Beiträge

Mumok Wien – Schall ist flüssig

Internationaler Fotokünstler


„Wolfgang Tillmans. Schall ist flüssig“ – Eine Ausstellung im mumok Wien.
Fotos: Georg Petermichl, ©mumok – Courtesy of Galerie Buchholz, Maureen Paley, London, David Zwirner, New York


Der Deutsche Wolfgang Tillmans ist einer der bekanntesten internationalen Fotokünstler. Bekannt wurde er durch seine Arbeiten für Szenemagazine wie Prinz, i-D oder Tempo sowie dem SZ-Magazin, Fotobücher und Ausstellungen.

Seit den frühen 1990er-Jahren erforscht Wolfgang Tillmans unseren Blick auf die Welt und die gesellschaftlichen Verhältnisse, in denen wir leben. Geleitet von der selbstkritischen Frage „What do I really see? What do I see, and what do I want to see? What is in the picture?“ widmet er sich Menschen und Körpern, Landschaften, Architekturen, Gegenständen und Himmelserscheinungen.

Die Ausstellung „Wolfgang Tillmans. Schall ist flüssig“ im mumok beinhaltet frühe Fotografien, die im popkulturellen Umfeld der 1990er-Jahre entstanden, abstrakte Bilder, hochauflösende Aufnahmen der von Globalisierung und Digitalisierung geprägten Realität des frühen 21. Jahrhunderts sowie Fotografien, die kurz vor und während der Corona-Pandemie aufgenommen wurden. Zudem werden die 2-Kanal-Videoinstallation „Book for Architects“ sowie eine Vielzahl neuer Musik- und Videoarbeiten zu sehen sein.


Die Ausstellung ist ab 14. Dezember geöffnet. Es gilt die 2-G-Regel.

Dienstag bis Sonntag: 10:00–18:00

mumok.at

Pop-Up Ausstellung zum Thema Transparenz

©Kathi Senn, Discogirls 2010

Eine Initiative für Transparenz


Transparenz – ein Versprechen, mit dem Politik und Wirtschaft werben, das jedoch nur selten eingelöst wird. Gerade der Kunstmarkt hat sich in der Grauzone des Unklaren sesshaft gemacht. Informationen wie Preise und verfügbare Werke werden von Galerien oder Händlern ungleich verteilt. Es sind präzise Werkzeuge mit dem Zweck der Mystifizierung und der Umsatzoptimierung.


Kuratorisches Spiel

Die Ausstellung OPAK nimmt sich der Spannungsfelder der Transparenz an. Initiiert von Leerstand.Gallery und Kunst ab Hinterhof, werden zentrale Fragen des Galeriewesens thematisiert. Im Zentrum der einmonatigen Ausstellung in einer ungenutzten Immobilie im Herzen der Stadt stehen Positionen renommierter Kulturschaffender und jüngerer KünstlerInnen. In einem kuratorischen Spiel mit dem Transparenzbegriff werden Preise, Kennzeichnung und Namen der Urheber ausgeblendet und so alle TeilnehmerInnen auf eine Stufe gestellt. Ist so der Fokus frei auf das Werk? Steht nun endlich das Wesentliche im Zentrum? Eine niederschwellige Versuchsanordnung, die den Kunstmarkt vielleicht für jene öffnet, die sich durch die vorherrschende elitäre Informationspolitik abgeschreckt fühlen. Abgerundet wird das Pop-up-Projekt durch ein umfassendes Rahmenprogramm aus Performances und Podiumsdiskussionen mit VertreterInnen aus Vermittlung, Institution und Produktion.

Die Leerstand.Gallery bringt vom 11.11 bis 11.12 in der Weihburggasse 2 eine Pop-up-Ausstellung. – ©Franz West, Passstück, um 1983

Die KünstlerInnen: Erwin Wurm • Gelitin • Georgia Creimer • Franz West • Xenia Hausner • Christian Eisenberger • Hans Weigand • Kathi Senn • Thomas Reinhold • Lisa Andrea Becker • Franz Zadrazil • Rudolf Fitz • Luan Bajraktari • Nicolas Muller • Julian Khol • Otto Mühlethaler • u.v.m. im Pop-up-Artshop von Kunst ab Hinterhof!


INFO:

11.11.2021 – 11.12.2021

Weihburggasse 2, 1010 Wien

www.leerstand.gallery

Theaterkritik – Blade.Unwichtig im Off-Theater

Fotzi, Hasi, Schweindi und die Androiden


Blade.Unwichtig im Off-Theater. Eine Theaterkritik von Helmut Schneider.
Fotos: Günter Macho


Seit zehn Jahren kreuzt Regisseur Ernst Kurt Weigel und sein bernhard.ensemble Dramenklassiker von Nestroy bis Soyfer mit kultigen Hollywoodfilmen. Er nennt das Mash-up. Die neue Produktion „Blade.Unwichtig“ bringt jetzt eine Vermischung von Ridley Scotts 1982 herausgekommenem Welterfolg „Blade Runner“ mit Werner Schwabs knapp eine Dekade später uraufgeführtem „ÜBERGEWICHT, unwichtig: UNFORM“.

