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Peter Handkes „Kaspar“ im Akademietheater.

Peter Handkes „Kaspar“ im Akademietheater

Der US-amerikanische Regisseur Daniel Kramer hat für seine Umsetzung von „Kaspar“ drastische Bilder gefunden. – ©Susanne Hassler-Smith

Man könne sein Stück auch als „Sprachfolter“ bezeichnen, merkte Autor Peter Handke einmal zu seinem Stück „Kaspar“, das 1968 durch Claus Peymann in Frankfurt uraufgeführt wurde, an (Peymann saß übrigens in der Premiere im Akademietheater). Der US-amerikanische Regisseur Daniel Kramer hat nun bei seiner Umsetzung tatsächlich recht drastische Bilder für diese Tortur gefunden. Sein Kaspar Marcel Heuperman kommt durch einen engen durchsichtigen Plastikfolienschlauch auf die Welt und sagt seinen einzigen Satz „Ich möchte ein solcher werden, wie einmal ein anderer gewesen ist.“ (Handke hat dabei an den historischen Kaspar Hauser erinnert, der angeblich seinen Findern erklärte: „Ein solcher Reiter möchte ich werden, wie mein Vater gewesen ist.“)

Kaum auf der Welt wird Kaspar von vier Menschen in schwarzen Plastikpaneelen und Gasmasken bedrängt, die ihm schließlich sogar mit Motorsägen zu Leibe rücken, denn in seinem Krabbelkostüm sieht er ja wie eine behaarte Spinne aus (Kostüme: Shalva Nikvashvili).

Immer mehr wird der Arme mit Worten bombardiert, will heißen sozialisiert. Handles Text ist ja eine Kritik an der Vereinnahmung der Menschen durch Sprache und Gebote. Nur was gesagt wird, existiert. Für die Interpretation des Dramas wurde ja schon oft Wittgenstein bemüht. Aber „Kaspar“ ist sicher auch Ausdruck der damaligen Anti-Establishment-Stimmung.

Zum Höhepunkt des Abends wurde die völlig sprachlose Szene gegen Ende. Kaspar und die vier „Einsager“– hochmotiviert und präzise: Laura Balzer, Stefanie Dvorak, Jonas Hackmann und Markus Scheumann – ziehen nach und nach in eine Art Studentenbude ein und spielen Alltag – siw duschen, essen, fernsehen, schlafen und gehen aufs Klo. Allerdings nehmen sie sich gegenseitig gar nicht wahr. „Ich bin still / ich möcht jetzt / kein andrer mehr sein.“ ist im Abspann zu lesen – zum Song „Last Day of Our Acquaintance“ von Sinéad O’Connor.  

Nach einer grellen Clownpartie endet der Abend verstörend: Kaspar sitzt am Schminktisch, neben ihm eine riesige Atombombe. Ja, sprechen ist immer auch mißverstehen.

Infos & Karten: www.burgtheater.at 

Der Tod, das muss ein Wiener sein. Denn in György Ligetis einziger, 1978 in Stockholm uraufgeführten Oper „Le Grande Macabre“, findet der Weltuntergang nicht statt, weil dem Tod der Wein zu gut schmeckt und er betrunken die Apokalypse verschläft.

György Ligetis „Le Grande Macabre“ an der Wiener Staatsoper

Szenefoto von Le Grand Macabre. – ©Michael Poehn

Der Tod, das muss ein Wiener sein. Denn in György Ligetis einziger, 1978 in Stockholm uraufgeführten Oper „Le Grande Macabre“, findet der Weltuntergang nicht statt, weil dem Tod der Wein zu gut schmeckt und er betrunken die Apokalypse verschläft. Und so versteht man eigentlich gar nicht, dass es bis jetzt dauerte, bis diese Oper an der Staatsoper gezeigt wird – zumal der in Siebenbürgen geborene und 2006 in Wien verstorbene Komponist seit dem Ungarn-Aufstand 1965 in Wien lebte.

