das Projekt auch heuer: Mag. Sabine Toifl, Leitung Werbung & Sponsoring:
„Die Wiener Städtische setzt sich seit vielen Jahren für den Nachwuchs ein, die Leseförderung steht dabei im Mittelpunkt unseres Engagements. Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung zu unterstützen und sie beim Erlernen und Festigen der deutschen Sprache zu fördern, liegt uns besonders am Herzen. Wer liest, wird schlau, verbessert Sprachgefühl, Wortschatz und Ausdrucksfähigkeit. Wir freuens uns, ‚Meine STADT. Mein BUCH.‘ auch in diesem Jahr zu unterstützen und hoffen, vielen Kindern eine Freude mit ihrem neuen Buch bereiten zu können!“


NoOil Upcycling

NoOil Upcycling


Die Wiederverwertung alter, unbenutzbarer Materialen und Produkte erfreut sich wachsender Beliebtheit. Die Devise lautet immer öfter reparieren und wiederverwerten statt wegwerfen.


Beim Upcycling werden mit etwas Kreativität alte Materialen und Produkte, die ihren Nutzen erfüllt haben und scheinbar nur für den Müll gut sind, sogar aufgewertet und weiterverwendet. Die Möbelreihe „NoOil Surabaya Steel Furniture“ ist ein Re- bzw. Upcycling ausrangierter, nicht mehr im ursprünglichen Sinne verwendbarer alter Ölfässer. Der Österreicher Berndt Anwander betreibt außerdem einen Schauraum für sein Upcycling-Möbelgeschäft im zweiten Wiener Bezirk, Große Sperlgasse 20 (Öffnungszeiten

Jedes der Möbelstücke ist handgefertigt und aus recycelten Materialien. Jedes Stück ist ein Unikat. Die Möbel zeichnen sich durch ihr originelles und einzigartiges Design, sowie durch ihren Sitzkomfort und ihre Robustheit aus. Die Möbel und Accessoires werden in einer befreundeten kleinen Manufaktur in der Nähe von Situbondo auf Java nach unseren Vorgaben für uns gefertigt und entsprechen dem Gedanken des Fair Trade Handels, regelmäßige Besuche vor Ort stellen die Qualität sicher.

Der „NoOil“-Schauraum im zweiten Bezirk in der Großen Sperlgasse. – ©NoOil

Die „NoOil“-Philosophie

Fair, umweltfreundlich und zeitlos stylish.
Handgefertigte Möbel auch recycelten Materialien. Jedes Stück ist ein Unikat.
Originelles und einzigartiges Design, sowie Sitzkomfort und Robustheit.
Ausschließlich Re- bzw. Upcycling Produkte.

NoOil-Möbel werden in kleinen lokalen Handwerksbetrieben gefertigt und entsprechen dem Gedanken des Fair Trade Handels, regelmäßige Besuche in den Handwerksbetrieben stellen dies sicher.


nooil-shop.at