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100.000 Exemplaren von Elke Heidenreichs Katzengeschichte „Nero Corleone“ werden ab 23. November in Buchhandlungen, Büchereien, Volkshochschulen und vielen Partnern gratis an Wiener Leserinnen und Leser abgegeben.

Start der Gratisbuchaktion Eine STADT. Ein BUCH. mit Elke Heidenreich am 22. November

100.000 Exemplare von Elke Heidenreichs Katzengeschichte „Nero Corleone“ werden ab 23. November in Buchhandlungen, Büchereien, Volkshochschulen und vielen Partnern gratis an Wiener Leserinnen und Leser abgegeben. Die Story über einen schwarzen Kater, der von Italien nach Deutschland mitgenommen wird und dort die hiesige Katzengemeinde aufmischt, wurde weltweit mehr als 1 Million mal verkauft.
Dieses Jahr gibt es bei Eine STADT. Ein BUCH. gleich vier Novitäten:

1. Mit „Nero Corleone“ und „Nero Corleone kehrt zurück“ erscheinen erstmals zwei Bücher in einem Band. Eine Doppelausgabe wie diese gibt es im Buchhandel bislang nicht.

2. Erstmals wird ein Buch verteilt, das Kinder (ab 8 Jahren) und Erwachsene gleichermaßen begeistern wird. Kinder sehen vordergründig vielleicht die Katzengeschichte, Erwachsene auch die Liebesgeschichte dahinter.

3. In den vergangen 20 Jahren war noch kein Buch illustriert. Heuer schmücken die Originalillustrationen von Quint Buchholz beide Bücher.

4. Das Buch der heurigen Aktion kann, gelesen von Elke Heidenreich selbst, als Hörbuch ein Monat lang ab Beginn der Verteilaktion nachgehört werden. Dazu muss lediglich der im Buch abgebildete QR-Code eingescannt werden.

Die Eröffnung von Eine STADT. Ein BUCH. findet am 22. November 2022 um 11.30 Uhr in der Hauptbücherei (1070 Wien, Urban Loritz-Platz 2a) statt. Besucher haben die Gelegenheit, einen Tag vor allen anderen ihr Exemplar abzuholen und von der Autorin signieren zu lassen. Tags darauf startet wienweit die Verteilaktion der Gratisbücher. Alle Verteilstellen sind auf www.einestadteinbuch.at zu finden, sie werden laufend aktualisiert.

Eine weitere Gelegenheit, die deutsche Bestsellerautorin und TV-Moderatorin Elke Heidenreich kennenzulernen: Am 23. November um 11.00 Uhr in der Imperial Bar (www.imperial-bar.at) im Hotel Imperial, Kärntner Ring 16, 1010 Wien, signiert Elke Heidenreich ihre Bücher. Die Buchhandlung Leporello organisiert einen Büchertisch mit aktuellen Werken der Autorin.

Ein Projekt wie „Eine STADT. Ein BUCH.“ wäre ohne finanzielle Unterstützung nicht möglich. Über 15 zahlende Sponsoren finanzieren diese Buchaktion – allen voran und von Beginn an, also seit 21 Jahren, Wien Energie und die Wiener Städtische Versicherung. Der Dank gilt aber selbstverständlich allen Förderern!

Unser Partner:
WIEN ENERGIE versorgt zwei Millionen Menschen und 230.000 Gewerbe- und Industrieanlagen zuverlässig mit Energie. Versorgungssicherheit und Klimaschutz stehen an oberster Stelle. Die Strom- und Wärmeproduktion stammt aus erneuerbarer Energie wie Sonnen-, Wind- und Wasserkraft sowie Biomasse, Abfallverwertung und Kraft-Wärme-Kopplung. Informationen zum Unternehmen finden Sie online unter www.wienenergie.at.

Der Berliner Bezirk Neukölln war in den 90er-Jahren das migrantische Problemkiez der Stadt – Revierkämpfe im Drogenmilieu, Überfälle und Gewalt standen auf der Tagesordnung.

