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Warhol im Mumok

Abseits der Suppendosen


Im mumok wirft eine Ausstellung einen Blick auf das wenig bekannte, aber überraschend interessante Frühwerk des Popkultur-Chamäleons. Marianne Dobner hat die Warhol-Ausstellung im mumok kuratiert.
Text: Helmut Schneider / Fotos: Stefan Joham


Andy Warhol scheinen alle schon zu kennen. Seine Porträts von Celebrities wie Marilyn Monroe oder Mao, seine Suppendosen und seine „Death and Disaster“-Serie mit Autounfällen und dem elektrischen Stuhl sind fast schon popkulturelle Klischees – ähnlich wie Klimtreproduktionen. Das mumok beschäftigt sich nun aber in den Ausstellungen „ANDY WARHOL EXHIBITS a glittering alternative“ und „DEFROSTING THE ICEBOX“ mit Andy Warhol als Installationskünstler und Kurator. Gezeigt werden dabei auch frühe Arbeiten wie Zeichnungen, die der damals noch als gefragter Illustrator beschäftigte Künstler anfertigte. Kunstwerke, die Warhol später nicht mehr zeigen wollte – war er doch inzwischen selbst zur Kunstfigur und zum lebenden Mythos geworden. Im mumok bekommt man jetzt quasi einen rohen Warhol zu sehen, einen sehr witzigen noch dazu, der in Zeichnungen Penisse als Personen auftreten ließ oder sich über die Modeszene lustig machte. In „DEFROSTING THE ICEBOX“ wird eine Ausstellung dokumentiert, die Warhol Ende der 60er-Jahre in Providence veranstaltet hat – mit Objekten ausschließlich aus den Depot-Beständen des Museum of Art der Rhode Island School of Design. Die Kuratorin beider Schauen, Marianne Dobner, hat dabei auch Warhols Idee aufgegriffen und sich mit Objekten aus dem Wiener Weltmuseum und der Antikensammlung des KHM bedient.

wienlive: Andy Warhol ist einer der meistgezeigten und bestdokumentierten Künstler – warum bringt ihn das mumok jetzt trotzdem?
MARIANNE DOBNER: Wir hatten tatsächlich seit fast 40 Jahren keine Warhol-Ausstellung – die letzte Schau war 1981 im 20er-Haus, als Warhol noch gelebt hat. Der zweite Grund ist, dass ich selbst seit acht Jahren über Andy Warhol forsche und auch meine Doktorarbeit über ihn schreibe – die Ausstellungen sind sozusagen auf meinen Vorschlag hin entstanden.

Warhol ist ja einer der teuersten Künstler – wie schwer ist es da, an Objekte heranzukommen?
DOBNER: Beim Frühwerk ist es nicht ganz so schwierig. Das ist zwar zerstreut – es braucht also viel Recherche, um herauszufinden, wo die einzelnen Arbeiten sind –, aber andererseits sind die Versicherungssummen nicht so hoch.

Es heißt aber auch, Warhol wollte sein Frühwerk eher verstecken …
DOBNER: Ja, das hat er tatsächlich versucht. Ab 1962 hat er sein künstlerisches Frühwerk nicht mehr öffentlich ausgestellt und hat alle Ausstellungsprojekte, die Retrospektiven zeigen wollten, unterwandert, indem er gesagt hat, ihr bekommt meine Leihgaben, aber nur wenn ihr das Frühwerk ausklammert. 

Und warum wollten Sie dann justament das Frühwerk zeigen?
DOBNER: Ich glaube einfach, dass man diesen Mythos Warhol, diesen Charakter ohne Vergangenheit, nur dann verstehen kann, wenn man sich auch mit seinen Anfängen beschäftigt. In den Fünfziger Jahren hat er noch viel experimentiert, er war auf dem Papier sogar mutiger als dann später auf der Leinwand. Vieles hat er damals probiert, was später perfektioniert wurde. Die meisten, die heute Warhol kuratieren, haben Warhol ja noch persönlich gekannt – das ist bei mir nicht der Fall, wodurch ich einen gewissen historischen Abstand zu ihm habe. Mein Vorteil ist: Ich kann sein Werk aus einem anderen Blickwinkel ansehen, denn ich bin einfach aus einer anderen Generation.

Haben Sie ein persönliches Lieblingswerk in der Ausstellung?
DOBNER: Mir gefallen etwa die marmorierten Papierarbeiten gleich beim Eingang sehr gut, die ich im Archiv des Warhol-Museums in seiner Geburtsstadt Pittsburgh gefunden habe. Es heißt ja immer, Warhol habe in den Fünfziger Jahren nicht abstrakt, sondern nur figurativ gearbeitet. Mit diesen Arbeiten kann man das absolut widerlegen.
Spannend ist auch, dass er diese alte Technik des Marmorierens verwendet hat, bei der ein Blatt in einem Bad aus Öl und Farbe so lange geschwenkt wird, bis man die gewünschte Struktur erreicht. Warhol hat die Blätter anschließend zu Papierfiguren gefaltet und an der Wand aufgehängt oder am Boden verstreut.
Das war 1954 – vielleicht also eine seiner frühesten Installationen. Auf der Rückseite der Arbeiten kann man sogar noch Pfotenabdrücke von Warhols Katzen erkennen. Und man sieht, dass sich Warhol bereits in dieser frühen Zeit intensiv mit dem Raum auseinandergesetzt hat.