Das beste aus zwei Welten

Im Off-Theater in der Kirchengasse, mitten im 7. Bezirk, gibt es sozusagen das Beste aus zwei Welten auf zwei Stunden (mit Pause). Und das ist durchaus unterhaltsam und teilweise auch anregend. Mit nur sechs Performern (Kristina Bangert, Yvonne Brandstetter, Sophie Resch, Kajetan Dick, Gerald Walsberger und Ernst Kurt Weigel) findet da in einer steirischen Wirtshauswelt eine Zukunftshölle statt. Der Androidenjäger ist gleichzeitig ein original Tschecherant und Frauenschläger, seine Geliebte gleichzeitig Thekenschlampe und künstlicher Mensch. Aber auch sonst bevölkert das Schwabsche Universum illustres Personal – ein dicker Fresser, genannt Schweindi, seine Anvertraute Hasi und die Prostituerte Fotzi. Der Kellner ist in der Welt der Zukunft dann der Mechaniker, der die Augen der Androiden konstruiert hat. Was alle verbindet: Irgendwann müssen sie aufs Klo und wir fragen uns ob wir je einen Science-Fiction-Film gesehen haben, in dem dieses nicht nur menschliches Bedürfnis thematisiert oder gezeigt worden ist.

„Blade.Unwichtig“ ist mehr Wirtshaus als Raumschiff und das ist vielleicht auch gut so, denn manche der Sprachtiraden von Werner Schwab können uns auch heute noch ganz schön nahegehen.


Blade.Unwichtig im Off-Theater
Regie und Konzept: Ernst Kurt Weigel
Spielzeit:
Bis 7. Dezember 2021 – Zu den Terminen

Theaterkritik – Richard II., Burgtheater

RICHARD II.  von William Shakespeare  Deutsch von Thomas Brasch Saison 2020/21 Burgtheater

Wenn die Ordnung zerfällt


Shakespeares Richard II. im Burgtheater. Eine Theaterkritik.
Text: Helmut Schneider / Foto: Marcella R. Cruz


Den buckeligen Bösewicht Richard III. kennt jeder Theaterbesucher. Shakespeares Richard II. wird hingegen viel weniger gespielt, denn so wirklich spannend ist die Handlung in diesem Königsdrama ja nicht. Interessant wird das Spiel um den schwachen König aber, wenn man über Staatsmacht und die Legitimation von Herrschaft nachdenken will. Johan Simons gewollt unspektakuläre Inszenierung im Burgtheater gibt dazu viel Gelegenheit. Zwar wird ein König entmachtet und später sogar ermordet – die entscheidende Frage ist allerdings, woraus der neue Machthaber seine Herrschaft begründen wird. So wie ein Geldschein nur ein Stück Papier ist, wenn niemand dafür etwas eintauschen will, ist ein König nur ein Mensch wie jeder andere, solange er nicht von seinen Untertanen anerkannt wird.

Jan Bülow ist der entscheidungsschwache König, den Shakespeare zu der Erkenntnis bringt, dass er als abgesetzter Monarch eigentlich kaum mehr wirklich ein Mensch ist. Zum Philosophen fehlt ihm noch viel, aber er spürt, dass er durch den Verlust des Amtes ein anderer wird. Seinen Widersacher Bolingbroke hat Johan Simons mit einer Frau besetzt, nämlich mit der exzellenten Sarah Viktoria Frick, die tatsächlich eher sachlich an das Regieren herangeht. Kein Triumpf, keine Lust am Töten – Richard II wird von einem übereifrigen Höfling abgemurkst – dafür eine begreifliche Unsicherheit in Zeiten des Interregnums. Daneben klagen die Hüter des Rechtes ihr Leid und werden eifrig Mordanschläge und Intrigen versucht.

Die Bühne bilden große Metallsesseln mit absurd hohen Lehnen – ein cooler Raum für eine coole Inszenierung als Anregung über eine Diskussion über Staat, Ordnung und Herrschaft.


