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Theaterkritik – Theater in der Josefstadt, „Rechnitz (Der Würgeengel)“


Elfriede Jelineks „Rechnitz (Der Würgeengel)“ im Theater in der Josefstadt.
Text: Helmut Schneider / Foto: Philine Hofmann


Als man die Geschütze der Roten Armee schon hören konnte, feierte Gräfin Margit von Batthyány mit lokaler NS-Prominenz auf ihrem burgenländischen Schloss in Rechnitz noch ein orgiastisches Fest. Als krönenden Abschluss wurden dabei 180 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter erschossen und verscharrt. Das Massengrab ist bis heute nicht gefunden. Nach dem Krieg setzte bekanntlich das Verdrängen ein. Erst viel später haben sich Historiker ausführlich mit diesem zynisch-schaurigen Massenmord der Nazis beschäftigt. Da waren die meisten Zeitzeugen im Ort schon tot.

Elfriede Jelinek hat aus diesem historischen Grauen ihr Stück „Rechnitz (Der Würgeengel)“ gemacht, das 2008 uraufgeführt wurde. Die deutsche Regisseurin Anna Bergmann hat es jetzt sehr effektvoll und stimmig im Theater in der Josefstadt inszeniert. Jelineks Text wird dabei kunstvoll überhöht – fast hat man den Eindruck, einer Oper beizuwohnen. Die Drehbühne wird dabei zum Mitspieler. Sona MacDonald hinterlässt im festlichen neongrünen Abendkleid als Gräfin einen gespenstigen Eindruck, zumal im Hintergrund gerade ein Massengrab geschaufelt wird. Auch das übrige Ensemble ist überzeugend. Ein gelungener Abend in der Josefstadt.


Karten und Infos: josefstadt.org

Todestag von Franz Grillparzer

Todestag des „Österreichischen Nationaldichters“


Am 21. Jänner 2022 jährte sich der Todestag des „österreichischen Nationaldichters“ zum 150. Mal. Dabei war der Wiener Poet eine sehr widersprüchliche Persönlichkeit.
Text: Helmut Schneider


„Drum ist der Österreicher froh und frank,

trägt seinen Fehl, trägt offen seine Freuden,

beneidet nicht, lässt lieber sich beneiden!

Und was er tut, ist frohen Muts getan.

’s ist möglich, dass in Sachsen und beim Rhein

es Leute gibt, die mehr in Büchern lasen;

Allein, was not tut und was Gott gefällt,

der klare Blick, der offne, richt’ge Sinn,

da tritt der Österreicher hin vor jeden,

denkt sich sein Teil und lässt die anderen reden!“

Diese Zeilen sind aus dem historischen Drama „König Ottokars Glück und Ende“, gehalten vom Gesandten Ottokar von Hornek im 3. Akt, die Franz -Grillparzers zweifelhafte posthume Karriere als österreichischen Nationaldichter begründen. Und das obwohl im Erscheinungs-jahr 1825 Österreich sehr wohl noch eine Weltmacht war und das Drama zwei Jahre in der Zensur-behörde lag, ehe sich die Kaiserin persönlich für die Veröffentlichung einsetzte. Grillparzers „Loblied auf Österreich“ muss jedenfalls seither immer dann her-halten, wenn unsere Nation wieder einmal vom Ausland – Stichwort Waldheim-Sanktionen – „angepatzt“ oder geschmäht wird. Wobei es natürlich mehr als fraglich ist, warum man stolz darauf sein soll, weniger gebildet (es Leute gibt, die mehr in Büchern lasen) oder mundfaul (denkt sich sein Teil und lässt die anderen reden) zu sein. Aber was kann der 1791 in Wien geborene und 1872 ebendort verstorbene Dichter denn dafür? Und so wurde das Burgtheater nach der Nazi-Diktatur just mit „König Ottokars Glück und Ende“ wiedereröffnet.