Man kann jetzt freilich sagen: das Warten hat sich gelohnt. Denn Jan Lauwers Inszenierung und Pablo Heras-Casados Dirigat machen die netto etwa 2 Stunden (abzüglich der Pause) zu einem sinnlichen und intellektuellen Vergnügen. „Le Grande Macabre“ ist eine bitterböse ironische Zeitanalyse eines Künstlers, der sowohl die Nazi- als auch die Stalin-Zeit gerade noch überlebte, um dann den Wahnsinn des Kalten Krieges mitzubekommen. Im  Breughelland (in einem Bild sieht man das Gemälde „Der Triumph des Todes) der Oper tut ein lächerlicher Fürst Go Go (adäquat interpretiert von Andrew Watts) so, als ob er herrschen und ein Volk so, als ob es auf ihn hören würde. In Wirklichkeit machten alle, was sie wollen. Die Chefin der Geheimpolizei (Sarah Aristidou) singt sich die Seele aus der Brust, um ihre Nutzlosigkeit zu kaschieren. Man sieht einen bunten Comic – als ob die Truppe von Monty Python einen Heurigen übernommen hätte.

Doch was so locker daherkommt, ist einer präzisen Dramaturgie geschuldet. Quasi als Taktgeber tanzen etwa 12 Profis in fast unsichtbaren beigen Trikots unermüdlich zum Geschehen. Die zwischen Aufruhr und ruhigen, elegischen Passagen chargierende Musik erfordert vom Orchester und den Sängerinnen und Sängern größtmögliche Konzentration. Als Untergangsverkünder Nekrotzar brilliert Georg Nigl, als sein irdischer Widerpart Piet vom Gerhard Siegel. Eine späte, aber umso wichtigere Wiedergutmachung an der Staatsoper, der man gerne mehr Aufführungen gönnen würde.

Aufführungen noch am 17., 19. und 23. November – www.staatsoper.at

©Christian Wind

Inszenieren gegen den Autor – Frank Wedekinds „Lulu“ in den Kammerspielen

Bild: ©Christian Wind

Nicht zuletzt auch wegen der gelungenen Vertonung durch Alban Berg ist Frank Wedekinds Drama um eine kindliche Femme Fatale, die schließlich selbst zum Opfer ausgerechnet eines Lustmörders wird, noch immer viel auf den Bühnen zu sehen. Man mag die Darstellung der ebenso verhängnisvollen wie naiven Kindsfrau zurecht unzeitgemäß finden. Aber vieles in der Literatur ist eben nur interessant, weil wir es nicht bis ins Letzte verstehen. Und klarerweise muss keine Bühne dieses nicht einfache Stück heute spielen. Aber wenn es gespielt wird, wünscht man sich eine ernsthafte Auseinandersetzung und keine dem Zeitgeist folgende Belehrung durch einen Regisseur.

In den Kammerspielen macht Elmar Goerden aber genau letzteres. Er beginnt schon damit, dass seine Lulu nicht als Lustobjekt vor dem Maler Eduard, ihrem späteren ersten Ehemann, sitzen will und kurz verschwindet, ehe sie sich trotzig doch wieder hinsetzt. Bei jeder Gelegenheit wird über den Text gelästert und am Schluss kommen endlich alle darauf, dass sie das gar nicht hätten spielen sollen. Johanna Mahaffy als Lulu kann da nur verlieren. Sie muss verführerisch, kaltblütig, naiv und gleichzeitig emanzipiert sein – das ist unmöglich zu schaffen. Das Stück funktioniert aber nur dann, wenn man über sie rätseln kann und nicht wenn man erklärt bekommt, was alles daran falsch ist. Rechts auf der mit einem abstrakten Muster überzogenen Bühne ist in einem beleuchteten Schrein sogar der Theatertext präsent. Als Dr. Schön legt sich Joseph Lorenz mächtig ins Zeug, er gibt den abgebrühten Schauspieler, der spielt, was man von ihm verlangt. Als Lulu verfallene lesbische Gräfin wird Susa Meyer ausgenützt und gedemütigt – was natürlich auch nicht ohne Kommentar passieren darf.