INFO:
Tickets & Termine

Vienna City Gallery Walk

Zuzana Graus Rudavska, The Big Golden Crystal Bracelet (110 x 110 x 50 mm). Sterling Silber, vergoldeter Silberdraht, polierte Citrine, Aquamarine, 2021

The Big Golden Crystal Bracelet


Diese Skulptur für den Körper von Zuzana Graus Rudavska ist titelgebend für die Ausstellung der Galerie V&V im Herbst 2021. Beginnend mit dem VIENNA CITY GALLERY WALK am 16. / 17. 9. zeigt V&V bis Ende Oktober eine kuratierte Auswahl von zehn Werken der slowakisch-amerikanischen Künstlerin.


Ihre internationale Ausstellungstätigkeit begann 1986 im American Craft Museum New York, der Helen Drutt Gallery und auf großen Messen für angewandte Kunst wie die „SOFA NEW YORK und CHICAGO“. Zuzana Graus Rudavska sagt über ihre Kunst: Schmuck entwerfen und machen ist für mich das Gleiche wie die Realisierung einer Skulptur. Ein Anhänger, Armband oder eine Brosche sind aber etwas, das ich in der Hand halten kann und in das ich mich wie in eine Meditation vertiefen kann. Meine größte Inspiration ist die Natur, in der die verschiedensten Materialien mit den unterschiedlichsten Eigenschaften gemeinsam existieren. Im Zeitalter der Technologie verbinden meine Schmuck-stücke die TrägerInnen wieder mit der Natur.

SPRECHENDE MATERIALIEN
Susan Grant Lewin – Kuratorin und Autorin des Buches „One of a Kind. American Art Jewelry Today“ – sagt über Zuzanas Werke: „Es sind außergewöhnlich tragbare Schmuckskulpturen, einfach und klar in der Form, die sich gegenüber jeder konkurrenzierenden Kleidung durchsetzen. In ihren Werken geht es um Material (gewobenes Metall, Silber, Gold, Kupfer, Perlen und edle Steine), immer mit dem Augenmerk auf das Zusammenspiel, die gegenseitige Wirkung.“ 

SEPTEMBER – MONAT DER KUNST IN WIEN
Zuzana Graus Rudavskas erste Schau in Wien beginnt mit dem VIENNA CITY GALLERY WALK, den gemeinsamen Programm- und Ausstellungstagen von rund 40 Programm-Partner-Galerien, verbunden durch Kunstaktionen wie PRIVATE BANKING, ein Aufruf mit synonymischer Konnotation und DEN LÖFFEL ABGEBEN – Ein Spaziergang, der die Aufmerksamkeit auf das Denkmal am Wegesrand legt.
Lassen Sie sich begeistern. Gehen Sie mit. Bei freiem Eintritt. Am 16. + 17. September 2021, von 16 bis 21 Uhr.

Die Ausstellung von Zuzana Graus Rudavska ist darüber hinaus bis Ende Oktober 2021 in der Galerie V&V zu besichtigen.


GALERIE V&V, 1010 Wien, Bauernmarkt 19
Öffnungszeiten: Mi.–Fr. 13–19 Uhr, Sa. 12–18 Uhr

Entgeltliche Einschaltung

Interview mit Karola Kraus

20 Jahre mumok im MuseumsQuartier


Interview mit der Direktorin des mumok Karola Kraus anlässlich 20 Jahre mumok im MuseumsQuartier und 40 Jahre Österreichische Ludwig-Stiftung.
Text: Helmut Schneider / Foto: Stefan Joham


„Enjoy“ – das ist der programmatische Titel der Jubiläumsschau, mit der sich das mumok seiner Aufgabe und Geschichte stellt. Gezeigt werden Werke aus der Sammlung sowie Neuerwerbungen unter der Direktion von Karola Kraus. Der Ausstellungstitel „Enjoy“ zitiert dabei ein Motiv aus einer Plakatserie von Corita Kent (Sister Corita), die sich in ihren Arbeiten Text- und Bildmaterial aus der Konsum- und Populärkultur, aus Kunst, Politik und Religion aneignet.

Die studierte Kunsthistorikerin Karola Kraus wurde im Schwarzwald geboren und baute von 1999 bis 2006 den Kunstverein Braunschweig zu einer renommierten internationalen Institution aus. 2006 übernahm sie die Leitung der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden, seit Oktober 2010 ist sie Direktorin des mumok Wien, wo sie bereits mit ihrer Antrittsausstellung „Museum der Wünsche“ für viel Beachtung sorgte. Weitere Highlights waren eine Schau der deutschen Künstlerin Cosima von Bonin, die von Jakob Lena Knebl kuratierte Ausstellung der Sammlung und im Vorjahr die letzte Werkschau der österreichischen Künstlerin Ingeborg Strobl.

wienlive: Fangen wir mit dem längsten Jubiläum an: 40 Jahre Österreichische Ludwig-Stiftung. Ist die Stiftung immer noch bedeutsam?