Von Teheran nach Neukölln – Der Gangsterroman „Hund Wolf Schakal“ von Behzad Karim Khani

Der Berliner Bezirk Neukölln war in den 90er-Jahren das migrantische Problemkiez der Stadt – Revierkämpfe im Drogenmilieu, Überfälle und Gewalt standen auf der Tagesordnung. Und gerade hierher verschlägt es eine persische Rumpffamilie mit Vater Jamshid und den beiden Söhnen Saam und Nima. Die Mutter war in Teheran im Gefängnis umgebracht worden – ein Schicksal, das dem Kommunisten Jamshid ebenfalls drohte. Von Deutschland erwartet er nicht viel – ein bescheidenes Leben als Taxifahrer genügt ihm, sein Herz blieb ja sowieso in der Heimat zurück. Anders natürlich Saam und Nima, die zunächst einmal das Mobbing in der Schule überleben müssen. Da gewinnt der ältere Saam quasi als Beschützer einen libanesischen Mitschüler als Freund – Heydar wird sein Mentor. Denn in dessen Familie werden Dinge ganz anders gelöst – was man nicht hat, wird einfach organisiert, die deutschen Gesetzte scheinen für sie nicht zu gelten. Und mit der Zeit wird Saam ein echter Player im Einflussbereich dieser Sippe.

„Hund Wolf Schakal“ ist der Debütroman von Behzad Karim Khani, der in Berlin als Betreiber der Lugosi-Bar eine fixe Größe im Nachleben ist. Der Roman ist quasi auch die Aufarbeitung des eigenen Lebens, denn auch Khani war als 9jähriger nach Deutschland gekommen und hatte anfangs zwischen zwei Kulturen gelebt. Im Roman hat der jüngere Bruder Nima, der aufs Gymnasium geht, zwischenzeitlich eine Freundin aus reichem Haus. Er wird dort freundlich aufgenommen, der Vater sieht ihn als Exoten von dem er lernen und an dem er seine Liberalität unter Beweis stellen kann. Letztlich scheitert die Beziehung aber an den verschiedenen Lebensentwürfen – und weil man sich nicht wirklich füreinander interessiert. Saam aber landet nach einem gescheiterten Einbruch in einer Apotheke, wo er angeschossen wird, im Gefängnis. Er findet keinen Ausweg mehr aus der Gewaltspirale.

Behzad Karim Khanis „Hund, Wolf, Schakal“ ist ein rasanter Gangsterroman aus dem Berlin der Nullerjahre in dessen Zentrum ein Mann steht, der nirgendwo richtig hinzupassen scheint. Die Geschichte von Nima wird nur nebenbei erzählt, obwohl sie ebenso interessant wäre. Denn nach einer Ausbildung als Koch – wo er nur ausgenützt wird – dealt der klügere Bruder, und verdient natürlich ungleich mehr Geld. Aber Khani soll ja schon an einem zweiten Roman schreiben.


Der Berliner Bezirk Neukölln war in den 90er-Jahren das migrantische Problemkiez der Stadt – Revierkämpfe im Drogenmilieu, Überfälle und Gewalt standen auf der Tagesordnung.

Behzad Karim Khani: Hund, Wolf, Schakal
Hanser Berlin
288 Seiten
€ 24,70

Andrés Barba: Die leuchtende Republik – Ein verstörender Roman über Halbwüchsige aus dem Dschungel Argentiniens.

Andrés Barba: Die leuchtende Republik – Ein verstörender Roman über Halbwüchsige aus dem Dschungel Argentiniens

Da tauchen plötzlich 32 Kinder in der Provinzstadt San Cristóbal im argentinischen Regenwald auf und bringen die Gesellschaft in Verlegenheit. Niemand weiß, woher sie gekommen sind, wo sie schlafen, wer ihre Eltern sind oder wie sich ihre vielen kleinen Gruppen organisieren. Sie betteln, aber sie scheinen nicht einmal die Sprache der Einheimischen zu sprechen. Als dann auch noch Kinder ganz normaler Bürger mit den fremden Kindern kommunizieren und einzelne verschwinden, startet eine Jagd auf sie und das Ende ist – wie schon von Beginn an vom Erzähler, einem im Sozialbereich arbeitenden Beamten der Stadtverwaltung, angedeutet – ein schreckliches. „Ich bin zwei Dinge, die niemals lächerlich sind: ein Wilder und ein Kind“, zitiert Andrés Barba für seinen Roman „Die leuchtende Republik“ als Motto Paul Gaugin. Am Anderssein der Kinder und der Fremden hat sich noch jede Generation abgearbeitet. Der in Madrid geborene und in Argentinien lebende Autor wirft uns mit seinem neuen Text gewaltig große Brocken zum Daran-Kauen zu.