Zu dieser Zeit hat er ja noch sehr erfolgreich als Grafiker gearbeitet, oder?
DOBNER: Definitiv. Er war in den Fünfziger Jahren wirklich ein sehr gut verdienender Grafiker und hat bis in die 70er-Jahre immer wieder illustriert – etwa Kinder- und Kochbücher. Bereits Mitte der 50er-Jahre konnte er sich dadurch sein erstes Town-House in Manhattan leisten.

Zu den berühmten Silver Clouds. Sie haben die damalige Ausstellung sozusagen nachgestellt?
DOBNER: Ja, „Silver Clouds and Cow Wallpaper“ wurde 1966 bei Castelli gezeigt. Im ersten Raum gibt es nur die Tapete mit den sich wiederholenden Kuhköpfen und im zweiten die mit Helium gefüllten silbernen Kissen. Wir wollten zeigen, dass für Warhol der Raum immer ein wichtiger Teil der Ausstellung war. Es war bewusst als Doppelinstallation konzipiert. Die Idee besteht aus der Darstellung von Gegensätzen – der leere bunte Raum mit der rosa Kuh an der Wand und der monochrome Raum mit den dreidimensionalen, sich bewegenden silbernen Kissen, wo die Gäste auch aktiv werden müssen.

Wie haben das die Besucher aufgenommen?
DOBNER: Nicht so schlecht, wobei gesagt werden muss, dass Warhol in Europa immer besser verstanden wurde als in den USA. „Silver Clouds and Cow Wallpaper“ kam ja später auch nach Köln und einige andere Städte. Und da war das Publikum wirklich begeistert. Man darf auch nicht vergessen, dass das völlig unverkäuflich war – obwohl Castelli schon sehr kommerziell ausgerichtet war.


Felix Salten

Der talentierte Mr. Salten


Eine Doppelausstellung im MUSA und in der Wienbibliothek zeigt Bambi-Erfinder Felix Salten als Netzwerker und aufgeweckten Europäer, der auch die USA bereiste. Ab 8. Dezember hat das Wien Museum wieder für Besucher geöffnet.
Text: Helmut Schneider / Foto: Sabine Hauswirth, Wien Museum


Felix Salten hatte das Glück, das pulsierende Wien vor dem Ersten Weltkrieg erleben und sogar mitgestalten zu dürfen, und das Pech, noch im Alter vor den Nazis fliehen zu müssen. Zu seinem 75. Todestag gibt es jetzt zwei zusammenhängende Ausstellungen im Wien Museum/MUSA und in der Wienbibliothek, die sein vielschichtiges Werk als Autor, Journalist und Drehbuchschreiber sowie sein bewegtes Leben darstellen. Salten hat sich mit viel Fleiß und Geschick aus bescheidenen familären Verhältnissen zu einem gut verdienenden, einflussreichen Wiener Intellektuellen hochgearbeitet. Er war ein offener Charakter, der etwa auch mit Begeisterung für die aufkommende Filmindustrie produzierte. An den Filmrechten für seinen größten Erfolg – „Bambi“ – hat er freilich nicht viel verdient, da er sie schon vor der Disney-Anfrage verkauft hatte. Aber als Buch war „Bambi“ natürlich ein Riesenerfolg, der ihn dazu bewegte, noch mehrere Tiergeschichten „nachzuschießen“. Wir befragten dazu Ursula Storch, Kuratorin der Schau im MUSA.

Felix Salten, Filmstill aus „Die kleine Veronika“, 1929 (Ausschnitt) – ein Beispiel für Saltens umfangreiches Filmschaffen in Wien

wienlive: Wie kam es zur Idee einer Salten-Ausstellung?
URSULA STORCH: Die Idee stammt von Sylvia Mattl-Wurm, der damaligen Direktorin der Wienbibliothek, die sich auch darum bemüht hatte, dass 2015 der Salten-Nachlass aus Zürich nach Wien kam. Ihr schwebte immer auch eine Ausstellung im Umfeld der Kunst vor und diese Kooperation zwischen Wien Museum und Wienbibliothek war quasi das Letzte, was sie auf Schiene bringen konnte, bevor sie in die wohlverdiente Pension gegangen ist.

Was macht Felix Salten heute noch interessant?
STORCH: Für mich ist faszinierend, dass Salten zu fast allen berühmten Menschen seiner Zeit Kontakt hatte. Ich stelle mir das so vor wie ein Spinnennetz, in dem alle bedeutenden Promis eingefangen sind, und merkwürdigerweise kennt man den, der in der Mitte als Spinne sitzt, am wenigsten. Salten war ein genialer Netzwerker, lange bevor es diesem Begriff überhaupt gegeben hat.

