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Ein Film der wieder in der gloriosen Wien-Österreich-Musik-Vergangenheit herumknetet.

ALMA UND OSKAR – Eine Filmkritik von Otto Brusatti

Bild: ©Film AG Produktions GmbH

Ein Film der wieder in der gloriosen Wien-Österreich-Musik-Vergangenheit herumknetet.

Alma Mahlers Mann stirbt initialiter gerade. Seine letzten Szenen sind – was die Fakten betrifft – ein Witz (wie vieles in den nachfolgenden knappen eineinhalb Stunden). Seine Frau ist jetzt Witwe und vernascht die Männer. Rundum herrscht tatsächlich beglückender Jugendstil. Die meisten Randfiguren, und mögen die der Thronfolger oder Altenberg oder Bruno Walter heißen sind etwas täppisch. Derjenige, welcher kurz darauf die Alma-Trophäe heimträgt, Walter Gropius, fürchtet sich parallel vor der Mama und seiner jungen Frau, genau, vor Alma. Währenddessen aber hat diese Alma mit einem Jungstar der Zeichenkunst, Oskar Kokoschka, zehn Jahre jünger als die bald 35Jährige, wüste Begegnungen, wenige Jahre hindurch, im Film aber so alle 5 – 6 Minuten zuerst in der Form von einem (bitte um Nachsicht ob des Viennensiums, aber die Sache spielt zur Hälfte dort, wo sich der metaphorische kleine Maxi die Fin de Siècle-Ausläufer und die erste Weltkriegszeit vorstellt) also in der Form von einem Mann-Frau-Geraufe das dann im wilden (bitte um Nachsicht ob des Viennensiums) grenzwertig gefilmten Pempern endet.


Na gut und fein, Rosamund Pilcher für Gebildete, Kinofreaks und Feinsinnige.

Aber die beiden Protagonisten? 

Valentin Postlmayr hat wenig mit Kokoschka zu tun, so wie ihn die Überlieferung, betrieben auch durch ihn selbst kennt. Allein, er ist, grindig-spielend, ein Ereignis.

Emily Cox, weiterhin einer der rising stars, gibt die Alma so, wie sie sich selber gern sah und beschrieben hat. Sie ist eine bald harte, selbstbestimmte, ungemein intensive Frau, die sich vor fast nichts scheut. Sie ist sicher nicht ein Biopic der legendären Frau. Aber sie spielt großartig.

Natürlich fragt man sich, warum präsentiert man so einen herumwühlenden Kitsch mit gelegentlichem Tiefgang. Ja, zugegeben: Emanzipation und Musik und die Moderne auf der Staffelei. Hier in Wien und am Semmering. Trotzdem nimmt man viele Fehler in Kauf und gibt die im Abspann sogar noch zu: Also Zurechtrückungen im Historischen und im Aufführungspraktischen, Alma als Komponistin, welche sie ja – die Alma-Adorantinnen und die Alma-Frauenmusikfans werden nun wieder ganz wütend sein und mögen wieder verzeihen – nie gewesen ist. Und so fort. 

Hingehen, freudig und verzagt zuschauen. Musikalisch hat man nichts von alledem. In den feinen Bilderabfolgen aber viel.

(N.B. es wird jetzt auch schon ein Ingeborg-Bachmann-Film, die Dichterin in der Wüste und so, angekündigt. Die Trailer dafür schon lassen Schlimmes vermuten. Aber, s.o., wir kneten gern in der Vergangenheit herum.)


Alma & Oskar (88 Minuten), Regie: Dieter Berner, wird in mehreren Wiener Kinos gespielt.

Max Grubers bewegender Film „Er flog voraus – Karl Schwanzer, Architektenpoem“ wird am 19. Mai um 20 Uhr bei „Rund um die Burg“ in Landtmann Bel Etage gezeigt. Eintritt frei!

„Er flog voraus“ – der Film über den Wiener Architekten Karl Schwanzer wird bei „Rund um die Burg“ gezeigt

Bild: ©Filmdelights

Max Grubers bewegender Film „Er flog voraus – Karl Schwanzer, Architektenpoem“ wird am 19. Mai um 20 Uhr bei „Rund um die Burg“ in Landtmann Bel Etage gezeigt. Eintritt frei!

Er hatte das größte Architekturbüro Österreichs mit 100 Angestellten und gewann den prestigeträchtigsten internationalen Auftrag seiner Zeit. Die von Karl Schwanzer geplante Firmenzentrale von BMW in München – von den Einheimischen wegen der vier Türme in Anklang an das Betätigungsfeld der Hausherren auch „Vierzylinder“ genannt – war 1972 technisch revolutionär und spielt ästhetisch auch heute noch – 50 Jahre später – in der allerersten Liga. Das Gebäude funktioniert wie eine Hängebrücke – jedes Geschoß wurde von oben nach unten aufgefädelt. Dadurch erreicht der 22-geschoßige Turm eine elegante, schwebende Anmutung.

Der Wiener Autor und Filmemacher Max Gruber beschäftigt sich schon seit Jahren mit dem Architekten, den man in Wien vor allem als Erbauer des Philips-Hauses auf der Triester Straße und des Österreich-Pavillons auf der Weltausstellung von Brüssel 1958, der später zum 20er-Haus wurde und heute als Belvedere 21 geführt wird, kennt. Gruber verfasste den Text zur Graphic Novel „Schwanzer –Architekt aus Leidenschaft“ (Zeichnungen: Benjamin Swiczinsky) und drehte den aus vielen Zitaten des Visionärs bestehenden Film „Er flog voraus – Karl Schwanzer – Architektenpoem“.

Für die Titelrolle konnte er Burgstar Nicholas Ofczarek gewinnen, der kluge Worte Schwanzers über Architektur und Stadtplanung wiedergibt. Gruber: „Schwanzer war eine ganz außergewöhnliche Mehrfachbegabung, ein Universalgenie und auch ein hochmusikalischer Dichter.“ Zu Wort kommen auch viele Kollegen wie Roland Rainer und viele Schüler Schwanzers wie Laurids Ortner oder Wolf D. Prix. Die österreichische Botschaft in Brasilia war Schwanzers letztes Bauwerk, der Architekt schied 1975 mit nur 57 Jahren freiwillig aus dem Leben. Sein umfangreicher Nachlass wurde vor wenigen Jahren dem Wien Museum übergeben.


www.rundumdieburg.at

Wienlive-Autor Otto Brusatti betrachtet den aktuellen Film „Tár“ mit den Augen eines Musikkritikers.

Hochverehrt, diskutiert und beschimpft: Cate Blanchett in Tár

Bild: ©EMJAG Productions, Standard Film Company Inc.

Wienlive-Autor Otto Brusatti betrachtet den aktuellen Film „Tár“ mit den Augen eines Musikkritikers.

Der gegenwärtige, Oscar-verweigerte Hit-Film „Tár“. Gelegentlich schon allzu hoch verehrt, diskutiert, beschimpft (wegen abermals einem Frauen-Schlecht-Machen) etc. (und ungemein lang):

Aber es schmerzt halt, dass in solchen Produktionen, die eigentlich seitens von (hier) Musikspezialisten überwacht werden sollten, so viel Falsches auch vorkommt und die Sache nicht nur unglaubwürdig, sondern auch dilettantisch werden lässt.

Die Hauptdarstellerin kann nicht dirigieren (o.k., es wird halt von einem Monate langen Coachings für ein paar Sekunden Endschnitt geredet), die Frau der Hauptdarstellerin ist auch Konzertmeisterin in einem Spitzenorchester und kann nicht/kaum Geige spielen. Die Management-Vorgänge dort sind, nun sagen wir, ungewöhnlich. Das ganze Dirigentinnenleben spielt sich ab, ohne dass es zu heute selbstverständlichen Einsätzen in unterschiedlichen Produktionen kommt (die an sich scheiternde Frau probt gelegentlich in New York oder in Berlin, mehr nicht). Und sonstiges: Die Kommunikation in heutigen Spitzenmusikanstalten funktioniert mit dem Nachwuchs nie (mehr) so. Probespiele detto. Und so fort (auch die Bezugnahmen auf Mahler und Karajan und Bernstein …).