Obwohl das Buch nur knapp mehr als 200 Seiten aufweist, gelingt es dem Autor mit diesem bereits mehrfach prämierten Text nämlich, viele Aspekte unseres Umgangs mit den „Anderen“ zu beleuchten. Dabei widersetzt sich das finale Schicksal der 32 Kinder
dem Beschreibbaren. Erst zwei Jahrzehnte später schafft es der Erzähler, die Ereignisse so zu berichten, wie er sie erlebt hat – und er ist sich dabei seines Unvermögens bewusst. Zumal auch seine Familie an den Folgen zerbricht. Manches lässt sich nicht einmal verdrängen. Und natürlich muss man als Leser einem Erzähler misstrauen, der zum Misstrauen aufruft. Auch seine eigene Schuld am Unglück bestreitet er nicht. Jegliche Gewissheit wird anscheinend vom schlammig-breiten Eré-Fluss, der die Provinzstadt begrenzt, mitgerissen.

 „Alles widersetzt sich dem Tod, dachte ich, von der Larve bis zum Mammutbaum, vom Eré bis zur Termite. Ich werde nicht sterben, werde nicht sterben, werde nicht sterben, das scheint der einzige wirkliche Schrei dieses Planeten zu sein, die einzig wirkliche gewisse Kraft“, heißt es an einer zentralen Stelle. Barba lässt uns mit seinem Chronisten nachdenken, die Übersetzerin Susanne Lange hat seine poetisch klare und direkte Sprache sauber aus dem Spanischen übertragen. Ein Text, der noch lange in Erinnerung bleibt.


Andrés Barba: Die leuchtende Republik
Aus dem Spanischen von Susanne Lange
Luchterhand
222 Seiten
€ 22,70

Die Österreichische Krebshilfe initiierte zwei Bücher mit Schicksalen von zwölf Frauen und zwölf Männern.

Persönliche Schicksale: Krebs mutig zum Thema machen

Die Österreichische Krebshilfe initiierte zwei Bücher mit Schicksalen von zwölf Frauen und zwölf Männern.

Im Buch „Mutmacherinnen“ berichten zwölf Frauen über ihre Diagnose Unterleibskrebs. Stellvertretend für tausende Frauen erzählen sie ihre Geschichte. Sie haben sich entschlossen, sehr offen mit ihrer Erkrankung umzugehen, um mit ihren Erfahrungen anderen, die vielleicht gerade selbst eine schwere Zeit durchleben, Mut zu machen. Parallel dazu ist auch das Buch „Mutmacher“ erschienen. Darin werden zwölf Männer mit Diagnose Prostata bzw. Hodenkrebs von Bestsellerautor Thomas Raab porträtiert. Ihre Geschichten könnten nicht unterschiedlicher sein – und doch haben sie viel gemeinsam. Was die Mutmacherinnen und Mutmacher vor allem eint, ist ihr offener Umgang mit der Erkrankung und ihr Mut, darüber zu sprechen.

Die Auswirkungen der Therapien sind je nach Ausgangslage unterschiedlich, ebenso der persönliche Umgang damit. Wichtig für Frauen und Männer mit der Diagnose Krebs ist, dass sie sich informieren und ausgiebige Gespräche mit ihren behandelnden Ärzteteams und ihren Vertrauenspersonen suchen. Auch die BeraterInnen der Österreichischen Krebshilfe stehen ihnen zur Seite und helfen ihnen, mit der schwierigen Situation fertigzuwerden. Informationen dazu gibt es in beiden Büchern.


Andrea ist jung, steht kurz vor der Hochzeit mit ihrem sie liebenden Freund Sascha und arbeitet sehr gerne und erfolgreich als Architektin. Alles paletti, könnte man meinen – doch Andrea fühlt sich irgendwie fremd in ihrem Körper, ihrem Kopf.