Er war auch ein Aufsteiger, der zeitlebens gut verdient hat …
STORCH: Ja, er war sogar ein Schulabbrecher, weil er einfach für seine Familie Geld verdienen musste. Trotzdem hat er dann auch gerne Geld ausgegeben und war ein bisschen ein Dandy, der immer Wert auf sein elegantes Erscheinungsbild gelegt hat. Salten war auch einer der ersten Wiener, die sich ein eigenes Auto leisten konnten.

Was waren seine Einnahmequellen?
STORCH: Primär seine journalistische Arbeit, die immer seine ökonomische Basis darstellte. Aber er war auch als Schriftsteller sehr erfolgreich und sehr anpassungsfähig. Er hatte das Talent, wirklich klug und geschickt mit Sprache umgehen zu können. Er war so etwas wie ein Sprachchamäleon, das wirklich jedes Genre bedienen konnte – durchaus auch in der Absicht, für den Markt zu schreiben, um damit möglichst viel Geld zu verdienen. Von ihm gibt es wirklich alles: Operettenlibretti, Theaterstücke, 
Reiseberichte, Übersetzungen, natürlich Feuille-
tons, Kinderbücher, Drehbücher und Romane.

Trotzdem kennt man ihn heute nur noch als Bambi-Erfinder und Vielleicht-Mutzenbacher-Autor – warum?
STORCH: Ich denke dadurch, dass er so extrem für den Markt geschrieben hat, gelang ihm nichts wirklich Bleibendes. Er schrieb einfach das, was seine Zeitgenossen verlangt haben.

Interessant ist auch, dass er international interessiert war, wie seine USA-Reise zeigt …
STORCH: Er muss auch sehr gut Englisch gesprochen haben, denn er hat ja auch Übersetzungen gemacht. Es gibt Fotos, wo er neben Buster Keaton und Marlene Dietrich steht.

Weil er so ein Alleskönner war, hat ihm Karl Kraus auch die „Josefine Mutzenbacher“ angedichtet…
STORCH: Im Katalog führt Murray G. Hall aus, warum die „Mutzenbacher“ mit großer Wahrscheinlichkeit nicht von Felix Salten verfasst wurde. Obwohl in seinem Nachlass jetzt eine pornographische Erzählung aufgetaucht ist – allerdings viel später, nämlich in den 30er-Jahren, geschrieben und stilistisch völlig anders als „die Mutzenbacher“.

Was ist Ihr Lieblingstext von Felix Salten?
STORCH: Mir gefallen seine essayistischen Stücke am besten. Ein Tipp wäre etwa seine Darstellung des Wiener Praters – „Wurstelprater“ (1911) –, den er so beschreibt, wie es ihn wahrscheinlich damals schon nicht mehr gab. Da offenbart sich eine große Sehnsucht nach dem Urwienerischen.


Im Schatten von Bambi – Felix Salten entdeckt die Wiener Moderne
Wien Museum im MUSA, 1010 Wien, Felderstraße 6–8
Dienstag bis Sonntag & feiertags: 10 bis 18 Uhr
Wienbibliothek im Rathaus, Ausstellungskabinett
1082 Wien, Rathaus, Eingang Felderstraße, Stiege 6
Montag bis Freitag: 9 bis 17 Uhr
Eintritt frei!

Heiße Kaffeetassen

Now is better – Stefan Sagmeister designt Illy-Kaffeetassen


Die Reihe der Künstler, die bereits für Illy entworfen haben, ist mehr als eindrucksvoll: Ron Arad, Robert Wilson, Marina Abramovic, Julian Schnabel,  Jeff Koons, William Kentridge oder Robert Rauschenberg sind nur einige der Namen. Seit dem Jahr 1992 ist die von Matteo Thun entworfene Porzellantasse dank einer Intuition von Francesco Illy zur Ikone illycaffè geworden.
Fotos: Illy/Sagmeister


Der Österreicher Stefan Sagmeister, der als Designer innovativer Plattencover für die Rolling Stones oder Lou Reed bekannt geworden ist und sich in Installationen mit dem Thema Schönheit auseinandersetzte, hat die neuen Tassen der illy Art Collection gestaltet. Er stellt seine Entwürfe unter das Motto „now is better“. Denn dem in New York lebenden Künstler geht es zunehmend auf die Nerven, dass ständig behauptet wird, es gehe alles den Bach hinunter. Im Gegenteil: „Wenn man aber den Blick auf die Menschheitsgeschichte öffnet und sich nur einmal die vergangenen 150 oder 200 Jahre anschaut, dann sieht man, dass durchaus nicht alles schlechter geworden ist, im Gegenteil.“, erklärte er der FAZ.