Das Spannende an Grillparzer ist nämlich genau diese Widersprüchlichkeit in seinem zumal für damals sehr langen Leben. Er war zwar (Finanz)Beamter – Hofrat zuletzt – liebäugelte aber mit Ideen der Revolution. Schrieb ein Lobgedicht auf Radetzky („Glück auf, mein Feldherr, führe den Streich!“) und -bewunderte den Humanismus der Antike – 1843 reiste er nach Athen und Konstantinopel. Dazu kamen private Tragödien. Legendär ist sein Schmachten für Katharina Fröhlich, der er niemals einen Heiratsantrag machte, weil ihm angeblich der Mut dazu fehlte. Und nach dem sensationellen Erfolg seiner ersten Tragödie „Die Ahnfrau“ folgte ein Bergauf-bergab bei den nächsten Dramen. Dazu kamen Kämpfe mit der mächtigen Zensur und dem Kaiserlichen Hof. Aber das haben andere auch erlebt, die wenigsten Dichter haben ausschließlich Erfolge. Grillparzer hingegen zog sich 1848 (ausgerechnet!) quasi ins Privatdichtertum zurück, nachdem sein Lustspiel „Weh dem, der lügt“ am Burgtheater schlimm durchgefallen war. Typisch österreichisch? -Schmollen als Nationalkrankheit? Wer würde so etwas schon behaupten …

Tatsache ist, dass Grillparzers Stücke auch heute noch gespielt werden und sicher nicht nur, weil österreichische Bühnen einen Bildungsauftrag erfüllen müssen – mit dem Schielen auf den Besuch ganzer Gymnasial-klassen lässt sich schon längst kein Spielplan mehr machen. Aktuell etwa eine sehr ansprechende Inszenierung im Theater an der Josefstadt in der Regie von Elmar Goerden und mit Sandra Cervik in der Titelrolle. Modern gemacht, ohne den Grillparzerschen Text zu zerstören, und mit einem Schlussgag – plötzlich fallen alle in ein rosarotes Familienidyll. Man sieht: Das umfangreiche Werk Grillparzers kreist um Themen – bei Medea ist es etwa die Ausländerfeindlichkeit, bei Ottokar die Hybris der Regierenden –, die auch heute noch diskutiert werden müssen.

Bemerkenswert ist auch, dass dem kleinen Franz die Karriere als Dichter sicher nicht in die Wiege gelegt wurde. „Ich bin zu Wien am 15. Jänner 1791 geboren. Mein Vater war Advokat, ein streng rechtlicher, in sich gezogener Mann. Da seine Geschäfte und seine natürliche Verschlossenheit ihm nicht erlaubte, sich mit seinen Kindern viel abzugeben, er auch starb, ehe ich volle 18 Jahre alt war, und in den letzten Jahren seines Lebens Krankheit, die gräßlichen Kriegsjahre und der durch beides herbeigeführte Verfall seiner häuslichen Umstände, jene Verschlossenheit nur vermehrten, so kann ich von dem Innern seines Wesens mir und andern keine Rechenschaft geben. Sein äußres Benehmen hatte etwas Kaltes und Schroffes, er vermied jede Gesellschaft, war aber ein leidenschaftlicher Freund der Natur. Früher einen eigenen, später einen gemieteten Garten selbst zu bearbeiten und Blumen aller Art zu ziehen, machte beinahe seine einzige Erheiterung aus. Nur auf Spaziergängen, bei denen er, auf unglaubliche Entfernungen, manchmal die ganze Familie, häufig aber auch nur mich, noch als Kind, mitnahm, wurde er froh und mitteilsam“, schreibt er in seiner „Selbstbiografie“, die er für einen Almanach verfasste.

Eine nicht eben fröhliche Familie – sowohl ein jüngerer Bruder Grillparzers als auch seine Mutter nahmen sich das Leben. Legendär ist Grillparzers Besuch bei Johann Wolfgang von Goethe, dem deutschen Dichterfürsten. Bei einem Essen mit anderen war er mit am Tisch – als Goethe ihn zu einem Gespräch unter vier Augen einlud, reiste er aber – aus Angst oder Sturheit? – einfach ab.