Nun soll Goerden der Josefstadt-Direktion selbst Wedekinds „Lulu“ vorgeschlagen haben, man versteht leider wirklich nicht, was er damit bezwecken wollte. Will jemand klüger sein als die Urheber klassischer Stücke, geht das doch fast immer schief. Und wenn es schon – was längst aus der Mode gekommen ist – dekonstruiert werden muss, dann bitte bis zur letzten Konsequenz und nicht so halbherzig wie in den Kammerspielen.

Infos & Karten: josefstadt.org

In Antiochia steht ein Café Central – Händels Oratorium „Theodora“ im MuseumsQuartier.

In Antiochia steht ein Café Central – Händels Oratorium „Theodora“ im MuseumsQuartier

Bild: ©Monika und Karl Forster

Na so was: Intendant und Regisseur Stefan Herheim lässt Händels Oratorium „Theodora“, die Neuproduktion des Theater an der Wien im MQ, doch tatsächlich im Wiener Café Central – dem Lieblingscafé der Stadttouristen – spielen. Dabei ist die Handlung dieses Stücks so gar nicht kaffeehauslike, sondern ziemlich grausam, geht es darin doch um den Märtyrertod von Christen zur Zeit Kaiser Diokletians in Antiochia. Aber ja, das Kaffeehaus war früher schließlich der Laufsteg der Wiener Gesellschaft, wo vieles auch verhandelt wurde. Das passt vor allem vor der Pause, denn da wird einmal lange das römische Gesetz, wonach dem obersten Gott Jupiter geopfert werden muss, verhandelt. Wer sich dem widersetzt, droht der Tod. Im Mikrokosmos Kaffeehaus ist der Statthalter der Cafetier und seine Kellnerinen und sein Kellner die ersten Christen. Die Kaffeehausgäste sind das wankelmütige Volk, das sich leicht mit Kuchen aus der Vitrine bestechen lässt. Angeblich war „Theodora“ des Komponisten liebstes Stück, trotz des Misserfolgs bei der Uraufführung 1750 in London.

Bejun Mehta, der in Wien bestens bekannte und vielfach gefeierte Countertenor, debütiert im akustisch nicht optimalen MuseumsQuartier als Operndirigent. Am eindrucksvollsten gelingen die Chorpassagen, der Arnold Schönberg Chor leistet aber auch darstellerisch wirklich Großartiges. Sängerisch überzeugen das Publikum vor allem Mezzosopranistin Julie Boulianne als Theodoras Kollegin und Unterstützerin Irene und der Countertenor Christopher Lowrey als Theodoras Befreier Didymus, im Drama ein römischer Offizier und Kriegsheld, im Café aber natürlich ebenfalls ein Kellner. Er kann nicht sehen wie Theodora – Sopran Jaqueline Wagner – nicht nur eingesperrt, sondern sogar zur Prostitution gezwungen werden soll. David Portillo, wie auch alle anderen Sängerinnen und Sänger aus den USA, gibt als Statthalter den Bösewicht. 

Zauberhaft ist Händels Musik vor allem bei den Übergängen, aber nach der Pause können auch einige Arien das Herz rühren. Da wird das Kaffeehaus dann zum Kerker, was nicht mehr so gut passt – aber Umbauten sind im MQ wohl schwierig, zumal das Central wirklich detailgerecht nachgebaut wurde. Das Publikum schien mit der Aufführung musikalisch zufrieden, Herheims Inszenierung wurde weniger beklatscht. Sehenswert ist „Theodora“ aber allemal.