Seine Entwürfe sind zugleich bunt und subtil, denn nur die Untertassen sind farbig, die Tasse selbst ist spiegelnd, sodass sich das unten oben widerspiegelt. Beim Espressotrinken kann man sich auch selbst beziehungsweise seine Umwelt verzerrt sehen. Das Prinzip der spiegelnden Tasse hatte schon 2008 der südamerikanische Künstler William Kentridge für Illy eingesetzt.

Die Tassen bekommt man in ausgesuchten Kaffee-Shops oder direkt bei illy.com


Erika Pluhar

Eine echte Wienerin – Blick zurück ohne Scham


Wenn man auf Wikipedia geht und bei Erika Pluhar nachschaut, kann man nur staunen: Die Liste der Theaterrollen, Filme, Bücher und CDs – darunter finden sich auch Wienerlied-Platten wie „Die Wiener Lieder der Erika Pluhar“ (1977) und „Lied. Wien. Wir.“ (2006) – umfasst rund sieben Seiten.
Text: Christoph Hirschmann / Fotos: Bubu Dujmic, Ludwig Schedl


Wie das in ein einziges Menschenleben hineinpasst, bleibt unbeantwortet – denn die Kunst-Allrounderin staunt selbst darüber.
Doch nicht nur die Quantität des Œuvres der langjährigen Burgtheater-Publikumsverführerin und nicht minder erfolgreichen Schriftstellerin („Die Stimme erheben“) und Lied-Interpretin ist bestechend, sondern auch die unbestechliche Qualität ihres Tuns durch all die Jahre hindurch.

Finance Conference 2014

Diese Erkenntnis macht Erika Pluhar wohl couragierter und souveräner als die vielen Zauderer und Zögerer allerorts:
„Ich muss sagen: Der Rückblick macht mich nicht unzufrieden“, sagt sie. „Ich habe auch in jungen Jahren nie einen Blödsinn gespielt oder gedreht. Ich war nie in einer Rosamunde-Pilcher-Verfilmung und war nie eine Kommissarin. Ich habe drei Mal die Buhlschaft abgelehnt. Und ich habe auch nie Werbung gemacht … Also, langer Rede kurzer Sinn: Ich blicke zurück ohne Scham.“


Wien modern

Festival für moderne Musik


Das engagierte Festival für moderne Musik ist natürlich schwer vom Corona-Lockdown betroffen, viele Konzerte können jetzt nicht stattfinden. An voraussichtlich mindestens 24 Abenden während der Ausgangsbeschränkungen macht das Festival aber über seine Website sowie teilweise über ORF Ö1 mehr als die Hälfte des angekündigten Programms kostenlos öffentlich zugänglich.
Foto: Igor Ripak


Zu dem angekündigten Programm gehören insbesondere das Konzert zur Verleihung des Erste Bank Kompositionspreises 2020 an Matthias Kranebitter mit dem Klangforum Wien im Wiener Konzerthaus am 18.11. mit Uraufführungen von Johannes Kalitze, Matthias Kranebitter und Friedrich Cerha sowie die Uraufführung tönendes licht. von Klaus Lang mit den Wiener Symphonikern aus dem Stephansdom am 19.11. Diese Konzerte werden zum angekündigten Zeitpunkt auf wienmodern.at gestreamt. Zahlreiche weitere Produktionen werden teilweise live, teilweise zeitversetzt als Aufzeichung im Lauf der kommenden Wochen angeboten.


Info: wienmodern.at
Facebook: facebook.com/wienmodern

Richard Neutra im Wien Museum

Der unbekannte Architekturstar


Richard Neutra – der Architekturstar, den man in seiner Heimat Österreich noch immer zu wenig kennt. Das Wien Museum im Musa würdigt jetzt – 50 Jahre nach seinem Tod – den Wiener mit einer großen Ausstellung.
Fotos: Wien Museum; Kramar


Es gibt nicht viele Österreicher, die es auf die Titelseite des Time Magazine schafften – und wenn dann eher mit negativen Beigeschmack wie zuletzt Kanzler Kurz als jener Politiker, der die Rechten in Europa zum Mainstream machte. Aber 1949 ehrte das Magazin den Architekten Richard Neutra. Bloß wer war der vor 50 Jahren verstorbene Wiener?

Kurz gesagt Richard Neutra (1892-1970) war der international erfolgreichste österreichische Architekt des 20. Jahrhunderts. Der Großteil seiner rund 300 Bauten steht allerdings in seiner zweiten Heimat Kalifornien, wo er seit den 1920er-Jahren lebte. Hier wurde er zum Begründer einer genuin amerikanischen Moderne, deren Wurzeln zum Teil in Wien und Österreich zu suchen sind. Neutra war begeistert von der hochentwickelten industriellen Fertigung der USA, beschäftigte sich zugleich aber auch mit Physiologie, Psychologie und Verhaltensforschung – das Ziel war eine neue humanistische Architektur. Neutras Bauten zeichnen sich durch offene Grundrisse, leichte Konstruktionen und eine enge Beziehung zur umgebenden Landschaft aus, sie folgen einem strengen System und sind zugleich auf individuelle Wohnbedürfnisse zugeschnitten.