In Wien gedenkt man Grillparzer natürlich im Burgtheater nicht nur durch die Aufführung seiner Stücke, sondern auch mit einer Büste an der Fassade. Im Volksgarten steht ein pompöses Denkmal. Die gewichtigste Erinnerung an Grillparzer stellt allerdings das Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek dar, denn das ist im sogenannten Grillparzerhaus untergebracht: Hier – im damaligen Hofkammer-Archiv – amtierte der Wiener Dramatiker bis 1856 als Direktor des Archivs. Bis heute erhalten ist das originalgetreue Arbeitszimmer, das Einblick in den Alltag des schriftstellerisch so begabten k. u. k.-Beamten gibt.

Und ganz neu: Die Wienbibliothek im Rathaus macht aus Anlass des 150. Todestages von Franz Grillparzer den gesamten umfangreichen Nachlass mit rund 3.300 Einzelstücken digital zugänglich. In der Digitalen Wienbibliothek gehen weiters 30.000 Korrespondenzstücke der Handschriftensammlung online, bis 2025 wird dieser digitale Bestand rund 210.000 Dokumente umfassen, die größtenteils auch frei zugänglich sind.


Informationen

geschichtewiki.wien.gv.at/Franz_Grillparzer

digital.wienbibliothek.at

onb.ac.at/museen/literaturmuseum

Theaterkritik – Volkstheater, „Ach, Sisi – neunundneunzig Szenen“

Von ZZ Top zu Sisi Top


Das Volkstheater zeigt eine unterhaltsame, witzige Revue über die Kaiserin Elisabeth von Österreich.
Text: Helmut Schneider / Foto: Marcel Urlaub/Volkstheater


Wenn man sich so umhört, haben viele in Wien das Volkstheater gedanklich schon abgeschrieben. Nach den Persönlichkeiten Emmy Werner und Michael Schottenberg, die ihre Vorstellung auf ein Theater, das nicht für Eliten interessant sein soll, gelang es Anna Badora niemals, ein Profil zu entwickeln. Die Besucherzahlen im immer chronisch unterdotierten Theater sanken. Mit der Saison 2020/21 sollte dann der am Schauspiel Dortmund erfolgreiche Direktor Kay Voges das Haus wieder Richtung geben – allein die Pandemie verhinderte einen echten Neustart. Und das obwohl das Haus nach der dringend notwendigen Renovierung glänzt wie noch nie.

Möge 2022 also besser werden. Und nach der ersten Premiere darf man das auch wieder hoffen, denn „Ach, Sisi – neunundneunzig Szenen“ ist eine echt gelungene Auseinandersetzung mit einem Phänomen, um das man in Wien nicht herumkommt. Der Comedian und Autor Rainer Grebe hat mit dem Ensemble eine Revue gestaltet, die nicht nur viel zum Lachen, sondern auch intellektuelles Futter anbietet. Da wird etwa aus einer Loge eine ziemlich respektlose Sisi-Nacht eines Privatradiosenders moderiert – inklusive Sisi-Gewinnspiel und Erzherzogin Sophie als kaum zu bremsenden Studiogast. Als Musik wird AC/DC und ZZ Top, die zu Sisi Top werden, angeboten. Musik gibt es aber auch live, zumal die schaurigen Gedichte der Kaiserin – mit gebotenem Ernst – gesungen werden. Dazu werden Szenen aus den Sissi-Filmen nachgespielt, das Hofzeremonell zelebriert und Kaiser Franz Joseph sinniert ziemlich sinnbefreit über die Anordnung der Wiener Bezirke. Das Ensemble ist auch wirklich famos: Andreas Beck, Anna Rieser, Uwe Schmieder, Christoph Schüchner, Anke Zillich und Balázs Várnai agieren mit viel Engagement, Susanne Peterka erzählt zur Erheiterung des Publikums aus ihrem Leben, das kein Sissi-Film war. Eine Produktion und ein Live-Erlebnis, die deutlich macht, was Streaming nicht kann und warum Theater auch heute noch in Zeiten der Einschränkungen seine Berechtigung hat.