KAROLA KRAUS: Ja, die Österreichische Ludwig-Stiftung ist für das mumok von immenser Bedeutung. Sie prägt die Sammlung bis heute entscheidend mit, indem sie Werke und Werkblöcke von Künstlerinnen und Künstlern für das mumok ankauft, die wir aus unserem Budget nicht finanzieren könnten. Dabei handelt es sich um die einzigen Dauerleihgaben im mumok. Mit Hilfe der Stiftung konnten wir in den letzten Jahren unsere Sammlungsschwerpunkte um kapitale Werke erweitern. Ein erklärtes Ziel von mir war von Beginn an, in die stark von Männern dominierten Sammlungen der 60er- und 70er-Jahre vermehrt Künstlerinnen zu integrieren – wie etwa Evelyne Axell, Sister Corita, Kiki Kogelnik, Lee Lozano oder Ree Morton, die alle in der aktuellen Ausstellung zu sehen sind.

Jetzt zu 10 Jahre Karola Kraus im mumok. Was hat Sie in den ersten beiden Perioden angetrieben?

KRAUS: Anlässlich meiner Antrittsausstellung, dem „Museum der Wünsche“, erarbeitete ich mit meinem Team Schwerpunkte für die zukünftige Sammlungserweiterung. Den ersten habe ich bereits genannt – die fehlenden Künstlerinnen.

Das zweite Ziel war, aufgrund der geopolitischen Lage Wiens im Zentrum Europas und der Brückenfunktion zwischen dem Westen und dem Osten vermehrt Werke osteuropäischer Künstlerinnen und Künstler an unsere Sammlung zu binden, so beispielsweise von Július Koller, dem wir im mumok eine Retrospektive ausrichteten. Unlängst wurden wir von einem Sammler mit einem umfangreichen Konvolut an Werken von Stano Filko beschenkt.

Und drittens haben wir den Fokus auf Malerei gelenkt, nachdem mein Vorgänger verstärkt auf neue Medien und Fotografie gesetzt hatte. Eine weitere Konzentration lag auf Werken von jungen Künstlerinnen und Künstlern. Nicht zuletzt konnten wir außereuropäische nichtwestliche Positionen in die Sammlung integrieren.

Gibt es persönliche Highlights in Ihrer Arbeit?

KRAUS: Die Vermittlung ist in einem Museum moderner Kunst von zentraler Bedeutung. Zeitgenössische Kunst kann durchaus sperrig und erklärungsbedürftig sein. Mein Team und ich haben sehr strukturiert unsere Zielgruppen definiert und für jede Zielgruppe entsprechende Angebote entwickelt. So haben wir einen Kinderclub gegründet, der mittlerweile Tausende von Mitgliedern hat. Das mumok richtet als einziges Museum jedes Jahr einen Kinderaktionstag aus. Letztes Jahr musste dieser aufgrund der Pandemie leider ausfallen, aber 2019 wurde das Haus von Kindern überrannt und im Eingang haben sich die Kinderwägen getürmt. Wir stellen den Kindern auch Saalfolder und Audioguides zur Verfügung. Für Erwachsene bieten wir multilinguale Führungen in Farsi, Slowakisch oder Türkisch, Führungen in Gebärdensprache und Kunstgespräche per Zoom an. Mit dem Format „Weltbilder“ und dem EU-Projekt „Cope“ etablierten wir zwei Integrationsprojekte, die Menschen mit Migrationshintergrund ansprechen.

Haben Sie dabei auch auf die Corona-Situation reagiert?

KRAUS: Während der Pandemie etablierten wir den mumok Blog, auf dem wir Beiträge von Künstlerinnen und Künstlern publizieren oder Einblicke in die mumok Sammlung und Tipps von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geben oder DIY-Projekte für Kinder zeigen. Worauf ich auch stolz bin: das mumok bietet als einziges Museum weltweit Scratchkurse an, bei denen Kinder spielerisch Programmierbasics lernen, eigene digitale Kunstwerke erschaffen und wichtige mediale Kompetenzen entwickeln. Scratch ist eine visuelle Open-Resource Computersprache, die am MIT (USA) von der Long Life Kindergarten Group entwickelt wurde. Mit Hilfe einer großzügigen Förderung der Art Mentor Stiftung Lucerne können wir die Scratch-Kurse auch Familien anbieten, die sich solche Weiterbildungen normalerweise nicht leisten können. Auch die Laptops können wir dank einer Förderung den Kindern zur Verfügung stellen.

Kunstvermittlung ist also ein zentraler Bereich Ihrer Arbeit …

KRAUS: Die Architektur des mumok und die Treppe können durchaus eine Hemmschwelle sein. Mir ist es wichtig, nicht in einem Elfenbeinturm zu sitzen, sondern möglichst viele Menschen abzuholen. Daher bieten wir ein breit gefächertes Ausstellungs-, Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm sowohl für ein dezidiertes Fachpublikum als auch für eine breite Öffentlichkeit an.