50 Jahre nach Neutras Tod nähert sich das Wien Museum dem Werk und der Wirkung des Architekten auf zwei unterschiedlichen Ebenen: Aktuelle Fotografien von David Schreyer zeigen neun exemplarische Wohnhäuser Neutras, die nicht nur kalifornische Wohnkultur vermitteln, sondern durch ihre Raumökonomie, gestalterische Qualität und Funktionalität auch heute noch vorbildlich sind. Ergänzend dazu wird auf einer historischen Achse Neutras wechselhafte Beziehung zu seiner Heimatstadt Wien nachgespürt.

Der Weg nach Amerika
Richard Neutra wurde 1892 als Sohn einer jüdischen Wiener Familie geboren. Bald nach Beginn seines Studiums an der Technischen Hochschule wurde er in die private Bauschule von Adolf Loos aufgenommen. Loos, der stets voller Begeisterung von seinem Aufenthalt in Amerika berichtete, war es auch, der in Neutra den Wunsch erweckte, einmal selbst in die Vereinigten Staaten zu reisen, um dort neuartige Bautechniken, aber auch das Werk von Frank Lloyd Wright zu studieren, dessen revolutionäre Bauten in Wien durch Reproduktionen bekannt waren. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs machte diese Pläne jedoch zunichte, Neutra wurde an die Front nach Bosnien-Herzegowina geschickt. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie gab es für junge Architekten in Wien kaum Arbeitsmöglichkeiten. Über Zürich, wo er für den Landschaftsplaner Gustav Ammann tätig war und während dieser Zeit seine künftige Frau Dione kennenlernte, und Berlin, wo er im Atelier von Erich Mendelsohn arbeitete, gelang Neutra schließlich 1923 die ersehnte Ausreise in die Vereinigten Staaten von Amerika.

Richard Neutra und Rudolph Schindler
Ab 1925 lebten die Neutras in Los Angeles, zunächst bei dem Otto Wagner-Schüler Rudolph Schindler, der seit 1914 in den USA ansässig war. In den folgenden Jahren konnten die beiden Wiener Emigranten eine Reihe von Wohnhäusern errichten, die heute zu den bedeutendsten Bauten der kalifornischen Moderne zählen. In ihnen zeigt sich die Wiener Prägung durch Wagner und Loos ebenso wie das Interesse an der lokalen Baukultur der Pueblo-Indianer und innovativen Bautechniken und Materialien. Aus diesen vielfältigen Einflüssen entstand eine genuin amerikanische, von den historischen europäischen Stilen unabhängige Architektur. Mit dem Lovell Health House wurde Richard Neutra 1929 international bekannt und erhielt in Folge zahlreiche Bauaufträge. In Österreich dagegen konnte Neutra nur ein Haus verwirklichen – das kleine Einfamilienhaus in der Wiener Werkbundsiedlung wurde 1932 fertiggestellt.

Ein Vorreiter nachhaltigen, ökologischen Wohnens
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Neutras Einfamilienhäuser zu Modellen für das neue Wohnen der Mittelschicht: Die offenen Grundrisse brachten neue Wohnbedürfnisse zum Ausdruck und machten durch innovative, leichte Konstruktionen eine maximale Öffnung zur umgebenden Landschaft möglich. Der Mensch, so Neutra, sollte möglichst „naturnah“ leben. Die Bedürfnisse der Bewohner wurden mittels Fragebögen erhoben. Standardisierung, Präfabrikation und billige Baumaterialien sollte diese Architektur allgemein erschwinglich machen. Auch in seinen einflussreichen Büchern hatte Neutra stets die großen sozialen Fragen im Blick. Heute gelten Neutras Häuser als Luxusimmobilien, während er selbst im Schaffen von leistbarem Wohnraum und einer gesellschaftlich relevanten Architektur ein wesentliches Ziel seiner Arbeit sah. Neutra galt nun als einer der prominentesten Architekten der USA. 1949, auf dem Zenit seines Ruhmes, ehrte ihn das „Time“-Magazin mit einem Titelbild.

Die Rückkehr nach Wien
In den 1960er-Jahren versuchten Richard und Dione Neutra, in Wien Fuß zu fassen. Doch trotz zahlreicher Ehrungen, Ausstellungen und Versprechen seitens einflussreicher Politiker blieben die Jahre in der alten Heimat Episode: Die Architekten Wiens fürchteten die prominente Konkurrenz aus Amerika, den Jungen galt Neutra als Vertreter des Establishments. 1969 kehrten die Neutras resigniert nach Los Angeles zurück. Das bedeutendste Dokument dieser Zeit ist ein bemerkenswerter, heute weitgehend vergessener Film mit dem Titel „Die Ideen des Richard Neutra“.