Frau, Therapeuten, Maschine – ein verstörender Roman von Sophie Reyer

Andrea ist jung, steht kurz vor der Hochzeit mit ihrem sie liebenden Freund Sascha und arbeitet sehr gerne und erfolgreich als Architektin. Alles paletti, könnte man meinen – doch Andrea fühlt sich irgendwie fremd in ihrem Körper, ihrem Kopf. Ihre Therapeutin Linda bestärkt sie nach vielen Gesprächen dabei, ihren Stiefvater, der sie als Kind im Rahmen einer obskuren Sekte vergewaltigt hat, vor Gericht zu bringen. Dessen Verurteilung bringt ihr freilich keine Genugtuung, im Gegenteil – ihr Zustand wird immer schlimmer. Schließlich ist sie davon überzeugt, eine Maschine zu sein – eine zweite Andrea, nur dazu da, die schlechten Gedanken und Eigenschaften der echten Andrea aufzufangen. Therapeutin Linda hat ihrerseits eine lieblose Kindheit zu verdauen, mit einer stets wütenden und schlagenden Mutter.

„Ein Schrei. Meiner“ von Sophie Reyer ist ein Roman über gebrochene Frauen. Die Wienerin erzählt abwechselnd von Andrea und Linda, manchmal hat man das Gefühl, die zwei Figuren wären die zwei Seiten einer Medaille. Es geht um Seelenstände, Verletzungen und natürlich psychische Krankheiten – Andrea landet in einer Klinik. Oft weiß man als Leser freilich nicht mehr, wo der Wahn beginnt und die Realität endet – zwischendurch glaubt man sich in einem Horrorroman. Bis auf Linda und Andrea sind alle anderen Figuren mehr angedeutet als gezeichnet – Sascha ist in seiner Gutmütigkeit geradezu irreal. Der Tragisches berichtende Epilog liest sich dann wie eine Zeitungsmeldung.

„Ein Schrei. Meiner“ von Sophie Reyer ist sicher interessant für Menschen, die sich psychische Probleme nicht vorstellen können. Die Autorin unternimmt den Versuch, Verständnis für andere Lebenswahrnehmungen zu erzeugen.


Die großen Kriege in Ostafrika – „Nachleben“, der Roman des Nobelpreisträgers Abdulrazak Gurnah.

Die großen Kriege in Ostafrika – „Nachleben“, der Roman des Nobelpreisträgers Abdulrazak Gurnah

Auch große Erzähler brauchen mitunter einen Preis, um hier im deutschen Sprachraum entdeckt zu werden. Der 1948 im (damaligen) Sultanat Sansibar geborene Abdulrazak Gurnah hatte schon viele bemerkenswerte Romane veröffentlicht, die auch ins Deutsche übersetzt wurden, aber erst der Literaturnobelpreis 2021 machte den in England lebenden und dort auch als Literaturprofessor an der Universität von Kent tätigen Autor auch bei uns bekannt. Jetzt wurde sein bisher jüngster Roman „Nachleben“, veröffentlicht 2020 in England, frisch ins Deutsche übertragen. Und der zeigt, was dieser aus Afrika stammende Erzähler draufhat.

„Nachleben“ beschreibt anhand des Schicksals einiger weniger Figuren die Umbrüche im ehemaligen Deutsch-Ostafrika vor und nach dem 1. Weltkrieg. Es zeigt ein von Stämmen dominiertes multikulturelles Land, das erst durch die Kolonisation seine staatliche Form erhielt.

Wir erleben wie sich der junge indisch-stämmige Khalifa mit Ilyaz, einen jungen Mann, der als Kind weggelaufen und auf eine deutsche Missionsschule geraten war, anfreundet. Doch bald schon fokussiert der Erzähler auf die Schwester von Ilyaz, die sozial völlig vernachlässigt bei Nachbarn aufwächst. Die kleine Afiya lernt bei ihm lesen – etwas, das damals noch etwas Kostbares war. Dass sie Lesen kann, erzürnt ihre Gastfamilie so sehr, dass sie brutal geschlagen wird. Inzwischen hat sich Ilyaz aus einer absurden Verbundenheit mit den Deutschen der Kolonialarmee des Kaisers im Ersten Weltkrieg angeschlossen. Seine Spur verliert sich, doch Afiya kann von Freund Khalifa in Sicherheit gebracht werden.