Das mumok kino hat sich zu einer Anlaufstelle für ein junges Publikum entwickelt. Auch die alljährliche Kooperation mit ImPulsTanz ist bei unserem Publikum äußerst beliebt. Das mumok ist ein lebendiges Museum für Besucherinnen und Besucher jeglicher Altersgruppen und sozialer Herkunft. Mein Ziel ist es, das Museum in den viereinhalb Jahren bis zu meiner Pension wieder dort hinzubringen, wo unsere Erfolgsgeschichte durch die Krise gestoppt wurde: auf das Niveau von 2019, dem Jahr mit den höchsten Besucherzahlen seit Bestehen des Museums. Das ist ein ambitioniertes Ziel, denn der Wien-Tourismus rechnet nicht damit, dass sich der Fremdenverkehr vor 2024 normalisieren wird.

Noch einmal wollen Sie Ihren Vertrag nicht verlängern?

KRAUS: Nein, ich bin dann 15 Jahre als Direktorin im Haus – aber ich habe jetzt schon die längste Amtszeit in der Geschichte des Museums. Und was man in 15 Jahren nicht erreicht hat, schafft man auch in 20 Jahren nicht.

Haben Sie noch weitere Ziele?

KRAUS: Ja, ich möchte bis zu meinem Ausscheiden zumindest den Grundstein für eine räumliche Erweiterung des Museums legen. Anhand unserer aktuellen Sammlungsausstellung wird einem wieder sehr deutlich vor Augen geführt, dass unsere Schätze permanent präsentiert werden müssen. Unsere unterschiedlichen Sammlungsschwerpunkte sind Touristenmagnete, die von der klassischen Moderne bin hin zur zeitgenössischen Kunst der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen müssen. In dem Erweiterungsgebäude würde ich Sonderausstellungen ausrichten sowie auf einer Ebene unsere Archive für Forschungszwecke öffentlich zugänglich machen.

Das Gebäude lässt sich ja nicht erweitern, was gäbe es da für Möglichkeiten?

KRAUS: Ich habe mehrere Konzepte in der Schublade, die ich mit den verantwortlichen Personen besprechen werde.

Die aktuelle Ausstellung „Enjoy“ soll das verdeutlichen …

KRAUS: „Enjoy“ ist einerseits Resümee der letzten 10 Jahre und gleichzeitig auch Ausblick. Sie zeigt auf beinahe allen Ebenen in einer losen Chronologie von der Klassischen Moderne bis hin zur zeitgenössischen Kunst die Schwerpunkte unserer Sammlung, wobei auf jeder Ebene generationsübergreifende Dialoge stattfinden.


„Enjoy“ im mumok, MuseumsQuartier Wien, Samstag, 19. Juni 2021 bis Montag, 18. April 2022

Bildrecht:
Corita Kent (Sister Corita)
the sea queen, 1973
50 x 58 cm
Siebdruck
mumok -Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien,
erworben mit Unterstützung des mumok Boards/acquired with support of mumok Board 2020
© Bildrecht, Wien 2021

Landesausstellung

Die STEIERMARK SCHAU


Eine umfassende Selbstreflexion der Steiermark kann vom 10. April bis 31. Oktober an vier Standorten besucht werden. Zu sehen in Graz und in einem mobilen Pavillon.
Fotos: steiermarkschau.at, steiermark.at/Streibl, KADADESIGN


Zu einer Auseinandersetzung mit dem „Steirischen“ lädt die STEIERMARK SCHAU heuer ins Museum für Geschichte, in das Volkskundemuseum und das Kunsthaus in Graz ein. Inhaltlich wird ein Bogen gespannt, der weit in die Vergangenheit des Landes zurück und bis in die Zukunft reicht. In der Ausstellung im Museum der Geschichte erkunden die Besucherinnen und Besucher verschiedene Regionen anhand von Beispielen wie den mittelalterlichen Höhenburgen, mittelalterlichen Klöstern oder der Residenzstadt Graz um 1600. Und unter dem Titel „wie es ist“ unternimmt das Volkskundemuseum eine Vermessung der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation und der Zukunft des Landes.