Termine noch am 21., 23., 25., 27. und 29. Oktober – www.theater-wien.at

(c)Matthias Horn

Shakespeare in langsamer Düsternis – „Ein Sommernachtstraum“ im Burgtheater

Bild: ©Matthias Horn

Man gibt wieder einmal den Sommernachtstraum, das vielleicht vielfältigste Stück des großen William Shakespeare. Im Burgtheater präsentierte man als Koproduktion mit der Ruhr Triennale (Duisburg), wo im Sommer bereits die Uraufführung lief, vor allem mit Hauskräften und unter der Regie von Barbara Frey dies alles (?) in etwas mehr als durchgehenden zwei Stunden. Es war schon eine zwingende Aufführung als ein dahinziehendes Gesamtbild mit Drehbühne und vor allem (seit Wochen in den Medien derart beworben) mit dem „Gag“ (?), dass die Männer und die Frauen mehrfach die Rollen wechseln. (Achtung: Aktuelle Diskussion!) Ein wenig Musik gibt es zum Auflockern. Die Sache ist stets in ein Grau getaucht. Es wird nie laut, nie ausgelassen, manchmal zieht es sich, die Sprache ist nett gefasst, aus dem Ensemble stechen Sylvie Rohrer und vor allem der Zettel des Oliver Naegele hervor. Weitgehende Begeisterung wogte im Premieren-Publikum, das sich – das Stück wurde allerdings bewusst als ernsthafte Auseinandersetzung mit Ängsten, Fluchtgedanken oder Partnerproblemen inszeniert – manchmal wie im Sommer-Bauerntheater laut kichernd gerierte. Na gut.

Eine Neudeutung ist das nicht gewesen, viel Stehtheater gab es, manchmal wurden die Texte mehr oder weniger nur aufgesagt. Na, auch gut.

Es sei aber zu diesem Anlass (Saisoneröffnungspremiere und internationale Produktion) erlaubt, doch drei Dinge anzumerken:

. Das arge Bühnenbild (mit Fensterscheibenreihen zwischendurch, mit ein paar leicht kaputten Bäumen und mit vier, im Sand halbversunkenen Auto-Wracks) ist in Zeiten von Klimakatastrophen zumindest etwas grenzwertig.

. Es strengt an, eine Inszenierung verfolgen zu müssen, wo sich nichts entwickelt, noch dazu im „Sommernachtstraum“!). Meistens kommen und gehen die Protagonisten, liefern was ab und verschwinden wieder im satten Herbstnebel.

. Aber dann! Ja, ganz bewusst jetzt behauptet: Es geht zu, wie in vielen Inszenierungen jüngst in diesem Theater (es sei beispielhaft auf die Stücke Geschichten aus dem Wienerwald, Die gefesselte Fantasie oder die letzten Inszenierungen von Jelinek-Texten verwiesen, ja sogar zudem auf die handwerklich ausladende, intensive Zauberberg-Bearbeitung), also, nochmals und weiter bewusst salopp: Es geht zu, ohne dass man wirklich mitkriegt, worum es geht. Oder noch schärfer gesagt: Würde man, ohne zuvor irgendwas über den Inhalt des Stückes zu wissen, da ins Burgtheater hineingesetzt, man hätte am Schluss keine Ahnung, worum es auch im weitesten Sinn eigentlich gegangen ist.

[N.B. das ist zwar bei einem Großteil der gängigen Opern auch so, doch dort entschädigt zumeist die Musik.]

Von Otto Brusatti


Infos & Karten: burgtheater.at

Regieberserker und Autor Rainer Werner Fassbinder gestaltete den Übergang zwischen Bühne und Film zeitlebens fluid. Vieles, was im Theater uraufgeführt wurde, verfilmte er später.

Die bitteren Tränen der Petra von Kant – Rainer Werner Fassbinder am Akademietheater

Bild: ©Matthias Horn

Regieberserker und Autor Rainer Werner Fassbinder gestaltete den Übergang zwischen Bühne und Film zeitlebens fluid. Vieles, was im Theater uraufgeführt wurde, verfilmte er später. So auch „Die bitteren Tränen der Petra Kant“, 1971 erstmals als Theaterstück in Frankfurt und 1972 mit Hanna Schygulla als Film. Seine Themen waren ja auch immer ähnlich. Zerstörerische Lieben im falschen gesellschaftlichen System.

