Der stillere Revoluzzer – Zum Tod von Achim Benning

Der stillere Revoluzzer – Zum Tod von Achim Benning

Bild aus dem Film. – ©ORF/MultiSonora/Christine de Grancy

Gemeinhin teilt man die Geschichte des Burgtheaters in die Ära vor und nach Claus Peymann ein, um das verschlafene Abonnementtheater vom weltoffeneren, neuen Burgtheater zu trennen. Das ist insofern falsch, weil Peymanns Vorgänger – der von Unterrichtsminister Fred Sinowatz 1976 berufene Achim Benning – viele der späteren Revolutionen vorwegnahm und das größte deutschsprachige Sprechtheater in eine neue Zeit führte. Er tat dies allerdings ohne großen Medienrummel, wenngleich er nicht wenige Kämpfe mit der sehr konservativen Öffentlichkeit und Presse ausfechten musste. Weil er etwa auch Regisseure aus der DDR (Manfred Wekwerth und andere) ans Haus lud, war der Parteilose auch sofort als Linker und Kommunist verschrien. Dabei öffnete er sein Haus vielen Dissidenten aus dem Panzerkommunismus wie Václav Havel und Pavel Kohout.  Man erblödete sich auch nicht, gegen ein Stück des Literaturpreisträgers Elias Canetti – „Komödie der Eitelkeiten“ – zu polemisieren, im Publikum soll es antisemitische Äußerungen gegeben haben. Und das sich gegen unverbesserliche Nazis richtende neue Stück „Das Alte Land“ (1984, Regie Achim Benning) von Klaus Pohl wurde ebenfalls heftig angegriffen. Auch weil in dieser Inszenierung ein nackter Mann zu sehen war – damals eine Ungeheuerlichkeit.

Mir persönlich ist vor allem Robert Musils Dreiecksstück „Die Schwärmer“ am Akademietheater 1980 in der Regie von Erwin Axer in Erinnerung – nicht nur weil es seither in Wien (warum eigentlich?) nicht mehr zu sehen war. In der Traumbesetzung (Joachim Bißmeier, Gertraud Jesserer, Erika Pluhar, Karlheinz Hackl, Wolfgang Gasser und Wolfgang Hübsch) wurde die – für heutige Begriffe – ziemlich werktreue Inszenierung zum Kult. Auf youtube kann man sie glücklicherweise zur Gänze anschauen.

So nebenbei führte Benning auch die Kinderschiene am Haus ein und stärkte die Mitbestimmung des Ensembles.

Achim Benning wurde 1935 in Magdeburg geboren und kam 1956 für ein Auslandssemester nach Wien, wo er auch das Max Reinhardt Seminar besuchte. Ernst Haeusserman engagierte ihn 1959 als Schauspieleleve ans Burgtheater, wo er später auch zu inszenieren begann.

Am Samstag, 3.2., um 22.45 Uhr, wird – schon vor Bennings Tod geplant – auf ORF III der Dokumentarfilm „Achim Benning – Homo Politicus“ gezeigt.  

Die Schwärmer auf youtube: