In Krisenzeiten haben Horrorgeschichten angeblich Konjunktur – und das hat ja durchaus Sinn. So sollen etwa während der Pandemie Liebhaber von „The Walking Dead“ und Co. besser mit den psychischen Beeinträchtigungen zurande gekommen sein als andere.

Nosferatu nach Bram Stoker im Burgtheater

Bild: ©Susanne Hassler-Smith

In Krisenzeiten haben Horrorgeschichten angeblich Konjunktur – und das hat ja durchaus Sinn. So sollen etwa während der Pandemie Liebhaber von „The Walking Dead“ und Co. besser mit den psychischen Beeinträchtigungen zurande gekommen sein als andere.

Das Burgtheater liefert uns jetzt in unseren schwierigen Zeiten eine Fassung von Bram Stokers „Dracula“ und Murnaus Stummfilmklassiker „Nosferatu“. Der Text stammt von Gerhild Steinbuch, die Regie besorgte Adena Jacobs, das Bühnenbild Eugyeene Teh. Der Abend (zwei Stunden) ist allerdings weniger zum Gruseln als zum Wundern. Alle Darstellerinnen – ja auch der Graf ist eine Frau – monologisieren abwechselnd, während sich komplexe Videoaufnahmen und dunkle Szenen auf der Bühne abspielen. Es gibt kein Schloss, sondern ein großes Haus, in dem sich – nach Drehung – ein Sanatorium offenbart.

Nosferatu im Burgtheater: Viel Blut fließt, aber es lässt sich nur selten lokalisieren. – ©Susanne Hassler-Smith

Markus Meyer gibt als einzige männliche Stimme den fliegenfressenden Diener Nosferatus, der offenbar aus Therapiegründen gefesselt wird. Viel Blut fließt, aber es lässt sich nur selten lokalisieren. Das Unerhörte des Stoffes – ein untoter Mann krallt sich eine Jungfrau und saugt sie aus – hat bei dieser Produktion niemand interessiert. Stattdessen werden Anspielungen auf KZs gemacht. Ohne Dialoge wirken die Szenen – trotz hervorragender Schauspielerinnen wie Sylvie Rohrer, Elisabeth Augustin oder Bibiana Beglau – wie Rezitationsübungen. Die irritierenden Bilder bleiben indes nicht wirklich lange im Gedächtnis. Auch das Premierenpublikum schien nicht wirklich erfreut.


Infos: burgtheater.at (am Spielplan wieder am 27.1. und 4. 2.)