Im Akademietheater hat Lilja Rupprecht dieses Drama in einen zeitlosen Rahmen gestellt, man telefoniert zwar noch mit einem Wählscheibentelefon, aber es hat keine Schnur mehr und der Raum sieht aus wie ein modernes Schwimmbad – weiße Kacheln, viel Glas, die Wände werden mittels Videoprojektionen zum erweiterten Spielplatz. Dörte Lyssewski als Titelheldin, die am Beginn schon als Wrack auf dem Boden liegt, wird erweckt und angekleidet von ihrer Marlene (Annamária Láng). Nach dem Ende einer Beziehung mit einem Mann wird sie von einem zufällig eintreffenden jungen Mädchen im Gefolge ihrer Freundin Sidonie (Stefanie Dvorak) wieder aufgebaut und verliebt sich prompt in sie. Als gefeierte Modeschöpferin kann sie dieser Karin (Nina Siewert) eine Karriere als Model bieten. Die Klassenunterschiede zwischen den beiden können krasser nicht sein. Karin ist in schwierigen sozialen Familienverhältnissen aufgewachsen (der trinkende Vater hat die Mutter erstochen und sich dann erhängt), während Petra an ihrer gutbürgerlichen Abstammung kaut.

Das Liebesdrama mit vorhersehbarem Ausgang – die junge Karin lässt die viel ältere Petra als erfolgreiches Model zurück und geht zu ihrem australischen Ehemann – bekommt durch die extremen Kostüme (Annelies Vanlaere) eine futuristischen Schwung, in den Wortgefechten geht es freilich wie immer um Abhängigkeiten, Macht und immer mehr um die existenzielle Einsamkeit, die Lyssewski sehr anschaulich darzustellen vermag. Überhaupt ist das Ensemble perfekt eingespielt, man ist als Zuseher bereit, ihnen alle Worte zu glauben. Das im letzten Drittel eingefügte Gespräch einer Journalistin (Stefanie Dvorak) mit Fassbinder (Norman Hacker), ein Zusammenschnitt zweier realer Interviews mit dem Regisseur, bringt biografische und zeithistorische Authentizität. Ein dichter Abend, der trotz der wenig überraschenden Handlung niemals langweilig wird, wozu auch die Live-Musik (Viktoria Mezovsky /Jessica Choma) entscheidend beiträgt.


Infos & Karten: burgtheater.at

Die Sommerkultur-Initiative von Georg Hoanzl und Michael Niavarani geht heuer bereits ins 4. Jahr. Das Erfolgskonzept: Theater, Musik, Literatur und Kabarett in lauschiger Atmosphäre unter wunderschönen Bäumen.

Theater im Park – Bühne zwischen Bäumen

Bild: ©Markus Wache

Die Sommerkultur-Initiative von Georg Hoanzl und Michael Niavarani geht heuer bereits ins 4. Jahr. Das Erfolgskonzept:
Theater, Musik, Literatur und Kabarett in lauschiger Atmosphäre unter wunderschönen Bäumen.

Der Park zwischen dem Palais Schwarzenberg und dem Belvedere ist einer der schönsten in Wien und die Bühne von „Theater im Park“ steht zwischen mächtigen Platanen. Die Gartenanlage entlang der Prinz-Eugen-Straße ist zur Verblüffung aller mitten in der Pandemie zu einem Hotspot der Wiener Sommerkultur geworden.
Bürgermeister Michael Ludwig: „Die Natur ist die beste Kulisse. Die Stadt Wien sowieso. Beides zusammen ist das Theater im Park, wo sich auch heuer Umgebung, Darsteller und Publikum zu einem unvergleichlichen Erlebnis im Herzen Wiens vereinen.“
Besonders geschätzt werden die großzügig angelegten Sitzreihen mit viel Platz für Getränke dazwischen. 