Museumsbesuche

Im Museum – von Wittgenstein bis zur schönen Burgenländerin


Feiertage, ein Urlaub zu Hause – mithin die ideale Gelegenheit, in die von der Pandemie gebeutelten Wiener Ausstellungshäuser zu schauen. Zumal sich niemand Sorgen machen muss, dass die momentan überfüllt sind und man auch nicht weiß, wie lange diese noch mit 2G-Nachweis besucht werden können.
Text & Foto: Helmut Schneider


In „normalen“ Zeiten hätte man etwa in der Albertina mit der großen, spektakulären Modigliani-Schau mit Glück eine halbe Million Besucher erreichen können. Bei 200.000 bis 250.000 Gästen wären zumindest die Kosten gedeckt gewesen, verkündete Direktor Klaus Albrecht Schröder. Schließlich waren es aber nicht viel mehr als 180.000 – eine Verlängerung war technisch aber nicht möglich, denn ab 18. Februar ist in der Albertina bereits Edvard Munch zu erleben. 

Bei meinem Besuch kurz nach Öffnung um 10 Uhr war die wirklich beeindruckende Modigliani-Schau ganz gut besucht, im ersten Saal staute es sich etwas, aber weiter drinnen konnte ich die Bilder ziemlich ungestört genießen. Ich will mir einen echten Massenandrang gar nicht vorstellen – die Pandemie hat einige wenige Vorteile. Zum Drüberstreuen konnte ich auch noch die interessante Schau von Michaela Ghisetti (bis 20. März) mitnehmen.

Das Leopold Museum widmet sich bis 6. März Ludwig Wittgenstein und seiner Auseinandersetzung mit der Fotografie. Präsentiert werden aktuelle Porträtkünstler sowie die wenigen Fotos, die Wittgenstein selbst zeigen sowie viele Fotos von seiner großen Familie. Eine letztendlich doch sehr dichte, abwechslungsreiche Schau, die Wittgensteins Leben zwischen Wien, Cambridge und Norwegen widerspiegelt.

Gleich daneben im mumok stellt (bis 24. April) der weltbekannte deutsche Fotograf Wolfgang Tillmans aus. Eine Wunderkammer, die umso mehr wirkt als der Künstler die Fotos ohne Erklärungen und Objektbezeichnungen aufhängen ließ. Sogar am Noteingang sind Fotos angebracht. Sehr persönlich das Ganze – das kann man sich sicher auch noch ein zweites Mal anschauen. Ganz unten im mumok hat der junge Künstler Huang Po-Chih aus Taiwan seiner in der Textilindustrie arbeitenden Mutter ein sozialkritisch aufgeladenes Denkmal gesetzt. Sehr sophisticated und doch berührend (Blue Elephant bis 27. Februar).

Noch bis 31. Jänner ist im Kunstforum Wien die Ausstellung von Rebecca Horn zu sehen. Bei meinem Besuch an einem Montag gab es nicht gerade ein Gedränge – das berühmte Klavier an der Decke spielte fast für mich alleine. Die Installationen sind nach wie vor beeindruckend, ihr Hang zur Mystik scheint gerade wieder zeitgemäß.

Und in der Galerie Westlicht herrschte überraschend viel Andrang bei der Ausstellung zu 100 Jahre Burgenland (bis 20. Februar). Eine dichte Bilderflut zu Österreichs jüngstem Bundesland mit dem Titel „Grenzland im Fokus“, bei der auch die Minderheiten wie Roma und Kroaten nicht vergessen wurden und wichtige geschichtliche Ereignisse wie die Volksabstimmung und die Ungarn-Flüchtlinge ihren Platz haben. Es leben ja sicher mehr Burgenländer in Wien als in Eisenstadt, man konnte viele Menschen erleben, die andächtig auf den Fotos nach Erinnerungen suchten.