Während man als Leser erwartet, jetzt vom Schicksal Ilyaz‘ zu erfahren, führt Gurnah eine weitere Figur ein, anhand der wir tatsächlich den brutalen Weltkrieg in Afrika erleben. Der junge Hamza meldet sich bei der deutsche Schutztruppe, weil diese bei den Einheimischen großen Respekt genießt – denn alle fürchten sich vor den gnadenlosen Deutschen. Hamza ist schmächtig, aber hübsch und so findet ein deutscher Offizier Gefallen an ihm. Mithilfe dieses Offiziers überlebt er den Krieg trotzdem nur knapp, völlig mittellos kommt er in die Stadt, in der Khalifa bei einer Tischlerei angestellt ist. Er heiratet Afiya, die noch immer vergeblich auf Nachrichten von ihrem Bruder hofft. Erst auf den letzten Seiten erfahren wir von dessen Schicksal – Ilyaz gerät nach dem Krieg nach Deutschland, er wird Sänger und schließlich von den Nazis in ein KZ gesteckt.

An die erzählerischen Sprünge muss man sich erst gewöhnen, aber Gurnah schafft es mühelos, dass wir immer gebannt bei der Stange bleiben. Ein Roman über ein verdrängtes Kapitel Zeitgeschichte in Afrika.


Die großen Kriege in Ostafrika – „Nachleben“, der Roman des Nobelpreisträgers Abdulrazak Gurnah.

Abdulrazak Gurnah: Nachleben
Aus dem Englischen von Eva Bonné
Penguin Verlag
384 Seiten
€ 26,80

Die 18. Kriminacht in den Wiener Kaffeehäusern – Wachsende Zahl an Zuhörer*innen

Bild: Georg Haderer, Heidi Emfried, Uli Brée, Gudrun Lerchbaum und Josef Kleindienst waren für den Leo-Perutz-Preis nominiert. – ©Stefan Burghart

KRIMI UND WIEN – wieder einmal ein Erfolgsgespann, wie die 18. Kriminacht in den Wiener Kaffeehäusern bewies. Eine wachsende Zahl begeisterter Zuhörer*innen folgte den Lesungen bekannter österreichischer und internationaler Granden des literarischen Mordens, wie Eva Rossmann und Andrej Kurkow, bei der 18. Kriminacht in Wien.

Spannend begann die Kriminacht in Wiener Kaffeehäusern bereits am Nachmittag bei der Leo-Perutz-Preisverleihung im Hotel Imperial. Wohlverdient – wegen seines Kriminalromans „Du wirst mich töten“ wurde der Preis von Benedikt Föger, Präsident des Hauptverbandes des österreichischen Buchhandels an den Wiener Autor Uli Brée überreicht.

„Ein Pageturner mit Tiefgang, der mit all seinen überraschenden Wendungen noch lange nachwirkt.“ waren die lobenden Worte von Sabina Naber, die die Begründung der Jury verlas.

Neben vielen honorigen Autor*innen hieß der Generaldirektor des Hotel Imperial, Herr Mario Habicher, die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler willkommen, ebenso wie Wolfgang Binder, Obmann der WKW Fachgruppe Kaffeehäuser. Als Hauptsponsor ermöglichte dieser bereits zum 18. Mal die Kriminacht im Wiener Kaffeehaus. Binder begrüßt diese Veranstaltung, die heuer mehr Zuhörer*innen anlockte als all die Jahre zuvor und als Booster nach der schweren Corona-Zeit mehr als willkommen war:
„Die Wirtschaftskammer Wien Fachgruppe Kaffeehäuser weiß sehr gut um die Probleme in der Gastronomie Bescheid – Stichworte Mitarbeiter*innen, Corona-Nachwirkungen, Inflation und extrem gestiegene Energiekosten. Daher bekommen die Kaffeehäuser in diesen schwierigen Zeiten von uns sogar eine eigene und direkte finanzielle Kriminacht-Unterstützung.“