Bis 16. September gehen heuer wieder dutzende Termine aus den Sparten Kabarett, Literatur, Theater, Musik und Diskussionen über die Bühne. Stars aus Kabarett, Comedy, Klassik, Jazz, Wienerlied, Musical, Literatur, Talk und Philosophie haben sich angesagt.

Sommernachtstraum

Die Eigenproduktion der Saison ist Michael Niavaranis Adaption von Shakespeares „Sommernachtstraum“. Michael Niavaranis Polterabend hat bereits im vergangenen Sommer in mehreren Einspielvorstellungen das Publikum begeistert. Die rein aus Eigenmitteln finanzierte Produktion mit 27 Darsteller*innen bildet 2023 ein Highlight der Saison!
Niavarani: „Ich dachte über den Sommernachtstraum zuerst: was ist das für ein Blödsinn? Da wird einer in einen Esel verwandelt und schläft mit der Feenkönigin, das ist ja furchtbar. Das Gegenteil ist der Fall. Es ist ein sehr romantisches, liebevolles, absurdes Stück, das sich mit dem Thema beschäftigt, das uns alle wahrscheinlich am meisten berührt, nämlich mit der Liebe, mit dem Verliebtsein. Und es ist natürlich ein Traum, ein Fantasy-Traum. Ein Marvel-Comic ist nichts dagegen!“ 

©Stefan Gergely

Musik & Poesie 

Dass auch Hochliteratur unterhaltend präsentiert werden kann, beweist am 28. August Burgschauspielerin Birgit Minichmayr mit ihrem Programm „As An Unperfect Actor“ bei dem sie Shakespeare-Sonette zu einem Jazzensemble (in Arrangements des Jazz-Pianisten Bernd Lhotzky) in ganz besonderer Interpretation singt. So eindrucksvoll kann Shakespeare wohl selten erlebt werden.

Weitere anspruchsvolle Höhepunkte: In der Reihe „Philosophie unter Platanen – Kein Stein auf dem anderen“ sprechen die Philosophin Isolde Charim und der Schriftsteller Michael Köhlmeier am 27. August zu Zeitfragen. Publikumslieblinge aus der Kabarettszene wie Alex Kristan, Gery Seidl, Gernot Kulis, Thomas Stipsits, Lisa Eckhart, Stermann & Grissemann, Dirk Stermann solo, Christoph Fritz, Viktor Gernot, Roland Düringer, Alfred Dorfer, Lydia Prenner-Kasper, Paul
Pizzera mit Gabi Hiller und Philipp Hansa garantieren beste Unterhaltung.

Den Abschluss bilden die Science Busters: Kabarettist Martin Puntigam, der Astronom Florian Freistetter und der Molekularbiologe Martin Moder bitten am 16. September zur GLOBAL WARMING PARTY HARD – denn der Weltuntergang will ordentlich gefeiert werden. 


theaterimpark.at

Theater im Park, die Initiative von Georg Hoanzl und Michael Niavarani hat ein bestechendes Erfolgskonzept: Theater, Musik, Literatur und Kabarett in lauschiger Atmosphäre unter wunderschönen Bäumen. Wir verlosen 4x 2 Karten für Birgit Minichmayr Shakespeare-Jazzabend.

Theater, Musik, Literatur und Kabarett in lauschiger Atmosphäre

Foto: ©Sascha Kletzsch

Theater im Park, die Initiative von Georg Hoanzl und Michael Niavarani hat ein bestechendes Erfolgskonzept: Theater, Musik, Literatur und Kabarett in lauschiger Atmosphäre unter wunderschönen Bäumen. Wir verlosen 4x 2 Karten für den Birgit Minichmayr Shakespeare-Jazzabend.

Der Park zwischen dem Palais Schwarzenberg und dem Belvedere ist einer der schönsten in Wien und die Bühne von „Theater im Park“ steht zwischen mächtigen Platanen. Die Gartenanlage entlang der Prinz-Eugen-Straße ist zur Verblüffung aller mitten in der Pandemie zu einem Hotspot der Wiener Sommerkultur geworden. Besonders geschätzt werden die großzügig angelegten Sitzreihen mit viel Platz für Getränke dawischen.

