Endlosschleife Patriachat – „Kitty“ von Satoko Ichihara bei den Wiener Festwochen

Ein Theaterabend wie eine Gehirnwäsche: Schon die fast andauernd laufende Teletubbies-Musik macht betrunken, aber das Gezeigte setzt da noch einen drauf. Ein Mädchen taumelt durch den Familienalltag, die harmlose Kindchen-Erzählerstimme kommt aus dem Off, Papa und Mama haben groteske Katzenmasken auf und benehmen sich stereotyp. Denn Papa will dauern Fleisch essen, Mama ekelt davor. Der Patriarch schreckt auch vor Vergewaltigung nicht zurück, um sein Recht durchzusetzen. In der Küche blinkt und surrt es wie in einem Casino.  

Die japanische Theatermacherin Satoko Ichihara schickt in „Kitty“ – nach der besonders bei Kindern beliebte Comicfigur „Hello Kitty“ – ihre Protagonistin durch alle Höllen, in denen Frauen ausgebeutet und geknechtet werden. Die Protagonistin ist als einzige ohne Maske, ihr begegnen als Empfangsdame, Pornodarstellerin und Prostituierte andauernd Männer in absurd-niedlichen Kostümen – eine Horrorshow des Patriachats. Ihre Devise: immer nur freundlich lächeln, die japanische Tugend, die wohl nur für Frauen gilt. Im Rahmen der Geschichte verliert sie ihr geliebtes Kätzchen Charmy, formt sie einen „Fleisch-Mensch“ und bricht gar ins Weltall auf. Nur vier Darstellerinnen schaffen die Comic-Handlung – Sung Soo-yeon, Yurie Nagayama, Birdy Wong Ching Yan, und Yuka Hanamoto –, eine wahrlich gigantische Leistung, die vom interessierten Publikum auch mit viel Applaus belohnt wird. Am Ende sieht man sie alle maskenlos – da bieten sie in Werbefernsehmanier Schlüsselanhänger von allen im Stück aufgetretenen Figuren an.

www.festwochen.atFoto: Toshiaki Nakatani