Die Architekturfotografien von David Schreyer
Von den rund 300 Bauten, die Neutra in einer fast 50-jährigen Bautätigkeit realisieren konnte, steht der Großteil in Kalifornien. Aus diesem riesigen Pool wählten die Kuratoren des Wien Museums neun Häuser aus, die im Detail dokumentiert wurden. Zeitlich parallel zu ausführlichen Gesprächen, die Andreas Nierhaus mit den heutigen Bewohnern führte, entstanden die Fotografien von David Schreyer. Sie zeigen die Häuser in ihrem heutigen Zustand und ihrer aktuellen Nutzung – es sind keine aufgeräumten Hochglanzbilder, sondern präzise Analysen der alltäglichen Wirklichkeit dieser Bauten.

Die Fotografien können auch als Antwort auf die bekannten Schwarzweiß-Aufnahmen Julius Shulmans verstanden werden, die bis heute die Wahrnehmung von Neutras Bauten prägen. David Schreyer zeigt die Häuser nicht als überhöhte Kunstwerke, sondern als ästhetische hochwertige Gebrauchsobjekte.

Die in der Ausstellung präsentierten Häuser entstanden in einem Zeitraum von
30 Jahren, von 1936 bis 1966. Räumlich liegt der Schwerpunkt auf Los Angeles und dem Stadtviertel Silver Lake, wo bis heute zahlreiche Bauten Neutras wie auch sein eigenes Wohnhaus zu finden sind. Exkursionen führen in die noble Nachbarstadt Pasadena, in die Oase von Palm Springs und die Mondlandschaft von Lone Pine.

Die Häuser zeigen die ganze Bandbreite von Neutras Können im Einfamilienhausbau und vermitteln sein stringentes architektonisches System, das zugleich große Vielfalt und individuelle Abwechslung möglich macht. Viele der Häuser Neutras, ehemals häufig für die Mittelschicht konzipiert, sind mittlerweile Luxusobjekte und gleichzeitig nicht selten vom Abbruch bedroht, denn die rasant steigenden Grundstückspreise in Los Angeles machen die verhältnismäßig kleinen Bauten für die Immobilienwirtschaft unrentabel. Die Eigentümer der in der Ausstellung präsentierten Häuser waren nicht selten zugleich ihre Retter. So erzählen diese Häuser nicht nur von der Geschichte des modernen Wohnens, sondern auch von seiner radikalen Ökonomisierung in der neoliberalen Gegenwart.


RICHARD NEUTRA
Wohnhäuser für Kalifornien
Wien Museum MUSA, Felderstraße 6-8, 1010 Wien – bis 20. September 2020
Dienstag bis Sonntag und Feiertag, 10 bis 18 Uhr
www.wienmuseum.at
Erwachsene: EUR 7,- / ermäßigt EUR 5,-. Kinder und Jugendliche unter 19 Jahre – Eintritt frei!
Jeden ersten Sonntag im Monat für alle BesucherInnen – Eintritt frei!

Die Österreichische neue Moderne

Albertina modern im Künstlerhaus Wien, Eröffnungsausstellung The Beginning, Kunst in Österreich1945-1980.

The Beginning


Mit „The Beginning“ zeigt das neue Museum Albertina Modern im Künstlerhaus österreichische Kunst in den entscheidenden Jahrzehnten nach 1945. Vom Aufbruch nach dem Krieg bis zur Wende 1980.
Text: Helmut Schneider / Fotos: Albertina Wien, Sammlung Dagmar und Manfred Chobot © ART BRUT KG, Maria Lassnig Stiftung / Bildrecht, Wien, 2020, Estate Robert Klemmer


Mit der Albertina Modern besitzt Wien jetzt im komplett sanierten und adaptierten Künstlerhaus ein weiteres großes Museum für die Gegenwartskunst. Auf mehr als 2.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche werden hier zukünftig große Themenausstellungen nationaler wie auch internationaler Kunst nach 1945 stattfinden. Coronabedingt musste die echte Öffnung auf 27. Mai verschoben werden. Dafür ist die erste Ausstellung eine kleine Sensation. Besucher bekommen einen veritablen Überblick über das heimische Kunstschaffen nach dem Zweiten Weltkrieg bis ins Jahr 1980. Studiert werden kann dabei auch, wie schwer es die moderne Kunst in Österreich hatte und wie lange noch das nationalsozialistische Kunstideal vom reinen Schönen nachwirkte. Das Künstlerhaus diente etwa in der NS-Zeit als Ort der berüchtigten Ausstellung „Entartete Kunst“, in der die Nazis pauschal die Moderne verunglimpften. Die Wiener Avantgarde war dann nach dem Krieg lange Jahre auch eine Geschichte von Kunstskandalen.
Wobei die Ausstellungsmacher von „The Beginning“ davon ausgehen, dass es in Österreich nach 1945 stets mehrere Avantgarden gegeben hat. Es herrschten sogar Gräben zwischen dem Phantastischen Realismus – in Österreich die erste künstlerische Erneuerung nach Jahrzehnten der Stagnation und Provinzialisierung – und der abstrakten Malerei, zwischen dem Wiener Aktionismus und der konkreten und geometrischen Kunst.