Von 25. Mai bis 16. September gehen heuer – bereits zum 4. Mal – wieder dutzende Termine aus den Sparten Kabarett, Literatur, Theater, Musik und Diskussionen über die Bühne. Stars aus Kabarett, Comedy, Klassik, Jazz, Wienerlied, Musical, Literatur, Talk und Philosophie haben sich angesagt.

Die Eigenproduktion der Saison ist Michael Niavaranis Adaption von Shakespeares „Sommernachtstraum“. Michael Niavaranis Polterabend hat bereits im vergangenen Sommer in mehreren Einspielvorstellungen das Publikum begeistert. Die rein aus Eigenmitteln finanzierte Produktion mit 27 Darsteller*innen bildet 2023 ein Highlight der Saison! Niavarani: „Ich dachte über den Sommernachtstraum zuerst: was ist das für ein Blödsinn? Da wird einer in einen Esel verwandelt und schläft mit der Feenkönigin, das ist ja furchtbar. Das Gegenteil ist der Fall. Es ist ein sehr romantisches, liebevolles, absurdes Stück, das sich mit dem Thema beschäftigt, das uns alle wahrscheinlich am meisten berührt, nämlich mit der Liebe, mit dem Verliebtsein. Und es ist natürlich ein Traum, ein Fantasy-Traum. Ein Marvel-Comic ist nichts dagegen!“

Wir verlosen 4x 2 Karten für Birgit Minichmayr Shakespeare-Jazzabend. – ©Sascha Kletzsch

Dass auch Hochliteratur unterhaltend präsentiert werden kann, beweist am 28. August Burgschauspielerin Birgit Minichmayr mit ihrem Programm „As An Unperfect Actor“ bei dem sie Shakespeare-Sonette zu einem Jazzensemble (in Arrangements des Jazz-Pianisten Bernd Lhotzky) in ganz besonderer Interpretation singt. So eindrucksvoll kann Shakespeare wohl selten erlebt werden.

Weitere anspruchsvolle Höhepunkte: In der Reihe „Philosophie unter Platanen – Kein Stein auf dem anderen“ sprechen die Philosophin Isolde Charim und der Schriftsteller Michael Köhlmeier am 27. August zu Zeitfragen. Publikumslieblinge aus der Kabarettszene wie Alex Kristan, Gery Seidl, Gernot Kulis, Thomas Stipsits, Lisa Eckhart, Stermann & Grissemann, Dirk Stermann solo, Christoph Fritz, Viktor Gernot, Roland Düringer, Alfred Dorfer, Lydia Prenner-Kasper, Paul Pizzera mit Gabi Hiller und Philipp Hansa garantieren beste Unterhaltung.

Den Abschluss bilden die Science Busters: Kabarettist Martin Puntigam, der Astronom Florian Freistetter und der Molekularbiologe Martin Moder bitten am 16. September zur GLOBAL WARMING PARTY HARD – denn der Weltuntergang will ordentlich gefeiert werden.

theaterimpark.at

Wir verlosen nur in diesem Newsletter 4×2 Karten für Birgit Minichmayr am 28. August – Mail mit Nachricht „As An Unperfect Actor“ an: wienlive-redaktion@echo.at

(c)BarbaraPálffy

Mozart in eigenwilliger Version – „Die Entführung aus dem Serail“ an der Volksoper

Klar: Mozarts Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“ behauptet sich auf den Bühnen wohl nicht wegen des ausgezeichneten Librettos, sondern wegen der genialen Musik. Die Vorurteile der Zeit finden sich im Operntext wieder, was kein Wunder ist, denn vieles war eben noch nicht bekannt.