MULTIMEDIA
Die STEIERMARK SCHAU im Kunsthaus Graz dehnt sich von den Räumen des Kunsthauses ins Internet aus und verschränkt dabei den physischen mit dem virtuellen Raum. Der 800 m2 große mobile Pavillon ist noch bis zum 18. April auf dem Heldenplatz in Wien aufgestellt – der prominente Standort korrespondiert mit der steirischen Präsidentschaft im Bundesrat im ersten Halbjahr 2021. Ein physischer Besuch des ab 17 Uhr in Grün (Farbe der Steiermark) beleuchteten Pavillons ist aufgrund der aktuellen COVID-Richtlinien leider nicht möglich. Auf www.mobilerpavillon.at kann man jedoch Eindrücke der großen Konstruktion des Ausstellungspavillons der STEIERMARK SCHAU sowie der Inhalte der Ausstellung „wer wir sind“ gewinnen. Anschließend tourt der Pavillon durch die Steiermark und wird in Hartberg, Spielberg, Schladming und Bad Radkersburg bei freiem Eintritt zu besuchen sein. Eine Video-Rauminstallation wird eine Gegenwartsanalyse zur Steiermark ausschließlich in bewegten Bildern zeigen. Dabei versteht sich der Pavillon als Plädoyer für die Kunst.

Nähere Informationen zum mobilen Pavillon, zur Ausstellung sowie den weiteren Standorten finden Sie unter: www.steiermarkschau.at/ausstellungen/mobiler-pavillon

STEIERMARK SCHAU
Museum für Geschichte: was war. Historische Räume und Landschaften

Volkskundemuseum: wie es ist. Welten – Wandel – Perspektiven

Kunsthaus Graz: was sein wird. Von der Zukunft zu den Zukünften

Mobiler Pavillon: wer wir sind. Kunst – Vielfalt – Landschaft

steiermarkschau.at


Black Box

Eine Liebeserklärung


Das Vokstheater bringt mit Black Box „eine Liebeserklärung an all die Räume, in denen Kunst erlebbar gemacht wird“. Stefan Kaegi hat ein alle Sinne beanspruchendes Werk entwickelt, das glücklicherweise nach den Regeln der Pandemie-Eindämmung funktioniert.
Fotos: Volkstheater


Das Volkstheater holt sein Publikum direkt von der Couch auf die Bühne. Ab dem 20. Februar können Zuseher alle fünf Minuten im inszenierten Audiowalk „Black Box“ endlich wieder Theaterluft schnuppern. Stefan Kaegi und das Autoren-Team „Rimini Protokoll“ haben mit „Black Box“ ein alle Sinne beanspruchendes Werk entwickelt, das glücklicherweise nach den Regeln der Pandemie-Eindämmung funktioniert. Der Raum an sich steht im Zentrum der Installation und erwacht mit Ihren Schritten, Ihren Impulsen zum Leben.



Das Volkstheater verspricht ein echtes Theatererlebnis:
„Kopfhörer aufgesetzt, Handschuhe angezogen und hinein in die Fiktionsmaschinerie namens Volkstheater. Eine wohlige Stimme wird Sie quer durch das gesamte Haus weisen, Ihnen für Zuseherinnen üblicherweise unzugängliche Orte zeigen und an mancher Stelle werden Sie Anwesender vergangener Gesprächssituationen, die von Expertinnen und Ensemblemitgliedern aufgezeichnet wurden – Stichwort binaurale Aufnahmetechnik. Eine berührende Spurensuche nach dem, was Gemeinschaft ausmacht und eine Liebeserklärung an all die Räume, in denen Kunst erlebbar wird. Praktisch betrachtet, ist diese Installation im Fünfminutentakt durchkonzipiert, wodurch jeder Besucherin im ausgewählten Zeitfenster alleine durch das Theater geht.“
Alle Termine und Tickets finden auf der Website des Volkstheaters.

Termine
Sa. 20.02.21
13:00 – 17:30 Uhr
So. 21.02.21
11:00 – 17:30 Uhr
Sa. 27.02.21
13:00 – 17:30 Uhr
So. 28.02.21
11:00 – 17:30 Uhr

One World Foundation

Benefizauktion für


Am 22. März 2021 veranstaltet das Auktionshaus Dorotheum eine Benefizauktion für die One World Foundation. Der Hintergrund: Einreisebeschränkungen und gesperrte Flughäfen aufgrund der Coronakrise betreffen Länder wie Sri Lanka, die zu einem großen Teil von Tourismus abhängig sind, besonders stark.
Fotos: Claudia Larcher, Werner Reiterer


Seit 25 Jahren betreibt die one world foundation, gegründet von Kathrin Messner und Joseph Ortner, als gemeinnützige Organisation in Ahungalla (Sri Lanka) eine Schule für über 1100 Kinder und Jugendliche. Die Einreisebeschränkungen und gesperrten Flughäfen aufgrund der Coronakrise führen derzeit zu massiven Ein-nahmeausfällen, wobei noch nicht absehbar ist, wie lange diese schwierige Zeit anhalten wird. Aktuell fehlen der one world foundation Coronabedingt essenzielle finanzielle Grundlagen durch die hohen Einnahmeausfälle, die für den Erhalt des Schulprogramms und die rund 40 Lehrerinnen-Gehälter dringend benötigt werden.