KRIMI UND WIEN – wieder einmal ein Erfolgsgespann, wie die 18. Kriminacht in den Wiener Kaffeehäusern bewies.
„Die Wirtschaftskammer Wien Fachgruppe Kaffeehäuser weiß sehr gut um die Probleme in der Gastronomie Bescheid … Daher bekommen die Kaffeehäuser in diesen schwierigen Zeiten von uns sogar eine eigene und direkte finanzielle Kriminacht-Unterstützung“, so Wolfgang Binder, Obmann der WKW Fachgruppe Kaffeehäuser. – ©Stefan Burghart

Heuer war erstmals das Taxiunternehmen 40100 Partner der Kriminacht. „Sollte man sich allein auf der Straße fürchten, sorgen wir dafür, dass jeder sicher nach Hause kommt. Taxi 40100 ist ganz einfach per Telefon oder App zu bestellen!“, so die Generalsekretärin Eveline Hruza, die selbst passionierte Krimileserin ist.

KRIMI UND WIEN – wieder einmal ein Erfolgsgespann, wie die 18. Kriminacht in den Wiener Kaffeehäusern bewies.
„Sollte man sich allein auf der Straße fürchten, sorgen wir dafür, dass jeder sicher nach Hause kommt. Taxi 40100 ist ganz einfach per Telefon oder App zu bestellen!“, versicherte Eveline Hruza, Generalsekretärin von Taxi 40100. – ©Stefan Burghart

Im 18. Jahr ihres Bestehens setzte die mittlerweile schon traditionelle Kriminacht auf geballte spannungsgeladene Atmosphäre in klassischen Kaffeehäusern ebenso wie in den vielen kleinen, gemütlichen Cafés. Selbst in außergewöhnlichen Locations gab es wieder kriminelle Lesungen, wie beim 48er Tandler, in der Aufbahrungshalle 2 am Wiener Zentralfriedhof oder auf der „MS Kaiserin Elisabeth“ in der DDSG Donaumarina.

KRIMI UND WIEN – wieder einmal ein Erfolgsgespann, wie die 18. Kriminacht in den Wiener Kaffeehäusern bewies.
Bekennende Krimi-Leserin Veronica Kaup-Hasler bei der Kriminacht-Eröffnung. – ©Stefan Burghart

Eine besondere Performance lieferten Ernst Geiger, vormals Leiter der Abteilung 3 des Bundeskriminalamts und die junge Schauspielerin Katharina Schmirl. Sie las Passagen aus seinem neuen Roman „Goldraub“ vor, die der Autor fachmännisch und detailgenau kommentierte. Der Inhalt dieses Krimis spielt um den spektakulären Diebstahl der Saliera aus dem Kunsthistorischen Museum im Jahre 2003.

Im Café Schwarzenberg durften zahlreiche Besucher*innen dem Interview von Helmut Schneider (Initiator der Kriminacht aus dem echo medienhaus) und dem Philosophen Konrad Paul Liessmann folgen. Thema: Warum das Böse in unserer Zeit wieder Konjunktur hat.

Radio Wien organisierte die Lesungen in der Donaumarina auf dem Schiff DDSG MS Kaiserin Elisabeth: Eva Rossmann las aus ihrem neuesten Mira-Valensky-Krimi „Tod einer Hundertjährigen“ vor und machte damit Gusto auf mehr Mord, mehr Sardinien und mehr Leben.

Spannend, kurzweilig, gesellig – so präsentierte sich die Kriminacht in den Wiener Kaffeehäusern. Die langjährige Fangemeinde war begeistert und freut sich auf die Kriminacht in den Wiener Kaffeehäusern nächstes Jahr am Dienstag, den 10.10.2023.


Helmut Schneiders Buchtipp: Einstein & Planck in den letzten Kriegstagen – ein Doku-Roman von Steffen Schroeder.

Einstein & Planck in den letzten Kriegstagen – ein Doku-Roman von Steffen Schroeder

Einstein & Planck in den letzten Kriegstagen – ein Doku-Roman von Steffen Schroeder.