Albertina – Edvard Munch (Ab 18. 2. 2022)

Albertina – Michela Ghisetti (Bis 20. 3. 2022)

Leopold Museum – Ludwig Wittgenstein, Fotografie als analytische Praxis (Bis 6. 3. 2022)

mumok – Wolfgang Tillmans, Schall ist flüssig (Bis 24. 4. 2022)

mumok – Huang Po-Chih, Blauer Elefant (Bis 27. 2. 2022)

Kunstforum Wien – Rebecca Horn (Bis 31. 1. 2022)

Westlicht – Grenzland im Fokus. 100 Jahre Burgenland (Bis 20. 2. 2022)

Theaterkritik – „Lady in the Dark“ in der Volksoper

Das muss man sich trauen


„Lady in the Dark“ von Kurt Weill in der Volksoper. Eine Theaterkritik von Helmut Schneider.
Foto: Barbara Pálffy/Volksoper Wien


Das muss man sich erst einmal trauen, bei einem Publikum, das sich ein Musical erwartet: Ohne einen Takt Musik verfolgen wir in Kurt Weills „Lady in the Dark“ minutenlang die erste Sitzung einer sich offenbar in einer Art Burnout befindlichen Frau bei ihrem Psychoanalytiker. Liza Elliott , die Herausgeberin einer großen Frauenzeitschrift in New York, hat einen Zusammenbruch als sie erfährt, dass ihr Geliebter sich endlich von seiner Frau scheiden lassen kann und sie heiraten will. Dr. Brooks, ganz Freudianer, lässt sie frei assoziieren und erst dann wird die Szene zum Musical, wir sind natürlich mitten in einem Traum in dem Miss Elliot ganz anders ist als im Leben, nämlich selbstsicher und entscheidungsfreudig.

Kurt Weill wollte nach seiner von den Nazis erzwungenen Migration nach New York von Europa nichts mehr wissen und ein amerikanischer Komponist werden. Er schrieb zahlreiche Musicals. Bei „Lady in the Dark“ holte ihm dann doch wieder die Vergangenheit ein, denn die Psychoanalyse, die bekanntlich in der Geburtsstadt seiner Ehefrau Lotte Lenya erfunden worden war, galt gerade in New York als der letzte Schrei. Ein Musical, das im Wesentlichen aus psachoanalytischen Sitzungen besteht, ist freilich ein kühnes Unterfangen. Das Werk wurde am 23. Jänner 1941 am Broadway uraufgeführt und brachte es auf immerhin 467Aufführungen.

In der Volksoper spielt man nun dieses Zwitterding zwischen „Musical“ und „Play“ recht ansprechend, wobei die Musicalpartien zweifelsfrei die gelungeneren sind. Die Regie von Matthias Davids und das Bühnenbild von Hans Kudlich geben sowohl Raum für Glamour als auch für ernste Gespräche. Sehr gut gefällt der riesige Spiegel über der Couch, die freilich wie ein riesiges Doppelbett ausschaut und so auf gewisse Defizite im Leben von Liza Elliott hinweist.

Julia Koci in der Titelrolle kann mühelos zwischen Business-Frau und Glamour-Girl wechseln. Ben Connor gibt den draufgängerischer Filmstar Randy Curtis, Marie-Christiane Nishimwe die Assistentin Elinor Foster, Robert Meyer den Dr. Brooks. Insgesamt gab es keine Enttäuschungen. Auch das Orchester unter James Holmes brachte Weills Musik zum Funkeln – sogar zwei Hits waren dabei. Ein ungewöhnlicher Musicalabend und eine lange entbehrte Möglichkeit, Kurt Weills Musik abseits seiner in Deutschland entstandenen Erfolgsstücke zu entdecken.


Wien-Ticket Adventaktion 2021

Wien-Ticket: Adventaktion 2021
©Deer Van Meer

Wien-Ticket: Adventaktion 2021


Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude. Daher bietet Wien-Ticket bei seiner Adventaktion bis einschließlich 9. Januar 2022 wieder bis zu minus 24 Prozent Ermäßigung auf zahlreiche Events. Buchbar online unter www.wien-ticket.at, im Call Center unter +43 1 588 85 sowie in allen Wien Ticket-Vorverkaufsstellen.