Auch Werner Reiterer ist unter den Künstlern, die Werke für die Auktion bereitstellen.

Empowerment
Insbesondere für Schülerinnen aus armen und sozial benachteiligten Familien ist die Ausbildung der one world foundation von größter Bedeutung. Dank staatlich anerkannter Zeugnisse können die Absolventinnen ihre Chancen am Arbeitsmarkt deutlich verbessern. Die Schule legt großen Wert auf Empowerment, insbesondere von Mädchen und Frauen, und bietet Kurse von der Vorschule bis zu Berufsbildung an. Vor 15 Jahren wurde bereits mit großem Erfolg eine Benefiz-Auktion mit über 100 Werken internationaler Künstlerinnen für die one world foundation realisiert. Damals mussten die Schulgebäude nach dem verheerenden Tsunami neu aufgebaut werden, was mit den Einnahmen aus der Auktion und durch die Planung des Architekten Carl Pruscha ermöglicht wurde. Herzlichen Dank an alle Künstlerinnen und Künstler, die in dieser Krisensituation mithelfen, die Zukunft der Schule abzusichern!


Interview mit Gottfried Kumpf

„Das Leben hat mir alles gegeben“


(Un-)Ruhestand. Wer kennt ihn nicht, den immer lächelnden Herrn mit dem markanten Schnurrbart? Kaum zu glauben, dass der international renommierte Maler, Graphiker und Bildhauer Professor Gottfried Kumpf vor kurzem bereits seinen 90. Geburtstag gefeiert hat.
Text: Ursula Scheidl / Fotos: Koch, Privat


Zuletzt hat ihn seine Heimatgemeinde Annaberg-Lungötz zum Ehrenbürger ernannt. Dort wurde der vielseitige Künstler als Sohn eines Landarztes geboren. Es lag also auf der Hand, dass er einige Jahre Medizin studierte. Doch gezeichnet und gemalt hat er immer, und für einen Anatomie-Atlas gestaltete er Aquarelle von Präparaten. Während der Ferien verdiente er sich als Gitarrist bei einer Jazzband das Geld für Farben und Leinwand. Seit 1956 arbeitet er als freischaffender Maler und Bildhauer. Mit seiner Kunst fand er unter dem Pseudonym „Kumpf“ weit über die Grenzen Österreichs höchste Anerkennung. Heute gilt er als typisch burgenländischer Maler, den die pannonische Weite mit ihren Schönheiten prägt, denn bereits seit 1968 lebt er dort, seit 1984 mit seiner Frau Guni. Befragt nach künstlerischen Vorbildern, nennt er „die Natur mit all ihren Formen – und die alten Meister“. 2005 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. Dabei ist er stets bescheiden geblieben. Und er bedauert es sehr, dass dieses Interview aufgrund der Coronapandemie nur per Mail und telefonisch stattfinden kann.

wienlive: Ihr Markenzeichen ist „Der Asoziale“, wie ist die Idee dazu entstanden?
GOTTFRIED KUMPF: „Der Asoziale“ hat sich auf manchen meiner Bilder ergeben und wurde von Schriftstellern und Sammlern dann plötzlich ,der Asoziale‘ genannt – einer, der neben der Gesellschaft lebt.

Stört es Sie, wenn manche Ihre Arbeiten als zu naiv bezeichnen?
KUMPF: Manche meiner Arbeiten schauen vielleicht naiv aus, sind es aber nicht, weil ich mit hohem Bewusstsein male oder die Skulpturen forme. Es stört mich nicht, wenn manche Leute meine Werke als naiv bezeichnen, die wissen es nicht besser. Außerdem ist die echte naive Malerei eine phantastische anerkannte Kunstrichtung.

1989 entwarfen Sie Stahlskulpturen für den Wiener „Adventzauber“. Wie kamen Sie von der Malerei zur Skulptur?
KUMPF: Meine erste Bronzeskulptur – „Der Asoziale“ – entstand schon 1974, und in den folgenden Jahren habe ich immer mehr kleine und große Bronzeskulpturen gemacht.