Albertina modern im Künstlerhaus Wien, Eröffnungsausstellung The Beginning, Kunst in Österreich1945-1980.

Gemeinsame Feinde
Gemeinsam sind den Künstlerinnen und Künstlern dieser Avantgarden die radikale Auflehnung gegen Autorität und Hierarchie, die Kritik an der Verdrängung vergangener Schuld und die kompromisslose Zurückweisung eines reaktionären Kunstverständnisses, das weit über 1945 hinaus in Österreich als Ideal gilt. Gegen dieses Ideal verstoßen die Schreckensbilder des frühen Ernst Fuchs, Anton Lehmden und Rudolf Hausner. Die Wiener Aktionisten von Otto Mühl bis Günter Brus und Hermann Nitsch spielen auf das gängige reaktionäre Kunstverständnis an, während die Abstrakten, Wolfgang Hollegha und Markus Prachensky, dagegen anmalen. Die gesellschaftskritischen Realisten von Alfred Hrdlicka über Reimo Wukounig bis Gottfried Helnwein verfluchen dieses Ideal und Wiens Speerspitze der Art Brut von Franz Ringel bis Peter Pongratz verspottet es.

Erst nach und nach wiederentdeckt wurden die Künstlerinnen, die ab den späten 1960er-Jahren den Konflikt der Geschlechter beziehungsweise die gesellschaftliche Benachteiligung der Frau zum Ausgangspunkt ihrer widerständigen Kunst machen. Sie bekämpfen das reaktionäre Ideal ebenfalls: Die Aktionistin Valie Export und die spätere feministische Avantgarde, von Renate Bertlmann und Friederike Pezold bis Birgit Jürgenssen und Karin Mack, sind es nicht nur leid, sich von Männern repräsentieren und darstellen zu lassen. Sie positionieren sich radikal gegen die patriarchale Gesellschaft, die immer noch von den Geschlechterrollen, Zwängen und Tabus des „Austro-Faschismus“ und „Dritten Reichs“ geprägt ist.
„The Beginning“ widmet aber auch den bedeutenden EinzelgängerInnen Friedensreich Hundertwasser, Arnulf Rainer und Maria Lassnig eigene Räume. Was Skulptur und Objektkunst in diesem Zeitraum leisten, veranschaulichen Hauptwerke von Joannis Avramidis und Rudolf Hoflehner über Wander Bertoni und Roland Goeschl bis Curt Stenvert, Bruno Gironcoli und Cornelius Kolig.

Albertina modern im Künstlerhaus Wien, Eröffnungsausstellung The Beginning, Kunst in Österreich1945-1980.

Epochenabgrenzungen
Es ergibt sich für diese Ausstellung eine Epochengrenze, die über die Besatzungszeit hinausreicht und der erst mit den 1980er-Jahren ein anderer, ein neuer Abschnitt der Kunstgeschichte gegenübersteht. Für die in den 1950er-Jahren geborene Generation waren der Nationalsozialismus und das in ihm verankerte Kunst- und Gesellschaftsverständnis keine Bezugsgrößen mehr. 2021 wird mit „The Eighties“ dieser neue Abschnitt ebenfalls zum Gegenstand einer großen Ausstellung in der Albertina Modern.


„The Beginning“
KUNST IN ÖSTERREICH ZWISCHEN 1945 UND 1980
– Etwa 340 Werke von 74 Künstlerinnen und Künstlern
– Katalog erhältlich um € 49,90 (Deutsch) im Shop der ALBERTINA MODERN und der ALBERTINA
– Öffnungszeiten: täglich 10–18 Uhr
albertina Modern im Künstlerhaus, Erd- und Untergeschoß
Karlsplatz 5 | 1010 Wien –
T +43 (01) 534 83 0
albertina.at

Architektin, Künstlerin und Powerfrau

Guten Tag, Frau Präsidentin


Wir rasch sich die Zeiten ändern! Als ich dieses Interview führte, dominierten noch Stapel von Übersiedlungskartons das Büro der Kärntner Slowenin Tanja Prušnik. Inzwischen hat das Künstlerhaus coronabedingt – nach einer fulminanten Eröffnung Anfang März – leider wieder geschlossen.
Text: Ursula Scheidl / Fotos: Stefan Diesner, Wolfgang Leeb


Die Künstlerin und Architektin Tanja Prušnik hat als erste Präsidentin des Künstlerhauses große Pläne: Mehr Chancen und eine faire Bezahlung für Künstlerinnen und Künstler stehen ganz oben auf ihrer Liste. Familie steht für die Teamworkerin und Powerfrau trotz umfassendem Berufsleben an oberster Stelle. Bekannt wurde die Künstlerin durch Ausstellungsprojekte in ganz Österreich und den 2008 gegründeten Verein „den Blick öffnen“. 2011 war sie mit dem gleichnamigen sozialen Kunstprojekt im Künstlerhaus auf der Ausstellungsfläche, die im heutigen Künstlerhaus der Vereinigung gehört, vertreten. Seitdem ist ihre Verbundenheit mit der Gesellschaft groß. In ihrer Rolle als Präsidentin steht sie vor allem für fair-pay, ein erfolgreiches Teamkonzept, offene Prozesse und die Diskussion innerhalb gesellschaftlicher Gruppierungen.