O.k., ist halt ein Film. 

Aber von den Ansprüchen her, gibt er anderes vor.

Ich weiß: Man sagt dann: Ist doch egal, wer sieht und hört das schon. (N.B. die Frau Tár singt einmal etwas aus der 5. Beethoven vor, um ihre Größe als Interpretin zu beweisen; leider im Musik- und Themenbau völlig falsch.) Aber warum dann überhaupt so ein Anspruch?

Man dreht, im Vergleich, auch keinen aufwändigen Formel-1-Film, wo die Hauptdarstellerinnen erkennbar kaum Autofahren können. Alles ähnelt dem wunderbaren und über-kitschigen Film „Zwischenspiel“ von 1968 mit Oskar Werner.

Aber egal. Der Film ist halt ein wenig romantische Brutalität, Romantik für Harte sozusagen, aber ein Bild über die desidertierte Rolle vom angeblich geradezu parasakramentärem Musizieren 2023.

Allein/und: so denkt man sich, geht es zu in der geheimnisvollen Konzertwelt bei uns.


Er hatte das größte Architekturbüro Österreichs mit 100 Angestellten und gewann den prestigeträchtigsten internationalen Auftrag seiner Zeit.

„Er flog voraus“ – ein Film über den Wiener Architekten Karl Schwanzer

Er hatte das größte Architekturbüro Österreichs mit 100 Angestellten und gewann den prestigeträchtigsten internationalen Auftrag seiner Zeit. Die von Karl Schwanzer geplante Firmenzentrale von BMW in München – von den Einheimischen wegen der vier Türme in Anklang an das Betätigungsfeld der Hausherren auch „Vierzylinder“ genannt – war 1972 technisch revolutionär und spielt ästhetisch auch heute noch – 50 Jahre später – in der allerersten Liga. Das Gebäude funktioniert wie eine Hängebrücke – jedes Geschoß wurde von oben nach unten aufgefädelt. Dadurch erreicht der 22-geschoßige Turm eine elegante, schwebende Anmutung.

Der Wiener Autor und Filmemacher Max Gruber beschäftigt sich schon seit Jahren mit dem Architekten, den man in Wien vor allem als Erbauer des Philips-Hauses auf der Triester Straße und des Österreich-Pavillons auf der Weltausstellung von Brüssel 1958, der später zum 20er-Haus wurde und heute als Belvedere 21 geführt wird. Gruber verfasste den Text zur Graphic Novel „Schwanzer –Architekt aus Leidenschaft“ (Zeichnungen: Benjamin Swiczinsky) und drehte jetzt die Biopic „Er flog voraus – Karl Schwanzer – Architektenpoem“.

Für die Titelrolle konnte er Burgstar Nicholas Ofczarek gewinnen, der kluge Worte Schwanzers über Architektur und Stadtplanung wiedergibt. Gruber: „Schwanzer war eine ganz außergewöhnliche Mehrfachbegabung, ein Universalgenie und auch ein hochmusikalischer Dichter.“ Zu Wort kommen auch Kollegen wie Roland Rainer und viele Schüler Schwanzers wie Laurids Ortner oder Wolf D. Prix. Die Österreichische Botschaft in Brasilia war Schwanzers letztes Bauwerk, der Architekt schied 1975 mit nur 57 Jahren freiwillig aus dem Leben. Sein umfangreicher Nachlass wurde vor wenigen Jahren dem Wien Museum übergeben.

Max Grubers bewegender Film „Er flog voraus – Karl Schwanzer, Architektenpoem“ ist ab 14. Oktober in heimischen Kinos zu sehen, etwa im CineCenter Wien.


Informationen & Details:
www.filmdelights.com/verleih/erflogvoraus