Die erste von vielen großen Bronzeskulpturen im Wiener Tiergarten Schönbrunn war 1990 ein Nilpferd, der Bronze-Elefant, der in Coronazeiten aktueller denn je wirkt, steht seit 2004 vor dem Naturhistorischen Museum Wien. Warum gerade dieses Material – Bronze?
KUMPF: Bronze wurde schon viele Jahrhunderte für Skulpturen verwendet. Es hat eine lange Tradition in der Geschichte der Kunst und ist als Material einzigartig für einen Künstler. Die Großskulpturen in Bronze für den Tiergarten Schönbrunn, dort stehen mittlerweile 15 Großskulpturen von mir, habe ich auf Initiative meines Freundes Helmut Pechlaner, damals Direktor des Tiergartens Schönbrunn, gemacht und daraus ist ein ganzer Skulpturengarten entstanden. Bernd Lötsch, damals Direktor des Naturhistorischen Museums, wollte einen Bronze-Elefanten von mir vor dem Museum stehen haben – und daraus ist eine Dauereinrichtung geworden. Nun verwechselt niemand mehr das „Naturhistorische mit dem Kunsthistorischen Museum“. Und jetzt ist er tatsächlich als „Babyelefant“ aktueller denn je geworden. Er ist ja etwas mehr als 2 Meter lang.

In den 1990er-Jahren haben Sie die Therme Stegersbach gestaltet und das Bühnenbild von „Der Zigeunerbaron“ für die Seefestspiele Mörbisch entworfen. Was hat Sie daran begeistert?
KUMPF: Die Bauten haben sich naturgemäß ergeben, ich wurde einfach gefragt. Und wenn so eine große Bühne mit 3.600 Quadratmetern wie in Mörbisch vorhanden ist, dann ist das eine sehr schöne Aufgabe für einen Künstler, dort ein Bühnenbild zu entwerfen. Außerdem war dieses Thema für mich wie geschaffen (lacht).

1970 versuchten Sie sich auch als Schauspieler in dem Film „Das falsche Gewicht“. Warum blieb es bei diesem einen Ausflug?
KUMPF: Auch da wurde ich sozusagen „entdeckt“, weil mich der Drehbuchautor des Filmes, Fritz Hochwälder, bei einer Ausstellung gesehen hat. Aufgrund meines Aussehens hat Hochwälder sofort erkannt, dass ich der „Sameschkin“ bin. Eine Figur dieses Filmes und Gegenspieler von Helmut Qualtinger. So wurde ich eingeladen, diese Rolle zu spielen.

Wie hat es Sie ins Burgenland verschlagen?
KUMPF: Es war hauptsächlich die Landschaft, die mich fasziniert hat, und dann hat es sich ergeben, dass ich einen alten Streckhof gefunden habe, den ich gemeinsam mit meiner 1982 verstorbenen Frau, der akademischen Malerin Prof. Maria Plachky, restaurieren konnte.

Was fasziniert Sie am Burgenland, an der Landschaft? Ihr Gemälde „Löffler über der Langen Lacke“ wurde eine Ihrer bekanntesten Arbeiten …
KUMPF: Natürlich ist diese besondere Landschaft im nördlichen Burgenland in Österreich einzigartig. Das Ölbild „Löffler über der Langen Lacke“ habe ich für die Errettung des „Naturschutzgebietes Lange Lacke“ gemalt. Gemeinsam mit dem ORF und WWF haben wir diese Aktion gestartet und daraus wurde der heutige „Nationalpark Neusiedler See / Seewinkel“.

Sie sind als Künstler ungeheuer vielfältig. Was hat Ihnen am meisten Spaß gemacht?
KUMPF: Die große Freiheit und Vielfältigkeit, die man in diesem Beruf hat.

Was ist das Beste an Ihrem Beruf?
KUMPF: Dass ich immer und überall arbeiten kann, ganz, wie es mir gefällt.

Wer oder was ist Ihre größte Inspiration?
KUMPF: Die Natur, die man nie übertreffen kann.

Gibt es in Ihrem Leben etwas, das Sie gerne gemacht hätten, es aber nie dazu kam?
KUMPF: Nein!

Wie erleben Sie die Corona-Pandemie?
KUMPF: Für mich persönlich hat sich nicht viel geändert, weil ich ja immer zu Hause im Atelier arbeite – außer bei den Bronzeskulpturen, die ich in Italien gieße, und jetzt kann ich nicht nach Bologna fahren. Derzeit arbeite ich gerade an Ölbildern für die nächste Ausstellung. Aber allgemein spürt man die große Depression auf jedem Gebiet. Mir tut das alles sehr leid.

Wie sieht ein perfekter Tag für Sie aus?
KUMPF: Wenn ich nach dem Frühstück sofort arbeiten – malen oder bildhauern – kann.

Was ist Ihr liebster Ort auf der ganzen Welt?
KUMPF: Mein Atelier.

Welches Motto passt zu Ihrem Leben?
KUMPF: Leben und leben lassen.

Welchen Wunsch möchten Sie sich noch erfüllen?
KUMPF: Natürlich – so wie vermutlich jeder – dass Corona bald vorbei ist. Und dass es danach so weitergeht wie vorher in meinem Leben.