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Musicals / Theater

Cats, alle Veranstaltungen ab Jänner 2022, Ronacher, -24%

Miss Saigon, alle Veranstaltungen ab Jänner 2022, Raimund Theater, -24%

Marjan Shaki & Lukas Perman, 13.01.2022, Metropol, -12%

Das Phantom der Oper, 19.02.2022, Wiener Stadthalle, -12%

Die Nacht der Musicals, 12.01.2022, Wiener Stadthalle, -12%

Konzerte / Shows

Maria Bill singt Edith Piaf und Jacques Brel, 25.03.2022, Wiener Konzerthaus, -12%

Jazz Gitti und die Disco Killers, 04.06.2022, Praterbühne, -12%

The Rocky Horror Show, 18.06.2022, Praterbühne, -12%

Der Nino aus Wien + Band, 21.08.2022, Praterbühne, -12%

Drew Sarich & das Endwerk Orchester, 18.09.2022, Praterbühne, -12%

Familie / X-Mas

Stella Jones & The American Christmas Gospel mit Kindergospelchor, 18. & 19.12.2021, Votivkirche, -12%

The Christmas Gospel Wien, bis 18.12.2021, Karlskirche, -24%

Conni – Das Zirkus-Musical, 05.02.2022, Wiener Stadthalle, -12%

Disney Der König der Löwen, 20.03.2022, Wiener Stadthalle, -12%

Bibi Blocksberg – Graz, 11.04.2022, Orpheum Graz, -12%

Kabarett

Gebrüder Moped – Das Beste aus beiden Welten, 08.01.2022, Casanova Vienna, -24%

Gunkl, 02.02. & 14.04.2022, Casanova Vienna, -24%

Nadja Maleh, 09.02., 9.04. &1.06.2022, Casanova Vienna, -12%

Guido Tartarotti, 31.03.2022, Casanova Vienna, -24%

Angelika Niedetzky, 24.05. & 16.06.2022, Casanova Vienna, -24%

Museum

Ausstellungseintritt Mozarthaus Vienna, -12%

Tipp: Wien Holding-Adventkalender mit tollen Preisen

24 Tage Weihnachtszauber bietet der Wien Holding-Adventkalender, der am 1. Dezember 2021 startet. Jeden Tag ein Türchen öffnen und tolle Preise aus dem Wien Holding-Konzern entdecken: Gutscheine für die Therme Wien, die DDSG Blue Danube, die Musicals der Vereinigten Bühnen Wien, für den Twin City Liner und vieles mehr – täglich mitmachen lohnt sich!

Ab 1. Dezember 2021 mitmachen unter: http://www.wienholding.at/adventkalender

Weitere Gutscheine der Wien Holding-Unternehmen finden Interessierte hier: http://www.wienholding.at/gutscheine

Theaterkritik – Blade.Unwichtig im Off-Theater

Fotzi, Hasi, Schweindi und die Androiden


Blade.Unwichtig im Off-Theater. Eine Theaterkritik von Helmut Schneider.
Fotos: Günter Macho


Seit zehn Jahren kreuzt Regisseur Ernst Kurt Weigel und sein bernhard.ensemble Dramenklassiker von Nestroy bis Soyfer mit kultigen Hollywoodfilmen. Er nennt das Mash-up. Die neue Produktion „Blade.Unwichtig“ bringt jetzt eine Vermischung von Ridley Scotts 1982 herausgekommenem Welterfolg „Blade Runner“ mit Werner Schwabs knapp eine Dekade später uraufgeführtem „ÜBERGEWICHT, unwichtig: UNFORM“.

Das beste aus zwei Welten

Im Off-Theater in der Kirchengasse, mitten im 7. Bezirk, gibt es sozusagen das Beste aus zwei Welten auf zwei Stunden (mit Pause). Und das ist durchaus unterhaltsam und teilweise auch anregend. Mit nur sechs Performern (Kristina Bangert, Yvonne Brandstetter, Sophie Resch, Kajetan Dick, Gerald Walsberger und Ernst Kurt Weigel) findet da in einer steirischen Wirtshauswelt eine Zukunftshölle statt. Der Androidenjäger ist gleichzeitig ein original Tschecherant und Frauenschläger, seine Geliebte gleichzeitig Thekenschlampe und künstlicher Mensch. Aber auch sonst bevölkert das Schwabsche Universum illustres Personal – ein dicker Fresser, genannt Schweindi, seine Anvertraute Hasi und die Prostituerte Fotzi. Der Kellner ist in der Welt der Zukunft dann der Mechaniker, der die Augen der Androiden konstruiert hat. Was alle verbindet: Irgendwann müssen sie aufs Klo und wir fragen uns ob wir je einen Science-Fiction-Film gesehen haben, in dem dieses nicht nur menschliches Bedürfnis thematisiert oder gezeigt worden ist.