Die beiden Väter der modernen Physik verband nicht nur eine Freundschaft, sondern auch die Liebe zur Musik. Albert Einstein spielte bekanntlich Geige, Max Planck verfügte über ein absolutes Gehör und überlegte sogar zunächst, Musik zu studieren – beide musizierten gerne auch gemeinsam. Und sie hatten beide auch – allerdings ganz unterschiedliche Probleme – mit ihren Söhnen. Einsteins hochsensibler Sohn Eduard lebte die meiste Zeit in einem Schweizer Sanatorium, Plancks Sohn Erwin war Politiker der Weimarer Zeit und Mitwisser bei Stauffenbergs Hitler-Attentat. Und als solcher wurde er nach dem gescheiterten Putsch auch sofort festgenommen. Bis zuletzt hoffte der berühmte Vater, seinen Sohn noch vor der Hinrichtung retten zu können.

Der Schauspieler (u.a. am Burgtheater unter Peymann) und Schriftsteller Steffen Schroeder hat für „Planck oder Als das Licht seine Leichtigkeit verlor“ sehr genau recherchiert und stellt in seinem Roman die letzten Jahre des Zweiten Weltkriegs aus der Sicht des Umfelds der beiden Physiker dar. Während Einstein in Princeton mit dem zunehmend seltsamer werdenden österreichischen Logiker Kurt Gödel täglich seinen Heimweg aus der Universität antritt, wird Erwin Planck vom berüchtigten Nazi-Richter Freisler zum Tod verurteilt. Und während Einstein nicht weiß, dass seine russische Geliebte eine sowjetische Spionin ist, plagt sich Planck nicht nur mit der Gewissheit des Endes seines Sohnes, sondern auch mit seiner schmerzhaften Arthritis.

Es geht in diesem Roman weniger um Physik und Politik, sondern vielmehr um die menschlichen Tragödien vor denen auch Berühmtheiten nicht gefeit sind. Auch die Ängste von Eduard Einstein im keineswegs idyllischen Burghölzli werden detailliert geschildert. Und wir erleben wie die Ärzte und Schwestern an der Charité bis zur völligen Erschöpfung um das Leben ihrer Patienten kämpfen – denn Erwin Plancks Frau ist Medizinerin. Ein spannendes Buch mit viel Atmosphäre über Schicksale in einer sehr schwierigen und gefährlichen Zeit.


Die 18. Ausgabe der Kriminacht bringt am 12. Oktober Lesungen in Wiener Cafés, auf dem Zentralfriedhof, auf dem Schiff und bei einem Bestattungsinstitut. Neu: Es gibt auch Philosophie.

Kriminacht – im Café und bei den Toten

Die 18. Ausgabe der Kriminacht bringt am 12. Oktober Lesungen in Wiener Cafés, auf dem Zentralfriedhof, auf dem Schiff und bei einem Bestattungsinstitut. Neu: Es gibt auch Philosophie.

Radio Wien, langjähriger Partner der Kriminacht, lädt zu Lesungen von Eva Rossmann und Manfred Rebhandl aufs DDSG-Schiff am Schwedenplatz, auf dem Zentralfriedhof kann man Autor und Performer Max Gruber erleben und bei der Bestattung Unvergessen beim Praterstern feiert Heidi Emfried „Wiener Wieder-auferstehung“. In ihrem Krimi will ein Programmierer den Tod überlisten. Und schon am Vorabend der Kriminacht (11. 10. 2022) stellt Andrej Kurkow, Bestsellerautor aus der Ukraine, in der Hauptbücherei am Gürtel seinen neuesten Krimi „Samson und Nadjeschda“ vor.

Auch die 18. Kriminacht ist wieder ein Treffpunkt heimischer Krimiprominenz – insgesamt 40 Autorinnen und Autoren sind zu Gast. Darunter alle fünf, die auf der Shortlist des Leo-Perutz-Preis stehen (Uli Brée – „Du wirst mich töten“; Heidi Emfried – „Wiener Wiederauf-erstehung“; Georg Haderer – „Seht ihr es nicht?“; Josef Kleindienst – „Mein Leben als Serienmörder“; Gudrun Lerchbaum – „Das giftige Glück“). Erstmals dabei ist der Philosoph Konrad Paul Liessmann, der mit dem Kriminacht-Programmchef Helmut Schneider über „Das Böse“ diskutieren wird. Liebhaber „echter“ Kriminalfälle kommen bei Ernst Geiger auf ihre Kosten, der ein Buch über den Diebstahl der Saliera geschrieben hat. Zu den Partnern der Kriminacht zählt auch Taxi 40100: „Mit uns wird die Taxifahrt sicher nicht zum Krimi – solltest du dich fürchten, sorgen wir dafür, dass du sicher nach Hause kommst. Bestell dein Taxi ganz einfach per Telefon oder App“, so CCO Stefan Müllner.