wienlive: Sie sind nach Wien gegangen, um Architektur zu studieren, wann fing Ihre Leidenschaft für Kunst an?
TANJA PRUŠNIK: Die Kunst war schon immer sehr präsent, dementsprechend habe ich auch meine Schwerpunkte während des Studiums gesetzt. Kurze Zeit habe ich dann in Architekturbüros gearbeitet, aber nebenbei kamen immer eigene Kunstprojekte dazu. Diese Parallelität hat eine Weile funktioniert, dann musste ich mich für ein Gebiet entscheiden. Auch jetzt arbeite ich hier und da noch an kleineren Architekturprojekten, die aber eher in die Designschiene passen.

Wie kamen Sie vom Künstlerdasein in die Rolle der Präsidentin mit den vielen Verwaltungsaufgaben?
PRUŠNIK: Optisch war das Künstlerhaus schon immer sehr präsent, weil ich gegenüber an der TU studiert habe. 2011 bekam ich die einzigartige Möglichkeit, eine Ausstellung mit dem Namen „den Blick öffnen“ mit Beteiligung vieler Künstler und Künstlerinnen zu machen. Das Partizipieren im Künstlerhaus bereitete mir sehr viel Freude, deshalb habe ich mich kurze Zeit später als Mitglied beworben. Nach interessanter Arbeit im Gebäudeausschuss und Vorstand kam die Wahl zur Präsidentin. Andere Mitglieder und auch Leute von außen stellten mir immer die selbe Frage: „Warum machst du das nicht?“, das stärkt.

Sie sind die erste weibliche Präsidentin, wie sieht die Geschlechterverteilung im Verein aus?
PRUŠNIK: Die Verteilung ist heute sehr ausgewogen, grundsätzlich sind Frauen aber erst seit 1960 zugelassen. Kandidiert haben bereits Frauen, aber bisher wurden immer Männer in die Präsidentenrolle gewählt. Bei meiner Wahl haben tatsächlich nur Frauen kandidiert, es macht mich sehr stolz, die große Mehrheit der Stimmen hinter mir zu wissen.

Welche Ziele möchten Sie in Ihrer Zeit als Präsidentin des Künstlerhauses verwirklichen?
PRUŠNIK: Aktuell war natürlich die Wiedereröffnung eine große Herausforderung, aber mein Fokus liegt auch auf dem Thema fair-pay. Leider gibt es auch in der Kunstszene noch das bekannte Problem des pay-gap. Man merkt auch, dass Männer in der Kunstszene durchaus überzeugt von sich sind – Frauen sind hier manchmal zurückhaltender!

Also betrifft der Gender-Gap auch die Kunstszene?
PRUŠNIK: Ja, leider werden viele Künstlerinnen, aber auch Künstler von den Akademien nicht abgeholt. Wir möchten ein Ort sein, der auch einlädt, postakademisch zu arbeiten, junge Künstler und Künstlerinnen anzusprechen, ihnen Plattform zu geben. Da möchten wir auch als Plattform agieren und Leute hereinholen, die nicht vom Kunstmarkt, der ja seine eigenen Strömungen und Ideen verfolgt, abgeholt werden.

Vermissen Sie manchmal Ihre alte Heimat Kärnten?
PRUŠNIK: Natürlich, aber Wien ist die Stadt, für die ich mich klar und deutlich entschieden habe, ich hätte auch nach Slowenien gehen können. Kärnten ist für mich gleichermaßen meine Heimat wie Wien, ich trenne das überhaupt nicht. Kärnten hat natürlich trotz alldem einen besonderen Platz in meinem Herzen und ich bin sehr stolz auf meine Zweisprachigkeit. Die slowenische Sprache gebe ich auch mit Stolz an meine beiden Kinder weiter.

Sie sind Mutter, Ehefrau, Managerin und Künstlerin zugleich, wie bekommen Sie das alles unter einen Hut?
PRUŠNIK: Das ist alles eine Sache der Einteilung, manchmal gelingt es besser, manchmal schlechter. Familie steht bei mir ganz oben, ich möchte immer für meine Liebsten da sein. Das Privileg am Künstlerdasein ist natürlich, dass man an keinen Ort gebunden ist. Deshalb habe ich mein Büro/Atelier in mein Haus verlagert, dadurch kann ich viel Zeit mit meinen Kindern verbringen. Aktuell sind trotz Schließung des Künstlerhauses alle vom Team aktiv, und digital erlebbar – unter dem Motto #ClosedButActive und #KünstlerhausFromHome.