„Blade.Unwichtig“ ist mehr Wirtshaus als Raumschiff und das ist vielleicht auch gut so, denn manche der Sprachtiraden von Werner Schwab können uns auch heute noch ganz schön nahegehen.


Blade.Unwichtig im Off-Theater
Regie und Konzept: Ernst Kurt Weigel
Spielzeit:
Bis 7. Dezember 2021 – Zu den Terminen

Kriminacht 2021

Am Dienstag nicht verpassen: Die Kriminacht im Kaffeehaus! – ©Stefan Joham

12. Oktober – Die Kriminacht im Kaffeehaus


Die beliebte Leistungsschau heimischer Krimischreiber geht heuer ins 17. Jahr – 38 Autorinnen und Autoren lesen aus ihren Krimis. Alle Veranstaltungen sind bei freiem Eintritt zu besuchen!


Alex Beer, Andi Pittler, Eva Rossmann, Claudia Rossbacher, Kurt Palm, Edith Kneifl oder Stefan Slupetzky – fast alle Stars der heimischen Krimiszene haben bei der Kriminacht ihren Auftritt. Kabarettist & Autor Dieter Chmelar wird mit Erwin Steinhauer im Café Hummel  über den „Polt“ des Alfred Komarek reden, den der Schauspieler in 6 ORF-Verfilmungen spielen durfte. Aber selbstverständlich wird auch Steinhauer, der kürzlich seinen 70. Geburtstag feierte, geehrt. Und Georg Biron wird einen lebensechten Krimi präsentieren, nämlich die sehr persönlichen Erinnerungen an seinen früheren Freund Udo Proksch. Insgesamt 30 Wiener Kaffeehäuser sowie  Hotelcafés und -bars sind diesmal dabei. Zusätzlich gibt es aber auch noch zahlreiche Gastlocations.der Wald“ bekannt, heuer liest sie aus ihrem neuen Thriller „Mit mir die Nacht“.

Im Admiralkino gibt es bei freiem Eintritt eine Sondervorführung des Films „Aufzeichnungen aus der Unterwelt“ – ©Stadtkino Filmverleih

FILM-EXTRA
Im Admiralkino gibt es bei freiem Eintritt eine Sondervorführung des Films „Aufzeichnungen aus der Unterwelt“ von Tizza Covi und Rainer Frimmel. Mitten im Geschehen stehen der Wienerlied-Sänger Kurt Girk und sein legendärer Freund Alois Schmutzer. Beide müssen ihre Nähe zum illegalen Kartenspiel „Stoß“ nach einem umstrittenen Prozess mit langen Haftstrafen büßen. Die Einleitung dazu hält Burgtheaterstar Robert Reinagl. (Reservierungen unter admiralkino.at)

Zum Andenken an den 2012 verstorbenen oftmaligen Kriminacht-Gast Ernst Hinterberger, der heuer seinen 90. Geburtstag gefeiert hätte, verschenkt das Kriminacht-Team ausgewählte Trautmann-Krimis an Besucher.

Alle Infos gibt es unter: kriminacht.at

Die Kriminacht dankt seinen Unterstützern wie der Wirtschaftskammer Wien und der Stadt Wien.

Theaterkritik – Der Weg ins Freie, Theater in der Josefstadt

„Der Weg ins Freie“ im Theater in der Josefstadt


Derzeit gibt es im Theater in der Josefstadt Arthur Schnitzlers „Der Weg ins Freie“ zu sehen. Eine Theaterkritik.
Text: Helmut Schneider / Foto: Roland Ferrigato