In „Schaut, wie wir tanzen“ beschreibt sie anhand einer Familiengeschichte Marokkos Jahre nach der Unabhängigkeit in den 60er-Jahren.

Marokko in der Hippie-Ära – der Familienroman „Schaut, wie wir tanzen“ von Leila Slimani

Leïla Slimani wurde 1981 in Marokko geboren, lebt aber seit ihrem Studium in Paris. Ihr Roman „Dann schlaf auch du“ wurde nicht nur zu einem Bestseller, sondern auch mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet. In „Schaut, wie wir tanzen“ beschreibt sie anhand einer Familiengeschichte Marokkos Jahre nach der Unabhängigkeit in den 60er-Jahren. Im Mittelpunkt stehen der marokkanische Farmer und Patriarch Amine Belhaj und seine aus dem Elsass stammende Frau Mathilde. Kennengelernt hatten sie sich, als Amine im 2. Weltkrieg dort stationiert war. Der Roman beginnt mit dem Bau des Swimmingpools am Anwesen der Belhajs. Mathilde hat Jahre gebraucht, bei ihrem Mann diesen Luxus durchzusetzen, denn in seinen Knochen ist Amine immer noch Bauer und einer der von früh bis spät gewohnt ist, hart zu arbeiten. Außerdem will er keineswegs den Neid seiner Arbeiter wecken. Auch Mathilde hat fleißig am Aufbau ihres Wohlstandes gearbeitet, in ihrer Freizeit leistet sie einfache medizinische Hilfe für die Landbevölkerung.

An den beiden Kindern und am Schicksal der Schwester Amines zeigt Slimani den Wandel Marokkos von einer reinen Agrargesellschaft zu einem modernen Staat – mit all seinen Verwerfungen. Der regierende König überlebt mehrere Attentate, die intellektuelle Elite schielt auf den Kommunismus und verlangt eine Bodenreform. Doch während die Tochter Aïcha brav studiert und Ärztin werden will, ist der für Marokko ungewöhnlich große und blonde Sohn Selim ein Schulversager und anfällig für Ablenkungen. So verliebt er ich ausgerechnet in seine Tante, die von Amine kurzerhand mit seinem Vorarbeiter verheiratet wurde, nachdem sie von einem anderen schwanger geworden war. Und nach einem Zwischenspiel in einer Hippiekommune geht Selim ohne irgendjemanden zu informieren in die USA.

Slimani erzählt das Schicksal der Belhajs sehr anschaulich und mit viel Gespür auch für die weibliche Sicht der Ereignisse. Mathilde nimmt hin, dass Amine ständig Affären hat und findet sich als Ausländerin auch sehr gut in die Verhältnisse in Marokko ein. Ihre Tochter Aïcha lernt beim Studium in Straßburg natürlich auch eine liberalere europäische Gesellschaft kennen, doch sie bleibt auf ihren Job als Ärztin fixiert. Ihr Ehemann macht währenddessen eine Verwandlung durch, die all die Widersprüche des Landes zeigt. Als Student wurde er Karl Marx genannt, weil er Schriftsteller werden wollte und fest an die Revolution glaubte. Zum Beamten geworden verfolgt er zielstrebig seine Karriere und sieht es nicht gerne, wenn sich seine Frau emanzipiert. In einem der letzten Kapitel sitzt er im Gefängnis, wobei Slimani uns nicht über die Umstände aufklärt. „Schaut, wie wir tanzen“ ist zwar als zweiter Teil einer Trilogie angelegt, sollte aber auch als eigenständiges Werk funktionieren. Ein Leseerlebnis ist das Buch aber allemal.


In „Schaut, wie wir tanzen“ beschreibt sie anhand einer Familiengeschichte Marokkos Jahre nach der Unabhängigkeit in den 60er-Jahren.

Leïla Slimani: Schaut, wie wir tanzen
Aus dem Französischen von Amelie Thoma
Luchterhand Verlag
382 Seiten
€ 22,70