Mozart in eigenwilliger Version – „Die Entführung aus dem Serail“ an der Volksoper
Klar: Mozarts Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“ behauptet sich auf den Bühnen wohl nicht wegen des ausgezeichneten Librettos, sondern wegen der genialen Musik. Die Vorurteile der Zeit finden sich im Operntext wieder, was kein Wunder ist, denn vieles war eben noch nicht bekannt.
Doch muss man deshalb – wie in der aktuellen Fassung an der Volksoper – gleich die Erklärungen, die sonst Programm ihre Berechtigung haben, auf die Bühne hieven? Poetry Slammer und Rap Artist Sulaiman Masomi verpasste dem Singspiel zusätzliche Dialoge und Monologe, die uns etwa den Sklavenhandel erklären und Konstanzes Gefährtin Blonde versucht gar – natürlich vergebens – Selims Harem vom Matriarchat zu überzeugen. Das zieht das Ganze nicht nur in die Länge, sondern stellt das Publikum auf die Stufe von unaufgeklärten Volksschülern, denen man im Schulunterricht historische Schandtaten – wie den Sklavenhandel der Engländer – vermitteln muss.
Dabei hat sich Regisseur Nurkan Erpulat sonst um eine durchaus flüssige Fassung des Musikdramas bemüht, Dirigent Alfred Eschwé gelingt eine nuancierte Musik und Stefan Cerny erntet als Bösewicht und Kerkermeister Osmin zurecht viel Applaus. Das übrige Sängerinnen- und Sängerensemble hielt sich zumindest tapfer.
Das eher ruhige Bühnenbild von Magda Willi zitiert den Orient nur – der zweite Teil spielt dann in und rundherum einer riesigen, aufgeschnittenen Feige (Achtung Symbol!) – und Kostümbildnerin Aleksandra Kica lässt die westliche Welt in Schwarz auftreten und gönnt nur Selim und Osmin füllige Röcke.
Eine Aufführung, die an das „gut gemeinte“ Theater der 60er- und 70er-Jahre erinnert.
Infos und Karten: volksoper.at