Der Hauptplot des 1908 erschienenen Romans „Der Weg ins Freie“ geht darum, dass Baron Georg von Wergenthin, ein Aristokrat und Künstler, die junge Musikerin Anna Rosner auch dann nicht heiraten will, als sie sein Kind erwartet. Schließlich ist er Künstler und muss frei sein. Die Kindesmutter betrügt er noch vor deren Entbindung. Als das Kind dann stirbt, will er Anna wieder als Geliebte, so als ob nichts gewesen wäre. Schnitzler verarbeitete darin den Umgang von Seinesgleichen mit Frauen und wahrscheinlich aus deswegen zeigten sich seine Freunde von diesem Prosawerk wenig angetan. Inzwischen gilt „Der Weg ins Freie“ allerdings als eines der Hauptwerke der österreichischen Literatur im 20. Jahrhundert. Zumal ein zweites Thema – nämlich der Antisemitismus in Wien schon vor Lueger – darin schonungslos dargestellt wird.

Susanne Wolf hat nun für das Theater in der Josefstadt eine überaus wirksame und spannende Theaterfassung hergestellt. Schnitzlers Witz auskostend wird man sich bei den fast drei Stunden des Abends (mit Pause) niemals langweilen. In der pointiert eingesetzten Regie von  Janusz Kica spielt Alexander Absenger den Frauenheld Georg, Alma Hasun die Anna, Raphael von Bargen den jüdischen Freund und Schriftsteller Bermann und Michaela Klamminger die in Georg verliebte Tochter des reichen Ehrenberg Else. Und natürlich gibt es auch beispielhafte Antisemiten, die allerdings nicht das von Juden gespendete Geld verachten. Vergessen ist etwa in Wien, dass die Volksoper 1898 dezidiert als arisches Haus für christliche Komponisten und Schriftsteller gegründet wurde. Da war Hitler gerade einmal 10 Jahre alt. Schnitzler zeigt alle Formen des Antisemitismus sowie alle Reaktionen darauf – schließlich wurde ja auch der Zionismus durch Herzl in Wien erfunden. Es wäre zu wünschen, dass sich alle Maturaklassen Wiens „Der Weg ins Freie“ ansehen.


Theaterkritik – Pelléas und Mélisande

Symbolistisch direkt


„Pelléas und Mélisande“ im Akademietheater. Eine Theaterbesprechung von Helmut Schneider.
Fotos: Susanne Hassler-Smith


Maurice Maeterlincks Drama „Pelléas und Mélisande“ kennt man eigentlich nur in der Opernfassung von Claude Debussy. Das symbolistische Stück über einen Mann, der auf seiner Insel eine junge Frau findet, heiratet und dann zusehen muss, wie sie sich in seinen Bruder verliebt, scheint auch nur in Vermutungen und Andeutungen zu leben. Der US-amerikanische Regisseur Daniel Kramer brachte es jetzt in einer neuen Fassung und in einer Übersetzung von Alexander Kerlin im Wiener Akademietheater zur Premiere. Er arbeitete dabei vor allem mit drastischen Bildern. Die zarte, blonde, verängstigte Mélisande (Sophie von Kessel) steht dabei dem grobschlächtigen Golaud (Rainer Galke) gegenüber, der sie mit seinen riesigen Händen zu fassen versucht. Später sieht man auch noch seinen keulenartigen großen Penis, mit dem er die Puppe seiner Frau schändet. Sind wir da schon in einem Traum ohne Verdrängung? Schwager Pelléas (Felix Rech) passt da schon größenmäßig besser zu Mélisande. Die Schwiegereltern (Barbara Petritsch und Branko Samarovski) sehen dem Spiel ebenso traurig wie fassungslos zu. Und Stiefsohn Yniold, der sich als Mädchen fühlt (erfrischend: Maresi Riegner) und gezwungen ist, sein Leid als zum Jungen verdammter Thronfolger in einer Nebenhandlung darzustellen.

Eingerahmt wird das Ganze von einer Art Gameshow samt Showgirl. Hat es wirklich noch mehr Hinweise auf unsere sexistische Gegenwart bedurft? Dabei sind die Darsteller redlich bemüht, den Text glaubhaft wirken zu lassen. Allein, können sie damit in der aufgeladenen Stimmung auch durchkommen? Dem Premierenpublikum schien die zweistündige deftige Traumdeutung jedenfalls gefallen zu haben.