Immer in der Fremde – Christoph Zielinskis Roman „Laurenzerberg“ über polnische Juden in Wien nach dem Krieg. Am 10. Mai bei RUND UM DIE BURG.
Immer in der Fremde – Christoph Zielinskis Roman „Laurenzerberg“ über polnische Juden in Wien nach dem Krieg. Am 10. Mai bei RUND UM DIE BURG.
Am Laurenzerberg beim Schwedenplatz befindet sich die Wohnung von Ada und Szymon, aus Polen stammende Juden, wo auch Adas Cousin Wacek und seine Frau Fela oft zu Gast sind, zumal Wacek in Szymons Unternehmen arbeitet. Wir sind im Wien der 60er-Jahre. An den Schaltstellen der Stadt arbeiten noch immer frühere Nazis, die gerne von ihren Kriegserlebnissen erzählen, während sich die ehemaligen KZ-Häftlinge ihrer tätowierten KZ-Nummer auf dem Arm schämen. Sie sind nach Wien gekommen, weil man im Ostblock mitnichten vor antisemitischen Anfeindungen geschützt ist.
Der bekannte Krebsspezialist Prof. Christoph Zielinski wollte dieser Generation mit seinem Roman eine Art Denkmal setzten. Entstanden ist aber auch das Bild eines Wien, in dem Klassenunterschiede zelebriert werden und die Vergangenheit der Opfer am besten nicht angesprochen wird. Und natürlich ist „Laurenzerberg“ auch ein Migrantenroman über Menschen, die sich nirgendwo zu Hause fühlen und sich in Wien nach Krakau sehnen – obwohl sie wissen, dass dort gerade ein Regime alle Freiheit zunichte macht.
Zielinski kann sehr gut Szenen aus dieser Welt malen – etwa den Besuch der zunächst noch armen Familie bei der schon wohlhabenderen Familie im Südbahnhotel oder die ärztliche Konsultation bei einem Professor, der seiner jüdischen Patientin gerne Anekdoten aus seiner Zeit als SS-Mann in Italien erzählt. Im Nachwort beschreibt Zielinski das Entstehen des Romans – nichts ist wirklich erfunden, aber er hat die verschiedensten Personen zu Romanfiguren zusammengesetzt.
Am 10. Mai wird Christoph Zielinski seinen Roman bei RUND UM DIE BURG vorstellen (13.30 Uhr, Restaurant Vestibül im Burgtheater, Eintritt frei)

Christoph Zielinski: Laurenzerberg
Ueberreuter, 168 Seiten, € 20,95