Doch muss man deshalb – wie in der aktuellen Fassung an der Volksoper – gleich die Erklärungen, die sonst Programm ihre Berechtigung haben, auf die Bühne hieven? Poetry Slammer und Rap Artist Sulaiman Masomi verpasste dem Singspiel zusätzliche Dialoge und Monologe, die uns etwa den Sklavenhandel erklären und Konstanzes Gefährtin Blonde versucht gar – natürlich vergebens – Selims Harem vom Matriarchat zu überzeugen. Das zieht das Ganze nicht nur in die Länge, sondern stellt das Publikum auf die Stufe von unaufgeklärten Volksschülern, denen man im Schulunterricht historische Schandtaten – wie den Sklavenhandel der Engländer – vermitteln muss.

Dabei hat sich Regisseur Nurkan Erpulat sonst um eine durchaus flüssige Fassung des Musikdramas bemüht, Dirigent Alfred Eschwé gelingt eine nuancierte Musik und Stefan Cerny erntet als Bösewicht und Kerkermeister Osmin zurecht viel Applaus. Das übrige Sängerinnen- und Sängerensemble hielt sich zumindest tapfer.

Das eher ruhige Bühnenbild von Magda Willi zitiert den Orient nur – der zweite Teil spielt dann in und rundherum einer riesigen, aufgeschnittenen Feige (Achtung Symbol!) – und Kostümbildnerin Aleksandra Kica lässt die westliche Welt in Schwarz auftreten und gönnt nur Selim und Osmin füllige Röcke.

Eine Aufführung, die an das „gut gemeinte“ Theater der 60er- und 70er-Jahre erinnert.

Infos und Karten: volksoper.at

Albern Bergs Oper „Lulu“ bei den Wiener Festwochen – ein Ballett als Oper.

Albern Bergs Oper „Lulu“ bei den Wiener Festwochen – ein Ballett als Oper

Bild: ©Monika Rittershaus

Noch bevor die Musik einsetzt, tänzeln junge Menschen in schwarzen Hosen, blauen Schuhen und weißen Hemden mit Handtüchern um den Hals und blauen Wasserbechern auf die Bühne, die man sich als Sozialraum eines hochpreisigen Fitnessstudios denken kann. Eine Münze wird geworfen und Dirigent und Orchester legen los. Dass die aus Kap Verde stammende Marlene Monteiro Freitas vor dieser, ihrer ersten Opernregie, als Choreografin arbeitete, ist unübersehbar. Denn die stummen Tänzer bleiben während des gesamten Abends auf der Bühne, hinter der erhöht das Orchester untergebracht ist. Sie verbiegen sich akrobatisch, gehen auf nur für sie sichtbaren Bahnen, setzen sich auf Holzsesseln oder machen Auflockerungsübungen. Sie scheinen das bei „Lulu“ ja nicht ganz undramatische Geschehen zu kommentieren. Allerdings tun sie das sehr cool und emotionslos. Da nützt auch die bisweilen aufgemalte Clownschminke wenig.

Seltsam unsinnlich agieren auch die Sängerinnen und Sänger – auch wenn ihre Stimmen meist höchst delikat klingen. Etwa die wunderbare deutsche Sopranistin Vera-Lotte Boecker in der Titelrolle, Edgaras Montvidas als Alwa, Anne-Sofie von Otter als Gräfin Geschwitz oder Cameron Becker als suizidaler Maler. Bloß Bo Skovhus als Dr. Schön und Kurt Rydl als Schigolch ließen sich vom Regiekonzept nicht gänzlich zähmen – sie überraschen fast mit ihrem Temperament.

In dieser Gemeinschaftsarbeit der Wiener Festwochen mit dem Musiktheater an der Wien

musiziert das ORF-Radiosymphonieorchester Wien unter Dirigent Maxime Pascal fehlerlos in der nicht idealen Akustik des Raums.

Am Ende führt ein nicht erkennbarer Mann eine groteske, puppenhafte kleine (auf den Knieen rutschende) Frau als Braut vor – eine Vorstellung wie ein Statement gegen die multiblen Vereinnahmungen des Frauenkörpers. Lulu war und ist für Männer eben immer nur ein Spiegel.

Noch bis 6. Juni in der Halle E im MuseumsQuartier zu sehen.

Infos: festwochen.at